Was ist Kalkwasser?
Kalkwasser ist eine SEHR basische - und deshalb muss man die Sicherheitsmaßnahmen gut einhalten! - Lösung von Calciumhydroxid. Peter Wilkens, einer der großen Pioniere der Meerwasseraquaristik, entwickelte in den 70ern des letzten Jahrhunderts diese Methode, bei der Calciumhydroxid in Wasser aufgelöst und dem Aquarium langsam zudosiert wird. Calciumhydroxid zwar sehr schnell löslich, aber leider können nur geringe Mengen gelöst werden: Bei 25°C werden etwa 670 mg als Calcium pro Liter gelöst. An der Eintropfstelle wird gelöstes Calcium dem Aquarium zugeführt. Gleichzeitig kann durch den sehr hohen pH-Wert von 12-13 Phosphat mitgerissen und als Hydroxylapatit ausgefällt werden.
Die manuelle Kalkwassermethode
Man gibt ca. 4 g Calciumhydroxid in Umkehrosmosewasser* in einen verschließbaren 5-Liter-Behälter. Einmal gut schütteln und warten, bis sich das nicht gelöste Calciumhydroxid abgesetzt hat. An einem Ventilchen, das ca. 2 cm oberhalb des Kanisterbodens montiert werden sollte, kann nun das Kalkwasser tropfenweise in das Technikbecken (oder Aquarium) geführt werden. Der Kanister sollte ein sehr kleines Belüftungsloch im Deckel haben, damit das Wasser heraustropfen kann.
Die automatische Kalkwassermethode
In sogenannten Kalkwasserreaktoren wird eine größere Menge Calciumhydroxid als sogenannte Kalkmilch in Schwebe gehalten. Frisch zufließendes Umkehrosmosewasser* wird sofort mit Calciumhydroxid gesättigt und kann in das Aquarium dosiert werden. Vorteil: es wird wesentlich mehr Kalkwasser pro Calciumhydroxidfüllung hergestellt, als bei der manuellen Methode (bei AquaCare KWRs ca. 25mal mehr).
Wichtig ist, dass der Kalkwasserreaktor nicht mit atmosphärischer Luft in Kontakt steht - er sollte gasdicht sein, um nicht aus der Umgebung CO2 herauszuziehen und die Kalklösung unbrauchbar zu machen. Ein Kalkwasserreaktor kann super mit einer automatischen Nachfüllung des Verdunstungswassers kombiniert werden.
* Der CO2-Gehalt des Umkehrosmosewassers ist nicht oder nur mit Aufwand zu verhindern. Lediglich bei sehr hartem Ausgangswasser (Karbonathärte) kann die erhöhte CO2-Konzentration im Umkehrosmosewasser durch eine gute Belüftung reduziert werden. Wird ein Silikatfilter (Mischbettharz) verwendet, sollte die CO2-Konzentration des RO-Wassers vor dem Silikatfilter ebenfalls reduziert werden, um die Leistung des Mischbettharzes nicht allzu sehr zu vermindern.
Wie viel Kalkwasser?
Grundsätzlich muss man die Dosierung an das Aquarium anpassen. Mehr als das Verdunstungswasser ist nicht möglich. Es sollten folgende Werte beobachtet werden:
Calcium: Steigt die Calciumkonzentration deutlich über 450 mg/l an, sollte die Kalkwasserdosierung reduziert oder gestoppt werden.
KH: Es ist zwar selten, aber die Karbonathärte kann ebenfalls steigen. Ist das der Fall, sollte ebenfalls der Einsatz von Kalkwasser gedrosselt werden.
pH-Wert: Steigt der pH-Wert des Aquariums über 8,4, sollte die Kalkwasserdosierung reduziert werden. Der durchschnittliche pH-Wert der tropischen Weltmeere (Oberflächenwasser) vor der Industrialisierung lag bei 8,2 und kann als idealer Wert für die Riffaquaristik angesehen werden.
Phosphat: Sinkt die Phosphatkonzentration unter 0,02 mg/l, sollte ebenfalls weniger dosiert oder für einen höheren Phosphateintrag gesorgt werden.
Wann Kalkwasser dosieren?
Die smarteste Zeit, Kalkwasser zu dosieren, ist nachts. Denn dann ist der pH-Wert am niedrigsten und wird durch das Kalkwasser angehoben. Die günstigste Zeit für einen Kalkreaktor ist hingegen tagsüber, um den Anstieg des pH-Werts zu vermindern.
Besteht die Möglichkeit einer pH-Wertregelung und einer automatischen Nachfüllanlage, dann sollte die Kalkwasserdosierung vom Ist-pH-Wert des Aquariumwassers abhängig gemacht werden. Über pH 8,4 sollte anstatt Kalkwasser nur Umkehrosmosewasser dosiert werden. Mit dieser Regelung werden die täglichen pH-Schwankungen minimiert.
Kalkwasser und Kalkreaktor - passt das zusammen?
Ein klares Ja, auch wenn es immer wieder gegenteilige Behauptungen gibt. In meinen Augen ergänzen sich beide Methode perfekt. Auch die Methoden nach Balling sind ohne weiteres ergänzbar.
Es sind aber einige Einschränkungen zur Kombination zu machen:
- Das Kalkwasser sollte nie an der gleichen Stelle dosiert werden, an der der Ausgang des Kalkreaktors eintropft. Sonst heben sich die Wirkungen beider Methode unter Umständen auf. Das gleiche gilt für Ausgänge von Dosierpumpen.
- Eine zeitliche Trennung ist ebenfalls möglich: tagsüber Kalkreaktor, nachts Kalkwasserreaktor.
- Die Eintropfstelle des Kalkwassers sollte nicht in der Nähe der Ansaugstelle der Rückförderpumpe oder anderer Pumpen sein. Die optimale Stelle ist vor einem Vliesfilter.
Übrigens: Ein Kalkwasserreaktor kann auch mit der Hydrogencarbonatkomponente der Balling-Methode gefüllt werden. So entfallen sehr große Vorratsbehälter.
Einiges zum Lesen:
Methoden zur Kalkwasserdosierung
Methoden zur Erhöhung von Calcium und Karbonathärte im Meerwasseraquarium
Natriumhydrogencarbonat im KWR