Die Empfehlung, die Einleitung des Reaktorwassers und des Kalkwassers an entfernten Stellen zu platzieren, teile ich nicht! Sie sollte nah beieinander erfolgen, um einen schnellen pH-Ausgleich zu erreichen.
Wenn beide Ausgänge - Kalkwasser und Kalkreaktor - zugleich dosiert werden, neutralisiert sich sehr schön der pH-Wert. Allerdings unter der Bildung von Kalk. So hat man neben CO2 und Calciumhydroxid eigentlich nur noch Energie verbraucht. In meinen Augen eher kontraproduktiv.
Im Aquarium haben wir ein stetiges Auf und Ab des pH-Wertes. Nachts, wenn die Photosynthese nicht funktioniert, atmet alles was lebt CO2 aus - das Wasser wird sauerer, der pH-Wert sinkt. Sobald tagsüber wieder Licht vorhanden ist, beginnen die photosynthetisch aktiven Organismen (Korallen mit ihren Zooxanthellen, Algen, Cyanobakterien und einige andere) CO2 zu verbrauchen, das Wasser wird basischer, der pH-Wert steigt. Diese Tag-und-Nacht-Schwankungen sind verglichen mit denen in den Meeren in unseren Aquarien sehr stark, insbesondere bei KH-Mangel. Grund hierfür ist der sehr hohe Anteil an Tieren bei extrem geringen Wassermengen.
So bietet sich eine zeitlich gesteuerte Zugabe von Kalkwasser (Lösung vom Calciumhydroxid, pH 12-13) und Kalkreaktorwasser (Karbonathärte mit CO2, pH-Wert ca. 6,5 bis 7,3 je nach Modell) geradezu an. Nachts, wenn der pH-Wert sinkt, kann Kalkwasser dosiert oder der CO2-Adsorber betrieben werden. Tagsüber, wenn der pH-Wert sowieso steigt, ist die ideale Zeit, um das mit zu viel CO2 angereicherte Wasser des Kalkreaktors einzuleiten.
Der Effekt ist eine um ca. 0,2 pH-Stufen geringere pH-Wertschwankung und im allgemeinen ein etwas höherer Durchschnitts-pH-Wert.
In Aquarien, in denen keine High-End-SPS gehalten werden, haben sich erhöhte KH-Wert bis ca. 10°dKH gewährt, weil dann die pH-Wert-Schwankungen niedriger ausfallen. In reinen Steinkorallenbecken würde ich den KH-Wert um 7 einstellen.