Hallo zusammen,
ich finde die Diskussion hier auch etwas befremdlich, aber nicht, weil ich Anja nicht verstehe sondern weil ich nicht verstehe, wie man das Offensichtliche nicht verstehen kann.
Ganz klar, Gestaltung unterliegt ästhetischen Regeln, auch die Aquariengestaltung. Diese ästhetischen Regeln haben nichts mit Geschmack zu tun sondern sind allgemeingültig. Ich habe in den Neunzigern mal Aquarien eingerichtet und dabei sicher auch schwere Fehler gemacht, sichtbare Technik, Steine an der Rückwand, wenn auch wenigstens nicht durchgängig, aber ich habe wenigstens Versucht einen Riffpfeiler außermittig zu platzieren, einen Durchblick, eine Art Schlucht, entstehen zu lassen und somit alles offensichtlich asymmetrisch zu halten. Das war mit Kalktuff und etwas Lebendgestein möglich. Man musste auch vor 15 oder 20 Jahren keinen Geröllhaufen in eine Glaskiste packen.
Und wo käme ich beim Fotografieren hin, wenn ich nur dann abdrücke, wenn ich etwas sehe, was zufällig schon der Drittelregel oder dem Goldenen Schnitt entspricht. Aber, und das gilt auch für ein Aquarium, man kann den Ausschnitt so wählen, dass dieser den ästhetischen Regeln genügt oder auch bewusst und begründet dagegen verstösst um einen bestimmten Effekt, einen Eindruck zu erreichen.
Und eine natürliche Gestaltung hat nichts mit einer Eins-zu-Eins-Umsetzung eines konkreten Riffausschnittes zu tun. Wer nimmt sich schon ein Foto her und baut das haargenau nach? Ein Riffaquarium ist sowieso ein gestalteter Ausschnitt und wenn ich ihn schon selbst gestalte, kann ich auch versuchen, das gut und ästhetisch zu machen. Und, wie schon gesagt, die Ästhetik hat Regeln. Dass die Gedanken von Anja so fremd und innovativ sind, dass sie hier auf solches Unverständnis stoßen, hätte ich nicht gedacht.
Es gibt Süßwasser-Aquarienbücher aus den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, die vom Goldenen Schnitt und dem starken Punkt erzählen und dass man die Bepflanzung danach ausrichtet.
Zum Thema hat Charles Delbeek einen Vortrag im Burger´s Zoo gehalten, leider gibt es davon aber keinen richtigen Artikel mit den Bildern und Aussagen, die er im Vortrag brachte.
Kurz zusammengefasst:
- Es darf keinerlei Technik sichtbar sein.
- Der Aufbau darf an keiner sichtbaren Stelle die Scheiben berühren, zumindest nicht die Rückscheibe!
- Die Farbgebung der Rückwand vermittelt Tiefe. Die Rückwand ist aber nicht farbig gestrichen sondern es ist ein entsprechender farbiger Hintergrund hinter der Rückscheibe aufgehängt oder aufgestellt. Die Rückscheibe wird sauber gehalten, kein Algenwuchs an der Rückscheibe!
-Natürlich entspricht die Gestaltung den ästhetischen Gestaltungsregeln, Asymmetrie, vermittelt Tiefe usw..
Ob man eine Gestaltung, die ästhetische und gestalterische Regeln beachtet, unbedingt als modern bezeichnen muss ...? Wie gesagt, die Süßwasseraquaristik und andere Bereiche kennen das schon lange.
Grüße
Hans-Werner