Für PVC Material bald das "AUS" in der Meerwasseraquaristik? (Weichmacher?)

  • Hallo,


    wie ja einige von Euch wissen bin ich Architekt und plane viel im Klinikbereich. Ich traf heute einen Kollegen der auch Meerwasseraquarianer ist. Wir kamen ins Gespräch und teilten so unsere erfahrungen. Irgendwie kamen wir auf das Thema PVC - Einsatz im Meerwasser, ganz einfach bedingt durch dieverse PVC Verbote in Sozialbauten aufgrund der flüchtigen Weichmacher.


    Er erzählte mir, das er in seinem 2500 Liter Becken 14 Ausläße für die Strömung als Closed-Loop System laufen hatte. Das waren eine Menge PVC Rohre, der größere Posten waren allerdings die Filter. Sein Becken lief nicht gut, es gab immer wieder Problem. Er entschloß sich, alles was PVC beinhaltet möglichst aus dem Becken zu entfernen. Seit dem steht das Becken prächtigt!! Ich frage Ihn morgen mal nach Bildern.


    Nun meine Frage:


    Kennt sich jemand aus mit flüchtigen Weichmachern in PVC Materialien und deren schädliche Auswirkung auf Meerwasseraquarien und deren Bewohner? Konnte das der Grund sein für die Probleme in seinem Becken?


    Liebe Grüße
    Stefan

  • Hi,
    er wird für die Verrohrung ja sicherlich PVC-Rohre und keine PVC-Schläuche verwendet haben. Hart-PVC (PVC-U) ist meines Wissens frei von flüchtigen Weichmachern. Info z.B. hier

  • Hallo Klaus,


    na klar sind die Schläuche nicht aus "weichem" PVC, deshalb nutzen die meisten ja Silikon.


    Allerdings kommt wohl auch kaum jedmand auf die Idee Trinkbecher aus PVC (hart) herzustellen. Diese Gefäße sind immer wirklich neutral und aus anderen Materialien. (Labor)


    Es kann natürlich auch sein das er ein "Meewasseresoteriker" ist :winking_face: und es ein Zufall war das das Becken nach entfernen der PVC Platten dann doch noch gut lief. Das wird wohl kaum jemand herausfinden.


    Aber je länger ich darüber nachdenke, umso weniger würde ich großflächige PVC Flächen im Meerwasseraquarium einsetzen.


    Gruß
    Stefan

  • Allerdings kommt wohl auch kaum jedmand auf die Idee Trinkbecher aus PVC (hart) herzustellen. Diese Gefäße sind immer wirklich neutral und aus anderen Materialien. (Labor)

    Die Trinkbecher vielleicht nicht, dafür aber die Rohrleitungen in den Lebensmittel verarbeitenden Betrieben.

  • dafür aber die Rohrleitungen in den Lebensmittel verarbeitenden Betrieben


    Das ist definitiv falsch! Auf keinen Fall dürfen die weißen oder grauen normalen PVC Leitungen für Trinkwasser verwendet werden!!!

  • Hallo Stefan,


    ich kann Klaus in diesem Punkt nur bestätigen. Ich selbst war einige Jahre technischer Leiter bei dem weltweit größten Limonadenhersteller.
    Kennst sicher die braune Brause die hektoliterweise konsumiert wird.
    Hart PVC (PVC-U)kommt in der Getränke ; Lebensmittel.... in der Pharmaindustrie (!) neben 1.4571 (V4A) seit Jahren und unter strengsten Auflagen zum Einsatz und ist zu 100% FDA konform.


    Du meinst Materialien wie Bodenbeläge etc. die noch nach Wochen nach PVC riechen.


    Grüße
    Carsten

    Grüße aus der Ideenschmiede


    AQUADRIVER®
    Meisterbetrieb für Feinwerkmechanik

  • Hallo Carsten,


    schön das Du dich hierzu auch mal meldest. Leider hast du oder habt ihr nur bedingt recht. Das regelt die DIN 1988-2 ganz genau. Die PVC Leitungen sind nur bis 20° C zugelassen!!! Auf keinen Fall werden dieses Leitungen bedenkenlos für Trinkwasser eingesetzt! Diese Leitungen sind nicht dafür zugelassen, und das aus gutem Grund. Es ist etwas anderes wenn Kaltwasser (mind. unter 20°C) als Brauchwasser als Grundstoff verwendet wird. Die Aufbereitung erfolgt ja noch. Und, Cola-Flaschen sind ja auch nicht aus PVC sonder PET.


    Aber das wird ja alles viel zu theoretisch :face_with_tongue: . Meine Auftraggeber (Krankenhäueser) untersagen den Einsatz von PVC Rohren, das ist meistens alles Edelstahl. Und, PVC Bodenbeläge sind in diesen Bereichen sowieso nicht geeignet, Kautschuk ist dort STandart.


    Die spannenste Frage für mich bleibt aber immer noch:


    Wenn schon nur Boden - Luft - Mensch Kontakt für PVC geregelt ist, wie verhält sich das dann bei direktem beströmten horizontalen oder vertikalen PVC Flächen im Meerwasserbereich?


    Kann schon sein das das alles Quatsch ist, aber ich kam eben aufgrund der Erfahrungen zu dieser Frage.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Stefan,


    ich halte es für Zufall, vielleicht hat dein Kollege beim Entsorgen den eigentlichen Verursacher unbemerkt mit entsorgt ?


    Als gelernter Kuststoffschlosser, gut ist schon ne Weile her, habe ich noch nie von solchen Problemen gehört. Vielleicht sagt Klaus mal was dazu ob sich bei ihm schon RE-Kunden diesbezüglich geäussert haben.

    Gruß Jürgen


    Panoramabecken 200x70x60, Photon Plus 2x400W Megachrome Coral 14K E40 + 4x54W T5 Aqua Science Special 15K, 2x Tunze Stream 12000 l/h,ATK Abschäumer150cm mit The Pump 40


    Die Summe der auf der Erde vorhandenen Intelligenz bleibt ewig gleich. Nur die Bevölkerung wächst ständig...

  • Als gelernter Kuststoffschlosser, gut ist schon ne Weile her

    :smiling_face: bei mir auch! Allerdings war das auch nur ein Teil der Ausbildung und ist ja schon sooooo lange her :smiling_face_with_sunglasses:


    RE baut doch alles genau aus diesem Grund aus Plexiglas oder PET! Oder bin ich da falsch informiert??


    Ich weiß das beim OZEANEUM in Stralsund mitten in der Bauphase alle PVC Rohre wieder entfernt wurden!!

  • Hi


    Klaus baut seine Dreambox aus Plexiglas und PVC-Hart.


    Ich hab meine Box 2008 aus Plexiglas und PVC-Hartschaum gebaut, Probleme
    kann ich keine feststellen. :smiling_face_with_sunglasses:

    Gruß Ewald


    _______________________________________________________________________________________________________________________________


    Früher hatte ich Angst im Dunkeln.
    Wenn ich heute so meine Stromrechnung sehe,
    hab ich Angst vorm Licht. :loudly_crying_face:

  • Zitat

    Ich weiß das beim OZEANEUM in Stralsund mitten in der Bauphase alle PVC Rohre wieder entfernt wurden!!


    Dort wurde von einem der Geldgeber verlangt, daß alle Leitungen - und die sind ja in öffentlichen Schauaquarien deutlich länger als bei Heimbecken - nebst Armaturen NICHT aus PVC sein dürfen, gleiches gilt für alle Kunststoffbecken.


    Das war schon ein riesiger finanzieller Aufwand und führte zu so manchen Stirnfalten. Auf jeden Fall ist es aber machbar, die Frage ist nur, ob man sich das zu Hause antun will:

  • Hallo Stefan,


    dem liegt doch nur eine Vermutung in einem Einzelfall zugrunde! Bei aquaristischen Problemen werden gern und recht schnell falsche Korrelationen hergestellt. Ich habe seit Jahrzehnten PVC Material (ohne Weichmacher) in meiner bestens laufenden Anlage im Einsatz. Es gibt bisher keinerlei Hinweise, geschweige denn belastbare Quellen, wonach es bei Hart-PVC zur Abgabe problematischer Verbindungen im Meerwasser käme.
    Ohne wirklich exakte Kenntnisse sollte man nicht unbedingt die Pferde scheu machen.


    Gruß


    Bernd

  • moin,


    in der alten korallenfarm - in hobbymanier gebaut und zu jedem becken führte ein grüner aquarienschlauch, das wasser floss in grauen abflussrohren zurück und korallen wuchsen wie bekloppt.


    in der jetzigen farm sind die pvc-hartrohre verlegt und als filterbecken solches auch aus pvc.


    no prob.

  • Hallo zusammen,


    vielleicht ist es doch kein Zufall, dass nach Entfernen der PVC-Installationen das Becken besser lief, die hergestellten Zusammenhänge aber sind falsch. Wenn man nur genug Rohrleitungen legt, durch die das Wasser rauscht, und von Filtern war auch noch die Rede, hat man irgendwann einen Schnellfilter- oder Rieselfilter-Effekt. In den Rohren siedeln sich Biofilme an, die organische Verbindungen und Stickstoffverbindungen oxidieren, schlechte Voraussetzungen für ein Riffbecken. Deswegen bin ich auch nicht ganz so begeistert von "Closed Loop" und sonstigen umfangreichen Rohrleitungen am Becken. Wenn Rohrleitungen am Becken, dann müssen Länge und Wasserdurchfluss in einem vernünftigen Verhältnis zum Beckenvolumen stehen.


    Grüße


    Hans-Werner


    P. S.: Stefan, bist Du Dir sicher, dass es bei dem Verbot wirklich um Weichmacher geht und nicht um Dioxine und giftige Gase im Brandfall bzw. bei der Entsorgung? Weichmacher können auch in anderen Kunststoffen vorkommen. Für die Wasserversorgung würden sich ja Edelstahl- oder verzinkte Eisenleitungen anbieten.

    Einmal editiert, zuletzt von Hans-Werner ()

  • Hallo,


    und nun wurde alles auf PP umgerüstet, oder was? Schön mit all den Schweißwülsten im Leitungssystem? :grinning_face_with_smiling_eyes:


    Wenn das PVC wirklich solche Probleme bereiten würde, sollten Viele ein Problem damit haben. Da PVC das gängigste Material in der Verrohrung von Aquarien ist und das schon seit vielen Jahren, stellt sich die Frage, warum soooo viele Becken perfekt damit laufen? Spielt sich wohl wieder mal was im ppm-Bereich ab und schließlich muß ja einer/etwas Schuld haben, wenn das Becken nicht läuft. :smiling_face:


    Klarer Fall für einen Meerwasser-Homöopathen. :grinning_squinting_face:


    Gruß Axel

  • hi,


    denke, das "verbot" liegt im politischen bereich. pvc gilt halt als umweltbelastend und wird somit dort nicht eingebaut.


    da spielt dann der wirkliche nutzen und auch die kosten keine rolle.

  • was ich mir eher vorstellen kann ist ein brandschutztechnisches problem in so großanlagen wie einem Schauaquarium.


    Bei öffentlichen Gebäuden sind ja schnell sogar die kabel ein Problem und müssen mit Brandschutz eingekleidet werden.


    wenn dann noch Anforderung wie halogenfrei wegen Brandschutz ins spiel kommen hat PVC halt verloren.


    Gruss


    Markus

  • Hallo Markus,


    das mag sein. PVC setzt bei Verbrennung giftiges Chlorwasserstoff frei. Bei großen Anlagen und hohen Drücken ist die Lebenserwartung ebenfalls nicht so hoch wie bei Edelstählen.


    Ich würde viel mehr Aufmerksamkeit unbekannten Kunststoffen in der Aquarienbranche widmen. Oftmals werden fernöstliche Pumpen, Abschäumer und vieles anderes Zeugs aus übel riechendem Plastik gefertigt.
    Von solchen Produkten kann nur gewarnt werden. Das gilt natürlich auch für andere Produkte wie z.B. einigen Softgrib Griffen an Werkzeugen etc.
    Ich kaufe grundsätzlich nichts aus Kunststoff was in irgend einer Form stinkt, weil dieses Material bei Hautkontakt zu Irritierungen führen kann und schlimmstenfalls sogar krebserregend ist!


    Grüße
    Carsten

    Grüße aus der Ideenschmiede


    AQUADRIVER®
    Meisterbetrieb für Feinwerkmechanik

  • Hi,
    schön, das es immer Alternativen gibt.
    wer Angst vor dem handelsüblichen PVC-U hat, kann alternativ in PVC-C investieren. Das bringt alle Eigenschaften mit, welche PVC-U nicht aufweist. Kostet eben aber auch dementsprechend.


    Im übrigen kann man 'unbekanntes Plastik' nicht eindeutig fernöstlicher
    Herstellung zuordnen; oder etwa doch? ...da gibt es beispielsweise
    Pumpen 'made in Germany', die sich zum Teil über Jahre mit herrlichem
    Fadenalgenwuchs maskieren, deutsche UV-Klärer, bei denen sich die Hülle
    innerlich durch das UV-C auflöst. Heizstäbe und Pumpen deutscher
    Hersteller, welche sich dank verhärtender Kabel erhöhter
    Kabelbruchgefahr unterwerfen.; ...und und und.

  • Zitat

    Woraus sind die weißen Rohre dann?


    In diesem Fall sind das wirklich alles PE/PP Rohre und auch Fittings. Ein Riesen Aufwand, denn es muß ja alles geschweißt werden.


    Sowas würde zu Hause wohl kaum jemand in größerem Umfang machen. Daher ist es ja auch unser Bestreben, so wenig wie möglich lange Leitungen, Winkel, Bögen etc. zu verbauen, denn das bringt auch alles ordentlich Energieverluste, welche letztendlich nur in Wärme umgewandelt wird, die, zumindest im Sommer, keiner braucht.


    .

    KORALLENWELT - gegr. 1993 - Torsten Luther - Inhaber
    Tätigkeitsschwerpunkte: Aquariendekorationen, Abyzz Pumpen, Propellerpumpen, Großanlagen, Planungen

  • Hi Torsten,




    ja, so wenig wie möglich Leitungen im Becken zu haben bzw. in der gesamten
    Anlage ist sicher in vielen Punkten sinnvoll. Wobei ich nicht denke dass die
    Rohre gravierend sind. Im Innern bildet sich ja häufig eine Patina, Bakterien
    oder sonst was. Die Oberflächen sind dann "geschlossen". Wichtig ist
    hierbei ein ständig hoher Durchfluss. Jeder kennt den Gammel der sich aus den
    Rohren löst, wenn man mal für eine halbe Stunde die Pumpe ausschaltet.




    Was viel gravierender ist, so denke ich zumindest, sind große Tanks aus PVC in
    denen das Wasser steht oder langsam strömt. Ich habe heute mal einen Versuch
    gemacht den jeder zuhause mal ausprobieren sollte. Bastelt euch mal einen
    Becher aus PVC und füllt ihn mit Leitungswasser. Stellt eine Keramiktasse daneben
    und füllt auch dieses. Dann lasst ihr beide Gefäße 20 min. stehen und trinkt
    aus beiden! Der Effekt ist unglaublich!!!! Das Wasser aus dem PVC Becher schmeckt
    deutlich nach "Plastik".




    Kein Mensch bzw. keine jungen Eltern würden auf die Idee kommen und den
    Apfel-Hafer Brei von Milupa mit Wasser aus einem PVC Vorratstank an mischen um
    ihn anschließend an ihr Baby zu verfüttern! Wer weiß was erst das aggressive
    Medium Meerwasser aus PVC "herauslöst"?




    Ebenso scheint die Vorstellung absurd, aus großen PVC Platten/Rohren/PVC-Resten
    künstliche Korallenriffe im Meer anzulegen!





    Viele Grüße
    Stefan

  • Hallo Stefan,


    Du solltest Dir erst einmal klar darüber werden, über was Du schreibst. Offensichtlich gehst Du immer von PVC - P aus, denn Du hast ja Weichmacher angeführt. Dein Plastikbechertest bezieht sich offensichtlich auch auf PVC-P, denn nur dieses kann ausdünsten. PVC-P ist in der Tat umstritten.


    In der Aquaristik wird aber bis auf wenige Ausnahmen (grüne Schläuche) das völlig unbedenkliche PVC-U (hart) verwendet. Da dünstet nichts aus, es ist kein Weichmacher vorhanden. Aus PVC-U werden sogar Lebensmittel-und Pharmaziefolien hergestellt!!!


    Daher nochmals meinen Rat, keine unsinnige Panik verbreiten!


    Gruß


    Bernd

  • Hallo Stefan,


    ich würde folgende Vorgehensweise empfehlen, da bereits der Kontakt mit Metall, Holz, Keramik, Glas oder Plastik die Wahrnehmung beeinflusst:


    Wasser in spülmaschinengereinigten PVC-U-Becher, Wasser in Glas, nach einer halben Stunden Wasser aus PVC-U-Becher in Glas umfüllen und dann probieren.


    Kenner erkennen übrigens in einer Blindverkostung, welches Bier aus einer Plastikflasche und welches aus einer Glasflasche kommt und das aus zugelassenen PET-Flaschen. Ich vermeide solche Plastik-Flaschen, habe aber bei PVC-U-Verrohrung keine Bedenken.


    Natürlich siedeln sich im Inneren von Rohrleitungen Bakterien und Biofilme an, das macht lange Rohrleitungen ja erst zu unbeabsichtigten Biofiltern. Das ist genau der Gammel, der dann bei Wiederinbetriebnahmen herausgespült wird. Bakterienbeläge und Biofilme bilden keine geschlossene Oberflächen, sie sind durchlässig und lösen sich von Zeit zu Zeit ab.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Servus Zusammen!


    Eigentlich wollte ich hier aus bekannten Gründen ja nix mehr posten. Weil in dem Thread hier aber viel Falsches/Undifferenzierte steht und hier ja auch Anfänger/weniger technisch Informierte mitlesen, halte ich eine Aufklärung für wichtig.


    Zunächst - das haben die Vorschreiber ja schon angemerkt - ist PVC nicht gleich PVC und das unreflektierte zusammenwürfeln verschiedener PVC-Systeme in der Argumentation ist alleine schon unzulässig, da die Systeme alle verschiedene Eigenschaften haben. Hier ist der Hinweis von Bernd Kolberstaedt von gestern 16:00 Uhr m.M.n. am zielführendsten. PVC-U - der Werkstoff, der bei fachgerechtem Anlagenbau in der Meeresaquaristik üblicherweise für Verrohrungen zum Einsatz kommt - jedenfalls gibt keine Weichmacher ab ans Wasser ab, weil er eben keine enthält. Aber das ist ja eh Offensichtlich und nicht weiter spektakulär.


    Richtig ist, dass Rohrsysteme aus PVC-U nur eine Zulassung für sogenanntes Kaltwasser haben.


    Das hat auch einen guten Grund. Allerdings sind die zitierten Normen (DIN 1988-2) seit 2012 zurückgezogen, ebenfalls die Beuth Kommentare dazu gelten nicht mehr. Die "aRdT" sind heute die Grundlagennormen DIN EN 806-1 bis 5, DIN EN 1717 und die nationalen Ergänzungsnormen DIN 1988-100 bis 600. Und selbstverständlich wie Eingangs erwähnt die Leitlinien des Umweltbundesamtes (z.B. KTW Leitlinie) und des DVWG. Aber das nur zum Formalen, dass ändert nix an der Tatsache hinsichtlich PVC-U.


    Warum ist das also so?


    Man spricht im Trinkwasserumfeld von drei "Trinkwasserkategorien": Kaltwasser (je nach Norm/Leitlinie Zielhaftigkeit ist das <20°, <25° oder 23°+/- 3°), Warmwasser (30°-60° bzw, 60° +/-2°) und Heißwasser (>60° bzw. 85° +/-2°). Was man noch wissen muss/sollte um die Werte zu beurteilen: Die Werte haben alle Sinnhaftigkeit und sind selbstverständlich mit Fachkompetenz und Hintergrund entstanden aber gerade im Normenwesen (ich war selbst jahrelang in DIN Gremien gesessen) ist man mit Vorgaben immer mit einem relativ hohen Sicherheitsfaktor schnell in der Kategorie "Hosenträger und Gürtel". Mann kann also auch an den Grenzen der Bereiche bzw. bei einer leichten Überschreitung i.d.R. ein ruhiges Gewissen haben.


    PVC-U hat u.a. die Eigenschaft, dass es nicht dauerhaft Heißwasserbeständig (hydrolysefest) ist. Mit steigender Temperatur und ab einer gewissen Grenze (meist um die 45° rum) verlieren PVC-U Rohrsysteme ihre Fähigkeit üblichen Trinkwasserleitungsdrücken Stand zu halten, es können sich Leckage bilden, durch die das Trinkwasser verunreinigt wird oder Wasserschäden entstehen. Freilich werden bei den höheren Temperaturen und der einsetzenden Aufspaltung des PVC-U durch Reaktion mit Wasser dann auch Stoffe an das Wasser abgegeben - das ist klar und das will man selbstverständlich im Warm- und Heißtrinkwasser auch nicht haben.


    Die Zulassung/Nicht-Zulassung von PVC-U ist also zunächst eine Zulassung/Nicht-Zulassung für die Trinkwasserkategorien (Kalt/Warm/Heiß) und erst in zweiter Linie und das indirekt für einen Temperaturbereich. Der Umkehrschluss, aus den Intervallen der Trinkwasserkategorien auf Eignungsgrenzen zu schließen ist aber offensichtlich nicht zulässig. In der Regel wird für PVC-U Rohrsysteme eine Dauertemperaturbeständigkeit von bis zu 45° angegeben. PVC-U ist also in den Bereichen in denen wir unsere Aquarien betreiben völlig unbedenklich und kann guten Gewissens verendet werden. Als Rohrsysteme, als Abschäumer, als Filterboxen und und und....


    Genauer drauf schauen sollte man aber z.B. auf Kabel, die ggf. Kontakt mit dem Meerwasser haben. Hier ist ggf. zu prüfen ob in den Kablen nicht Weichmacher verwendet werden. Allerdings ist eine generelle Aussage zu Weichmachern ebenso wenig möglich wie allgemein zu Polyvenylchloriden - es gibt zu viele verschiedene Weichmacher :winking_face:


    Warum in manchen Bauobjekten während der Bauphase PVC-U Leitungssysteme zurückgebaut wurden kann viele Gründe haben. Wir haben z.B. Fragestellungen hinsichtlich der LEED Bewertung von Gebäuden. LEED ist eine System, das stark aus den Staaten kommt und Gebäude mit einem Punktesysteme hinsichtlich einer umweltfreundlichen, nachhaltigen Bauweise zertifiziert. Hier spielen selbstverständlich auch die verwendeten Materialen eine Rolle. Das geht ggf. vom Einbau über den gesamten Gebäudelebenszyklus bis hin zur Entsorgung. Ohne das ich es genau weiß, könnte es sein, dass im Punktesystem einer LEED Zertifizierung PVC in allen/einigen Varianten keine besonders gute Figur macht. Aber wie gesagt: Eine Umentscheidung/Rückbau kann viele Gründe haben.

    Grüße aus der niederbayerischen Heimat vom
    Niederbayern
    (in öffentlichen Foren nie mit echtem Namen, in PNs schon)

  • Schön erklärt, aber vielleicht trifft es auch nicht des Pudels Kern. "Weichmacher" sind ja irgendwie auch nur so ein Stichwort für irgendwelche Substanzen, die aus diversen Gründen Plastikprodukten zugesetzt werden. "Schwermetalle" ist auch ein Holzhammerbegriff mit dem man auf alles Mögliche eindreschen kann, oftmals nicht einmal Metalle.


    Aber ich kann Stefan schon verstehen, wenn man sich anschaut, was überall in unserem Leben so gemacht wird, selbstverständlich alles "wissenschaftlich korrekt und überprüft":


    Speisesalz (NaCl) durchaus eine Grundlage für das Meersalz unserer Tiere, wird ganz normal mit Hexacyanoferrat rieselfähig gemacht (Quelle: Chemie.de):


    Zitat

    Chemische Zusätze - Rieselfähigkeitsförderer - Zur Verbesserung der Rieselfähigkeit werden ... Ferrocyanide zugesetzt.

    War hier auch mal ein Thema (blaues Meersalz)


    Vielleicht eine gute Idee, wenn auch nur einen Schritt vom hochgiftigen Cyanid entfernt, aber allein die Ausmaße lassen aufhorchen: in Deutschland bekommt man nahezu kein Salz mehr ohne Ferrocyanid. Sowas steht auf keiner Packung




    Oder Äpfel (Quelle ARD Mediathek):


    Zitat

    Seit einigen Jahren wird eine weitere Methode angewandt: Bei dem sogenannten SmartFresh-Verfahren werden die Äpfel zusätzlich mit dem Gas Methylcyclopropen (MCP) behandelt. Dieses blockiert die Wirkung des apfeleigenen Reifehormons Ethylen, indem es bestimmte Poren in der Schale besetzt. Ethylen regt viele der Reifevorgänge im Apfel an - fehlt es, verfällt dieser in eine Art dauerhaften Schlaf. Selbst nach der Lagerung im Supermarktregal reifen diese Früchte kaum nach. Die Methode wurde von verantwortlichen Bundesbehörden wie dem Bundesinstitut für Risikobewertung oder dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit bisher als unbedenklich eingestuft und muss nicht deklariert werden.


    Aha, alles ganz harmlos, vermutlich genau wie Syrieneinsatz und Terrorhilfe....




    Ich wohne ja hier in einer eher ländlichen Gegend mit viel Getreideanbau. Man reibt sich schon verwundert die Augen, wenn große Felder ganzflächig auf den Tag genau reif werden. Mit Glyphosat ist das schnell gemacht:


    Zitat

    In Deutschland werden rund 6000 Tonnen Glyphosat jährlich (!!!) hauptsächlich in der Landwirtschaft ausgebracht. Glyphosat wird in Deutschland aber nicht nur zur Unkrautbekämpfung eingesetzt. Einige Jahre wurde die „Sikkation“, (dt. chemische Trocknung) von Getreide und Raps vor der Ernte exzessiv durchgeführt. Ziel das Totspritzens ist die Ernteerleichterung der Ernte.


    Natürlich auch alles ganz harmlos, naja, bis im letzten Jahr der Krebsverdacht aufkam, aber das muß erst noch bewiesen werden.



    Was will ich damit sagen? Man steckt eben nie hundertprozentig drin, was mit Industrieprodukten alles so angestellt wird. Die Globalisierung, nichts anderes als die Suche nach einem möglichst noch billigeren Anbieter, tut ihr Übriges um, alles noch rasanter, unübersichtlicher und unkontrollierbar zu machen.


    Ich halte auch aus anderen Gründen PVC Rohrleitungen für wenig optimal, mit etwas Gehirnschmalz kann man auf ziemlich viel davon verzichten und spart obendrein auch noch Energie, oftmals nicht unerheblich.
    Da wir viel im Großaquarienbau öffentlicher Schauaquarien unterwegs sind, kann ich sagen, das dies dort derzeit ein sehr großes Thema ist. Bei Strompreisen um 30 Cent die Kilowattstunde und Pumpen im Kilowatt Stromverbrauch Bereich spielt das finanziell nämlich eine ziemlich große Rolle.


    Von den großen PVC Flächen, die solche Systeme enthalten, wenn man all die Rohrleitungen einmal abwickelt, gar nicht zu reden.

  • Hi,
    meinerseits dagen poste ich aus nicht nachvollziehbaren Gründen: :grinning_squinting_face:
    Danke für die Aufklärung.
    ich habs Zitat einfach mal abgekürzt, Entschuldigung .
    ....was bin ich froh, in Deutschland zu leben, wo es für Alles und Jedes DIN-Normen und exzessive Verträglichkeitsprüfungen durch Fachkompetenzen gibt. Wenn jemand dennoch ausserhalb der Normen etwas zu beanstanden weiß, wird er mit Sicherheit fündig. :grinning_face_with_smiling_eyes: Ich stelle natürlich nicht die Sinnhaftigkeit von gewissen Normen in Abrede, denke aber, man sollte doch noch die Kirche im Dorf lassen oder aus Mücken keine Elefanten machen.


    Ich habe in meinem Betrieb seit nun 20 Jahren teils 160mm dicke PVC-U Rohrleitungen, welche wechselnd mit bis zu 8 Bar Wasserdruck beschickt werden. Im Sommer heizt sich das Wasser in den Leitungen durch Umgebungsbedingungen und UV-A Strahlung gerne einmal auch auf 60 Grad und mehr auf-, und oh Wunder, die Leitungen haben bisher keinerlei Ermüdungs- oder Undichtigkeitserscheinungen, allenfalls sind sie der Sonne zugewandten Seite etwas weisser geworden.
    Resümee: So ziemlich alles falsch gemacht und trotzdem keine Probleme.


    Eins noch: Meßmethoden und Analytik werden immer sensibler. Wenns nach heutigen Normen und Vorschriften ginge, hätten die Menschen vor dem Revolutionssprung der Analysenmethoden und Erfindung der Normen tot umfallen müssen, mit dem-,aus was sie getrunken und gegessen haben, geschweige dessen, was sie gefuttert, getrunken und geraucht haben . Seltsamerweise aber war die überwiegende Mehrheit der Kriegsgeneration bis ins hohe Alter kerngesund.
    Heute wird,-überspitzt gesagt-, das Gift in die Lebensmittel gemischt; aber Hauptsache die Verpackungen, Flaschen und Rohrleitungen sind für Lebensmittel unbedenklich und zugelassen.
    Alleine das zu verstehen, entbehrt jeder nachvollziehbaren Logik.

  • Zitat

    Woraus sind die weißen Rohre dann?


    Reinhard, in der oberen Anlage sind tatsächlich alle Rohre und Armaturen aus Polyäthylen oder Propylen. Jeder einzelne Fitting wurde verschweißt.

    KORALLENWELT - gegr. 1993 - Torsten Luther - Inhaber
    Tätigkeitsschwerpunkte: Aquariendekorationen, Abyzz Pumpen, Propellerpumpen, Großanlagen, Planungen

  • tatsächlich alle Rohre und Armaturen aus Polyäthylen oder Propylen. Jeder einzelne Fitting wurde verschweißt.


    na die werden schon ihren Grund haben. Grundsätzlich sind in den heimischen Becken ja nun nicht so viele Rohre verbaut, die Wege sind kurz.....und reine PVC Becken hat doch kaum jemand, oder?


    Ich habe morgen einen Termin bei den Wasserwerken und schaue mir einen Tiefbrunnen an, wie gefördert wird und wie gefiltert. Am Telefon sprach ich kurz das Thema PCV in der Trinkwasserversorgung an....da kam sofort eine Reaktion das er mir das dann zeigen und erklären wird. Vorab kam so etwas wie ein "no go"!


    Euch allen noch einen schönen 2. Advent.
    Stefan

  • Hallo Stefan,


    den Schritt zum Wasserwerk kannst Du Dir vermutlich sparen, wenn Du die Beiträge Nr. 6 von Carsten und Nr. 26 vom Niederbayern richtig durchliest. Dort findest Du schon Antworten. Da wird geschrieben, dass PVC-U auch in der Lebensmittel-und Getränkeindustrie verwendet wird und dass Trinkwasser eben auch die Kategorie "Heißwasser" umfasst. Ich habe zudem noch darauf hingewiesen, dass es sogar für Pharmafolien verwendet wird.
    Heißwasser werden wir in der Aquaristik nicht verwenden und was für Lebensmittel, Getränke und Pharmaprodukte reicht, wird auch im Aquarium genügen. Deine Themenüberschrift "Für PVC bald das Aus in der Meeresaquaristik?" wird sich daher nicht realsieren, auch wenn Du weiterhin ein Problem herbeireden möchtest, das offensichtlich keiner hat.


    Gruß


    Bernd

  • auch wenn Du weiterhin ein Problem herbeireden möchtest, das offensichtlich keiner hat.



    Genau so sehe ich das auch. !!!!


    Solange die Rohre von Kalkrotalgen und Pavona überwuchert werden halte ich sie für völlig ungefährlich.

  • Hi Kadatz ....


    die Frage, ob generell PVC-U für Meerwasser geeignet ist, könntest Du selbst am besten beantworten, denn schließlich hast Du ja für Dein letztes Becken eine große Blackbox, der Vorgänger der heutigen Dreamboxen, verwendet. Die war komplett aus PVC-U.


    Und Du hast ein Closed Loop-System bei Dir eingebaut, was ja offensichtlich ganz vorzüglich bei Dir funktioniert hat, denn genau Dein Becken wird ja von Korallenwelt als Referenzbecken, wenn nicht das ultimative Referenzbecken schlechthin, zu Werbezwecken benutzt. Daher frage ich mich allen Ernstes, ob es den Aquarianer, den Du da oben zitierst, überhaupt gibt, oder Dein Beitrag mehr zu Kadatz´s Märchenstunde einzuordnen ist, damit man mal etwas vom Thema *Riffkeramik* ablenken kann und den Fokus auf etwas anderes umleitet. Netter Versuch, aber leider schief gegangen.


    Hier mal das ultimative Korallenwelt Referenzbecken mit Closed Loop und viel PVC-U ....



    https://www.youtube.com/watch?v=KzvokrLBNQw



    Zitat

    Das ist definitiv falsch! Auf keinen Fall dürfen die weißen oder grauen normalen PVC Leitungen für Trinkwasser verwendet werden!!



    Das ist absoluter Quatsch, was Du hier schreibst. In fast allen Wasserwerken und Getränkeindustrie findet man Rohrleitungen aus PVC-U. In unserem Wasserwerk am Rheinufer, findet man ausschließlich nur PVC-Leitungen.





    Hi Torsten ....


    Zitat

    Von den großen PVC Flächen, die solche Systeme enthalten, wenn man all die Rohrleitungen einmal abwickelt, gar nicht zu reden.




    viele Deiner Kunden wären froh gewesen, wenn Du im besagten Riffkeramik-Thread etwas mehr mitgearbeitet hättest, anstatt hier mit dem Finger auf andere zu zeigen.




    Zitat

    Was will ich damit sagen? Man steckt eben nie hundertprozentig drin, was mit Industrieprodukten alles so angestellt wird.




    Genau !! Man weiß ja auch nicht, was genau in der Riffkeramik drin ist und bei vielen Leuten mit diesem Material eine extrem hohe Mortalitätsrate verursacht.




    Hi Jürgen ....





    Zitat

    Vielleicht sagt Klaus mal was dazu ob sich bei ihm schon RE-Kunden diesbezüglich geäussert haben.





    Nein, natürlich nicht. Wir verarbeiten PVC-U seit mehr als 25 Jahren und wir haben noch nie gehört, dass das irgendwelche negativen Auswirkungen auf ein Meerwasseraquarium hätte. Im Gegenteil , PVC-U Kunststoffe sind das ideale Medium schlechthin, um Filter und Aquarien zu bauen.
    Wir könnten auch problemlos Acrylglas, PETG, PP, PE oder ABS verarbeiten. PVC-U hat aber so viele positive Eigenschaften, dass wir speziell auf dieses Material setzen, obwohl PE oder PP deutlich billiger wäre.



    Grüße .. .Klaus

  • Danke Klaus !


    Du hast meinen absoluten Respekt ....das du nicht müde wirst gegen den Quatsch hier zu Argumentieren.


    Ist dann nur ein weiterer Fred der wegen völliger Sinnfreiheit gelöscht werden sollte. :wink

  • Viele Grüße,
    Ina


    Hallo Ina,


    es wird kein Bashing geben, nur musst auch du eingestehen, dass Klaus hier völlig Recht hat indem er schreibt, dass hier vom eigentlichen Thema "Probleme mit der Riffkeramik von Korallenwelt" abgelenkt werden soll.


    Vg erbul

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