Probleme mit Krustenanemonen

  • Hallo,

    nach gut 1,5 Jahren Standzeit ohne größere Probleme gibt es nun ein paar Kleinigkeiten, die ich nicht so recht deuten kann. V.a. die Krustenanemonen gehen deutlich zurück, ohne dass ich konkret einen Ansatzpunkt finde. Ich hoffe ich bekomme hier ein paar neue Denkansätze.

    Das Becken in Kurzform: 580l incl. Technikbecken, eingerichtet mit Epo Reef und Live-Sand im Oktober 2022, der größte Teil des Tierbesatz stammt aus meinen beiden vorherigen Becken. Im Laufe der letzten 1,5 Jahre sind lediglich einige Ableger und auch Krustenanemonen dazu gekommen, alles von privat.

    Im ersten Jahr musste ich kräftig füttern und tw. auch PO4/NO3 dosieren, das ist eigentlich seit Monaten vorbei und die Werte haben sich von alleine leicht nach oben entwickelt (NO3 ~10 und PO4 <0,1). Anbei ein Bild meiner Wasserwerte seit Start. Grün=KH, blau PO4, orange NO3. Ich teste mit Hanna und TM, die Werte passten immer ganz gut zu den ICPs, wenn ich denn mal eine mache.

    Die Versorgung des Beckens erfolgt von Beginn an wie in meinem alten Becken mit TM All-for-Reef als Basis, dazu etwas FM Elements Red (Iod, Flour, Brom) und FM Organic (organische Elemente, v.a. Eisen, Kalium, Zink, Nickel etc.). Ansonsten gibt es einen Fließfilter, Abschäumer, jede Menge Strömung und 2x AI Hydra 64 als Licht. 2x pro Woche gibt es für die Korallen Futter (Staubfutter oder FM Min S).

    Weil meine Krusten nach starkem Wachstum so ein bisschen zu kümmern anfingen und meine rote Monti-Platte eigentlich schon lange sehr ausgewaschen aussieht, habe ich im März mal wieder eine ICP gemacht. Ergebnis: Salinität war etwas zu niedrig, Iod etwas hoch, Flour etwas niedrig aber vor allem Eisen, Zink und Kupfer nicht nachweisbar. Gem. Fauna Marin ist insbesondere Eisen- und Zinkmangel verantwortlich für blasse Farben und auch einen schlechten Nährstoffabbau. Ich habe in der Folge zunächst mal die Salinität nach oben angepasst und etwas Flour dosiert, um das Iod/Flour Verhältnis wieder gerade zu rücken.

    Da ich tägl. Organic dosiere und auch All-for-Reef alle Spurenelemente enthält mag ich aber nicht so recht an einen Elemente-Mangel glaube. Ausgerechnet meine Caulastrea, die eine Indikator-Koralle für Zink sein soll, steht auch fantastisch da und zeigt keinerlei Probleme. Ich habe trotzdem das Organic erhöht (von ca. 50% auf knapp 100% der empf. Tagesdosis) um zu schauen, ob sich etwas ändert.

    Nun, knapp zwei Monate später, haben sich eigentlich alle Symptome nur weiter verschlechtert: die Krusten - quer durch alle Arten - haben sich weiter zurück gebildet und sind die einzige Stelle im Becken, wo Cyanos wachsen (vermutlich dank der frei werdenden Nährstoffe). Zudem ist mein PO4 Wert eigentlich kurz nach ICP von <0,1 auf nun 0,23 gestiegen. Dort ist er nun seit zwei Wochen stabil, allerdings habe ich auch einige 10% Wasserwechsel in enger Folge gemacht, um die Werte (was immer im Ungleichgewicht ist) ins Lot zu rücken.

    Zur Verdeutlichung der Lage mal zwei Bilder. Zuerst der Bereich mit den Krusten Ende Januar:

    Und heute. Die orangen Varianten sind bereits komplett verschwunden, ebenso die grüne "Green Bay Packers vorne":

    Die einzige Korallen, die außer den Krusten noch Probleme machen, sind meine Duncanopsammia (Bartkoralle), hier erwische ich aber ab und an den Fuchs beim Picken. Trotzdem ist auch diese Koralle im Becken erst von 4 auf 8 Köpfe gewachsen um nun plötzlich ständig eingezogen zu sein. Und von meinem Stein mit lila Scheibenanemonen löst sich ab und an eine Scheibe. Ich bin dort aber unsicher, ob die Alveopora in der Nähe nicht nesselt.

    Es bleibt auf jeden Fall der Krusten-Bereich, der deutlich Probleme macht sowie die blasse Monti-Platte, die aber trotzdem wächst. Wie das so ist bei Problemen, man schaut dann mit Argusaugen auf alles andere. Der Rest vom Becken steht aber wunderbar da (SPS, LPS, Weiche), so dass ich nicht so recht weiß, wo ich ansetzen soll. Ich werde demnächst eine weitere ICP machen, um zu schauen, ob sich die abweichenden Werte nun eingependelt haben. Trotzdem würden mich eure Meinungen interessieren, worüber ich nochmal nachdenken sollte.

    Hier noch eine Gesamtsicht des Beckens, sorry wegen der etwas überbelichteten Farben. Ich denke man sieht aber, dass es insgesamt sehr gesund und vital aussieht.

    Danke fürs Lesen und Tipps,

    Malte

  • Hallo Malte,

    bei mir haben sich auch viele Krusten verabschiedet und die Ursache sind zwei Tangfeilenfische. Lange war Ruhe, aber dann haben sich die Krusten immer weniger geöffnet und dann waren sie ganz weg.

    Ich konnte aber höchst selten sehen, wie die Fische sich daran gelabt haben. Kann man auch übersehen.

    Deinen Fuchs mal intensiv beobachtet?

    Grüße

    Chris

  • Mir fallen dazu Seesterne und Planarien ein.

    Beide machen Krusten zu schaffen wenn die Population steigt. Ist dir hier etwas aufgefallen?

    Und es sieht bei dir nach Cyanos aus, ggf auch ein Grund?

  • Hallo Malte,

    auf dem Bild mit den Krusten sehe ich violette Beläge.

    Meiner Meinung nach könnte es sich um Schwamm oder alte Cyanobeläge handeln.

    Beides finde ich nicht gut.

    Versuche einmal mit einem Zahnstocher oder etwas Größerem vom Rand her unter die Beläge zu kommen. Wenn man einen guten Anfang bekommt, kann man die Cyanobeläge eventuell großflächig entfernen.

    Oft haften Cyanobeläge gut zusammen und können so entfernt werden. Mit einer einmaligen Aktion ist es sicher nicht getan.

    Wenn ich es richtig sehe, kannst Du bei der Aktion die Krusten komplett herausnehmen. Dann ist die Arbeit einfacher.

    Bei den Mineralien muss man aufpassen. Keine schnellen Anpassungen.

    Wenn Du täglich Mineralien zugibst, dann bekommen Deine Tiere genug, Manche Mineralien sind nicht lange im Wasser nachweisbar, da gleich aufgenommen im Gestein verschwinden usw..

    Die doppelte Dosis kann zu viel sein.

    Duncanopsammia kannst du füttern.

    Viel Erfolg

    Elisabeth

  • Zu später Stunde die Antworten auf die wichtigsten Fragen :smiling_face: :

    Das Fuchsgesicht habe ich ja zumindest bei der Bartkoralle im Verdacht, da habe ich ihn ein einziges mal zupfen sehen, an den Krusten bisher noch nie. Gefüttert werden die Korallen eigentlich schon immer und die Bartkoralle ist ja auch gut gewachsen. Mich macht halt stutzig, dass die Symptome an Krustenanemonen und Bartkoralle mehr oder weniger gleichzeitig aufgetreten sind. Ansonsten ist an möglicherweise Korallen-gefährdenden Tieren nur noch ein Eibli-Zwergkaiser drin, den habe ich nun aber wirklich noch nie an irgendeiner Koralle gesehen. Genau wie der Fuchs ist der auch schon seit Jahren bei mir. Ich werde das aber weiter im Auge behalten.

    Planarien sind definitiv im Becken, für meinen Geschmack inzwischen auch etwas viele. An den Krusten sitzen die aber gar nicht sondern eher auf den (roten) Scheibenanemonen oder auch an der Euphyllia.

    Die violetten Beläge auf den Krusten sind definitiv Cyanos, ich mache die bei jedem WW ab. Sie sind parallel zu dem Rückgang der Krusten aufgetreten und ich tippe, die Cyanos freuen sich über die Nahrung dort. Ansonsten ist das Becken Cyano-frei.

  • Hallo Malte,

    Die violetten Beläge auf den Krusten sind definitiv Cyanos, ich mache die bei jedem WW ab. Sie sind parallel zu dem Rückgang der Krusten aufgetreten und ich tippe, die Cyanos freuen sich über die Nahrung dort. Ansonsten ist das Becken Cyano-frei.

    die lila Beläge sehen nicht wie einfache Cyanos aus.

    Wenn diese wie Matten wachsen (unter den lila Belägen schwammartiges Gewebe) dann müssen auch diese möglichst rückstandsfrei entfernt werden.

    Erst wie beschrieben herunternehmen, dann evtl. mit Zahnbürste die keinen Reste.

    Bei vorsichtigem Umgang vertragen die Krusten das.

    VG

    Elisabeth

  • Hallo zusammen,

    nach längerer Zeit und Beobachtung ein Update zur Lage: ich denke der Hauptpreis in diesem Thread geht an Joe. Der Eibli Kaiser wurde inzwischen von mir ein- oder zweimal beim deutliche Picken in den Krusten erwischt. Dass zuerst die wirklich farbigen Exemplare verschwunden sind, spricht m.E. auch dafür, dass da jemand nach Optik aussucht :thinking_face: .

    Meine Duncanopsammia sind immer noch geschlossen, ich denke hier wird auch gepickt, ohne dass ich es regelmäßig beobachten kann. Meine rote Monti-Platte ist allerdings inzwischen von blass auf kräftig rot gewechselt, das dürfte an den seit März nun stabil höheren PO4-Werten liegen. Warum die plötzlich von gering auf hoch geschnellt sind ist mir allerdings noch nicht so ganz klar. Sicher, wenn das Becken älter wird steigen die Nährstoffe langsam, aber erst 1,5 Jahre quasi nichts und dann innerhalb zwei Monaten rauf auf 0,25 finde ich schon beachtlich. Wie auch immer, gem. der letzten ICP waren es 0,16 PO4, der Hanna Checker meldet mir dagegen regelmäßig Werte >0,20. Unabhängig von der Messgenauigkeit des Checkers (+/- 0,04) wundert mich diese Abweichung schon, bei den lange Zeit niedrigen Werten vorher passte der Checker immer ganz gut zur ICP.

    Und ein neues Problem gibt es: meine Seriatipora (caliendrum und hystrix) sterben mir so langsam aus. Es gab im Becken mal zwei wirklich fast Handball große Stöcke S.caliendrum (gewachsen aus zwei kleinen Ablegern), die begannen irgendwann unten weiß zu werden. Gut, kenne ich, also fleißig fragmentiert und wieder kleine Ableger gemacht. Nun hört das Problem aber nicht auf. Nach Tagen/Wochen wird wieder ein Stück weiß und ich muss weiter fragmentieren, um überhaupt etwas zu retten. Bald ist nichts mehr da :angry_face: . Bei der S.hystrix ähnlich, die Ableger wachsen erst wieder los, dann sterben Teile des Stocks innerhalb von Tagen ab. Mal unten beginnend, mal oben. Andere SPS sind nicht betroffen, es wachsen diverse Acropora und Montipora ohne Probleme, meine LPS auch. Ist es denkbar, dass auch hier der Eibli pickt und dadurch an der Koralle irgendwann ein Sterben auslöst? Oder ist irgendwas im Becken, das die Seriatopora schädigt? Die letzte ICP hat ganz vernünftige Werte gezeigt, hier und da mal nicht der perfekte Bereich, aber im großen und ganzen alles in Ordnung und nichts, was mir Sorge macht. Erst recht nicht, weil die Acros ja wachsen und das Becken auch sonst ganz gut aussieht.

    Vielleicht hat ja noch jemand eine Tipp dazu.

    Schöne Grüße,
    Malte

  • Nein, mir auch nicht. Und ich habe auch nichts gegen einen PO4 Wert um 0,2. Die Frage ist eher warum so plötzlich der Anstieg. Am Fischbesatz hat sich seit Beginn dieses Beckens nichts verändert. Und der PO4 Anstieg fällt zusammen mit dem Rückgang der Zoas. Da Zoas PO4 durchaus mögen ist die Frage, ob das Picken des Eibli eine Auflösung der Zoas bewirkt und damit einen Anstieg beim PO4. Das merkwürdige Sterben der Seriatopora erklärt sich ebenfalls so nicht.

  • Naja, eporeef sprich tot gestartet. Meist zieht das tote Gestein 1-2 Jahre gut Nährstoffe bis zur Sättigung, mit 1,5 Jahre Standzeit wärst gut im Zeitrahmen. Mach der Sättigung geht's eigentlich nur stetig nach oben. Fisch reduzieren, Fütterung reduzieren, Vliesfilter integrieren oder über Absorber nachdenken

    VG

    Chris

  • Genau solche Erfahrungen suche ich, wann ist das Gestein gesättigt, wie schnell kann ein Anstieg dann i.d.R. erfolgen. Filterung ist eigentlich schon over-the-top, Vlieser, dazu ein starker Abschäumer, Adsorber läuft jetzt ein wenig mit. Seit dem Anstieg im März/April verharrt der Wert ja, wobei die ICP wie gesagt viel weniger gezeigt hat als der Hanna Checker. Fische werden nicht reduziert (bis auf vielleicht den Eibli, weil ich meine Korallen auch mag), die haben alle ihr Altenteil bei mir gebucht. Werde den PO4 Wert weiter im Auge behalten.

    Mein Hauptproblem betrifft momentan eher die Seriatopora, die nach und nach schwinden während die Acros in den Himmel wachsen. Daher weiter die Frage, ob jemand Erfahrungen mit dem Eibli hat, dass der auch daran geht oder ob es ein anderes Problem sein könnte.

  • Gibt leider keinen Stock mehr sondern nur noch einen kleinen Ableger, ist auf dem Foto kaum zu erkennen. Der steht aber an der Stelle, an der bis dato der Stock gewachsen war. Dass die Koralle ab einer gewissen Größe Probleme bekommt kenne ich aus der Vergangenheit. Dass aber nahezu alle Ableger nach kurzer Zeit das Gewebe verlieren hatte ich so vorher noch nie. Ein Ausfall ist ja immer mal dabei, aber so scheint mir doch systematisch etwas schief zu laufen.

    Auf dem ersten Foto ganz oben im Thread kannst du auf der rechten Seite des Beckens oberhalb der Alveopora die S.caliendrum erkennen. Das war schon ein Ableger, der nach dem Absterben meines Handball großen Stocks nachgewachsen war. Sah eigentlich lange gut aus.

    Von der S.hystrix habe ich gestern den letzten Ableger entfernen müssen. Der war seit Mai wieder einigermaßen gewachsen und hatte sich in den letzten drei Tagen dann komplett seines Gewebes entledigt :frowning_face: .

  • Früher sind mir die Seriatopora auch gerne kaputtgegangen, das hat sich erst seit den regelmäßigen ICPs und Wasserwechsel mit diesem Becken erledigt. Licht ist dabei wohl weniger kritisch als die Wasserwerte und Strömung. Von den letzteren scheint dabei auch die Stabilität der Wasserwerte noch wichtiger zu sein als die Strömung. Daher würde ich die Seriatopora nur als einfach einstufen, solange die Wasserwerte stimmen.

    Viele Grüße

    Sandy

  • Mein Becken steht ja jetzt ein gutes Jahr und Seriatopora caliendrum zeigen bei mir von Anfang an immer das gleiche Bild: oben hui, unten pfui. Die werden relativ schnell weiß untenrum während sie oben top darstehen. Auch nachdem ich Strömung und Licht optimiert habe, hat sich das nicht geändert. Das witzige ist: ständig brechen kleine Äste ab bei Reinigungsarbeiten. Die liegen dann unten auf dem Sand. Und gedeihen prächtig... :wacko:

    Gruß, Kai

  • Hier kann man es auch gut sehen. Rechts neben dem Fuchs wächst eine Seriatopora hystrix seit einem halben Jahr auf dem Boden vor sich hin, sie war mir abgebrochen als kleiner Ableger und ich habe ihn dort einfach liegen lassen. Links über dem Fuchs ist der Mutterstock, von dem der Ableger kam. Der untere Teil der hystrix dort ist deutlich dunkler, dort bekommt die Koralle weniger Licht, wächst aber trotzdem sehr gut, nur ist die Farbe eben dunkler ins blauviolette hinein.

    Links oben ist noch eine große Seriatopora caliendrum, die ebenfalls sehr einfrig wächst, dort bekommt sie optimal Strömung von der Ecke und auch sehr viel Licht.

    Insgesamt also eine bunte Mischung an Licht- und Strömungsverhältnissen, und sie wachsen gut in allen Standorten, von daher würde ich die Wasserwerte als den wichtigsten Faktor einschätzen bei den Seriatopora.

    Viele Grüße

    Sandy

  • Hier ein Bild aus dem Dezember: rechts und in der Mitte (unterhalb der Enzmann) kann man die beiden weißen S.caliendrum gut erkennen. Links neben der Acropora valida wächst noch eine lila Variante der Seriatopora. Die macht immer noch die wenigsten Sorgen - Klopf auf Holz - während von den weißen nach mehreren Runden fragmentieren so gut wie nichts mehr da ist. Ist schon alles merkwürdig, WW sind gut und konstant. Bleibt die Frage ob der PO4 Anstieg (in der Geschwindigkeit) den Seriatopora nicht gefallen hat.

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