Aktivkohle Dauereinsatz

  • N'abend zusammen,

    ich habe einige Korallen inkl. einer Kupferanemone umgesetzt und dabei vorsorglich mal etwas Aktivkohle "Fauna Marin Carb L" in eine Filtersäule gepackt. Laut Fauna Marin soll diese Kohle für den Dauereinsatz geeignet sein wenn man sie alle 3-4 Wochen austauscht. Eigentlich möchte ich das nicht, zumal ich Docs im Becken habe, aber mich würde interessieren wie so die Erfahrungen zu Vor-/Nachteilen eines Dauereinsatzes sind.

    Gruß, Kai

  • Die Haut von Docs ist anfälliger. Ich habe seitdem ich Docs Pflege keine AK mehr im Becken. Stelle keinen unterschied fest, lass sie doch einfach weg und probier es mal ohne aus... Vermutlich ist es bei dir genauso.

  • Das Problem ist relativ zu sehen. Erst einmal ist Kohle nicht gleich Kohle.

    Dann ist weiter ausschlaggebend, ob im Wirbelbettverfahren oder im einfachen Durchfluss verfahren wird.

    Im ersten Fall wird Abrieb erzeugt, der als Auslöser der Krankheitsbilder vermutet wird. Desweiteren scheinen Arten, wie Zebrasoma, besonders betroffen zu sein.

    Die Reproduzierbarkeit wurde in einigen Versuchen nachgewiesen.

    Aus diesem Grund sollte in diesem Zusammenhang die Anwendung von Kohle weiterhin kritisch betrachtet werden.


    Gruss

    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)

    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Verwende seit jeher Aktivkohle (Carb L) im Dauereinsatz. Die ersten 2 1/2 Jahre im Wirbelbettfilter und seit rund einem halben Jahr im Durchfluss (unter meinem Vliesfilter).
    Wurde vor kurzem auf HLLE aufmerksam als ich recherchiert habe woher wohl die weißen Flecken\Streifen bei meinen gelben Docs kommen könnten die mir zuletzt aufgefallen sind.

    Im Reef2Reef Forum gibt es da auch das ein oder andere interresante Thema zu und auch pellet-artige Aktivkohle (wie z.B. Carb L) soll bzw. kann wohl ein Auslöser für HLLE sein, hier dauert es allerdings wohl länger bis sich erste Anzeichen bemerkbar machen.

    So richtig bewiesen ist das meine ich nicht, allerdings gibt es die ein oder andere Studie bzw. Tests und Beobachtungen dazu wo das Thema mit der Aktivkohle immer wieder auftaucht und es zumindest für mich danach aussieht das die Kohle tatsächlich HLLE begünstigt.

    Ich habe die Aktivkohle auf Grund dessen jetzt mal komplett rausgeworfen und werde das weiter beoabachten.

  • Hallo,

    ich sehe es wie Hajo. Früher hat man häufiger Kohlefilter im Dauereinsatz betrieben. Ziel dabei war vor allem die Entfernung von Gelbstoffen aus dem Wasser. Dann hat sich im Lauf der Zeit aber herausgestellt, dass aber damit auch wichtige Mikroelemente entfernt werden, was vor allem den Steinkorallen durch Störung des Metabolismus der Zooxanthellen schaden kann. Sinn macht für mich daher nur noch ein kurzfristiger Einsatz, wenn irgendwelche Giftstoffe akut entfernt werden sollen.

    Zu HLLE siehe hier:https://www.meerwasser-lexikon.de/tiere/5115_HLLE.htm

    Gruß

    Bernd

  • Danke für die diversen Rückmeldungen. Wie erwartet gibt es solche und solche Erfahrungen und Ansichten. Ich werde weiterhin die Kohle nur im Bedarfsfall einsetzen auch wenn es scheinbar viele SPS-lastige Becken mit jeder Menge Docs gibt, wo die im Dauereinsatz läuft. Aber auch da liegen die Tücken wahrscheinlich im Detail (wie stark durchströmt, welche Versorgung usw.).

    Gruß, Kai

  • Hi,

    Da ich das FM System fahre halte ich mich an die Empfehlungen von FM. Also Aktivkohle, Carb L oder ähnliche AK für den Dauereinsatz. Ich nutze dazu ein Filersäule mit ca 200-300L/h Durchfluss für meine ca. 1100 Liter netto Volumen. Meine Doktoren haben damit kein Probem. Mein Zebrasoma flavescens ist nun ca. 15 Jahre alt. Keine Hautveränderungen etc.

    Ich denke es kommt darauf an, es nicht mit der Aktivkohle zu übertreiben. Da kommt es auch auf die verwendete Aktivkohle an und natürlich mit geringen Durchfluss fahren. Die Spurenelemenet, auch Jod, sind bei mir im grünen Bereich mit Balling Light. Seit nun ca. 4 Monaten fahre ich das Bolus System. Auch kein Problem.

    Gruß

    Wilko

  • Wie Ende letzten Jahres hier geschrieben, hatte ich auf Grund von HLLE den Einsatz von Aktivkohle komplett auf Eis gelegt.

    Da ich aber auf Grund von Nesselgiften (Anemone im Becken) usw. das schon gerne hin und wieder einsetzen möchte, habe ich mir mal die Aktivierung der Kohle (in diesem Fall Carb L von FM) genauer angeschaut.

    Es heisst ja das man das in kochenden Wasser einlegen sollte und auswäscht bzw. aktiviert.

    Bis ich die Kohle abgesetzt hatte, bin ich folgdenermaßen vorgegangen.
    In kochendes Wasser eingelegt und nach ein paar Stunden rasugeholt und im Becken eingesetzt.

    Habe jetzt mal explizit darauf geachtet das innerhalb von 24 Stunden mehrmals zu tun und bei jedem Durchgang sieht es so aus als ob da immer wieder Abrieb\Rückstände entstehen trotz stehenden Wasser in der Schüssel.
    Selbst nach mehrmaligen ausgießen und neu auffüllen, scheint das zu entstehen.
    Das alles muss ja zuvor direkt ins Becken gewandert sein :st:, das kann doch nicht gut sein.

    Jetzt frage ich mich ob man die Kohle eventuell ganz anders aktivieren muss und ich hier bisher etwas grundlegendes falsch gemacht habe?




  • Da ich aber auf Grund von Nesselgiften (Anemone im Becken) usw. das schon gerne hin und wieder einsetzen möchte, habe ich mir mal die Aktivierung der Kohle (in diesem Fall Carb L von FM) genauer angeschaut.

    Es heisst ja das man das in kochenden Wasser einlegen sollte und auswäscht bzw. aktiviert.

    Hallo SoNap,

    nein, die Aktivkohle wird dadurch nicht aktiviert. Die ist bereits aktiv! Mit dem kochende Wasser soll lediglich die Luft aus den Poren der Aktivkohle getrieben werden. Das geht auch ohne kochendes Wasser, dauert nur länger.

    Es geht dabei darum, das man, gerade beim Dauereinsatz der Aktivkohle, eine gleichmäßige "Filterleistung" erreichen möchte. So muss das durchströmende Beckenwasser erst die bereits vom Osmosewasser "besetzten" Poren freispülen. Das geht langsamer als wenn du trockene Aktivkohle einsetzt.

    Ich mache es so.

    Aktivhohle mit kochenden Osmosewasser übergießen. Die Kohle soll dabei vollständig mit Wasser bedeckt sein.

    Über Nacht stehen lassen. Geht aber auch durchaus kürzer.

    Wasser abgießen, Kohle in die Filtersäule, nochmal kurz in der Filtersäule durchspülen.

    Dann in das Filterbecken.

    Gruß

    Wilko

  • Oh, da scheint es Missverständnisse zu geben?

    Aktivkohle hat, entgegen der weit verbreiteten Ansicht, keine konstante Adsorptionsfähigkeit.
    Sondern die nimmt mit steigender Temperatur ab.
    Aktivkohle nimmt die Stoffe auf, so lange das umgebende Medium mehr des Stoffes enthält, als die Kohle im Verhältnis aufnehmen kann.
    In Abgasanlagen der Industrie nutzen wir diese Eigenschaft in dem wir die Filteranlagen unter Druck bei 180°C bedampfen. Da ist bei Aktivkohle so ziemlich Ende m Gelände. Der Dampf wird dann außerhalb des Filters mit samt den Inhaltsstoffen kondensiert.

    Aufwendigste Methoden der Rückgewinnung der Wärme zum trotz ist das sehr teuer im Energieaufwand.
    Doch das ausräumen der der Filter wäre wesentlich teuer.
    Zudem gelingt es uns in der Industrie während der Kondensation auch Stoffe zurückzugewinnen, welche die Kostenbilanz verbessern.
    Vor allem weil der Rest nach Litern teuer entsorg werden muss.

    Ob dies bei Aktivkohle im Aquarium- Einsatz also wirklich Sinnvoll ist?
    Kenne mich da wirklich aus und traue mir nicht zu, die unzähligen Stoffe genau einzuordnen und festzulegen, ob bei 100°C alles raus geht, was man sich wünscht.
    Du reicherst dabei sicher die Aktivkohle mir gewissen Anteilen immer mehr an.

  • Ist es aber völlig normal das die Aktivkohle mehr oder weniger dauerhaft diese Art Abrieb generiert und man das gar nicht verhindern kann?
    Ich dachte immer das passiert nur wenn man die Aktivkohle zu stark beströmt bzw. die Durchlaufmenge in der Filtersäule einfach zu hoch ist.

    In meinem Fall liegt die ja einfach in einer Schüssel ohne jegliche Strömung und trotzdem habe ich jetzt nach der mittlerweile sechsten Wässerung diesen Pulver-artige Abrieb der sich an den Rändern absetzt.

    Selbst mit Filterschwamm in der Filtersäule wird man doch nicht verhindern können das da alles zurückgehalten wird.

  • Leider haben wir das auch in den industriellen Anlagen. Weshalb die Aktivkohle dennoch alle paar Jahre ausgetauscht werden muss.

    Kohlenstoff ist leider sehr spröde. Bei jeder Spülung die Du danach machst, werden durch den Inneren Druck der noch anhaftenden Stoffe (Die Aktivkohle lag ja während des Erhitzens in dem selben Wasser) weitere Kohlenstoff- Schadstoff Teilchen praktisch abgesprengt.

    Du könntest versuchen, zumindest den ersten Spülvorgang mit heißem Wasser zu machen.

    Dann müsste zumindest der Großteil dieser, noch, an Kohlenstoff lose gebunden Stoffe vom Kohlenstoff trennen.

  • Ich würde AK nie in einem Filter mit extremer Fließgeschwindigkeit betreiben. Hohe Geschwindigkeiten erhöhten zwar die Schadstoffentfernung. Doch je höher die Geschwindigkeit, deso mehr Abrieb entsteht, der eigentlich verhindert werden sollte. Wenn sich die AK-Teilchen bereits bewegen, ist die Geschwindigkeit bereits viel zu hoch.

    Das Auslaufwasser des AK-Filters auf jeden Fall feinfiltrieren. Das Non-plus-ultra wäre eine Ultrafiltration - da wäre man auf der absolut sicheren Seite; ist für die Hobbyaquaristik ein klein wenig zu aufwändig. In der Aquaristik bleibt der Vliesfilter oder der Zulauf vom Abschäumer. Ganz zur Not geht auch Filterwatte. Besser ein wenig Filterung als gar nicht.

    Man kann es nicht oft genug wiederholen (wie von Wilko angesprochen): Aktivkohle ist bereits aktiviert (kleine Poren hineingebrannt, bzw. geätzt) und kann durch kochendes Wasser nicht aktiviert werden. Gute aquaristische AK (hoher Anteil von Makroporen) entgast sichtbar, wenn sie mit Wasser (auch kaltem) in Berührung kommt. Ob das jetzt durch heißes Wasser ein wenig schneller passiert oder nicht, spielt in meinen Augen keine Rolle. Im Aquarium laufen die Prozesse doch eher gemütlich ab.

    LG Burkhard

  • Ich aktiviere auch nicht, abgesehen davon, ob es was bringt oder nicht. Sollten sich in ein paar Poren noch Luftbläschen befinden, ist mir das gerade recht, wenn sie nach und nach raus gehen. In so einem Fall würden sie ja wieder neue Reaktionsfläche bieten, was den Dauereinsatz unterstützen würde.

    Gruß
    Burkhart

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