Verhalten Pseudanthias flavoguttatus

  • Hallo zusammen,

    ich habe mir Mitte April eine Gruppe von 10 Stück Pseudanthias flavoguttatus vom Händler meines Vertrauens geholt. Alle sahen fit aus und gingen gierig ans Futter (zum Teil auch schon an Flockenfutter und kleines Granulat).

    Zu Hause angekommen waren alle fleißig unterwegs und gingen auch brav ans Futter - anfangs hab ich bis zu 5x täglich kleine Mengen unterschiedlichster Futtersorten (Frost, Flüssig, Flocken und Granulat) gegeben. Manches wurde gierig genommen, anderes wieder nur begutachtet und ignoriert.

    Es gab keine sichtbaren Streitereien untereinander und auch der restliche Besatz hat die neue Gruppe recht rasch akzeptiert - anfangs war das Korallenwächter-Paar (Neocirrhites armatus) etwas angespannt und hat die neuen Bewohner kritisch beobachtet und zaghaft verfolgt - mehr aber nicht.

    Dann begann allerdings ohne erkenntlichen Grund, dass Verschwinden einzelner Tiere aus der Gruppe bzw. tauchten nicht immer alle im Freiwasser auf. Tag für Tag gab es in der Früh die Überraschung, dass wieder ein Stück weniger zu sehen war - ich fand allerdings nie ein totes Tier im Becken (das kann ich mir erklären, da die Tiere in etwa nur 4cm klein sind und falls ein Tier stirbt wohl die Cleaning Crew Ihren Dienst erledigt).


    Aktuell gibt es noch gezählte 5 lebende Tiere:

    Diese sehe ich allerdings nur in der Früh, wenn das Licht noch aus ist - die Gelegenheit nutze ich dann auch gleich um erstmalig am Tag zu füttern - alle fünf Tiere fressen gierig.

    Im Laufe des frühen Vormittages bis zum Start der Beleuchtung (um 10 Uhr) sehe ich dann nur noch max. 3 Tiere. Abends kommt gelegentlich noch ein weiteres Tier ins Freiwasser, meist bleiben sie aber tagsüber irgendwo versteckt... Nächster Morgen wieder die 5 Tiere fleißig unterwegs...

    Irgendwie sehr eigenartig oder kennt jemand von Euch so ein Verhalten???


    Ich überlege nun bereits, ob ich nochmal versuche die Gruppe um 10 weitere Tiere zu vergrößern - um den Druck innerhalb der Gruppe in weiterer Folge möglichst zu reduzieren - was meint Ihr dazu?


    Danke und LG, Wolfgang

  • Nein - ich mache das bis heute so - also einmal gleich in der Früh mit Frost- oder Flüssigfutter, noch ohne Licht bevor ich ins Büro gehe (da fressen alle 5) - dann dreimal täglich per Futterautomat mit Granulatfutter (dass sie auch fressen, also zumindest die drei Exemplare die dann unterwegs sind) - und dann abends 1-2 mal unterschiedlich Frost-, Flocke- oder Flüssigfutter.

  • Die Abmessungen sind in meinem Profil ersichtlich 150x55x60cm (BxTxH)

    Der Besatz aktuell lautet:

    2Centropyge acanthops (f/m)
    1Ctenochaetus strigosus
    1Halichoeres chrysus (male)
    1Macropharyngodon bipartitus (male)
    1Neocirrhites armatus (female)
    1Neocirrhites armatus (male)
    1Parachaetodon ocellatus
    5Pseudanthias flavoguttatus
    2Synchiropus splendidus (f/m) (NZ)
    1Zebrasoma flavescenc (NZ)
  • Hallo Wolfgang, ich habe ähnliches erlebt mit einer Gruppe sqamipinni, ebenfalls deutlich kleiner als ich zuerst erwartet hatte, letztendlich hat von vier nachgesetzten kleinen Fischen nur einer überlebt und ist auf normale Größe herangewachsen, der größte unter den vier Minifischen. Ich hatte dies zuerst auf den immer wieder hörbaren Knallkrebs/Fangi geschoben, aber ein Kommentar von Jens zu sehr kleinen Nachwuchskaisern und deren Sterblichkeit hat mich noch einmal darüber nachdenken lassen. Bei führt wohl der Transport verbunden mit mangelnden Fettreserven als Jungfisch zu einer hohen Sterblichkeit, wenn sie als sehr junge Fische verschifft werden.

    Anthias sind aber exakt bekannt dafür, dass sie kaum Fettreserven haben und dieses Problem dürfte wohl noch verschärft vorliegen, wenn sie als sehr junnge Fische exportiert werden. Jedenfalls habe ich daraus die Lehre gezogen keine sehr kleinen Fische mehr anzuschaffen.

    Viele Grüße

    Sandy

  • Fettreserven ist eines, ich persönlich sage, dass ist normales Verhalten bei zu kleine Gruppen in zu kleinen unpassenden Becken. Fahnenbarsche sind normal in der Natur in sehr großen Gruppen und großen Acro/SPS Stöcke wohnhaft.


    Man sieht immer wieder, dass in zu kleinen unpassenden Becken bis zuletzt nur einzelne Tiere oder sogar nur das dominante Paar übrig bleibt.

    Meiner persönlichen Meinung auch bei Chromis der Fall.


    Und bei 500 Liter mit ordentlich Fischmasse und vermutlich fehlen die großen Acro Stöcke zum verstecken. Typisch was man öfters so beobachtet


    PS: kleiner Nachtrag, gab mal im Korallenmagazin nen Artikel zu Chromis und Fahnenbarsche, deckt sich eigentlich sehr gut mit meinem Erfahrungen mit den Tieren in zu kleinen unpassenden Becken, einfach nachlesen

    VG

    Chris

    Edited once, last by Linkstein (June 2, 2025 at 3:18 PM).

  • Hört sich eher an nach "Ich habe bereits eine Meinung und brauche keine zweite, danke schön!" :grinning_squinting_face:

    In diesen Fällen sieht man häufig den Verdrängungswettbewerb, wo ein Fisch aus der Gruppe weggemobbt wird, bis die Gruppe sich auf ein Pärchen reduziert hat. Das scheint hier aber dem Bericht von Wolfgang nach nicht der Fall gewesen zu sein. Denke deshalb, dass es eben etwas anderes war und auch viel zu schnell ging.

    Viele Grüße

    Sandy

  • Hallo Wolfgang,

    dein 500 L Becken hat so ca. 430 Liter (bei 1 cm Glasstärke) netto abzüglich der Aufbauten - soviel mal zum Schwimmraum

    Meine persönliche Meinung, das Becken ist schon voll. Da gibt es sicherlich Stress um den passenden Platz.
    Welches Geschlechterverhältnis haben die 5 Anthias?

    Viele Grüße
    KLaus

  • Hallo Wolfgang!


    Das Problem bei der Pflege von Anthias ist vielschichtig.

    Zu allererst wäre das Geschlechterverhältnis zu klären.

    Scott Michael hat die besten Erfahrungen mit 1 Männchen und 4-5 Weibern auf ca. 600l Beckenvolumen.

    In grossen Aquarien lassen sich auch Schwärme halten, wobei mehrere Männchen innerhalb des Schwarms jeweils ungefähr die gleiche Anzahl Weibchen dominieren. Das funktioniert in mittelgrossen Aquarien kaum.

    Eine grössere Anzahl von Anthias in kleineren Becken zu pflegen macht wenig Sinn, da nicht nur die Dominanz des Männchens, sondern auch die relativ brutale Hackordnung der Weibchen untereinander eine grosse Rolle spielen. Da man sich auf beengtem Raum nicht aus dem Weg gehen kann, endet der hierarchische Druck mit einer Zerspltterung der Gruppe und nachfolgender Isolierung und dem Ableben nach dem Motto der "10 kleinen Negerlein. "

    Der letzte Punkt ist die ausreichende Ernährung.

    Diese Fische sind quasi Dauerfresser, wobei die Aggressionen umso heftiger ausfallen, je weniger Futter zur Verfügung steht. 5-6 x täglich wäre angebracht.

    Eine magere Fütterung, gepaart mit einer engen Umgebung erhöht nochmals signifikant den Druck innerhalb der Gruppe.

    Letztendlich bleiben von der Vorstellung eines Schwarms nur noch einige wenige Exemplare übrig.

    Gruss

    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)

    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Hört sich eher an nach "Ich habe bereits eine Meinung und brauche keine zweite, danke schön!" :grinning_squinting_face:

    In diesen Fällen sieht man häufig den Verdrängungswettbewerb, wo ein Fisch aus der Gruppe weggemobbt wird, bis die Gruppe sich auf ein Pärchen reduziert hat. Das scheint hier aber dem Bericht von Wolfgang nach nicht der Fall gewesen zu sein. Denke deshalb, dass es eben etwas anderes war und auch viel zu schnell ging.

    Ich bin immer für andere Meinungen, hab damit kein Problem. Durch die geringen Reserven, würde sie beim Import mit wenig Reserven ankommen innerhalb weniger Tage verhungert. Dafür bräuchten wir Infos, wie lange die Tiere beim Importeur, Händler und Wolfgang wären. Aber meine Vermutung, dass sie bis zum Händler durchaus bereits Wochen im Land wären.


    Das sich einzelne Tiere nicht zeigen und sich verstecken, zeigt aber durchaus, dass sie dominiert oder verdrängt werden. Dann kommen sie weniger bis kaum ans Futter und verhungern dann dadurch. My guess

    VG

    Chris

  • Servusla,

    ich Pflegte in meinem ca. 600l Becken 9 Pseudanthias ignitus.

    Davon sind jetzt nach einem Jahr noch 6 Stück übrig. 3 davon wurden wahrscheinlich durch Geschlechterkampf aus dem Becken gejagt das heißt sie sind gesprungen.

    Ich füttere der Zeit 2x am Tag alles mögliche, Pellets - Frostfutter - Trockenfutter und jetzt herrscht Ruhe im Schwarm. Noch im Schwarm dabei sind 8 Chromis viridis.

    Bei solchen Fischen muss man Glück haben wie sich die Geschlechter ausbilden! Ich denke die 3 Springer wollten auch Männchen werden. Das ist oft ein Lotteriespiel.

    Gruß der Peter

  • Servusla,

    ich Pflegte in meinem ca. 600l Becken 9 Pseudanthias ignitus.

    Davon sind jetzt nach einem Jahr noch 6 Stück übrig. 3 davon wurden wahrscheinlich durch Geschlechterkampf aus dem Becken gejagt das heißt sie sind gesprungen.

    Das Resultat bei dieser Beckengrösse passt zu den Empfehlungen von 1 Männchen und 4-5 Weibchen.

    Höchstwahrscheinlich bringt das Männchen generell nicht mehr weibliche und/oder verkappte Pseudomännchen unter Kontrolle?

    In der Natur besteht ja die Möglichkeit einer Abwanderung, hinein in andere Gruppen/Gruppierungen eines Schwarms.

    Gruss

    Hajo

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  • Werden Fahnenbarsche nicht als Weibchen geboren und nur das ranghöchste wird zum Männchen? Würden dann nicht immer solche Gruppen entstehen, in der Theorie?

    Beim tauchen sieht man oft auf hunderte Weibchen vll ein Männchen, denke die Gruppengröße ist sehr dehnbar und nicht auf einstellig limitiert

    VG

    Chris

  • Werden Fahnenbarsche nicht als Weibchen geboren und nur das ranghöchste wird zum Männchen? Würden dann nicht immer solche Gruppen entstehen, in der Theorie?

    Das ist schon richtig, aber wenn dann 3 Dominate dabei sind werden sie es richten.

    Gruß der Peter

  • Werden Fahnenbarsche nicht als Weibchen geboren und nur das ranghöchste wird zum Männchen? Würden dann nicht immer solche Gruppen entstehen, in der Theorie?

    Beim tauchen sieht man oft auf hunderte Weibchen vll ein Männchen, denke die Gruppengröße ist sehr dehnbar und nicht auf einstellig limitiert

    Hunderte Weibchen? Nur 1 Männchen? Das ist Illusion.

    Ausserdem besteht ein Schwarm Anthias immer aus mehreren Gruppen, wobei die Männchen auch gruppenübergreifend tätig werden können.


    Gruß

    Hajo

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    aber aufhören zu leben.
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  • Vielen Dank euch allen für den intensiven Erfahrungsaustausch - ich werde meine 5 jetzt mal weiter beobachten und hoffentlich groß ziehen.

    Wenn ich Eure Meinungen richtig interpretiere wäre das für mein Becken schon in Ordnung und ein Erfolg, wenn diese Gruppe bestehen bleibt und ein Aufstocken macht wohl wenig Sinn.

    Viele Grüße, Wolfgang

  • Ich möchte jetzt mal weg von den Allgemeinplätzen über Fahnenbarsche und etwas mehr das Augenmerk auf die Größe der Fische richten. Diese 4cm Zwerge waren noch weit weg von Geschlechtskämpfen, deshalb glaube ich nicht an die Dominanzkämpfe. Ein Verdängungswettkampf unabhängig vom Geschlecht findet auch statt, wenn wenig Futter verfügbar ist und die Fische wegen knapper Resourcen um ihren Anteil kämpfen. Das scheint aber bei Wolfgang nicht der Fall gewesen zu sein, nach den häufigen Fütterungen zu urteilen.

    Ist es denn wirklich "normal", wenn bei Anthias in wenigen Monaten 50 Prozent sterben und wir das als "natürlichen Schwund" ansehen?

    Viele Grüße

    Sandy

  • Mit der Grösse der Fische hat das nur bedingt etwas zu tun. Aggressive Interaktionen beginnen bereits im juvenilen Alter. Von Vorteil wäre es, ein bereits ausgebildetes Männchen zuzusetzen.

    Es ist allerdings bei der Handelsgrösse dieser recht empfindlichen und kleineren Art nicht auszuschliessen, dass eine Schwächung durch Unterernährung auch zu Verlusten führen kann.

    Gruss

    Hajo

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    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)

    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

    Edited once, last by hajo (June 2, 2025 at 10:04 PM).

  • Hallo Wolfgang,

    wenn Du mal tagsüber zuhause bist, beobachte mal die beiden Armatus. Büschelbarsche können absolute Stinker sein und ganz böse auf Neuzugänge reagieren. Wenn tagsüber nur 3 rauskommen, könnte es auch bedeuten, dass zwei damit beschäftigt sind die Schlafhöhle zu verteidigen. Bei mir hat mein Paar Langnasen gerade zwei nachgesetzte Kaudernis gekillt. Haben denen permanent nachgestellt, innerhalb von 2 Tagen waren die weg, und das auf 2200 L mit vielen Versteckmöglichkeiten.

    Grüße

    Jens

    Von all den Dingen, die ich in meinem Leben bisher verloren habe vermisse ich meinen Verstand am meisten (Ozzy Osbourne)

  • Hallo Wolfgang,

    wenn Du mal tagsüber zuhause bist, beobachte mal die beiden Armatus. Büschelbarsche können absolute Stinker sein und ganz böse auf Neuzugänge reagieren. Wenn tagsüber nur 3 rauskommen, könnte es auch bedeuten, dass zwei damit beschäftigt sind die Schlafhöhle zu verteidigen. Bei mir hat mein Paar Langnasen gerade zwei nachgesetzte Kaudernis gekillt. Haben denen permanent nachgestellt, innerhalb von 2 Tagen waren die weg, und das auf 2200 L mit vielen Versteckmöglichkeiten.

    Grüße

    Jens

    ... oh ja das kann ich bestätigen. Gott sei Dank kloppen sich meine beiden entweder mit den Rotmeerpreussen (ohne einen Vorteil für irgendeine Partei) oder mit der Katze. Die möchte sie zu gerne haben, aber leider ist ne Scheibe dazwischen. Aber wehe ein neuer Insasse kommt ins Becken, da werden die beiden roten glaube ich noch roter ;-).

    Liebe Grüße

    Eric

  • Hallo,

    dann ist der gar nicht so brav
    Neocirrhites armatus Feuer-Korallenwächter

    Die Korallenwächter sind scheinbar schon ein wenig aggressiver als gedacht, werde das noch ins MeWaLex aufnehmen bzw. steht auf der toDo Liste.

    Viele Grüße
    Klaus

  • Hallo Wolfgang,

    bisher war ich nur stiller Mitleser, deine Geschichte hat mich nun doch dazu gebracht einen Account zu erstellen.

    Kurzum: ich habe exakt die gleiche Erfahrung mit P.flavoguttatus gemacht. Ich hatte 2022 ebenfalls 10 Tiere in mein damaliges 500l Becken eingesetzt und es sind nach und nach weniger geworden ohne das ich einen Grund erkennen konnte. Teils lagen sie lethargisch im Riffgestein, teils sind sie einfach über Nacht verschwunden. Und das TROTZ mehrmaliger Futteraufnahme pro Tag. Ich vermute ganz stark das die Tiere in irgendeiner Art und Weise vorgeschädigt waren bzw. immer noch sind. Sei es durch Mangelernährung während des Transports oder durch Gift beim Fang. Ich kann dir nur empfehlen die Finger davon zu lassen Tiere nachzusetzen: es wird genauso enden und noch mehr Geld und Tiere vernichten.

    Innerartliche Aggression kann ich übrigens nahezu 100%ig ausschließen, mittlerweile halte ich P.cooperi und hier gab es tatsächlich 3 Tiere von 14 welche sich zusammen zu Männchen entwickelt haben und dementsprechend Kämpfe ausgetragen bzw. sich gegenseitig aus dem Becken gejagt haben. Dieses Verhalten haben die Flavos niemals an den Tag gelegt.

    VG


    Patrick

    Edited once, last by PDG (June 3, 2025 at 1:19 PM).

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