Hallo Meerwasserfreunde,
angefangen hat meine Meerwasserkarriere vor Jahren mit dem großen "Dr. Burgess's Atlas der Meerwasserfische". Fast sämtliche Arten sind dort in Fotos und kurzem Text beschrieben - von der Demoiselle bis zum Tigerhai. Neben Temperatur und Salinität wird bei jeder Fischart auch die Mindestbeckengröße angegeben. Dabei fällt auf, dass der Endgröße eines Fisches meist nur eine 0 angehängt wird, was dann der empfohlenen Beckengröße in Litern entspricht. So wird z.B. für einen Zebrasoma flavescens mit 15 cm Endgröße eine Beckengröße von 150 Litern empfohlen, für einen Zanclus cornatus mit 20 cm Endgröße eine Beckengröße von 200 Litern, usw.
Aus heutiger Sicht sind solche Angaben unsinnig und haben mit artgerechter Haltung nicht viel zu tun. Doch was ist artgerechte Haltung? Sind wir überhaupt in der Lage, beispielsweise einem Zebrasoma flavescens eine Haltung zu bieten, die ihm über viele Jahre hinaus ein "glückliches Leben" ermöglicht? Gerade bei dieser Art konnte ich lernen, wie komplex deren Verhalten ist, und scheue mich nicht, diesen Fisch und sein Gefühlsleben mit dem eines Hundes gleichzusetzen.
Selbst wenn wir nun großzügig sind und diesem "Hündchen" ein 2000 Liter-Becken gönnen, sind das gerade mal etwa zwei Quadratmeter Grundfläche. Und auf diesen zwei Quadratmetern muss dieser Fisch, im besten Falle pärchenweise, sein Leben fristen. Kennt bereits nach ein paar Tagen jeden Stock und jeden Stein, jeden Überhang und jede Koralle. Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist für diesen Fisch alles nur noch eine einzige Wiederholung - Tag ein Tag aus. Mit der einzigen Abwechslung im Tagesablauf, wenn Futter ins Wasser fällt. Kann ein solcher Fisch, der zu Hunderten durch das Meer streift, sich unter derart beengten Umständen wirklich wohl fühlen? Und falls nicht, welchen Fischen können wir überhaupt ein "glückliches Leben" bieten?
Gruß, Thomas