Riffkeramik: interessantes Großprojekt

Ich möchte in loser Folge mal ein Aquarium in etwas anderen Dimensionen vorstellen, welches dennoch mit herkömmlicher Technik funktionieren kann und letztendlich genauso funktioniert, wie ein Heimaquarium.

Am Anfang standen lediglich ein paar Bilder und eine Zeichnung. Danach mußte alles koordiniert werden, denn das Becken steht 3000km von Rostock entfernt. Der Besitzer hatte leider wenig Zeit und wollte auch keinen PU Schaum als Dekorationsmaterial. Außerdem sollte das Becken mit Polyethylen ausgekleidet sein.
Damit war jegliche Befestigungsmöglichkeit an den Wänden dahin.
Zum Glück konnten wir das noch mal abwenden und Epoxidharz durchsetzen.

Ja Herr Jansen, das ist wirklich eine gute Frage....

Die machte den Bauherrn auch leicht nervös!

Aber an sich wäre das kein Problem gewesen, das Becken (hinter der Tür) hat noch eine große Auffangwanne.....

Uwe, Deine Frau sieht bestimmt toll aus in der Auffangwanne....

Hier noch eine schöne Möglichkeit der Beckenabdeckung, wenn man von hinten rankommt:

Naja, so ganz klein ist es nicht, der Wasserstand beträgt 2,05m, mein Lehrling kann auch nicht mehr oben reingucken, und die Bedienung von oben ist für "Normalaquarianer" wie mich durchaus gewöhnungsbedüftig...

Ich persönlich würde soetwas im Privatbereich niemals machen, sondern nur Becken, in denen man wenigstens stehen kann. Hier müssen ja alle Arbeiten schwimmend erledigt werden, für mich ein nicht zu vertretender Aufwand.
Problematisch ist natürlich auch die Scheibenreinigung.
Da braucht man einen guten Haussklaven oder eine wasserbegeisterte junge Frau!

Ja das war ein wenig peinlich, es war nicht genug Kleber da, so konnten die Scheiben nicht eingeklebt werden....

Leider kamen wir dann auch mit der Dekoration im vorderen Bereich nicht weiter und müssen nun nochmal dahin. Aber so wird es wenigstens vernünftig.
Eine etappenweise Vollendung bringt meist bessere Ergebnisse. Man steht nicht so unter Druck und kann noch ein paar Veränderungen einbringen.
Für alle Architekturfans hier noch mal die Ausgangssituation mit allen Informationen, die wir hatten:

Daraus haben wir dann hier vor Ort zunächst sowas gebaut:

Natürlich! Die Jungs von H&S waren schon mal ordentlich am Arbeiten als wir ankamen. Für den Probelauf wurde schon mal die Überlaufkammer fertig gemacht.
Mein Lehrling konnte gar nicht mehr an sich halten und fing schon mal an, die Epoxywände zu schleifen. Damit kann man sich bei einem Becken dieser Größenordnung schon mal eine Weile beschäftigen. Leider waren die Wände nicht besonders glatt, so daß die Schleifmaschine nicht sehr wirksam war: also alles mit der Hand...

Jetzt ging es zunächst an die Dekoration der Wände. Das geht am schnellsten mit Rückwandsteinen, die wir mit Aquabond einfach auf den Epoxidharz kleben konnten.
Allerdings hatten die meisten schon ein XXL Format. Wenn man dann die Lücken mit kleineren Steinen füllt, kommt schon mal eine ziemlich geschlossene Riffwand dabei heraus.

Das ist sicher Geschmackssache. Der Besitzer wollte aber gern auch eine höher liegende Sandschicht und nicht nur von oben auf den Mittelteil gucken. Das kann man schon nachvollziehen.

Das Problem: Weil der Kleber nicht vorhanden war, konnten die auch die Scheiben nicht reinsetzen. Somit konnten wir natürlich auch den Mittelteil nicht dekorieren, denn zuerst kommt die im Bild vordere Scheibe durch die linke Öffnung und dann die linke selbst durch die selbe Öffnung. Das benötigt soviel Platz, daß wir an und auf dem Sockel kaum Dekorationsarbeiten durchführen konnten und nun nochmal hinfliegen müssen.

Arbeitsorganisation ist alles. Der portugiesische Beckenbauer bestand sogar darauf, die Scheiben auf den Beton zu schrauben.....

Ich meine 30mm!

Das Ende nach einem Tag Bauzeit. Die Zwischenräume zwischen den einzelnen Steinen sind noch offen und die Einstiegswand noch nicht ganz fertig. Hier wurden nur flache Platten verbaut, damit ein Taucher bequem ein und aussteigen kann.

Der Rest der lose Steine Verkleidung ragt nämlich bis zu 30cm in den Raum hinein, was auf den Bildern, durch die zweidimensionale Darstellung, natürlich nicht so rüberkommt.
Das ist auch immer eine Gefahrenquelle für nicht so geübte Taucher oder auch die Tiere, die darauf wachsen. Aber ich glaube, man erkennt dennoch sehr gut den großen Schwimmraum, der für die Fische bei dieser Art der Dekoration übrig bleibt.

Jetzt gings an´s Zwischenräume dekorieren, eine sehr mühevolle und zeitraubende Angelegenheit. Aber es soll auch perfekt aussehen:

Das ist so in etwa die Sicht, wenn man davor sitzt:

Hanno: Auf den Bildern sieht es wirklich sehr glatt aus, aber die Rückwandsteine haben wirklich eine Tiefe von 30cm, also schon deutlich mehr als Rückwandplatten. Man kann überall auch Tiere hineinstellen, die dann natürlich in den freien Raum hineinwachsen, so daß es wirklich wie eine natürliche Riffwand aussieht.
Derzeit ist ja das Problem, daß da noch ein paar Leute die Scheiben einbauen müssen und man den gesamten Mittelteil inklusive den Anschlüssen zur Rückwand gar nicht machen kann. Natürlich kommen aus der Rückwand noch diverse Acropora Teller und Äste sowie andere filigrane Strukturen heraus. Leider war deren Einbau nur an einer kleinen Stelle möglich. Das wird aber sehr spannend.
Der obere Teil ist ja der Ein- und Ausstieg. Hier dürfen natürlich keine Strukturen in den Raum hinein ragen, da man sich fürchterlich zerkratzen würde und dauernd mit den Tauchutensilien hängen bleibt. Aber von oben ist der Blick schon ganz anders.

Ob man das mieten kann, weiß ich nicht, hätte auch großes Interesse. liegt genau an der Westspitze von Portugal am Atlantik.
Tolle Gegend übrigens...