Zooplankton, Mikrofauna in alteingefahrenen Aquarien

  • Hallo miteinander,


    in meinem anderen Beitrag äußerte sich Sandy sehr interessant zum Thema Mikrofauna. Ich kopple das von dem "Mandarin"-Thema ab und eröffne dafür ein neues Thema.


    Sandy schrieb:


    Das erweitert meinen 70+ Horizont, denn es deckt sich mit meinen Beobachtungen. Ich ging bisher davon aus, dass in meinem vier Jahre stehenden 400 l Becken der nur geringe Anteil an Kleinsthüpferlis auf das Abgrasen der Zwergkaiser und des Kanarien-Docs beruhte.


    Doch auch mein "leeres" Versuchsbecken mit ausschließlich einem Lebendstein bestätigt Sandys Theorie. Vor einem Jahr gestartet, wimmelte es binnen kurzer Zeit von Tisben und Kleinstkrebsen, etc. Seit etwa einem halben Jahr stelle ich fest, dass davon fast nichts mehr zu sehen ist, obwohl das Becken keine Fischinsassen hat.


    Das könnte tatsächlich mit der Monokultur zu tun haben. Denn Zooplannkton-Nahrung inform von Phytoplankton bekommt das große Becken jede Nacht.


    Ich würde es begrüßen, wenn sich dieses sicherlich wichtige und interessante Thema hier vertiefen würde.

    Grüße vom Aachener Land,
    Werner


    Reefer 425, 2 x Hydra 32 + 40 Watt umlaufende LED-Leisten 13.000 K.+ 5 Spots
    5 Turbellen, Wellen im 0,3 Sekundentakt, "Ebbe - Flut" alle 3,5 h
    Deltec 600i, Fe-Adsorber (Ramsch-Perlen), Biopellets, Zeolith, Balling light
    15 % Wasserwechsel/Woche

    Täglich lebende Artemianauplien + 120 cm³ frisch gezapftes Phytoplankton

  • Hallo,


    was Sandy geschrieben hat, trifft den Nagel auf den Kopf. Ich bin selbst mal in jüngeren Jahren darauf hereingefallen beim LSD Mandarinfisch. Nach dem Motte Becken steht ja schon länger, also muss es reif sein und der Fisch hat genügend Futter. Er ist dann verhungert, ging nicht an andere Futtersorten und ich hatte damals auch keinen Zugriff auf Lebendfutter.

    Neben Fressfeinden ist die Ausgangssituation eher ungünstig für die meisten Kleinstlebewesen. Benthisch heißt ja nicht, dass die Tiere ständig am Untergrund kleben, die bewegen sich teilweise auch etwas ins "Freiwasser". Starke Strömung, Filterung, Pumpen, damit werden viele entfernt. Ich bin mir auch nicht sicher, ob es vom Nahrungsangebot reicht, einfach etwas Phytoplankton zu dosieren. Wahrscheinlich landet viel davon wieder in den Filtern.

    Was ich schon öfters gesehen habe sind große Populationen in wirklichen Algenrefugien. Also nicht ein paar Drahtalgen zur Nährstoffreduktion, sondern richtige Refugien mit viel Grünzeug, Steinen, Sand und moderater Strömung. Hier sollte zumindest ein Teil der Kleinstlebewesen dauerhaft überleben.


    Das Animpfen mit Lebendgestein wird so oder so nicht schaden, allerdings muss man sich auf die Quelle und Frische verlassen können und ich fürchte, lange hält das auch nicht vor. Aber immerhin besser als nichts.


  • Denn Zooplannkton-Nahrung inform von Phytoplankton bekommt das große Becken jede Nacht

    Hi Werner

    das meiste Phytoplankton das ich ins Becken gebe, kommt Morgens hinein.

    Das Phyto hat kaum bis keine Nährstoffe mehr wenn es ins Becken kommt, es kann

    dann dem Becken Nährstoffe entziehen.

    Gruß Ewald


    _______________________________________________________________________________________________________________________________


    Früher hatte ich Angst im Dunkeln.
    Wenn ich heute so meine Stromrechnung sehe,
    hab ich Angst vorm Licht. :loudly_crying_face:

  • Wenn das Lebendgestein mit der Mikrofauna ins Becken kommt beginnt der Kampf um Lebensraum und Resourcen. An dem Zeitpunkt ist die Biodiversität die größte und es kann nur durch Sterben von Arten immer kleiner werden. Dazu kommen keine, wie auch.

    Wie viele dieser Arten sich nun etablieren können hängt neben den Lebensbedingungen auch vom Futter ab. Nicht jedes Futter ist für alle geeignet. Gerade am Anfang sind vielleicht viele Filtrierer dabei, die wegen mangelndem Schwebefutter kurze Zeit später verhungern. Seien dies nun Schwämme, Seescheiden, Röhrenwürmer oder was auch immer. Andere suchen Algenfutter oder Bakterienbeläge und diese benötigen natürlich Nährstoffe und Spurenelemente, um zu wachsen. Wieder andere benötigen Licht zur Fotosynthese.


    Anfangs werden durch das eingebrachte Lebendgestein hoffentlich die Bedürfnisse gestillt, aber auf Dauer müssen die Bedürfnisse durch das Becken selbst gedeckt werden. Wer schon mal versucht hat, Rhodomonas oder Isochrysis zu züchten weiss ein Lied davon zu singen, wie schwierig gute und hochwertige Planktonarten sind bei dauerhafter Zucht. Mir ist die Zucht auch ständig zusammengebrochen nach einigen Wochen.

    Daher auch mein Hinweis an Werner mit dem Staubfutter oder anderem Futter bei dem Experiment mit dem Lebenden Stein für ein paar Monate.


    Ohne aktive Fütterung wird sich nach kurzer Zeit die Gewinnerpopulation herauskristallisieren, die unter normalen Aquarienbedingungen gedeihen kann. Seltsamerweise sehen wir diese meist als "Plage", denn sie vermehrt sich unkontrolliert, ohne dass wir dies wünschen.

  • Ich habe inzwischen überlegt, ob es nicht besser ist, sagen wir mal alle drei Wochen, frischen Copepodenmix im Dunkeln direkt ins Aquarium zu geben, damit sie sich dort etablieren.


    Bisher habe ich immer die eigene Zucht zum Direktfüttern angestrebt. Das war, zumindest über den Winter, arg kläglich, was da herauskam ...

    Grüße vom Aachener Land,
    Werner


    Reefer 425, 2 x Hydra 32 + 40 Watt umlaufende LED-Leisten 13.000 K.+ 5 Spots
    5 Turbellen, Wellen im 0,3 Sekundentakt, "Ebbe - Flut" alle 3,5 h
    Deltec 600i, Fe-Adsorber (Ramsch-Perlen), Biopellets, Zeolith, Balling light
    15 % Wasserwechsel/Woche

    Täglich lebende Artemianauplien + 120 cm³ frisch gezapftes Phytoplankton

  • Zweige doch einfach mal einen kleinen Teil von einer Copepodenlieferung ab, setze ihn in ein kleines Becken mit etwas Lebendgestein, Sand und etwas Licht und Futter und schau mal, ob sie sich vermehren mit Meerwasser in normaler Dichte und Temperatur. Dort siehst Du deutlich besser, ob sie sich wirklich etablieren können oder nicht. Für einen Versuch würde auch ein 5l-Eimer oder ein Miniaquarium reichen.

  • Danke, Sandy,


    das habe ich auch so gemacht. Meine bisherigen Zuchtansätze (Ursprung 2 oder 3 Jahre her) habe ich kompett 'verfüttert'. Die frischen Tisben etc. in üblichem Meerwasser angesetzt.


    Über den Sommer versuche ich es nochmals mit der Freilandzucht in zwei großen Bütten.


    Danke für Deine stets guten Ratschläge, Sandy!

    Grüße vom Aachener Land,
    Werner


    Reefer 425, 2 x Hydra 32 + 40 Watt umlaufende LED-Leisten 13.000 K.+ 5 Spots
    5 Turbellen, Wellen im 0,3 Sekundentakt, "Ebbe - Flut" alle 3,5 h
    Deltec 600i, Fe-Adsorber (Ramsch-Perlen), Biopellets, Zeolith, Balling light
    15 % Wasserwechsel/Woche

    Täglich lebende Artemianauplien + 120 cm³ frisch gezapftes Phytoplankton

  • Hallo,


    mein Riffbecken steht nun seit ca. 25 Jahren ohne Wechsel von Gestein (Tuff und "Lebengestein") und Bodengrund. Es dürfte also ein Paradebeispiel für ein "alteingefahrenes Aquarium" sein.

    Zum Thema Ausprägung (Anzahl an beobachteten Kleinstkrebschen etc.) der Mikrofauna kann ich folgende Erfahrungen, beruhend auf meine Beobachtungen, beitragen.

    Das "alter" des Beckens ist nicht oder nur bedingt für die Mikrofauna ausschlaggebend Vielmehr sind es die folgenden 2 Punkte:

    - Versteckmöglichkeiten, um den Fraßfeinden auszuweichen.

    - Dosierung von organischen Kohlenstoff und Aminosäuren, um Biofilme zu generieren.

    Das sind die Hauptpunkte nach meiner Erfahrung.


    VG

    Paul

  • Hi Werner,


    nach meinen Versuchen, werden die im Handel angebotenen Tisben (unterschiedliche Arten) keine Überlebenschancen haben, weil ersten die Fressfeinde (Fische, Korallen, Gammarus, Asseln und große Copepoden) viel zu viele im Aquarium sind und zweitens die optimalen Futtergaben für die Massenvermehrung nicht möglich sind. Aber vielleicht liege ich auch falsch.


    In meinem Technikbecken sammle ich immer Cops abends ab oder die Steine kommen zurück ins Becken. Das Verhalten der Cops im Aquarium ist doch so, dass wenn das Licht ausgeht, dann sehen wir an den Aquarienscheiben die Cops, sobald das Licht angeht verziehen sich die Cops, weil die Fressfeinde schon unterwegs sind. Natürlich werden immer welche von den Fischen gefunden, aber das wird nicht die Menge sein. Meine Seenadeln habe ich schon beobachtet, wie sich das Verhalten verändert mit der Lichtstärke.


    Ich bin gespannt was du berichtest vom Freilandversuch und welche Cops du dafür verwendest.


    Viele Grüße

    Klaus

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