KH in der Meerwasseraquaristik

  • Hallo zusammen!


    Mal ein ganz anderer Blick auf die Dinge.
    Die unterschiedlichen Auffassungen bezüglich des PH-Werts zeigt eine Unkenntnis über die inneren Vorgänge eines Korallenholobionten.
    Um es kurz zu machen:
    Die Immunabwehr der Korallenschleime eines Holobionten wird durch einen niedrigen pH-Wert geschwächt. Pathogene Keime gewinnen die Oberhand und schwächen die Koralle.
    Das Resultat ist mangelnde Verkalkung und/oder Gewebeverlust.
    Die Widerstandsfähigkeit ist von Korallenart zu Korallenart unterschiedlich.
    In der Praxis vielen Aquarianern nicht unbekannt.
    Nicht alles lässt sich immer mit einer PO4 Schwankung erklären.
    Warum sollten wir den pH-Wert außer acht lassen?
    Der pH-Wert bestimmt alles biologische Leben.
    Also auch hier.


    Gruß
    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Hallo Thomas,


    ich finde es gut, dass Du diesen doch recht neue Methode von übersättigter Kalkmilch hier vorstellt. Ob sie sich etabliert wird von den Erfolgen und Pannen abhängen. Ich habe in einiger Deiner Links reingehört, finde es aber sehr ermüdend, Information pro Zeiteinheit ist verbesserungsfähig.


    Wird die Kalkmilch einmal angesetzt und dann aus einem zur Atmosphäre offenen Behälter dosiert, damit die Konzentration immer gleich bleibt, so wie bei der Manuellen Kalkwassermethode aus dem Kanister oder wird Wasser in einem geschlossenen System dosiert, damit kein CO2 eindringen kann? Beides schließt die langfristige konstante Dosierung wie bei Kalkwasserreaktoren/-rührern aus.


    Zur angeblich stöchiometrischen Zufuhr von Ca und KH hat Bernd schon einiges geschrieben. Meine Erfahrung nach 9 Monaten Kalkwasserreaktor bei pH 8,0-8,4 ist, es bildet sich relativ wenig CO3, der NaHCO3 Verbrauch ist im Gegensatz zu CaCl deutlich geringer zurückgegangen. Bei konstant noch höheren Werten dürfte sich das weiter verschieben.


    Die Limitierung durch die Verdunstungsmenge hatte ich eine Zeit um 5 l (bei 2800l Gesamtinhalt) überschritten und alle 2-3 Tage das überschüssige Wasser abgeschöpft und entsprechend Salz vor den Vlieser geschüttet. War mir dann aber auf Dauer zu blöd, pH-Wert erschien mir ausreichend.


    Aktuell ist die CaOH Dosierung noch über den Ca Wert limitiert, NaHCO3 muss ich trotzdem täglich 300 ml zugeben.


    Das Problem von unzulässig hohen pH-Werten wird auch in den Links angesprochen, der kann schnell durch die Decke schießen. So ein System mit pH Regelung würde ich nur mit ganz schlechtem Bauchgefühl mal 2-3 Wochen im Urlaub alleine lassen.


    Der Kostenfaktor sticht in D nur bedingt. CaOH aus dem Aquarienzubehör ist extrem hochpreisig. Kauft man anderweitig nen 25kg Sack in Lebensmittelqualität zahlt man in etwa das Gleiche wie für CaCl. Ist zwar etwas ergiebiger, aber kein richtiger Kostenfaktor, die Spurenelemente kosten auch im 5l Kanister deutlich mehr.


    LG Ralf

  • Ich hatte vergeblich versucht meinen pH-Wert mit der Ansaugung von Aussenluft zu korrigieren. Hatte trotzdem morgens immer nur 7,8.
    Nach 1 Woche Kalkmilch (und Traces von Tropic Marin) kam ich morgens auf 8,15, tagsüber auf 8,3. Tendenz steigend. Dummerweise hab ich mir vorgestern neuen Live-Sand eingebracht, der hat mir alles wieder durcheinander geworfen. Jetzt bin ich morgens wieder bei 8,0 :wacko:


    Ich bin da noch in der Startphase, bei mir muss das alles noch (auch durch ICPs) validiert werden. Aber im Grunde habe ich nur adaptiert was andere schon ein Jahr praktizieren. Chris Meckley dosiert grundsätzlich nur noch nachts, sobald sein APEX einen pH von unter 8,3 feststellt, wird dosiert um ihn oben zu halten.


    Was bei mir wirklich gut geholfen hat, dass der DaStaco sich kein Salzwasser mehr aus dem Filter zieht, sondern reinstes Osmosewasser, was nochmal über Harze gelaufen ist, um die Kieselsäure raus zu ziehen. Osmosewasser zieht sofort Kalk, ohne Zugabe von CO2. Mit der Methode arbeite ich jetzt seit 2 Jahren und der Verbrauch von CO2 ist um mehr als die Hälfte, gefühlte 60-70 % reduziert worden. Alles CO2 was nicht im Becken landet, kann nur gut sein.
    Nicht ganz so einfach ist es allerdings mit dem Dastaco gleichzeitig den Verdunstungsausgleich mit zu regeln. Geht, ist aber knifflig. Das verdunstete Wasser, bei mir gut 15-20 Liter am Tag wird komplett durch Osmosewasser was durch den DaStaco geht ersetzt.
    Das klappt super und seit dem Tag ist auch Nachts der Ph nie mehr unter 8,15 abgefallen. Das Wasser aus dem DaStaco lasse ich noch mal über ein mit Kalkmaterial gefülltes Rohr/Rieselsäule laufen, was gegenbelüftet ist, um den Rest CO2 auszutreiben. Jetzt ist mein Wert sehr stabil und schwankt Tag und Nach vielleicht noch um 0,1 bis 0,15 das heißt, er fällt nicht mehr unter 8,2.
    Das System habe ich aktuell so stabil eingestellt, dass ich am Dastaco nichts mehr verändere.... die kleinste Drehung an den Potis der Steuerung, ziehen oft gravierende Änderungen nach sich.... wenn mir der kh Wert trotzdem unter 7,5 abfällt, ergänze ich das lieber mit etwas kh-Lösung, als am DaStaco was zu verändern.
    Geplant ist deswegen eine weitere Automatisierung mit einem Focustronic/Alcatronic, aber erst am neuen Becken.
    Im Moment baue ich mir einen Prototyp um gezielt das CO2 auszutreiben und teste das noch mal ein Jahr, bis es vlt. in die Vermarktung geht. Aber im Moment sieht es sehr gut aus, was die Stabilität des PH-Wertes anbelangt ohne Zugaben von Calzimhydroxydlösungen.


    Die Meerwasseraquaristik ist im steten Wandel. Man muss nur aufpassen, dass man nicht vorschnell auf einen künstlich aufgeblähtem Hype aufspringt, denn nicht alles was neu ist, ist auch automatisch gut. Ich erinnere mich noch gut an die Zeit als Dupla versucht hat die Meerwasseraquaristik auf den Kopf zu stellen, die Berliner Methode als Auslaufmodell hinzustellen und als Maß aller Dinge, Abschäumer raus und die Becken massiv mit CO2 zu begasen, um Ph-Werte von 7,75 bis 7,8 zu erzwingen. Das Ergebnis waren völlig verkrautete Becken, wo man später bei Biotop Aquaristik bei Bonn, das ganze noch gehypt wurde mit 10-15 cm hohen Sandschichten, die einem als lebender Sand, verkauft wurden. Das alles wurde dann munter miteinander verknüpft, Eisendüngung war dann ebenfalls überlebensnotwendig usw... Und von alldem ist nix übriggeblieben, außer die Erkenntnis, dass das Berliner Modell eigentlich, in etwas modifizierter Form, immer noch angewendet wird.


    Das Gleiche mit Licht : wir waren in der Universität Gießen und haben haben dort eine aktuell sehr populäre Lampe vermessen lassen. Das Ergebnis war ernüchternd . Diese Lampe wurde explizit gemacht für ein typisches US-Style-Becken, also extrem blaulastiges Licht. Schön für den Betrachter, aber gut für Korallen ? Sie war sehr weit entfernt von natürlichem Sonnenlicht. Und beim Vergleich unterschiedlicher Lampentypen, welches Lichtspektrum kommt dem Sonnenlicht unangefochten immer noch am nächsten ??? Voila ... das gute, alte HQI-Licht


    Grüße ... Klaus

  • Diese Lampe wurde explizit gemacht für ein typisches US-Style-Becken, also extrem blaulastiges Licht. Schön für den Betrachter,

    ...ich bekomme immer Kopfschmerzen und Augenkrebs, wenn ich bei Händlern diese blaulastigen Punktstrahler sehe. In der Jugend wär das ne geile Partybeleuchtung gewesen, über einem Aquarium hat das meiner Meinung nach nichts zu suchen...


    LG Ralf

  • Die Meerwasseraquaristik ist im steten Wandel. Man muss nur aufpassen, dass man nicht vorschnell auf einen künstlich aufgeblähtem Hype aufspringt, denn nicht alles was neu ist, ist auch automatisch gut.


    Hallo Klaus,


    d'accord.
    Alldieweil kann ich hier keinen Hype erkennen, wird dieser doch in den meisten Fällen eher von Firmen zur Gewinnmaximierung forciert. Hier wird eher Wissensaufbau von Hobbyisten für Hobbyisten betrieben. Lieblingsspruch dabei: "it's your money, not theirs" :grinning_squinting_face:

  • Hallo Thomas,
    irgendwie hab ich den Unterschied bzw. Vorteil zum Kalkrührer nicht ganz verstanden. Worin liegt der Vorteil an deinem 19l Behälter? Wenn du täglich 750ml raus nimmst, muss ja Luft mit CO2 nach kommen. Einen Kalkrührer kann man luftdicht betreiben und 750ml zu dosieren geht damit problemlos.
    Auf wie viel Aquarienvolumen dosierst du die Menge?


    Mir fällt eigentlich in letzter Zeit eher auf das viele Aquarianer in den US Foren oder Videos wieder vermehrt Kalkreaktoren einsetzen, aber vielleicht täuscht das auch. Meist aber immer in Verbindung mit Kalkwasser.

  • Kalkrührer: auch die sind nicht unbedingt gasdicht. Wenn eine Rührwelle verwendet wird, ist zumeist keine gasdichte Wellendichtung eingebaut. Ist aber auch kein riesiges Problem! Wenn man das nicht will, wählt man eben einen gasdichten Reaktor - es gibt genügend Modelle auf dem Markt.
    RO-Wasser: In ihm sind je nach Karbonathärte im Rohwasser schon ordentliche Mengen an CO2 enthalten. Das kann so hoch sein, dass nachgeschaltete Harzfilter (Vollentsalzer, Reinstwasserfilter) nicht mehr richtig funktionieren. Auch die Effektiviät des Kalkwasser wird durch den CO2-Gehalt verschlechtert. (Nur so bekommt Klaus auch Karbonathärte und Calcium durch einen mit RO-Wasser betriebenen Kalkreaktor hinein.)
    Das Schöne an der Kalkwassermethode: man kann klein anfangen, indem man einen Kanister nimmt, Kalkwasser anmischt, den Kanister mit dem Deckel verschließt (nur ein winziges Loch zur Entlüftung muss sein) und tropfenweise dosiert. Erst wenn man mit der Methode zufrieden ist, sollte über die Anschaffung eines vernünftigen Kalkwasserreaktors mit hoher Beladungskapazität nachgedacht werden.
    Es gibt keinen Königsweg (wird leider oft genug behauptet), weil die Voraussetzungen und die Aquarien zu unterschiedlich sind. Die einen kommen mit Kalkwasser super zurecht, die anderen gar nicht.

  • Hallo Spooner,


    Kalkwasser ist eine gesättigte Lösung von Ca(OH)2 in Wasser. Das kommt aus einen Kalkrührer oder -reaktor. Löslichkeit in Wasser 1,7 g/l (0,17%ig), also schlecht. Übersättigt als Suspension heißt das dann Kalkmilch oder halt Slurry, damit kann man je nach Konzentration deutlich mehr dosieren.


    LG Ralf

  • Hallo zusammen,


    erstmal vielen Dank für die rege Beteiligung und die vielen hilfreichen Kommentare.
    Da meine Dosierpumpe offenbar mehr dosiert als eingestellt und ich am Wochenende keine Zeit für die zweimalige, tägliche Messung hatte, hat sich der KH schleichend auf etwa 7,5 erhöht.
    Die schleichende Erhöhung hat den Korallen scheinbar nicht geschadet, alle haben ihre Polypen ausgestreckt und zeigen keine Anzeichen von Unwohlsein.
    Scheinbar war also die schnelle Erhöhung des KH Wertes das Problem, nicht der KH selbst.
    Dank Dosierpumpe ist das einmalige Erhöhen des KH nun vorbei und die Korallen danken es mir.


    Viele Grüße,
    Rüdiger

  • Hallo allerseits,


    mal wieder ich...
    Auf Grund eines Problems mit dem Dosierschlauch hat sich ein sehr großer Kristall am Ende des Schlauchs gebildet, es wurde aber kein KH dosiert, so dass die KH auf knapp 5,1 gefallen ist.
    Mir ist es nur aufgefallen, weil die Polypen meiner Stylopora ungewöhnlich kurz geworden sind.
    Dosierung angepasst und ausgeglichen auf KH 6,3 und danach die Dosierpumpe neu eingestellt.


    Was mir aufgefallen ist:
    Je niedriger der KH, desto schöner das Polypenbild?!
    Bei KH 7 haben sowohl Weichkorallen als auch Steinkorallen nicht alle Polypen ausgefahren.
    Bei KH 6+ haben alle Korallen ihre Polypen draußen, jedoch sieht die Sinularia (Spitzname "Molly") nicht ganz so fluffig aus wie mit einem niedrigeren KH.
    Ab KH 5,8 haben alle Korallen die Polypen richtig weit ausgestreckt und "Molly" sieht super fluffig aus, es ist ein Traum!
    Hier ein kurzer Schnappschuss, unbearbeitet, KH 5,8:


    Die Einzigen, die bei mir NIE die Polypen auspacken, sind die Acroporen. Ich habe insgesamt drei verschieden Acropora-Arten und ich habe erst einmal die Polypen gesehen.


    Außerdem hat durch / trotz?! des niedrigen KH mein PO4 Verbrauch drastisch zugenommen.
    Ich hatte eigentlich PO4 sehr stabil auf 0,15, maximal 0,2, minimal 0,09.
    Seit der KH so weit gefallen ist, ist PO4 auf 0,07 gesunken und das Wachstum der meisten Korallen (außer Acropora) hat sichtbar zugenommen.


    Was ist da los?
    Das widerspricht doch eigentlich komplett der gängigen Lehrmeinung!


    Viele Grüße,
    Rüdiger

  • Die Einzigen, die bei mir NIE die Polypen auspacken, sind die Acroporen.

    Hallo Rüdiger,


    hast Du mal geschaut, ob die Polypen nachts draußen sind?
    Irgendwelche Zupfer, wie Zwergkaiser oder ähnliches im Becken?


    Ansonsten kann ich Deine Beobachtung bestätigen, dass eine KH um 6 ein schönes Polypenbild begünstigt.



    Viele Grüße
    Sebastian

  • Ich wiederum kann die These nicht bestätigen. Ich habe - als ich rein Sangokai genutzt habe - die KH bei 6,7 - 7 gehalten. Seitdem ich auf Kalkslurry und Tropic Marin Elements umgestiegen bin habe ich die KH auf 8,1 gesteigert und insbesondere meine Gorgonie war noch nie so prächtig offen wie aktuell. Das ist sogar meiner Frau aufgefallen :face_blowing_a_kiss:


    Acroporen stehen polypentechnisch unverändert, das liegt aber eher an den Kaisern :face_with_rolling_eyes:

  • Bissl spät aber was solls: Bei mir wächst und gedeiht alles viel zu gut. Hab fast nur Acros. Farben sind top. KH liegt relativ Konstant bei 6! Ist auch schon mal wegen faulheit auf 3 gerutscht und die Tiere hat es nicht interessiert. PO und NO 0,01 und 1. Füttere sehr viel Min S. Polypen sind immer draussen, mal mehr oder weniger buschig. Stylos mag ich nicht hab aber eine riesige Poci, sonst nur Acros. Recht wenig Strömung hab ich auch noch, mache also fast alles falsch

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