Soziales Verhalten einer Gobiodon

  • Hallo Leute,


    ich beobachte seit gestern ein seltsames Schauspiel in meinem kleinen Becken.


    Am Dienstag sind zwei Gobiodon histrio eingezogen, wovon der eine leider ein Todeskandidat ist. Er hat einen eingefallenen Bauch und liegt nur apathisch am Boden. Keine Art von Futter, weder tot noch lebendig, interessiert ihn. Der andere hingegen ist fit und frisst auch. Immer wieder schwimmt er hin zu seinem Kollegen, der inzwischen meistens auf der Seite liegt. Der fitte Gobiodon schwimmt dann so an den schlappen ran, dass er ihn aufrichtet; dabei stützt er ihn noch mit den Brustflossen. Diese Position behält er dann eine ganze Weile bei. Das passiert immer wieder.


    Dass zwei Fische derartigen Körperkontakt halten, ohne dass es um Paarung oder Aggression geht, habe ich noch nie erlebt. Es erinnert ein wenig an soziale Elefanten.


    Hat schon einer von euch Vergleichbares gesehen?


    Grüße
    Ingrid


    PS: Das sind keine veralgten Scheiben. Das ist eine Zucht von sessilem Phytoplankton. :winking_face:

  • Hallo Ingrid


    ich konnte das auch schon beobachten an meinen Valenciennea sexguttata. das weibliche Tier ist damals nicht mehr nach einem Laichvorgang aus der Höhle gekommen, und hat daher auch nicht mehr gefressen. Als es dann zu Ende ging ist das Mänchen immer wieder hin, und hat versucht das Weibchen hin zu stellen (was anderes fällt mir gerade nicht ein) oder zu stützen.


    Bei mir was dann auch so, dass das Mänchen nach dem das Weibchen nicht mehr da war, auch das Fressen eingestellt hat, und ebenfalls dann gestorben ist.

    Marine Nachzucht ist eine Chance, wenn man den Mut aufbringt sie zu nutzen.
    Ich entscheide mich für den Mut.


    Gruß Harald

  • Hallo Harald,


    das klingt sehr ähnlich. Ein Paar sind meine beiden allerdings wohl nicht; sie wurden zufällig unter mehreren aus dem Händlerbecken gefischt.


    @ Philipp: Ich fürchte, da hilft auch kein Daumendrücken mehr. Aber trotzdem bitte weiterdrücken.


    Grüße
    Ingrid

  • Hallo Ingrid


    Interessante Beobachtung!



    Schade das du so weit weg wohnst, ich hätte hier noch eine G. histrio schwimmen, welche ich abgeben möchte.


    MfG Torsten

  • HI Ingrid,



    ich habe schon einige Jahre einen Mandarinmann. Seine Frau verstarb vor ca. 3 Jahren. Beide hatten einen weißlichen Belag, andere Fische hatten Odinium.
    Das Weibchen war etwas schlechter dran und lag eines Morgens tot an der Scheibe.


    Beide waren bekannte Fotomodelle und auch während der Balz zahm.



    Wenn ich ein totes Tier habe, verfüttere ich es, wenn es geht, an irgendwelche anderen Aquarienbewohner.


    Ich verfütterte die Mandarinfrau an eine "Rhizotrochus typus" , Dummerweise dauerte es recht lange, eh die Koralle den Fisch umschlungen hatte. Nach einer Weile entdeckte der Mann seine Frau und versuchte min. 1Std. seine Frau aus der Kelchkoralle zu ziehen. Man sah richtig, dass der Mann müder wurde. Danach setzte er sich neben die Koralle und schaute zu, wie seine Frau verschlungen wurde; ab und zu zog er noch mal an ihr.
    Ich kam mir vor wie ein Schwein. Aber was sollte ich machen? Ich habe ein paar Fotos gemacht. Fast alle habe ich gelöscht. Nur 1 oder 2 Erinnerungsfotos habe ich noch. Wäre meine Fau dabei gewesen ..... ich hätte mich auch in die Koralle setzen sollen.
    Gruß,Dietmar

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    Einmal editiert, zuletzt von Dietmar Schauer ()

  • Hi Zusammen,


    das ist eine traurige Beobachtung. :frowning_face:


    Diddis Schilderung erinnert mich an unser V. wardi Männchen, welches Granulat aus unserer MinMax-Anemone klauen wollte und kopfüber stecken blieb. Ich habe es leider zu spät gesehen und konnte es nur noch tot bergen. Das Wardi-Weibchen hat das Fressen eingestellt und ist wenige Wochen danach aus Liebeskummer verhungert.


    Fische sind Lebewesen. Auch wenn man sie nicht vermenschlichen soll, glaube ich, dass sie Gefühle haben.


    Viele Grüße
    Corinna

  • Hallo Corinna,


    ich würde nicht so weit gehen, bei den Fischen von Liebeskummer zu sprechen. :winking_face:


    Mich interessiert dabei mehr die evolutionsbiologische Seite. Demnach müsste dieses Verhalten einen Zweck haben, der in der Förderung der eigenen Gene liegt. Versucht ein Fisch seinen Geschlechtspartner bzw. seine Partnerin zu retten oder zu unterstützen, sichert er damit auch den Fortbestand seiner eigenen Gene. (Zumindest, wenn das Angebot an Partnern sehr eingeschränkt ist.) Und wenn auch dieses Verhalten genetisch festgelegt ist, trägt er es dadurch in die nächste Generation. Soweit das Prinzip der Evolution.
    Damit ließe sich natürlich nicht erklären, warum ein Fisch das Fressen einstellt, wenn der Partner gestorben ist. Aber an dieser Stelle kann auch von Seiten des Pflegers viel interpretiert werden.


    Und auch für meine beiden fällt mir eine Erklärung schwer, da sie wahrscheinlich gar kein Paar sind.
    (Noch lebt die Grundel übrigens, aber sie wird schwächer.)


    Grüße
    Ingrid

  • Hallo Ingrid,


    ich weiß, dass meine persönliche Meinung (! :winking_face: ) sehr kontrovers diskutiert wird. Trotzdem hat es auf mich die Wirkung. Ich versuche auch, meine Tiere nicht zu vermenschlichen - was mir aber nicht immer gelingt, das muss ich zugeben. Ist bei meinen Katzen auch so. Wenn mich manchmal einer hören könnte (vorm Aquarium beim Füttern), würde er sich an die Stirn tippen ... :grinning_squinting_face:


    Liebe Grüße
    Corinna

  • Hallo Dietmar,


    es kommt wohl darauf an, wie man Angst definiert. Wenn Tiere keine Angst hätten, würden sie vor ihrem Feind nicht davonlaufen. Angst in diesem Sinne ist also evolutionsbiologisch sehr wichtig.


    Grüße
    Ingrid

  • Hallo zusammen


    Meine O.longirostris zeigen ihre Stimmungen deutlich an. Unwohlsein, Streß (Angst ist zb. ein Streßzustand), Paarungsbereitschaft, Ärger etc. werden durch farbliche Veränderungen deutlich angezeigt. Auch bei Seepferdchen ist alleine anhand der Körperfärbung abzulesen in welcher Stimmung sie sind.


    Da ich Zuchtbedingt einige Paare pflege, kann ich nur zustimmen das ein Paar Fischarten auf den Tod des Partner deutlich reagieren. Sei es mit Futterverweigerung, Hospitalismus oder plötzliche Aggresionen anderen Aquarienbewohnern gegenüber.


    Man kann Fischen eine gewisse Gefühlswelt mit Sicherheit nicht absprechen.


    MfG Torsten

  • Hi,
    ein Pärchen C. parasema gehörte zu unseren ersten Fischen.
    Haben auch jahrelang miteinander gelaicht. Dann verstarb eines der Tiere, das andere hat noch tagelang dessen Schlafplatz aufgesucht um es zu finden.


    Bei G. okinawae hatten wir ebenfalls ein laichendes Pärchen, als das Weibchen verstarb hat das Männchen ebenfalls tagelang dessen Lieblingskoralle umrundet.....


    Wenn Tiere über einen längeren Zeitpunkt ( Jahre ) miteinander in einem begrenzeten Abschnitt leben, werden sie sich wohl aneinander gewöhnen. Und erkannt haben das sie nicht einfach den nächstbesten Artgenossen nehmen können.


    Sollte der andere dann auf einmal nicht mehr da sein, oder verletzt ( anstubsen hatten wir auch schon ), erfolgt natürlich eine Reaktion.


    Andererseits hat unser Blaustreifen Mädel auch einige Tage seinen Partner vermißt, ist aber als wir endlich ( nach 14 Tagen gab es wieder welche ) wieder ein Männchen ( zwar sehr klein und mager ) einsetzten, sofort angesprungen und hat in nicht mehr auslassen....
    4 Wochen später hatte er den ersten Laich....


    LG,
    Wolfgang

  • Hallo zusammen,


    nachdem die Grundel 14 Tage ausschließlich apathisch am Boden lag, nimmt sie seit gestern an der Fütterung teil und sucht sich wechselnde Ruheplätze. =)


    Ich vermute, dass eine Felsengarnele in der Nacht auf Dienstag ihre Larven entlassen hat und dieser Reiz stark genug war, den Fressinstinkt bei der Grundel wieder zu aktivieren.


    Auch in den Tagen davor hatte ihre Artgenossin immer wieder Körperkontakt aufgenommen. Besonders nachts sah man sie oft eng aneinandergeschmiegt am Boden liegen. Damit wurden die Einsiedler und andere Gesundheitspolizisten erfolgreich auf Abstand gehalten und das hat vielleicht dass Überleben des geschwächten Tieres gesichert.


    Seit die Grundel frisst, habe ich dieses Verhalten nicht mehr beobachtet.


    Grüße
    Ingrid

  • Hallo!


    Ich hätte dazu auch mal ne Frage, wenn ich darf :smiling_face:


    Ich hab ein Pärchen v.puelaris. Beide schwammen richtig süß zusammen. Seit 2 Tagen ist die eine Puelaris verschwunden.
    Sie saß immer mal wieder im Schacht in der Ecke, und ich musste sie da rausangeln, nun ist sie weder dort noch im Filterbecken, etc. Dachte vielleicht sei sie beim Putzen irgiendwie in Filter gekommen. Aber sie ist nirgens zu sehen. Auch um das Becken rum alles durchsucht, keine Spur.


    Kann es sein, dass die Weibchen beim Laichen in Ihrem "Nest" sitzen und dann tagelang nicht rauskommen?
    Auch nicht, wenn es Futter gibt???
    Das Männchen schwimmt eigentlich relativ normal herum.


    Freue mich auf Rückmeldungen und Infos. Lieben Dank!


    Grüße, Paul

  • Zitat

    Kann es sein, dass die Weibchen beim Laichen in Ihrem "Nest" sitzen und dann tagelang nicht rauskommen?

    Hallo Paul


    Ja das kann ich so bestätigen.


    @Ingrid
    Schöne Nachricht. =)

    Marine Nachzucht ist eine Chance, wenn man den Mut aufbringt sie zu nutzen.
    Ich entscheide mich für den Mut.


    Gruß Harald

  • Hallo nochmals!


    Wie lange sitzt so eine Grundel in Ihrer Höhle?
    Mehrere Tage oder gar Wochen oder nur 1-2 Tage?


    Die Grundel ist nun seit ca. 5 Tagen weg und bei mir macht sich der Gedanke breit, dass Sie weg sein könnte!?


    Freue mich auf Infos!

  • Hallo Paul,


    kannst du denn sehen, ob das Männchen eine Höhle gegraben hat? Auch wenn das Weibchen ein Gelege bewacht, müsste das Männchen die Höhle morgens aufgraben und abends versiegeln. Das konnte ich zumindest bei unseren V. wardi beobachten, wenn diese ein Gelege hatten. Meistens war dann nach 2 Tagen Schluss mit dem Gelege, weil sich unsere P. planissimum daran gütlich getan hat und beide Grundeln wieder zu sehen.


    Viele Grüße
    Corinna

  • Sie hatten vorne eine Höhle unter einer Muschel. Diese hab ich hoch gehoben, aber da ist nicht drunter.
    In letzter Zeit war die Schlafhöhle aber hinter dem Riff unter einem Stein.


    Das Männchen ist mal auch kurz nicht zu sehen, und dann schwimmt es quer durchs Becken und baggert.
    Naja, werd ich vermutlich nur abwarten können und hoffen, dass das Weibchen auftaucht....

  • Hallo!


    Die haben wir jetzt ca. 2-3 Monate gehabt, also nicht soo lange. Aber schwammen immer zusammen.
    Bis heute ist die kleinere Grundel nicht aufgetaucht. Ich geh davon aus, dass sie tot ist, auch wenn ich keine Anzeichen sah, da sie immer gebaggert haben und auch an Futter sind.


    Schade....

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