Hallo zusammen,
es ist soeben ein Artikel erschienen, den ich bisher nur auf Researchgate finden konnte und der damit vermutlich nicht frei zugänglich ist. Dieser Artikel ist nicht nur wegen seines eigentlichen Themas, welchen Einfluss der Fischfang auf die Dynamik eines Korallenriffs hat, interessant, er präsentiert auch einige Daten, die man einem Abstract leider nicht entnehmen kann.
So zeigt der Artikel, wovon sich z. B. Doktorfische und Kaninchenfische ernähren. Demnach entfernen Ctenochaetus spp. loses Sediment, fressen aber keine Algen, Zebrasoma hingegen fressen nur Fadenalgen (keine fleischigen Algen, kein Sediment) und Acanthurus fressen Fadenalgen und entfernen teilweise loses Sediment.
Für Korallenspezialisten interessant ist der Appendix A, wo es um die Nährstoffe in den untersuchten Fiji-Riffen geht. Leider gibt es keine Tabelle mit Zahlenwerten, der Grafik ist aber zu entnehmen, dass sich die Phosphatkonzentration zwischen geschätzten ca. 0,1 µmol/l in Ovalau und 1 µmol/l am "tabu"-Riffhang in Beqa bewegt. Die Nitratkonzentrationen liegen zwischen ca. 0,2 µmol/l in Ovalau und 2 µmol/l am offenbar besonders nährstoffreichen "tabu"-Riffhang in Beqa.
In den gewohnten Zahlen sind das Phosphatkonzentrationen (95 g/mol) zwischen ca. 10 µg/l oder 0,01 mg/l und ca. 100 µg/l oder 0,1 mg/l Phosphat. Beim Nitrat (62 g/mol) bewegen sich die Konzentrationen zwischen ca. 12 µg/l oder 0,012 mg/l und wiederum dem Zehnfachen, 124 µg/l oder 0,12 mg/l. Das bestätigt, dass die NO3 : PO4-Verhältnisse, im Riff sehr eng sind. Molar bewegen sich die in der Grafik angegebenen Verhältnisse zwischen ca. 5 : 1 und ca. 2 : 1, entsprechend einem Gewichts-Verhältnis Nitrat : Phosphat von ca. 3 : 1 bis ca. 1,3 : 1.
Auch sind die Nitratkonzentrationen in der Natur sehr niedrig, in einem Bereich, der gerade noch von Test-Kits erreicht wird. Die Phosphatkonzentrationen liegen dagegen in den untersuchten Riffen gar nicht so niedrig, wie viele annehmen.
Es wurde teilweise auch Nitrit gefunden, bis zu ca. 0,02 mg/l in Suva auf dem Riffplateau.
Für mich bestätigt das, dass die Korallen von Natur aus an relativ hohe Phosphatkonzentrationen und sehr enge N : P-Verhältnisse angepasst sind, eine Tatsache, die sich für mich schon seit langem aus Haltungsversuchen ergeben hat, die aber noch nicht allgemein akzeptiert ist.
Zu beachten ist auch, dass N (Stickstoff) in reduzierter Form, nicht aber als Nitrat von Korallen mit der Nahrung aufgenommen werden kann. Es gibt also kein wirklich gutes Argument für hohe Nitratkonzentrationen im Riffaquarium.
Ebensowenig spricht für extrem niedrige Phosphatkonzentrationen (z. B. 0,01 mg/l) im Riffaquarium, zumal Phosphat sowohl mit Plankton als auch mit toten Partikeln (Fisch-Fäzes, Detritus) aufgenommen werden kann.
Grüße
Hans-Werner