Hallo Karin,
kein einfaches Thema. Hier wird auch viel aus der humanen Erfahrungswelt ungefiltert auf Fische und ihre Bedürfnisse übertragen und dann mit großer Leidenschaft verteidigt. Ich versuche mal eine Darstellung, die ich aus meinen bisherigen Erkenntnissen erfahren und mir aus der Fachliteratur angelesen habe.
1. Vitaminbedarf von Fischen: Hier kenne ich leider keine wissenschaftlich fundierte Literaturquelle, die beschreibt, welche Vitamine Fische benötigen und in welcher Dosierung. Der Einsatz von Multivitaminpräparaten wie Korvimin ZVT oder Mulit-Sanostol wäre aus meiner Sicht vertretbar, leider liegen beide in relativ untauglicher Darreichungsform vor. Korvimin ZVT ist ein Allround-Vitamin- und Mineralstoffpräparat überwiegend für Säugetiere, Vögel und Reptilien, denen man das Pulver auch gut über das Futter beigemischt verabreichen kann. Für Frostfutter und Fischfutter taugt es aufgrund der sofortigen Ausschwemmung nur bedingt. Das selbe trifft im Prinzip auch auf Sanostol zu. Wobei hier die zuckerfreie Variante zu bevorzugen wäre, da die Siruplösung unerwünschte Nährstoffe ins Wasser trägt und u.a. auch ein Konservierungsmittel enthält. Sanostol wurde für den Vitaminbedarf von Kleinkindern entwickelt und abgestimmt - nicht für Fische.
2. Vitamingehalt von Fischfutter:
Flockenfutter, Granulate: Hier gibt es eine gute Datenbasis über kommerzielle Fertigfutter (Flocken, Granulate), die vom Hersteller bereits mit Vitaminen angereichert wurden.
Lebendfutter: Bei der Verfütterung von Lebendfutter kann man den Vitamingehalt in Grenzen selbst beeinflussen, indem man z.B. Garnelen mit vitaminreichen Fertigfutter zuvor füttert. Grundsätzlich sollte man davon ausgehen, dass (gutes) Lebendfutter einen ausgewogenen Beitrag zur Ernährung der Fische leistet, d.h. über alle Vitamine und Spurenelemente verfügt, die ein Fisch benötigt.
Frostfutter: Hier kommt es extrem auf die Qualität des Frostfutters, die Einfrierbedingungen und eine lückenlosen Kühlkette an. Wir alle kennen die stark mit Eisschnee bereiften Frostplatten, die sicher mehrfach angetaut waren, bevor sie zu uns gelangen. Hier sollte man davon ausgehen, dass das Frostfutter viele gute Eigenschaften (und auch Vitamine) inzwischen verloren hat. Leider gehen viele dieser wichtigen Nährstoffe auch über den vom Einfrierprozess generierten und beim Auftauprozess austretenden Zellsaft verloren, den man vor der Verfütterung wegspült, da er nur das Wasser belasten und das Wachstum pathogener Bakterien begünstigen würde.
Wenn man ausschließlich Frostfutter verfüttert, macht eine Vitaminanreicherung evtl. Sinn, aber das Zuführen der Vitamine und der Transport bis in den Fischkörper ist ein schwieriges Unterfangen, da es leider Auswaschungseffekte gibt, wobei die meisten Vitamine im Wasser landen und nicht mehr aktiv in den Körper des Fisches aufgenommen werden können. Alternativ gibt es in Apotheken auch Vitaminpasten, die nicht so schnell abgeschwemmt werden. Allerdings muss man sich die Arbeit machen, diese Paste in das abgespülte Frostfutter mit den Fingern oder einem Löffel „einzuarbeiten„. Kleine Anteile der Paste haften dann etwas länger als Sirup- oder Pulverpräparate am Futter und wenn die Fische es sofort aufnehmen, landet evtl. etwas mehr im Fisch statt im Wasser.
Fazit: Ich selbst füttere Flocken-, Granulat- und Frostfutter (ohne Vitaminanreicherung). Wobei ich davon ausgehe, dass die "Fertigfuttermischungen" die für die Fische nötigen Vitamindosen ausreichend zuführen und das Frostfutter lediglich eine attraktive Alternative darstellt, ohne jedoch eine ausreichende Vitaminversdorgung als Alleinfutter garantieren zu können.
Viele Grüße,
Torsten