Anpassung Fische an Leitwert/Dichte

  • Hallo miteinander,

    ich habe eine grundsätzliche Frage zur Anpassung von Fischen an andere Wasserverhältnisse.

    Habe gestern einen C. loricula abgeholt. Dessen Wasser hatte eine Leitfähigkeit von lediglich 47 mS. Mein Meerwasser liegt immer bei 52 - 53 mS, das entspricht etwa 1,024. Da mir die Differenz recht hoch erschien, hat sich die Anpassung (Schluckmethode) auf 1,5 Stunden hingezogen.

    Nun meine Frage: Gibt es belegte Werte über Anpassgrößen wie z. B. Leitfähigkeitsänderung pro Zeiteinheit?

    Ich sage jetzt schonmal dankeschön vorab.

    Grüße vom Nordeifelrand,
    Werner

    Reefer 425, 2 x Hydra 32 + 40 Watt umlaufende LED-Leisten 13.000 K.+ 5 Spots
    6 Turbellen, Rundströmung mit Wellen im 1-Sekundentakt, "Ebbe - Flut" alle 3,5 h
    Deltec 600i, Fe-Adsorber (Ramsch-Perlen), Biopellets, Balling light
    15 % Wasserwechsel/Woche

    Täglich lebende Artemianauplien + 120 cm³ frisch gezapftes Phytoplankton

  • Hallo,

    ich habe mal vor 10 Jahren eine Abhandlung gelesen über die Zellenbelastung bei Süsswasser Fischen. Dort wurde 50 müS pro Vielstunde ganannt. Dabei war auch entscheidend, ob der Fisch den Magen voll hat oder nicht. Und von weich nach hart und umgekehrt. Es ging um den Abbau über die Nieren. Möglicherweise lässt sich das prozentual mit Salzwasser vergleichen.

    Freundliche Gruesse von Inge

  • So ganz verstehe ich Deine Fixierung auf den Leitwert nicht. Wenn ich berücksichtige wie ein Fisch anzupassen ist geht Salinität, Temperatur und pH-Wert in die Überlegung ein. Mit dem pH-Wert auch die Dauer des Transports und ob ein Ammoniumtest notwendig ist oder direkt nach Oceamo das Transportwasser ersetzt wird durch Wasser gleicher Salinität, Temperatur und pH-Wert, um das Problem direkt zu umgehen.

    Wenn die Salinität für die Anpassung in das Schaubecken unterschiedlich ist macht dies offenbar nicht so viel aus, denn die meisten Versender geben an, die Umsetzung relativ zügig vorzunehmen in wenigen Schritten in 20-30 Minuten. Im Hintergrund ist da wohl eher die Sorge, dass Schäden durch Ammoniakvergiftung schwerer wiegen als Probleme mit der Salinitätsanpassung. Die Anpassung an die Salinität findet im Fisch wohl auch erst nachträglich statt, solange der Unterschied nicht zu groß ist und ist ein allmählicher Prozess. Sonst würden Süßwasserbäder gar nicht möglich sein.

    Wenn Du aber Studien suchst nach Ausfallraten bei Fischen bei schneller oder weniger schneller Anpassung dürfte hier auch die Spezies wichtig ein, da nicht jeder Fisch oder Wirbelloser gleich empfindlich reagiert. Die meisten Fische sind da ziemlich robust, obwohl es wohl gilt je jünger desto empfindlicher.

    Viele Grüße

    Sandy

  • Danke, Sandy,


    aber das hast Du falsch verstanden. Es ist keine Fixierung, sondern es geht um die jeweilige Anpassung an unterschiedliche Wasserparameter. Da bietet sich die Leitfähigkeitsmessung prima an.

    Und in diesem Fall fand ich diese Abweichung zu groß, um das auf die Schnelle zu machen. Daher die Frage nach mS-Sprüngen.

    Grüße vom Nordeifelrand,
    Werner

    Reefer 425, 2 x Hydra 32 + 40 Watt umlaufende LED-Leisten 13.000 K.+ 5 Spots
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  • Für die meisten Fische sollte es kein Problem darstellen. Ich hatte von früher auch noch im Hinterkopf, dass man die Salinität nicht schneller als etwa 1 pro Stunde angleichen sollte, nehme aber an, dass dies als Vorsichtsmaßnahme postuliert wurde ohne echte Überprüfung. Inzwischen sagen die meisten Versandhändler, dass ein kurze Eingewöhnung mit wenigen Stufen besser ist als eine kontinuierliche Anpassung über längere Zeit nach Tröpfchenmethode.

    Bei längeren Transporten achte ich aber eher auf pH-Wert als Leitfähigkeit, denn dies zeigt am besten wie lange der Fisch in der Tüte war und wie hoch die Vergiftungsgefahr sein wird, wenn er ohne Wassertausch angepasst wird. In den meisten Fällen, wo der Fisch nachmittags an den Spediteur gegeben wird, über Nacht dann transportiert wird und morgens vor 12 Uhr eintrifft geht es noch. Hatte aber auch schon Korallen, die gar nicht bei mir abgeliefert wurden und einfach in der Abholstelle gelandet waren. Die empfindlichen Korallen waren da bereits hinüber. Bei Fischen kaufe ich sehr selten über den Versandhandel, mein Kaiser war eine echte Ausnahme.

    Viele Grüße

    Sandy

  • Hey, ich weiß, das das eine andere Geschichte ist. Aber bei unseren Amazonas-Weichwasserbecken ist es immer ein Problem, Fisch oder Garnele zu schnell von vor allem aus dem härteren Wasser umzusetzen. Das haben sie vielleich t 6 Std. überlebt. Daher finde ich Werner's nachfrage durchaus wichtig.

    Freundliche Gruesse von Inge

  • Gerade diese grundsätzlichen Fragen, wie etwas zu machen ist und warum es so ist sind eigentlich immer gute Fragen, die es wert sind, gestellt zu werden und noch einmal darüber nachzudenken, auch wenn man diese Fragen oft schon für sich selbst abgehakt hat. Mich hatte Werners hartnäckiger Bezug auf die Leitfähigkeit etwas irritiert. Aber die Anpassung von neuen Bewohnern und wie man den Übergang der neuen Bewohner so gut wie möglich regeln kann ist eine sehr wichtige Frage, vor der jeder Aquarianer früher oder später stehen wird.

    Heute im Fauna Marin/Nautilus Lifecast hatte ich auch noch eine Anregung mitgenommen, die ich verwirklichen möchte. Die Dunkelstellung der neuen Bewohner, verbunden mit Versteckröhren. Das senkt den Stresspegel deutlich gegenüber der hell erleuchteten deckungslosen anpassung in transparenten Behältern.

    Viele Grüße

    Sandy

  • Also im MW gewöhne ich Fische schon einige Zeit lang nicht mehr. ich überführe sie ins Becken (am besten mit vorheriger Quarantäne) nur, wenn das Licht aus oder gedimmt ist. Erst wird der Transportbeutel ca 15-30 Minuten im TB (dunkel) die Temperatur angeglichen. Danach wird der Beutel geöffnet, ich gieße das Wasser durch ein Netz ab und der Fisch wird ohne angleichen direkt überführt.


    So hat's zB Coralaxy vor kurzem in einem YT Video zufällig auch vorgestellt.

    VG

    Chris

  • Wie Sandy schon angesprochen hat. Die Prozedur nach Kurztransporten (1-2 h) oder nach Langzeittransporten sollte unterschiedlich durchgeführt werden.

    Während der Transportzeit reichert sich Ammonium/Ammoniak an und der pH-Wert sinkt (wir haben schon einmal Werte um pH 5 gemessen). Der tiefe pH-Wert schützt die Tiere vor einer Ammoniakvergiftung. Wird also dieses Transportwasser angeglichen, beginnt die Katastrophe: mit steigendem pH-Wert erhöht sich logarithmisch die Giftigkeit des Ammoniaks, also plus 1 pH-Stufe = (fast) 10fache Giftigkeit. Nach Langzeittransporten ist es also sinnvoll, die Fische direkt in dem Transportbeutel angeglichenes Wasser (Temperatur, pH-Wert, Salinität) zu überführen und danach erst die Werte wieder langsam auf Aquarienbedingungen anzugleichen. Früher haben einige Exporteure Ammoniumadsorber dern Beutel zugegeben, um dieser potentiellen Giftigkeit zu entgehen. Ob das heute noch so gemacht wird, weiß ich nicht.

    Kurzzeittansporte sind ammoniaktechnisch unbedenklich. Neben weiteren Streßfaktoren ist die Resilienz gegenüber Salinitäts-, Temperatur- und pH-Schwankungen der eigentliche Faktor. Natürlich sind alle Parameter speziestypisch. Viele Meeresfische wandern sogar zeitweise ins Süßwasser, können also eine ganze Menge vertragen.
    Werner, man kann nur sehr pragmatisch an die Sache herangehen: die Schluckmethode oder Tropfenmethode über 1-2 Stunden. Für ganz penible Aquarianer sollte die Anfangsmenge des zugegebenen Wasser besonders wenig sein, da diese eine größere Änderung hervorruft als die letzten paar Milliliter.

    LG Burkhard

  • Unklarheit bringt keine Lösung.

    Der Wasser und Salzhaushalt wird über die Osmose geregelt.
    Das Wasser im Fisch diffundiert immer in Richtung Salz.
    Ergo muss der Fisch als Ausgleich trinken, sonst dehydriert er. Erhöhte Salzkonzentrationen werden durch die Kiemen ausgeschieden. Fische, die einem schnelleren Anstieg des Salzhaushaltes ausgesetzt sind, dehydrieren, da ihnen durch den schnelle Anstieg Flüssigkeit entzogen werden. Nicht alle Fische sind gleichermassen betroffen, manche kommen mit einem schnellen Anstieg gut zurecht. Siehe u. a. Brackwasserfische.
    Aus diesem Grund sind mir pauschale Urteile zuwider, da individuelle Unterschiede auch individuelle Massnahmen erfordern.
    Meine langjährige Erfahrung sagt mir, dass es besser ist, die Angleichung langsam vorzunehmen.
    Ohne eine vorherige Überprüfung des Transportwassers auf den Salzgehalt und langsame Anpassung an die neuen Werte wird bei mir kein Fisch überführt.
    Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
    Nicht wenige Aquarianer messen dem Transportwasser eine Bedeutung zu. Sollten sie aber, da die bereits durch den Transportstress geschwächten Tiere durch die unbedachte Umsetzung noch weiteren Belastungen ausgesetzt sind.
    Die meisten "Unfälle" mit Infektionen bei Neuankömmlingen sind auch mehr oder weniger Ergebnisse einer unbedachten Umsetzung.
    Ein gesunder Fisch mag es noch verkraften, ein angeschlagenes Individium nicht.

    Gruß

    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)

    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Hajo hat es richtig beschrieben, danke.

    Es ging mir nicht darum, wie ein Fisch allgemein umgewöhnt wird, sondern explitzit an den Salzgehalt. Sandy schreibt sinngemäß in Richtung Ammoniak, meine Frage ging in Richtung Osmose der Körperzellen.

    (Das, was Ingor oben richtig schreibt, habe auch ich erlebt; meine "Süß"-Wandbecken haben 1,5° GH und 0,5 KH; das ist extrem, lehrt den osmotischen Druck zu beherzigen.)

    Zurück zum Meerwasser. Meine Frage kam deswegen auf, weil ich den Salzgehalt/Leitfähigkeit des Transportbeutels als ungut niedrig empfand. Mir ist klar, dass ich mit der Messung der Leitfähigkeit nicht alle zu berücksichtigenden Parameter erfasse. Auch dass es von der Zusammensetzung der jeweilig verwendeten Salzmischungen abhängt, usw. Aber das Greisinger zeigte mir aufgrund des großen Leitwert-Sprunges, dass ich es diesmal besser langsam angehen sollte.

    Damit ist von Messung zu Messung auch gut sichtbar und somit nachvollziehbar, warum die anfänglichen Schlucke geringer ausfallen sollten.

    Mein Themenstart war die Frage, nicht wie umgesetzt wird, sondern um einen Anhalt, welche "Salzsprünge" die Fischzellen vertragen. Davon werden natürlich auch die Korallen tangiert.

    Grüße vom Nordeifelrand,
    Werner

    Reefer 425, 2 x Hydra 32 + 40 Watt umlaufende LED-Leisten 13.000 K.+ 5 Spots
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    Deltec 600i, Fe-Adsorber (Ramsch-Perlen), Biopellets, Balling light
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