extrem interessanter Artikel

  • Nabend zusammen,


    ich hab gestern das hier gefunden:
    Titel: Bacterial Counts in Reef Aquarium Water: Baseline Values and Modulation by Carbon Dosing,
    Protein Skimming, and Granular Activated Carbon Filtration
    link: http://www.advancedaquarist.com/2011/3/aafeature


    Ist sehr fachlich und ca 40 DinA4 Seiten lang.
    Ist der interessanteste Artikel, den ich seit langer Zeit gelesen habe!


    gute N8
    Rainer

  • Nabend Joe,


    ist das auch ein alter Hut für dich? Ich weiss jetzt nicht wie ich dich zu verstehen habe?
    Ist deine Aussage jetzt ironisch gemeint?


    Gruss
    Rainer

  • Zitat

    Original von Rainer S.
    Ist deine Aussage jetzt ironisch gemeint?


    hi rainer,


    nein.


    mich, und wahrscheinlich auf viele andere, die nicht unbedingt einem englischsprachigen aufsatz
    ungehindert folgen könnnen, interessiert schon, was dort interessantes beschrieben wird.


    ggfls. genügt ja eine kleine zusammenfassung für uns.


    lass lesen :]

  • Da kann ich Joe nur beipflichten, laßt uns bitte teilhaben an Eurem Wissen.


    Hat nicht jemand mal den Mut das zusammen zu fassen?

    KORALLENWELT - gegr. 1993 - Torsten Luther - Inhaber
    Tätigkeitsschwerpunkte: Aquariendekorationen, Abyzz Pumpen, Propellerpumpen, Großanlagen, Planungen

  • Hi,


    ich will mich daran wohl beteiligen, aber um hier keine falschen Hoffnungen zu wecken, meinereiner
    hat sich da auch durchgebissen. Mein Englisch leidet auch an Korosion und war auch noch nie wirklich gut.
    Wenn irgendeiner nachher daherkommt und jedes Wort auf die Goldwaage legt, dann könnte ich mich leicht
    anuriniert fühlen. Die Übertragung von "akademisch-biologisch" auf " laien-biologisch" wäre auch so ne Sache.
    Ausserdem hab ich keine Ahnung wie das mit dem Copyright bei einer (eingekürzten) Übersetzung ist.
    Das Forenteam dürfte das dann ausbaden. Würde sich jemand dazu mal äussern.
    Evtl ist die Form einer interpretativen Artikelbesprechnung zu wählen. Damit bräucht man eine(n), der/die sich in
    Biologie und Englisch aus dem Fenster lehnt.


    Gruss
    Rainer

  • Hallo,


    ich hab mal das Fazit "übersetzt"... jetzt bin ich aber unschlüssig, ob ich das hier reinsetzen darf (wegen der Aussage von Rainer wg. Copyright).


    Aber um es kurz zu machen:


    - Bakteriendichte im Freiwasser in AQs mit Abschäumung liegt bei 10% im Vergleich zu Riffen
    - Es gibt "abschäumbare" und "nicht abschäumbare" Bakterien
    - Die bakterielle Population wird durch die Abschäumung hin zu den "nicht abschäumbaren" Bakterien verändert.
    - Kohlenstoffzufuhr führt zu einem Anstieg der bakteriellen Dichte, diese wird in einem AQ aber durch Räuber-Beute Beziehungen ab einem bestimmten Level "gekappt".
    - Vielleicht hat das "old tank syndrome" damit zu tun, fragt der Verfasser.


    Und jetzt:


    - Welche Auswirkungen das ganze hat ist nicht sicher. Weitere Forschungen müssen das zeigen.


    Gruß,


    Christoph

  • Danke Christoph!


    Was soll ein "nicht abschäumbares Bakterium" sein.
    Solange die aus normaler Biomasse gemacht sind, sehe ich kaum einen Unterschied, es sei denn, die beziehen sich auf Agglomeration (Zusammenballung).


    Schade, der Sanjay saß vor kurzem noch an meinem Küchentisch, wir haben aber nur über Strauße philosophiert, nicht über Bakterien.


    Ich glaube, die schmeckten auch besser... =)

    KORALLENWELT - gegr. 1993 - Torsten Luther - Inhaber
    Tätigkeitsschwerpunkte: Aquariendekorationen, Abyzz Pumpen, Propellerpumpen, Großanlagen, Planungen

  • Hallo Thorsten,


    ein "nicht abschäumbares Bakterium" ist eines, das sich nicht abschäumen lässt. :grinning_squinting_face:
    Die Ursache liegt in seiner Oberfläche, die unterschiedlich hydrophil bzw. hydrophob sein kann. Dies verändert
    sich z.B. bei unterschiedlichem pH-Wert. Genauer müsste man also sagen ein "bei dem im Aquarium vorhandenen pH
    nicht abschäumbares Bakterium".


    Der genannte Artikel bestätigt die Theorie, dass Kohlenstoffzugabe (z.B. Wodka) die Menge der Bakterien vergrößert,
    dass diese Bakterien zum Teil (30-40%) abgeschäumt werden, und dass dadurch dem Aquarium Nitrat und Phosphat entzogen wird.


    Es stehen aber auch noch eine Menge andere interessante Dinge drin:
    - unterschiedliche Bakterienpopulationen können die gleiche Funktion im Aquarium ausüben (z.B. Denitrifikation)
    - Bakterienzugaben in eingefahrene Aquarien haben höchstens einen Effekt, wenn sie regelmäßig durchgeführt werden
    - Aquarien ohne Abschäumung haben etwa zehnmal so viele Bakterien im Wasser wie Aquarien mit Abschäumung
    - UV-Sterilisatoren wirken sich nicht auf die Bakterien im Wasser aus, ebensowenig Aktivkohlefilterung
    - In frisch angesetztem Meerwasser entwickeln sich innerhalb eines Tages hohe Bakterienkonzentrationen


    Auf jeden Fall lesenswert!

  • Hi Armin, hätte da noch eine Frage :smiling_face:


    Zitat

    ...dass diese Bakterien zum Teil (30-40%) abgeschäumt werden, und dass dadurch dem Aquarium Nitrat und Phosphat entzogen wird.
    .
    .
    .
    - UV-Sterilisatoren wirken sich nicht auf die Bakterien im Wasser aus, ebensowenig Aktivkohlefilterung


    Das verstehe ich nicht ganz. Die selben Bakterien die abgeschäumt werden müssten doch eigentlich auch durch die UV und werden dort (unter vorraussetzung die UV wird richtig betrieben) eigentlich auch abgetötet. Mir erschließt sich gerade nicht, wieso die UV sich nicht auf die Bakterien(dichte) im Aquarium auswirken soll. Dass die AK keinen Einfluss hat ist klar.


    Ansonsten ist das Ganze wirklich interessant.
    Nur fehlt mir gerade leider die Zeit den kompletten Artikel zu lesen.


    Gruß
    Specki

  • Die Ursache liegt in seiner Oberfläche, die unterschiedlich hydrophil bzw. hydrophob sein kann.


    Das ist mir schon klar Armin, jedoch halte ich es für etwas weit hergeholt, davon auszugehen, daß, wenn man Bakterienmasse abschäumt, sich vornehmlich "hydrophobe Populationen" entwickeln sollten. Es bleibt ja immer noch ein Aquarium als mariner Lebensraum.


    Die selben Bakterien die abgeschäumt werden, müssten doch eigentlich auch durch die UV und werden dort (unter vorraussetzung die UV wird richtig betrieben) eigentlich auch abgetötet.


    Das stimmt zweifellos Specki und jeder, der ein UV erfolgreich betreibt, merkt ja auch, daß man viele Krankheiten erfolgreich dezimieren kann. Das würde dann bedeuten, daß die Vermehrungsrate bestimmter Bakterien höher ist, als die UV dezimieren kann - interessante Theorie.


    Was mir nicht ganz einleuchtet, ist der sicher akzeptierte Fakt, daß bei Verwendung guter UV Strahler das Wasser DEUTLICH klarer ist, als ohne. Diesen Effekt kann man besonders in sehr großen öffentlichen Schauaquarien mehr als deutlich beobachten. Sollte es sich also bei der Trübung nur um Algen und Mikroorganismen handeln?


    Bakterienzugaben in eingefahrene Aquarien haben höchstens einen Effekt, wenn sie regelmäßig durchgeführt werden


    ... und ich dachte schon, mein Mikrobiologiestudium war völlig für die Katz! :angry_face:


    Als ich neulich mal bei einem bekannten Großhändler war, bin ich fast umgefallen, wieviel von diesem Zeug mittlerweile angeboten wird - unglaublich!


    Wolfgang Suchy: Nichts gegen Werbung, aber ein Becken ( 5. März ) einrichten, und 5 Tage ( 10. März ) später die Korallen einsetzen ist eigentlich nicht Sinn und Zweck der Sache.


    Ja, manche Riffkeramik - Mecker oder Algen - Jammer Freds erscheinen dann bei Kerzenschein und einem guten Glas Wein in etwas anderem Licht..... :winking_face:

    KORALLENWELT - gegr. 1993 - Torsten Luther - Inhaber
    Tätigkeitsschwerpunkte: Aquariendekorationen, Abyzz Pumpen, Propellerpumpen, Großanlagen, Planungen

  • Zitat

    Original von Korallenwelt
    Die Ursache liegt in seiner Oberfläche, die unterschiedlich hydrophil bzw. hydrophob sein kann.


    Das ist mir schon klar Armin, jedoch halte ich es für etwas weit hergeholt, davon auszugehen, daß, wenn man Bakterienmasse abschäumt, sich vornehmlich "hydrophobe Populationen" entwickeln sollten. Es bleibt ja immer noch ein Aquarium als mariner Lebensraum.


    Hallo,


    ich habe den Artikel noch nicht gelesen, ich glaube aber, es sind die hydrophoben Substanzen, die sich an die Luftblasen anlagern, die wollen ja aus dem Wasser weg und lagern sich deshalb an die Grenzflächen an. Folglich bleiben die Bakterien mit hydrophiler Oberfläche im Aquarium und vermehren sich, ist es nicht so?


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo


    Hans Werner


    du hast mal eine Hinweis auf einen Podcast hier gegeben: IQ Wissenschaft im Bayern 2: "Gemeinsam im Schleim - Wie Bakterien im Biofilm leben - 02.12.2010".


    Darin wird doch gesagt, dass die Bakterien in einem Biofilm leben und nicht im "freien" Wasser. Somit können nur Bakterien in den Abschäumer kommen, welche nicht in einem Biofilm leben...welches sind dies nun ;o)


    gruss paul

  • Hallo Paul,


    soweit mir bekannt ist, können die Biofilm-Bakterien auch zu einem freilebenden Stadium übergehen und umgekehrt. Bakterien machen also eine Art "Schwärmerphase" durch, wobei sie neue "Substrate", also Plätze mit geeigneten Lebensbedingungen suchen. Haben sie so einen Platz gefunden, heften sie sich dort fest, verankern sich und bringen ihren Stoffwechsel auf Hochtouren. Durch Teilung und Abscheidung von Schleimen (exopolymeren Substanzen EPS) bilden sie einen Biofilm, der meist aus verschiedenen Arten besteht, die Signalsubstanzen und Nährstoffe austauschen können. Dabei profitieren die Biofilm-Bakterien meist von einer Arbeitsteilung nach dem Motto "ich kann das, gib du mir jenes, ich produziere dieses Vitamin, gibt du mir eines, welches du produzierst", z. B. "mir schmeckt Zucker, ich mache daraus Alkohol, wem schmeckt Alkohol?", das Nächste "mir schmeckt Alkohol und ich mache daraus Essig, wem schmeckt Essig?" und das Dritte meldet sich "mir schmeckt Essig, davon lasse ich nur CO2 übrig". Außerdem bietet der Biofilm Schutz vor schädlichen Umweltbedingungen, wie Trockenheit, schädliche pH-Werte und Angriffe mit Antibiotika und der Biofilm bindet Nährstoffe und von den Bakterien abgegebene Enzyme, die die Nährstoffe in eine für die Bakterien aufnehmbare Form überführen. Teile des Biofilms lösen sich aber durch das Wachstum ab oder der Biofilm löst sich nach Erschöpfung der Nahrungsquelle auf und so gelangen Teile des Biofilms oder einzelne Bakterien in das Wasser und können abgeschäumt werden.
    Diese ganzen Aktivitäten finden weitgehend in Biofilmen statt, Bakterien im Freiwasser sind meist nicht besonders aktiv.
    Bakterien sind also eine Art Völkerwanderung mit verschiedenen Zünften, die sich zeitweilig niederlassen, ihr Handwert ausüben, sich befestigen und meist irgendwann wieder ihre Zelte abbrechen und weiterziehen.


    Das ist mein Bild von den Bakterien in aquatischen und marinen Lebensräumen einschließlich der Aquarien, das ich mir in den letzten Jahren gemacht habe.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hallo Hans-Werner


    kommen wir aus diesen Biofilm Bakterien und im Wasser schwebenden Bakterien nun zum Thema des Abschäumers. Somit werden nur die im freien Bakterien vom Abschäumer erfasst. Hier müsste man nur wissen wie ist das Verhältnis der freien zu den im Biofilm lebenden Bakterien wissen. Wenn die freien die Minderheit haben ist die Auswirkung des Abschäumers auch somit kleiner und sonst umgekehrt!


    Gruss


    Paul

  • Hallo Paul,


    das dürfte variieren, zeitlich und von Becken zu Becken. Man sieht ja schon in den Grafiken im Artikel, dass da Schwankungen und Entwicklungen zu erkennen sind. Außerdem sind es nicht nur Bakterien, die abgeschäumt werden. EPS (Schleime) werden auch vom Phytoplankton und von den Korallen produziert und es werden auch die EPS der Biofilme ohne die dazugehörigen Bakterien abgeschämt. Ein großer Teil der gelösten organischen Substanz (DOM) im Meer scheint aus EPS zu bestehen. An Luftblasen können sich daraus transparente Exopolymer-Partikel (TEP) bilden. Ein ähnlicher Vorgang ist die Abschäumung.


    Biofilme kann man z. B. mit Alcianblau sichtbar machen. Man könnte also irgendwelche Teile, die im Aquarium gelegen haben, mit Alcianblau färben. Dann sieht man, wie verbreitet Biofilme sind und wie schnell sie ein frisches Substrat besiedeln.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Soweit ist alles klar meine Herren, aber was soll ich mit "hydrophoben Bakterien" anfangen?


    Welche sollen das sein, kann diese Eigenschaft z.B. bei bestimmten Populationen variieren?
    Haben die irgendwelche, für das Aquarium relevanten, Stoffwechseleigenschaften?
    Spielen Sie mengenmäßig zu den, fraglos wichtigen, Biofilmen überhaupt irgendeine Rolle.


    Das fand ich doch sehr nachfragenswert.


    Ansonsten stimmt mein Weltbild, zumindest was Bakterien anbelangt, schon ganz gut mit Deinem überein Hans Werner! :]

    KORALLENWELT - gegr. 1993 - Torsten Luther - Inhaber
    Tätigkeitsschwerpunkte: Aquariendekorationen, Abyzz Pumpen, Propellerpumpen, Großanlagen, Planungen

  • Hallo zusammen,
    nix ist klar!
    Das Abschäumen von Bakterien gelingt den Authoren zu 39%, wenn die Anzahl der Bakterien drastisch erhöht .
    (siehe Figure 19 die Zahlen rechts am Rand)
    Figure 7 zeigt einen weiteren Anstieg der Bakterienanzahl nach Einschalten des Abschäumers.
    Figure 18 zeigt eine höhere Konzentration an Bakterien in der abgeschäumten Probe im Vergleich zur Probe ohne
    Abschäumung. Die Authoren verwerfen allerdings dieses Resultat. Warum ist mir nicht klar.
    Figure 20: Ein Abschäumer ist hier nicht in der Lage die Anzahl der Bakterien unter 1500k zu drücken, was dann
    ungefähr der natürlichen Konzentration entspricht.
    Abschäumerversuche, in denen ein Abschäumer 2h lang eine Wasserprobe in einem Eimer behandelt, halte ich
    nicht für direkt anwendbar.


    Wer in diesem Artikel eine Aufforderung, sieht Unmengen von Wodka ins Becken zu kippen, der wird sein Aquarium
    wahrscheinlich schiessen.
    Ein Riff, ob in der Natur als auch im Glaskasten, ist kohlenstofflimitiert. Das Limit kann durch Kohlenstoffzugabe
    verschoben werden, sollte aber immer beim Kohlenstoff bleiben. Wenn Phosphor oder Stickstoff das Limit bilden,
    dann ist das Riff kein Riff mehr. Diese experimentellen Zugaben von Wodkadosen bedeuten immer eine Erhöhung
    von TOC. Der TOC für gesunde Riffe beträgt 1,1+/-0,4 ppm!!!!! Der sinnvolle TOC im Aquarium hat also relativ enge
    Grenzen im Gegensatz zu NO3 und PO4! Da wir den vorliegenden Gehalt von verfügbaren Kohlenstoff im Wasser
    nicht kennen, dosieren wir relativ blind.
    Weder der Gehalt an NO3 noch PO4 lassen einen Rückschluss auf den TOC zu! Wer die Lösung aller Probleme
    in einer Wodkaflasche sieht, der bekommt eher ein Suchtproblem als ein funktionierendes Aquarium.


    Der Artikel sagt mir was ganz anderes, aber ich warte noch auf Hans-Werner.


    Gruss
    Rainer

  • Hallo Torsten,


    ein Stoff ist hydrophil, wenn er geladen oder polar ist und hydrophob, wenn er unpolar ist.


    Die Exopolysaccharide bestehen aus einem "Rückgrat" und daran befindlichen funktionalen Gruppen oder Seitenketten mit funktionalen Gruppen. Eine verbreitete funktionale Gruppe ist beispielsweise die Carboxyl-Gruppe oder moderner Carboxy-Gruppe COOH.


    Der pH-Wert des Wassers gibt die Anzahl der Protonen H+ im Wasser an. Ist jetzt der pH-Wert hoch und sind somit wenige Protonen im Wasser, wird die Carboxy-Gruppe (oder andere funktionelle Gruppen wie Hydroxy- oder Acetyl-Gruppen) deprotoniert, d. h. sie verliert ein H+ und übrig bleibt ein COO-. Somit wird aus einem unpolaren und hydrophoben Stoff ein polarer, hydrophiler. In diesem Fall sinkt die Abschäumbarkeit des Stoffes.


    Hallo Rainer,


    ich glaube, aus theoretischen Werten heraus lässt sich das nicht klären. Die Planktonleute machen es so, dass sie zu einer Flasche oder auch einem größeren Behälter (Mesokosmos) die als limitierend angenommene Substanz dazugeben und dann schauen, ob sich das Plankton ordentlich vermehrt. Das sehe ich auch bei Bakterien als den besten Weg, um die Limitierung zu ermitteln. Immerhin sind im Riff eine ganze Menge an organischen Substanzen in Form von Korallenschleimen und löslichen EPS unterwegs.


    Die Messungen mit den höheren Bakterienzahlen bei den abgeschäumten Wässern finde ich auch interessant. Irgendwie sieht mir das teilweise wie eine Art Oszillation aus, die mit dem Drumherum eher wenig zu tun hat.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo nochmal,


    die Autoren schreiben, dass Calcium und Magnesium die Abschäumung der Bakterien verstärkt. Das deutet meiner Meinung nach auf einen anderen Mechanismus hin als der Wechsel hydrophil - hydrophob.


    Wenn im Meerwasser durch den hohen pH-Wert die funktionellen Gruppen wie die COOH (Carboxyl) zu COO- deprotoniert werden, treten andere Ionen an die Stelle der H+ (Protonen), vor allem natürlich Na+, Mg++ und Ca++. Die zweiwertigen Mg++ und Ca++ Ionen sind in der Lage zwei COO- Gruppen zu verbinden und so auch mehrere EPS-Moleküle durch COO-Ca-OOC oder COO-Mg-OOC zu vernetzen. Durch diese Vernetzung der EPS-Moleküle werden offenbar verstärkt Bakterien abgeschäumt. Dieses wird durch einen hohen pH-Wert noch begünstigt, da die COOH zu COO- deprotoniert werden müssen um die Ca++ und Mg++ Ionen zu binden (Wilkens´ Beobachtung, dass CaOH die Abschäumung verstärkt!). Das entspricht dann ganz gut dem, was man tatsächlich im Meerwasseraquarium beobachten kann.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo auchnochmal,


    Abschäumung funktioniert um so besser, je mehr abschäumbare Moleküle im Wasser sind.
    Feldman und Riddle haben das Sorbat von Abschäumern untersucht und beide finden Ca
    darin, und zwar in relevanten Mengen.
    Darin steht dann auch das Abschäumer überwiegend POM entfernen und da Bakterien
    ja eine Untermenge von POM sind ist das schon möglich, dass die abgeschäumt werden.
    Ausserdem steht in dem Artikel nur das Bakterien weniger werden. Ob sie alle im Abschäumertopf
    landen wissen wir nicht.
    Das Calcium die Schaumbildung irgendwie beeinflusst kann man selbst ausprobieren, indem
    man Kalksteinmehl in Wasser gibt und belüftet. Auch bei Kalkhydrat kann man beoachten, dass
    die Blasen etwas länger stabil bleiben. Fragt mich nicht warum.


    Gruss
    Rainer


    http://www.advancedaquarist.com/2010/2/aafeature
    http://www.advancedaquarist.com/2010/10/aafeature

  • Hallo Rainer,


    zu viel "assuming" (Annahmen) bei Feldman. Wenn ich Leitungswasser eindampfe und dann feststelle, dass der Rückstand fast vollständig wasserunlöslich ist, berechtigt das zu den Annahme, dass das alles in wasserunlöslicher Form im Wasser vorlag?


    Das Beispiel TEP ist hervorragend geeignet, um zu zeigen, dass bereits Luftblasen ausreichen um DOM in POM zu überführen.
    Weitere ursprünglich als DOM vorliegende organische Substanz wird an Kalkpartikel adsorbiert abgeschäumt. Wie viel Calcium ist als an die funktionelle Gruppen der EPS gebundenes Ion abgeschäumt worden?
    Die anorganische Herangehensweise wird m. E. der Brühe mit hohem organischem Anteil nicht gerecht. Ein bisschen sollte man sich schon mit der Organik beschäftigen, wenn man an Abschäumerbrühe herangeht.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Torsten,ein Stoff ist hydrophil, wenn er geladen oder polar ist und hydrophob, wenn er unpolar ist.


    Das ist ja unbestritten, erklärt aber keineswegs, was ein "hydrophobes Bakterium" sein soll! Deren Zellwand besteht vornehmlich aus polaren Lipoproteinen, wenn nicht, sollte das eher die Ausnahme sein und nach meiner Auffassung im Gesamtkreislauf eines untergetauchten Aquarienriffs quantitativ keine Rolle spielen.


    Gäbe es wirklich HYDROPHILE, sollten diese nämlich in einem Wasserkörper ernsthafte Probleme mit ihrem Stoffwechsel haben und daher quantitativ eigentlich keine Rolle spielen. Ich habe jedenfalls noch keine "köddelnden" Bakterien unter dem Mikroskop gesehen.
    Heißt aber nix, ich habe mit fast 50 ja auch noch nicht mal einen Dachs lebendig gesehen!


    Wenn man viel Phantasie hat, könnte man sich sowas vielleicht noch für die Spritzwasserzone vorstellen, um nicht ständig weggespült zu werden, ein bekanntes, promoviertes, nicht näher genannt werden wollendes Forenmitglied hielt das aber für Quatsch!


    Ich könnte mir bei der Ca/Mg Diskussion auch vorstellen, daß durch stärkere Ausfällung mehr winzige Aggregationspunkte entstehen an denen sich Biofilme bilden. Diese sollten leichter abschäumbar sein, als die nackten oder von einer Hydrathülle umgebenen zweiwertigen Ionen.
    Ist aber nur so eine Theorie.


    Rainer, Du schreibst es ja.


    Wenn ich Leitungswasser eindampfe und dann feststelle, dass der Rückstand fast vollständig wasserunlöslich ist, berechtigt das zu den Annahme, dass das alles in wasserunlöslicher Form im Wasser vorlag?


    Eigentlich nur, wenn ich das Fach Chemie vor dem Thema Ionen abgewählt habe....

    KORALLENWELT - gegr. 1993 - Torsten Luther - Inhaber
    Tätigkeitsschwerpunkte: Aquariendekorationen, Abyzz Pumpen, Propellerpumpen, Großanlagen, Planungen

  • Hallo Torsten,


    hilf mir mal auf die Sprünge, hat außer Dir jemand von hydrophoben Bakterien gesprochen? :confused_face:
    Eigentlich war doch immer von hydrophoben Substanzen bzw. von unterschiedlich hydrophilen oder hydrophoben Oberflächen die Rede, also ein Summierung.


    Ob an Partikeln immer gleich Biofilme entstehen, naja ... Jedenfalls ist seit langem bekannt, dass sich sehr schnell organische Substanzen an jegliche Oberflächen im Meer einschließlich Luftblasen anlagern.


    Bezüglich des Dachses habe ich Dir offenbar etwas voraus, einen solchen habe ich schon mehrfach gesehen :]. Ist in Rostock vielleicht schwieriger zu beobachten.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Torsten,


    bezüglich Hydrophobizität von EPS:


    Copyright © 1998 Published by Elsevier Ltd. Cited By in Scopus (5)
    Permissions & Reprints


    Hydrophobic/hydrophilic properties of activated sludge exopolymeric substances

    This article is not included in your organization's subscription. However, you may be able to access this article under your organization's agreement with Elsevier.


    F. Jorand*, F. Boué-Bigne*, J.C. Block* and V. Urbain**


    *Laboratoire Santé et Environnement, Faculté des Sciences Pharmaceutiques et Biologiques, B.P. 403, 5, rue Albert Lebrun, 54001 Nancy cedex, France


    **CIRSEE, 38, avenue du Président Wilson, 78230 Le Pecq, France


    Available online 24 July 1998.


    Abstract
    Hydrophobic interactions may be fundamental in the cohesiveness and other properties of bacterial aggregates called flocs. Exopolymeric substances (EPS) form a matrix in which bacteria and other particles are embedded. However, knowledge about EPS hydrophobic properties is rather scanty.


    In this study, EPS extracted from activated sludges from different origins were fractionated, exploiting their property of sorbability by non-ionic resins and the formation of precipitates under-acidic environment. In the light of the results obtained with the XAD-8 resin, at least 7% of the dissolved carbon and 12% of the proteins may be considered as hydrophobic. No carbohydrates were found in the hydrophobic fraction. The precipitable fraction at pH 2 on the other hand contained 64% carbohydrates and 76% proteins. This suggests that EPS are heteropolymers principally made up of carbohydrates and proteins.


    Keywords: Activated sludge; exopolymeric substances; hydrophobicity; XAD resin


    Hier eine Dissertation zu '"bioflocculation in relation to calcium ion concentration".


    oder auch interessant dieses PDF zum Thema EPS an Calcit oder dieses zu EPS allgemein.


    Man kann sich doch heute über alles informieren und an Deinen prima Englischkenntnissen hast Du uns doch schonmal teilhaben lassen.


    Grüße


    Hans-Werner

  • ... und noch eines, weil es so gut ist, es geht um die hydrophile/hydrophobe Oberfläche von marinem Bakterioplankton:


    The hydrophilic and hydrophobic properties of single cells of natural bacterioplankton communities were determined using a recently developed staining method combined with confocal laser scanning microscopy and advanced image analysis. On an average, about 50% of the bacterial cell area was covered by hydrophobic and only 16% by hydrophilic properties, while about 72% was covered by the genome. However, the size of these properties was independent of the bacterial cell size. Bacterial hydrophobicity was positively correlated with ambient NHþ4 concentrations and negatively correlated with overall bacterial abundance.


    aus diesem Artikel.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Deinen Job möchte ich haben Hans Werner....


    Habe es nicht im Original gelesen sondern nur die hiesige "Zusammenfassung". Da steht:


    - Es gibt "abschäumbare" und "nicht abschäumbare" Bakterien


    Dieser Frage wollte ich nachgehen.


    Agglomerationskeime: Da lagert sich alles Mögliche an, nicht nur organische Moleküle, sondern auch Bruchstücke und Bakterien, ich würde nicht soweit gehen, daß sich darauf Bakterienrasen bilden. Somit wird eben Biomasse abschäumbar. Das war mein Gedanke dazu.


    Über mein Englisch sollten wir in der Öffentlichkeit lieber nicht weiter debattieren, da kann ich nur verlieren!


    Ansonsten: Schläfst Du nachts draußen? Mein Ex Prof. hat neulich im Fernsehen behauptet, durch Rostock würden nachts Dachse laufen. Da habe ich eine persönliche Exkursion eingefordert unter Androhung einer Arbeitszeitrechnung eines Firmeninhabers, falls selbige über einen längeren Zeitraum erfolglos bleibt.


    Man sieht aber hin und wieder schon überfahrene Tiere auf unseren Landstraßen.
    Schade, die sind wirklich wunderschön!

    KORALLENWELT - gegr. 1993 - Torsten Luther - Inhaber
    Tätigkeitsschwerpunkte: Aquariendekorationen, Abyzz Pumpen, Propellerpumpen, Großanlagen, Planungen

  • Zitat

    Original von Korallenwelt
    Rainer, Du schreibst es ja.


    Wenn ich Leitungswasser eindampfe und dann feststelle, dass der Rückstand fast vollständig wasserunlöslich ist, berechtigt das zu den Annahme, dass das alles in wasserunlöslicher Form im Wasser vorlag?


    Eigentlich nur, wenn ich das Fach Chemie vor dem Thema Ionen abgewählt habe....


    Das war Hans-Werner!!!!!! Ich habe das nicht geschrieben!!!

  • Hi Hans-Werner,


    wenn ich mir die Analysen von Feldman anschaue und das Calcium/Kohlenstoffverhältnis sehe, dann frage ich mich,
    was das für ne organische Substanz sein soll die soviel Calzium binden kann. Warum bindet die soviel Calzium und
    sowenig Magnesium?Deprotoniesierung mit Magnsesiumallergie?
    Bei "assuming Feldman" versus "assuming Balling" schlage ich mich erstmal auf die Seite von Feldman.


    Gruss
    Rainer

  • Hallo Rainer,


    das Ca:Mg-Verhältnis kommt natürlich von Kalkpartikeln. Ich halte as aber für einen Irrtum, wenige Prozesse für die Abschäumung verantwortlich zu machen. Da findet sehr viel nebeneinander statt, Kalkpartikel mit Organik-Überzug werden neben gelöster Organik, Bakterien, Phytoplankton, Colloiden und toten organischen Partikeln abgeschäumt. Daraus eine Stöchiometrie errechnen zu wollen, ob das funktionieren kann?


    Wo mach ich übrigens Annahmen?


    So, Torsten,


    und jetz nochmal zu den Dachsen. An drei "Begegnungen" kann ich mich noch lebhaft erinnern, davon ware eine mit einem totgefahrenen Tier, eine Beobachtung von abendlich vor dem Bau spielenden Jungtieren von einem Waldweg aus und ein erwachsenes Tier, das tagsüber nach einem Regen einen asphaltierten Feldweg entlanggetrottet kam, auf der Suche nach der Hauptnahrung, Regenwürmern.
    Wenn ich mich recht entsinne gab es noch ein oder zwei flüchtige Begegnungen, nach Regen und Abends.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Wenn Du das nächste mal Junge siehst, Hans Werner, schnapp´ Dir einen, ich zieh den groß! Gibt auch paar Leute die Füchse halten, seeeehr schlaue Tiere, nicht ganz so anhänglich wie Hunde, aber von Dachsen habe ich das noch nicht gehört!


    Deine Schäumertheorie scheint zu stimmen, deshalb gibt´s seit 40 Jahren keine verlässlichen Werte und so recht traut sich wohl auch keiner ran, am wenigsten die Abschäumerhersteller.

    KORALLENWELT - gegr. 1993 - Torsten Luther - Inhaber
    Tätigkeitsschwerpunkte: Aquariendekorationen, Abyzz Pumpen, Propellerpumpen, Großanlagen, Planungen

  • Hallo Thorsten,


    wenn dich das mit den Bakterien und den Ursachen für ihr Abschäumverhalten interessiert, musst du wenigstens
    den Abschnitt "Bacterial Surface Charge and Protein Skimming" im Kapitel 1.2 lesen. Das ist nur eine halbe Seite.


    @Hans-Werner.
    Deiner Calcium/Magnesiumtheorie muss ich widersprechen. In dem zitierten Artikel von Bretz et al. steht, dass
    NaCl ähnlich wirkt wie z.B. CaSO4. Es handelt sich wohl nur um den üblichen Aussalzeffekt. Warum Feldman et al.
    aus diesem Artikel ausgerechnet nur MgCl2 und CaCl2 zitieren, kann ich nicht nachvollziehen.


    Ein Tipp zu dem Beispiel mit der Wirkung von Ca(OH)2 auf die Abschäumung: Versuche das Gleiche mal mit NaOH.
    Ich sage nur pH... =)

  • Zitat

    Original von Hans-Werner
    Wenn im Meerwasser durch den hohen pH-Wert die funktionellen Gruppen wie die COOH (Carboxyl) zu COO- deprotoniert werden, treten andere Ionen an die Stelle der H+ (Protonen), vor allem natürlich Na+, Mg++ und Ca++.


    Hallo Armin,


    dann würde das hier zutreffen oder was bezeichnest Du als "Aussalzeffekt"?


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hallo Armin,


    was Feldman et al. und die zitierten Artikel angeht, verstehe ich einiges nicht ?(, z. B. Feldman et al.: The addition of inorganic salts to a solution containing bacteria has been demonstrated to increase the rate of removal of bacterial cells from that solution (Gaudin, 1960 & 1962). Magnesium chloride and calcium chloride have been demonstrated to increase the concentration of bacterial cells in the foam generated by protein skimming (Bretz, 1966).
    Bretz et al. 1966: The presence of salts clearly had an adverse effect on the efficiency of the foam separation of E. coli, perhaps by decreasing the negative charge on the bacteria, analogous to the effect on inorganic colloidal particulates.
    oder (nicht zitiert) Grieves et Wang 1967: the effect of the presence of inorganic salts on the foam separation of Pseudomonas fluorescens and of Bacillus subtilis var. niger (B. globigii) from aqueous suspension by use of a cationic surfactant. For P. fluorescens, 5.0 µeq/ml of NaCl, KCl, Na2SO4, K2SO4, CaCl2, CaSO4, MgCl2, or MgSO4 produced increases in the cell concentration in the residual suspension (not carried into the foam) from 2.9 X 10[h]5[/h] up to 1.6 X 10[h]6[/h] to 2.8 x 10[h]7[/h] cells per milliliter (initial suspensions contain from 3.3 x 10[h]7[/h] to 4.8 x 10[h]7[/h] cells per milliliter). The exceptional influence of magnesium was overcome by bringing the cells into contact first with the surfactant and then the salt. For B. subtilis, the presence of 5.0 µeq/ml of any of the eight salts increased the residual cell concentration by one order of magnitude from 1.2 x 10[h]4[/h] to about 4.0 x 10[h]5[/h] cells per milliliter.
    :confused_face: :confused_face: :confused_face:


    Dafür hier mal etwas Neuzeitliches über "selective recovery of micrometer bioparticles using aggregation and air flotation" und hier etwas zur Abschäumbarkeit von Calcit durch Bakterien.


    War die Abschäumung in vergangenen Jahrezehnten vielleicht vor allem ein Mittel zur Entfernung von Schwermetallen?


    Grüße


    Hans-Werner

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