Auf der Suche nach Lebendfutter für meine neu erworbenen Synchiropus sp “Ruby Red”, musste ich am 24.12. mehr Zoo Geschäfte aufsuchen, als mir lieb war. Letztendlich wurde ich doch noch fündig und erwarb neben einigen Tütchen Copepoden auch noch Mysis in den bekannten Schlauchverpackungen.
Schon beim Kauf war mir aufgefallen, dass ein kleiner Anteil der Mysiden eine relativ geringe Körpergröße aufwies. Mir war dieser Umstand sehr recht. Sollten sie doch an Fische verfüttert werden, die maximal 5 cm messen.
Vor dem Verfüttern musste ich feststellen, dass die Dichte des Transportwassers mit 1,005 ungewöhnlich niedrig war. Ein zeitaufwändiges Angleichen stand somit am Nachmittag des 24. auf dem Programm, damit die Futtertiere auch lebend die Neuimporte durch Eigenbewegung zum Zupacken animieren konnten und nicht wegen des Dichteschocks bewegungslos im Becken umhertreiben würden.
Um so gespannter war ich dann nach dem Einsetzen auf die Reaktion der " Ruby Reds ".
Diese beobachteten die Mysiden zwar äußerst interessiert, bewegten sich auch in der den Synchiropus eigenen Fortbewegungsweise auf diese zu, fingen die Weihnachtsshrimps aber nicht und verweigerten den ihnen zugedachten Festtagsschmaus.
Letztendlich mussten die Rubys aber nicht hungern. Die später angebotenen Copepoden fraßen sie um so lieber und wurden dabei erstaunlich aktiv. Während sie sonst nur über den Boden hüpfen, stiegen sie in die freie Wassersäule auf, um das von ihnen klar bevorzugte Futter vor den heranstürmenden Garnelen zu erwischen. Sie legten ihre ursprüngliche Schreckhaftigkeit dabei toal ab und jaten durch das Freiwasser.
Damit wird das Aquarium nicht nur ein Stecklingsgarten für Seegras, sondern es wird auch noch zum Umerziehungslager für widerspenstige Synchiropus. Denn die Mysis Fütterung wird von mir klar präferiert und das werden wir nun täglich üben, soweit frische Mysiden zur Verfügung stehen.
Der Leser wird sich nun fragen, warum dieser Bericht im H. zosterae Thread zu finden ist. Die Aufklärung erfolgt sofort:
Aufgrund des Umstandes, dass Mysiden in kleinen Wassermengen nicht lange außerhalb des Kühlschrankes haltbar sind, mir eine Rücküberführung in die kühle Umgebung in einem offenen Behälter aber am 24. nicht gestattet wurde, da Mysis recht gute Springer sind und für größere Gefäße kein Platz mehr vorhanden war, gab es eigentlich nur noch eine Verwendung: Entsorgung im Riffbecken.
Das erschien mir aber als die zweitbeste Lösung.
Ich kam auf die Idee, die kleinsten Mysiden zu separieren und diese Minis den anderen Minis, die ich pflege, zum Fraß anzubieten.
Es kam, wie es kommen musste, die H. zosterae wirkten interessiert aber keiner fasste wirklich zu.
Ein größeres Weibchen beäugte die Neuankömmlinge allerdings besonders intensiv und ließ sich zu den Mysis auf den Boden hinab. Dort verharrte man in gegenseitiger Achtung.
Ich verlor das Interesse an weiteren Beobachtungen und plante bereits die schonende Entsorgung der offensichtlich ungebetenen Gäste.
Die anstehende Bescherung und das Abendessen verhinderten dann jedwede weiteren Bemühungen, den alten Zustand wieder herzustellen.
Ich konnte aber eine Verschnaufpause dazu nutzen, die Lage zu checken und stellte zu meinem Entsetzen fest, dass das weibliche Zosterae ein Mysis quer im Röhrenmaul trug und immer wieder versuchte, das Opfer einzusaugen. Dies gelang natürlich aufgrund der ungünstigen Lage des Fangs nicht. Noch während ich alle Szenarien eines notärztlichen Einsatzes zur Wiederbelebung eines erstickenden Zosteraes geistig durchspielte, gelang es dem Jäger, durch mehrmaliges, wiederholtes Einsaugen, den Kopf der Beute vom Körper zu trennen und den genießbaren Teil zu verschlucken.
Nach dieser Beobachtung entschloss ich mich, die restlichen 3 Mysiden im Becken zu belassen. Sie waren noch munter, als das Licht in den Sonnenuntergangsmodus schaltete und ich einen letzten Kontrollgang unternahm.
Am Morgen des 25. fand ich nur noch ein lebendes Mysis im Becken. Von der Existenz der anderen beiden zeugten nur noch die abgetrennten Köpfe, die auf dem Beckenboden lagen ( siehe Bild 3 ). Offensichtlich hatten die/der Jäger nach dem Einschalten des Lichts wieder zugeschlagen.
Das verbliebene Mysis wirkte sehr mobil und unbeschädigt. Es war größer als seine Artgenossen, die den Zosterae zum Opfer gefallen waren.
Beim zweiten Hinsehen stellte ich dann fest, dass sich der Verdauungstrakt des letzten Mysis deutlich rötlich eingefärbt hatte. Im Lieferzustand sieht das gleiche Körperteil i.d.R. deutlich dunkel und keinesfalls rot aus. Die Kotballen der Zosterae, die als Basisfutter Copepoden erhalten, weisen allerdings eine rosafarbene Färbung auf. Nach einiger Beobachtungszeit konnte ich dann feststellen und dokumentieren, wie das verbliebene Mysis einen Kotballen bearbeitete, bis er verschwunden war.
Das Mysis funktionierte offensichtlich auch als Cleaning Crew.
Während ich meine Beobachtungen festhielt, musste auch das größte der eingesetzten Mysiden sein Leben lassen. Der weibliche Killer hatte wieder zugeschlagen und die Cleaning Crew vollständig aufgelöst.
Ob es nun gut und vertretbar ist, dass einzelne H. zosterae die eigenen und diejenigen Ausscheidungen ihrer Artgenossen indirekt wieder fressen, dazu habe ich mir noch keine abschließende Meinung gebildet.
Festzuhalten bleibt:
1. Mysis können als Cleaning Crew im Zosterare Becken verwendet werden. Darüber berichtete Linda bereits.
2. Im Neonate Becken würde ich ihnen wegen ihrer kannibalischen Lebensweise nicht trauen. Dort könnten sich die Rollen von Jägern und Gejagten schnell umkehren.
3. Kleinere Mysisarten oder Junge der regelmäßig angebotenen Spezies könnten ein wertvolles Futter für die Ponys darstellen. Wenn es denn nur regelmäßig in der richtigen Größe verfügbar wäre.
Bilder:
1. Mysis mit eindeutig gefärbtem Mageninhalt
2. siehe oben
3. H. zosterae mit Hinterlassenschaft seiner Mahlzeit ( Kopf eines Mysis rechts auf dem Boden )
4. H. zosterae beobachtet potenzielles Opfer ( ein Angriff erfolgte allerdings nie auf die Kopfseite des Opfers )