Miniaquarium für Mikrofauna - so einfach wie möglich

  • Hallo! Ich habe mich erst gestern angemeldet und habe bislang das "Leben im "Süß"-Wassertropfen" unter dem Mikroskop betrachtet. Jetzt habe ich von einem Spezi eine schon etwas alte Wasserprobe aus seinem Seewasseraquarium bekommen, die riecht mittlerweile etwas - bin aber trotzdem begeistert! Meine Frage in die Runde: was brauche ich mindestens, um auf kleinstem Raum mikroskopisch kleine Seewasserlebewesen (des Nordsee - und Ostseewassers) zu halten? Ich habe kleine Behälter 15x15x15 cm, reicht das? Ich will ja nur die Mikroorganismen möglichst lange an Leben erhalten. Wer kann mir Tipps geben oder Literatur nennen?
    Bernd Zemella

  • Hallo Bernd,


    Dein Vorhaben finde ich sehr interessant, aber gar nicht so einfach zu verwirklichen. Klingt etwas seltsam, wenn Du nur ein winziges Töpfchen betreiben möchtest, aber der Knackpunkt ist, dass Du ein Biotop erhalten möchtest, welches vielen Einflüssen und Mechanismen ausgesetzt ist.
    Am ehesten ist ein Zuchtansatz für Plankton eine vergleichbare Situation oder ein Minibiotop mit Luftheber.


    Die Herausforderungen:
    - Verhindern von Kahmhaut auf dem Biotop (Stichwort: Oberflächenabsaugung)
    - Strömung, Gasaustausch (Stichwort: Luftheber)
    - Aufrechterhaltung der Wasserwerte (Stichwort: Wasserwechsel, Nährstoffe, Osmosewassernachfüllung)


    Es zieht einen langen Rattenschwanz von Messungen, Wassertests und Kleingeräten nach sich. Es kommt vieles darauf an, was genau Du erreichen möchtest, da nichts ohne Nebenwirkungen ist. Schau Dir mal den Thread um die Beobachtung eines Stückchens Lebendgesteins an, das trifft am ehesten so Deine Zielrichtung.
    Dauerbeitrag; Experiment mit 1 Lebendstein

  • Hallo,


    ich glaube, Bernd will (noch :grinning_squinting_face: ) kein Riffaquarium, sondern mikroskopisch kleine Meerestiere/-algen am Leben halten.


    Bernd, ich denke, das lässt sich mit deinem Gefäß bewerkstelligen. Vielleicht bekommst du von deinem Bekannten ein wenig Bodengrund aus dem Aquarium oder zumindest abgesaugten Schlamm und eingefahrenes Meerwasser z.B. von einem Wasserwechsel. Gut wäre es, wenn du das Gefäß mit einzelnen Blasen belüften könntest. Dafür reicht ein Piezo-Lüfter und ein Luftschlauch oder Röhrchen (ohne Ausströmer!) locker. Wenn das Ganze auf einer Fensterbank steht, brauchst du auch keine zusätzliche Beleuchtung, ansonsten wäre eine kleine LED nicht schlecht. Solltest du Zugang zu Nord- oder Ostsee haben, wäre eine Option auch eine kleine Portion Schlick und/oder etwas Algen (die aber meist nicht leicht dauerhaft zu halten sind). Interessant wären auch frische Austernschalen (ohne Auster!). Nord- und Ostsee (Brackwasser) bedeutet aber, das Gefäß möglichst kühl zu halten, dagegen mögen es Lebewesen aus tropischen Riffaquarien wärmer, wobei in deinem Fall 22° bis 23 ° C reichen dürften. Bei längerfristiger Haltung wirst du gelegentlich nicht nur das verdunstete Wasser nachfüllen, sondern auch (kleine!) Wasserwechsel durchführen müssen. Für deine mikroskopischen Zwecke sollte aber das Becken nicht zu steril gehalten werden, lieber etwas vergammeln lassen. Noch ein Tipp: Bei Lebendfutterversendern gibt es Copepoden oder Rädertierchen. Die sind unter dem Mikroskop durchaus sehenswert.




    Viel schiefgehen kann bei deinem Vorhaben nicht, notfalls einfach komplett neu aufsetzen.


    Gruß


    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

  • Liebe(r) Sandy, das ist ja ein tolles Forum! Nach nur zwei Stunden habe ich schon eine qualifizierte Antwort!
    Darf ich noch einmal meine Absichten erklären? Ich möchte, wenn ich in drei Wochen von Wismar bzw. Pöel zurückkomme, die Wasserproben in ein Gefäß ausladen, worin die Mikroorganismen ein paar Tage überleben - ich brauche (im Moment) nicht die Perspektive von Wochen oder Monaten! Und dazu ist sicherlich Leitungswasser nicht geeignet! Andrerseits, wenn ich die Wasserprobe einfach so stehen lasse, dann wird es irgendwann anfangen zu stinken? Welche "Mischung" mixe ich mir also an, um bei der Rückkehr aus meinem Urlaub bestens vorbereitet zu sein? Reicht für meine bescheidenen Ansprüche nicht ein "Einsteigerset", um den ortsensprechenden Salzgehalt abzubilden? Im Übrigen: ich habe mal angefragt beim Multimar Wattforum Tönning
    aber da warte ich immer noch auf eine Antwort!
    Wär schön, wieder vonDir zuhören!
    Gruß
    Bernd

  • Dann wird es deutlich einfacher. In der Ecke ist die Ostsee noch einigermaßen salzig, da bist Du mit 15-20 Promille im richtigen Bereich.
    Wenn Du aus der Süßwasserzeit eine Osmoseanlage hast kannst Du das nötige Reinwasser, was Du zum Ansetzen, Wasserwechsel und für Verdunstung benötigst, selbst erzeugen. Ansonsten gehe in ein Fachgeschäft und frage nach Osmosewasser. In Baumärkten kannst Du Osmosewasser ebenfalls manchmal finden, achte auf das Fischsymbol, welches die Eignung für Aquarien anzeigt.


    Die App Aquacalculator kann Dir helfen bei der richtigen Salinität. Diese musst Du natürlich anpassen an die Salinität der Proben. Zum Messen kannst Du einen Refraktormeter nehmen, bei kleinen Problem ist eine große Spindel nicht ganz das richtige. Am einfachsten ist es, wenn Du ein paar Eimer mit Meerwasser vor Ort direkt mitnehmen kannst, dann brauchst Du nicht viel rummischen.


    Eine Membranluftpumpe mit Sprudelstein sollte zumindest behelfsweise für die Tage/Wochen ausreichen, vielleicht hast Du so etwas noch rumliegen. Dieser Gasaustausch sollte das Ersticken der Lebewesen und Pflanzen in der Probe verhindern. Wenn Du jetzt noch eine kleine Portion Staubfutter (Polyplabs Reef-Roids hat bei mir oft für Planktonmassenvermehrungen gesorgt, kleinste Portion reicht) organisieren kannst, dann müsste es für ein paar Wochen ausreichen.

  • Wenn Du aus der Süßwasserzeit eine Osmoseanlage hast kannst Du das nötige Reinwasser, was Du zum Ansetzen, Wasserwechsel und für Verdunstung benötigst, selbst erzeugen. Ansonsten gehe in ein Fachgeschäft und frage nach Osmosewasser. In Baumärkten kannst Du Osmosewasser ebenfalls manchmal finden, achte auf das Fischsymbol, welches die Eignung für Aquarien anzeigt.

    Das halte ich für übertrieben im Hinblick auf das Ziel

    die Wasserproben in ein Gefäß ausladen, worin die Mikroorganismen ein paar Tage überleben

    Einfach genügend Wasser mitnehmen, kühl stellen und allenfalls mit einigen Blubberblasen belüften. Alles andere ist für den nun umrissenen Zweck unnötiger Bohei. Ich habe solche Sachen schon oft gemacht, selbst mit Mittelmeerbodengrund, der Tage in der Urlaubsunterkunft in unbelüfteten Gefäßen gehältert und dann Stunden transportiert wurde.


    Gruß


    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

  • Und ganz wichtig, weniger ist mehr, in diesem Fall. Den Schlick besser mit dem Telöffel als der Suppenkelle sammeln.


    Worum geht's dir denn genau ? Einfach kucken was man so findet oder wirklich analysieren und bestimmen ?
    Geht's dir um das konkrete Biotop oder das da etwas unterm Mikroskop zu bestaunen ist ?


    Ich habe kürzlich eine Probe von braunem Schleim einem Biologen gegeben und einen einstündigen begeisterten Fachvortrag und Fotos bekommen.
    Die Dinoflagellaten haben übrigens 3 Tage in dem Becherchen überlebt. Er konnte sie dann noch als Anschauungsmaterial für einen Vortrag nutzen.


    Grüße Steffen

  • Schon bei der Probennahme beginnen die ersten Lebewesen zu sterben - die einen früher, die anderen später. Für die einen kannst Du nichts tun, für die anderen wie bereits oben erwähnt: Probe kühl halten, Probe belüften und das verdunstete Wasser mit RO-Wasser oder destilliertem Wasser auffüllen, damit der Salzgehalt einigermaßen konstant bleibt.
    Warum ich so pessimistisch bin? Warum kennen wir die meisten Organismen nicht? Weil wir sie in künstlichen Systemen nicht halten können.
    Das was übrig bleibt ist allerdings interessant genug, um dieses Experiment weiter durchzuführen.

  • Lieber Burckhard, ich bin jetzt tatsächlich in zwei Foren unterwegs: im Mikroskopie-Forum und in diesem hier - richtig angenehm, sich in beiden zu bewegen! Und ich glaube, auf diese Weise kann ich richtig viel lernen. Doch hätte ich noch gerne so etwas wie den Streble/Krauter ("Das Leben im Wassertropfen") für den Seewasserbereich! Gibt es sowas? Wie gesagt: das Multimar in Tönning hat mir nicht weitergeholfen. Für Literaturtipps wäre ich sehr dankbar.
    Gruß
    Bernd

  • Hallo zusammen!


    so neu sind diese Versuche nicht.
    Dass aber Geld damit verdient wird, wusste ich bis dato nicht.
    Die "Liebigsche Welt im Glase" will ich zu diesem Thema mal nicht bemühen.....
    Hier ein Beispiel für eine andere Verzwergung des Systems.
    Unter "Ecosphere" versteht man die Betrachtung und Entwicklung von Lebensformen in einem abgeschlossenen System(chen).
    Dazu gibt es im Netz Beiträge , sowie Videos, die die Entwicklung von bis zu mehreren Jahren im abgeschlossenen Glase dokumentieren.
    Sozusagen eingemachtes Leben. :grinning_face_with_smiling_eyes:
    Auch das will ich nicht bewerten.
    Kann aber auch mancher Vorstellung auf die Sprünge helfen oder auch manche Idee begraben.


    Gruß
    Hajo


    https://de.wikipedia.org/wiki/Ecosphere_(Aquarium)


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    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
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    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • ... und wenn Geld keine Rolle spielt, gäbe es auch das noch. Ich kenne aber beide nicht inhaltlich, kann also auch nicht sagen, ob sie für deine Zwecke taugen.


    Gruß


    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

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