Wasserparameter aus dem Ruder

  • Hallo Meerwasserfreunde,


    Mir ist vor 4 Wochen ein großes Malheur passiert, das mir bis jetzt gute 60% meiner Korallen gekostet hat.
    Ich denke ich weiß auch warum das alles passiert ist, nur geht es jetzt immer noch weiter und ich bin mir nicht mehr so sicher ob meine Theorie noch stimmt. Ich hoffe Ihr habt noch ein Paar Ideen :smiling_face:


    Dann fange ich mal an den Verlauf zu erklären.


    Mein Becken fasst 350 Liter und steht seit April 2012. Beleuchtet wird mit einer 400W HQI und 4x24Watt T5. Gefiltert wird mit einem Schlammfilter in Verbindung mit Abschäumer.
    Wasserwechsel 5% die Woche. Dazu habe ich noch etwas Phosphat Absorber drin und ab und an filtere ich mit Kohle um die Gelbstoffe rauszufiltern.
    Calcium, Magnesium und KH dosiere ich mit Balling über eine Dosierpumpe. Dazu habe ich immer noch etwas Aminosäuren von Hand dosiert.


    Wasserparameter die ich Wöchentlich Messe und Stand vor vier Wochen:


    KH: 7
    CA: 430
    MG: 1360
    PO4: 0,075
    NO3: 5


    Bis vor vier Wochen Lief auch alles super. Ich setzte nachher noch paar Bilder rein.


    Da die Korallen gewachsen sind wie der Teufel, habe ich mich entschlossen einen Teil meinem Händler vor Ort abzugeben um wieder etwas mehr Platz im Becken zu haben. Zum Teil haben sich die Korallen schon gegenseitig den Platz streitig gemacht.
    Ich habe größere Mengen einer Caulastraea raus genommen, dazu noch einen Stein mit Grünen Scheibenanemonen. Der hatte die Göße von 20x10cm und war voll bewachsen.
    Diese Sachen habe ich zum Händler gebracht und mir eine neue Margerittenkoralle mitgenommen. Alles wieder eingesetzt und sah alles super aus.


    Dann habe ich den Fehler gemacht und habe mach der Gewohnheit Aminosäuren wie gewohnt dosiert. Dies hatte meine Meinung nach die Auswirkung, dass die Monti's immer dunkler wurden und auch meine Scheiben schnell grün waren. Die Dosierung habe ich dann erst mal eingestellt.
    Kaum einen Tag darauf hat es an den Acros angefangen. Diese haben sich dann alle in 2 Tagen völlig aufgelöst. Ich habe mit Wasserwechsel und Fragmentieren der Tiere versucht etwas zu retten aber ohne Erfolg. Innerhalb von den nächsten 4 Tagen waren alle SPS und Teilweise LPS tot.


    Jetzt sind 4 Wochen vorbei und das sterben geht immer noch langsam voran. Lange nicht mehr so schnell als am Anfang aber eine Hirnkoralle wird langsam von oben her weiß.
    Zusätze außer das Balling mache ich seit dem keine mehr rein. Calcium und Magnesium musste ich sogar komplett abstellen, da es ja keine Verbraucher mehr gibt.


    Der Auslöser war Meiner Meinung nach, das entfernen größerer Mengen und die Dosierung nach altem Besatz. Zu viele Veränderungen auf einmal.
    Mich wundert jetzt nur, dass es nach 4 Wochen immer noch nicht aufhört. Erhöhte Nährstoffe oder Spurenelemente dürften jetzt noch nicht mehr da sein, oder??
    Vermutlich war das jetzt auch alles zuviel für die Korallen und das quittieren Sie jetzt so.


    Die Frage ist noch, habt Ihr noch Ideen was ich vll übersehen habe bei meiner Diagnose oder hattet ihr schon einmal ähnliche Probleme?


    Achso die Messbaren Wasserwerte sind aktuell:
    Diese sind alle mit Referenzlösung getestet und wurden auch mit Unterschiedlichsten Tests gemessen.


    KH: 7
    CA: 430
    MG: 1400
    PO4: 0,07
    NO3: 6


    Gruß Frank

  • der stein mit den grünen scheiben ist ja noch immer vorhanden?


    ansonsten kann ich dir da leider nicht helfen.


    ggf doch etwas größere wasserwechsel machen.

  • Der Auslöser war Meiner Meinung nach, das entfernen größerer Mengen und die Dosierung nach altem Besatz. Zu viele Veränderungen auf einmal.


    Hallo Frank,


    das Dosieren wie gehabt hatte ja nur ein Eindunkeln zur Folge. Problematisch wurde es erst, als du die Dosierung - von heute auf morgen? - eingestellt hast.


    Was und vor allem wie viel davon hast du denn dosiert?


    Grüße
    Ingrid

  • Ich habe von Microb Lift die Aminos dosiert.


    15ml die Woche.


    Das würde erklären, warum die Korallen jetzt immer noch langsam sterben. Sollte ich wieder leicht dosieren?


    Aber das rasche auflösen der Korallen hat ja paar Tage nach der letzten Dosierung begonnen. Wobei ich mir noch nicht sicher bin ob das die Auswirkungen von zuviel Aminos waren oder etwas anderes.


    Gruß Frank

  • Hallo Frank,


    ich bezweifle, dass das Entfernen einiger Korallen der Auslöser war. Und mit der Dosierung lagst du ja eher im unteren Bereich der empfohlenen Dosis. Daraus allein ergibt sich für mich noch nicht die Ursache.


    Grüße
    Ingrid

  • Hallo Frank.


    Einen Grund für Deine Probleme kann ich Dir leider auch nicht sagen. Aber einen Ratschlag für weiter möchte ich Dir doch geben. Wie ich gelesen habe hast Du " ständig " etwas an div. Zusätzen etc. in das Becken gegeben. Wenn man da mal einen kleinen Fehler macht, so kann es schnell kippen. Heute ist es, so weit ich das oft lese, das viele die absolut richtigen Wasserwerte haben wollen und daher ständig messen. Ist ein Wert nicht " korrekt " wird sofort reagiert. Die Folge ist dann oft, dass ein anderer Wert nicht mehr den Vorstellungen entspricht. Meiner Meinung sollte man so wenig wie möglich eingreifen. Nach dem Motto " Finger aus dem Becken ".
    Ich selbst hatte insgesamt 35 Jahre lang Meerwasser Becken. Von einfachen 120 lt bis knapp 500 lt. Am Anfang natürlich auch Probleme. Aber was gab es vor 30 Jahren schon. Mein letztes Becken hatte ich erfolgreich 17 Jahre lang. Darüber gibt es div. Beiträge im " Der Meerwasser-Aquarianer " . Ich habe Wasserwerte nur selten gemessen. ( Faulheit ) Da gab es so manche Überraschung. Beispiel : Mit Ca bei 250 und Magnesium z.B um 850 . Habe natürlich reagiert, aber sehr langsam, um keinen Schock im Becken zu erzeugen. Trotz dieser doch eher katastrophalen Werte hat hat alles funktioniert. Mein Korallenwachstum war trotzdem super. Eine Acropora habe ich als ein kleinen Ableger ( 50 mm lang und 5 mm dick ) bekommen. Als ich das Becken auflöste war ein Stock von 10 kg daraus geworden. Zusätzlich mindesten 100 Ableger verschenkt und verkauft. Ähnlich bei einer Fungia 80 Ableger. Wie war das möglich, da ja meine Wasserwerte oft lange Zeit nicht " optimal " waren ??????
    Heute gibt es für jedes Problem viele verschiedene Möglichkeiten ( Mittelchen etc. ) . Da ist es schwierig das richtige zu finden. Aber der Handel muss ja auch leben.


    Mein Leitsatz war immer " Geduld, Geduld Geduld " Das ist meine Meinung und ich bitte Euch, nicht über mich herzufallen.


    Grüße Dieter




    Anbei ein Foto meines Becken. Teilansicht.

  • Hallo Frank,


    auffällig ist, dass die Lederkorallen und Gorgonien teilweise besser stehen als auf den ersten Bildern und praktisch nur die Steinkorallen betroffen sind. Ich würde deshalb meinen, dass die Kombination aus organischer Belastung und die Verschiebung des N : P-Verhältnisses auslösend waren. Steinkorallen reagieren auf ungünstige N : P-Verhältnisse empfindlich. Dadurch wurde eine Kaskade in Gang gesetzt, bei der aus den absterbenden Korallen weitere organischen Stoffe und Stickstoffverbindungen freigesetzt wurden, die das Problem verstärkt und bis jetzt am Laufen gehalten haben. Ich würde zunächst folgendes Probieren: Phosphatadsorber durch Kohle ersetzen (Phosphatadsorber raus) und ein größerer Wasserwechsel.


    Gruß


    Hans-Werner

  • sehr geil geschrieben, dieter! ich würde das so sofort unterschreiben.

  • Das versuche ich mit der Kohle, Danke


    Dein Leitsatz Dieter ist auf jeden Fall der richtige. Ich mache auch schon seit 10 Jahren Meerwasser Aquaristik und bin damit auch immer gut gefahren. Nur habe ich dieses mal echt den Fehler gemacht zuviel zu wollen. Weh tun mir da immer nur die Korallen. Viele sind bei mir auch aus kleinen Ablegern gewachsen.


    Danke für Eure Tipps und Meinungen.


    Gruß Frank

  • ... ach ja, da war ja noch was ... Dieter, das mit dem Calcium 250 mg/l und Magnesium 850 mg/l, wie zuverlässig wurde das denn gemessen und wie war die KH dabei? KH ist sowieso der vielleicht wichtigste Parameter in diesem Zusammenhang, den würde ich zuerst erfassen.


    Wie bekommt man solche Wasserwerte außer mit Brackwasser? Selbst mit gar nichts tun wird es vermutlich schwierig, zumindest mit den heutigen Riffsalzen. Vielleicht kannst Du noch etwas dazu sagen, dass man das richtig versteht? :winking_face:


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hallo Werner


    Gemessen mit Salifert. Die niedrigen Werte zogen sich über rund 3 Jahre so dahin. Kh schwankte zwischen 6.00 bis 14,00. Ph meist um 8,00 plus minus 0,2. Salz um die 1,2400 . Alles trotz Tunze Kalkreaktor. Gleich zeitig habe ich eine elektronische Dauermessung von Redox in Betrieb. Hier zählt ja nicht der Wert als solches, sonder die Entwicklung ob steigt oder fällt. War eher steigend und auf hohem Niveau.
    Mir ist klar, dass diese Werte schon etwas eigenartig sind. Glaube aber nicht an bedeutende Fehlmessungen, da ja immer wieder neue Reagenzien im Einsatz waren. ( Also keine bedeutende Fehlmessungen durch veralterte Messe Reagenzien ). Hatte aber sicher einen sehr hohen Calcium Bedarf, da das Wachstum ja immer sehr gut war. Zur info noch ein Foto der anderen Hälfte des Becken, um zu sehen was da alles drin war.


    Grüße Dieter

  • Hallo Dieter,


    und Du hast überhaupt keine Wasserwechsel gemacht? Wie kommt man sonst auf 850 mg/l Magnesium?


    Ich hatte mal unter 300 mg/l Calcium, da hat eine Blastomuss merleti deswegen angefangen zu zerfallen, wie Brown Jelly, nur in weiß; konnte durch Calciumzugabe sofort gestoppt werden. Allerdings war das Magnesium : Calcium-Verhältnis da ein anderes.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hallo Werner.


    Habe natürlich auch Wasserwechsel gemacht, aber eher sparsam. Maximal 1 mal im Monat.


    Muss noch etwas ergänzend zu berichten. Habe immer alles, was ich im und um das Becken gemacht habe penibel genau in einer Art Tagebuch festgehalten. Daher waren mir oft Rückschlüsse bei kleinen ( hatte keine großen ) Wehwehchen möglich. Natürlich war mir der niedrige Ca Wert auch nicht so geheuer. Um dem gegen zu wirken habe ich mit Kalkwasser Zugaben gearbeitet. Ich hatte einen automatisch gesteuerten Zulauf, um Verdunstungswasser auszugleichen. In den Behälter mit dem Wasser für die Nachfüllung habe ich dann auch Kalkwasser gefüllt, so dass öfter, aber dafür in kleinen Mengen Ca zugeführt wurde. Das hat aber den Ca Gehalt nicht besonders erhöht. Wahrscheinlich wurde es sofort wieder von den Korallen verarbeitet. Magnesium habe ich auch zugeführt, aber vermutlich eher zu wenig.
    Zu den eventuellen unscharfen Messungen der Wasserwerte möchte ich noch ergänzen. Ich war ja sehr oft auf den Malediven zum Schnorcheln. Einmal habe ich mir eine Wasserprobe mit nach Hause genommen, so als eine Art Referenz. Ich habe sie extra einige 100 m von Strand entfernt in tieferem Wasser genommen, um Verfälschungen nahe des Strandes vorzubeugen. Zuhause dann gemessen. Die Werte waren so, wie sie allgemein in gesunden Riffen sein sollten. Daher glaube ich, das auch die von mir im Becken durchgeführten Messungen ziemlich genau waren.
    Da mein Becken eigentlich immer top war, habe ich nicht versucht die Werte stärker zu verändern, auch wenn sie nicht optimal waren. Es gab immer nur ein positives feedback von Aquarianer, welche von mir Ableger bekommen hatten. Für mich auch ein Hinweis, dass es ok war.


    Hallo Stefan, Danke für Deinen kurzen Beitrag und das schöne Foto von meinen " Kindern " .


    Grüße Dieter ( Dietmar )

  • Hallo Dieter,


    das mag in Deinem Fall gut gegangen sein, ich glaube aber nicht, dass man das verallgemeinern kann. Wie gesagt, in anderen Becken oder bei anderen Korallen wären 250 mg/l Calcium sicher nicht so gut gewesen ...


    Bei einer KH zwischen 6 und 14° durch Kalkwasser-Ergänzung (?) müsste ja auch die Ca-Konzentration geschwankt haben, rechnerisch immerhin um rund 8 x 7 mg/l = 56 mg/l.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hallo Werner.


    Gebe Dir grundsätzlich recht. Es ist ein Extremes Beispiel und ich will auch niemanden dazu animieren, es nachzumachen. Eigentlich wollte ich nur zum Ausdruck bringen, dass heute bei jeder Kleinigkeit reagiert wird und in vielen Fällen dadurch andere Problem entstehen. Das gibt dann oft eine Kettenreaktion und Verzweiflung. Besonders bei den heute doch schon vielen eher kleinen Becken.


    Der Versuch, ständig optimale Werte zu haben setzt halt schon einen guten Wissenstand und Erfahrung voraus.


    Grüße Dieter

  • Hallo Dieter,


    da gebe ich Dir grundsätzlich Recht, man muss halt zuerst nach den Tieren schauen und erst in zweiter Linie nach Messwerten und Testkit-Ergebnissen.


    Du hast ja dann Deine Wasserwerte auch vorsichtig verbessert, wie Du schreibst. Dafür sind dann die Messergebnisse und Testkits doch wieder gut, zu erkennen, wenn man sich gefährlich niedrigen oder hohen Werten annähert.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hallo Mark,


    das bedeutet, dass Calcium und Carbonat in einem festen Verhältnis zugegeben wird, und zwar so, wie es ihrem Anteil im Calciumcarbonat (= Kalk) entspricht.


    Grüße
    Ingrid

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