Kauderni- wie verhält er sich "schwanger"?

  • Hallo zusammen,


    Mein Kaudernimännchen hat nun evtl seit einigen Tagen das Maul voll Eier- aber ich bin mir nicht sicher. Irgendwie kommt da die Angst durch, dass es doch auch ein pathologischer Vorgang sein könnte. Wie verhalten sich eure Kauderni wenn sie Eier tragen?


    - Kehldeckel leicht gewölbt, Atmung sieht dadurch heftiger in der Bewegung aus, auch das Maul macht mehr Bewegung beim Atmen als beim Weibchen- Atemfrequenz ist aber gleich
    - Fisch steht eher an einem Fleck- wohingegen das Weibchen auch mal herumschwimmt (natürlich v.a. zur Fütterung- was ihn ja nicht interessiert)
    - das Paar steht auch öfter zusammen an den gewohnten Plätzen
    - Männchen scheidet weißen dünnen Kotfaden ab- Darminfektion oder Restverdauung weil nix mehr nachkommt?


    Normales Brutverhalten? Oder (hab zu viel Tiermedizin im Kopf) eine Erkrankung mit evtl Kiemenwürmern und Darmparasiten!? So macht er einen sehr fitten Eindruck.


    Will jetzt nicht vor lauter Paranoia umsonst den armen Kerl stressen und herausfangen und ihm Medikamente antun..... aber will auch nix versäumen falls es doch nur zufällig aussieht als wäre es die erste Runde eines Zuchtversuches.


    Hoffe ihr könnt mich beruhigen!


    LG
    Andrea

  • Hallo Andrea,


    der weiße dünne Kot würde mich auch beunruhigen. Kontrollier bitte mal den Kot der anderen Tiere.


    Viele Grüße,
    Sabine

    Hobby zum Beruf gemacht - daher keine Privatbecken mehr :smiling_face:
    www.seaspirits.de
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    Nur was Menschen kennen, können sie lieben.
    Nur was Menschen lieben, werden sie schützen.

  • Hallo ihr Beiden,
    im Becken befindet sich als einziger weiterer Fisch (auch sonst keine nicht sessilen Tiere) nur noch sein Weibchen- bei der ich auch nach ewigem Beobachten bisher keinen Kotabsatz feststellen konnte- sie frisst super, ist absolut munter, der letzte gesehene Kot war unauffällig- aber ist n paar Tage her.
    Er macht mir wirklich Sorgen- konnte die Kiemen etwas anschauen- als er gerade günstig stand- die sind schön rot- was eher gegen einen Befall mit Kiemenwürmern spricht- allerdings hab ich ja nicht weit reingesehen..... ins Maul konnte ich auch luren- und sehe dort: nix- wenn ich an das Foto eines brütenden S. nematoptera aus einem anderen Thread denke- dort quollen die Eier ja fast hervor- erscheint mir das nun auch eher unwahrscheinlich dass meiner welche trägt- wenn wären es wirklich nur wenige, die wenig Raum fordern, was natürlich seine übertriebenen Atembewegungen nicht erklärt....
    Also wäre wohl ein Fangversuch und separierte Behandlung (primär erstmal Wurmkur) mit dem Risiko dass eine evtl vorhandene Brut draufgeht schlauer- als abzuwarten bis er weiter geschwächt ist.
    Das ist aber auch doof, weils nicht eindeutig "krank" ist und die Alternative Brutpflege im Raum steht..... seht ihr bei den Männchen die Eier im Maul?
    LG
    Andrea

  • Hallo Mods,
    bitte in Fischkrankheiten verschieben :loudly_crying_face:
    habe das Männchen soeben in Schräglage aus dem Becken fangen können- gestern war er noch so fit dass es selbst nachts unmöglich war ihn schonend zu erwischen.
    Er schwimmt nun in einem Fenbendazolbad (gegen Würmer)- sieht aber nicht gut aus WIE er da drinhängt.
    Blöd dass es einen Maulbrüter- und genau das Männchen erwischt hat. Bei einem anderen Fisch (oder dem Weibchen) hätte ich sofort reagiert- hätte somit 3 Tage früher die Behandlung starten können!
    Ich berichte weiter...
    :frowning_face:
    traurige Grüße
    Andrea

  • :loudly_crying_face:
    Er hat die Nacht nicht überlebt.
    Leider kann ich hier daheim keine histologischen Schnittbilder anfertigen- aber soweit möglich ergab die Sektion Folgendes:
    kein sicherer Nachweis adulter Würmer (wobei die sich ja auch sehr schnell zersetzen...)
    aber: massenhaft Dactylogyrus Eier (Kiemenwurm)
    Die Eier fand ich auch schon gestern im Medizinalbad- der Kauderni zeigte immer wieder spuckend -würgende Bewegungen, bei denen aus den Kiemen Partikel austraten- die stellten sich im Mikroskop als "Schmodder" mit vielen Dactylogyrus-Eiern dar. Die Kiemen waren auch sehr blutleer blass- wobei der Fisch natürlich schon länger tot gewesen sein kann.


    Oh das ärgert mich so, mein Tag ist gelaufen..... hatte mich sooo gefreut ein Paar erstanden zu haben- und sie wirkten so fit anfangs (einer hatte kurz bissl platt gewirkt während dem Eingewöhnen-evtl war er das). Sie haben super gefressen- gab auch immer mal Lipovit, GarlicElixier und Vitamine dazu, dass sie schönfit für die Zucht werden.


    Also in diesem Fall kein Brutverhalten- und ich sitz da mit einem einsamen Kauderniweibchen (sie frisst ja noch super- werde also erst mal übers Futter entwurmen)


    LG
    Andrea

  • Hallo Andrea,


    es ist gerade bei den kauenden Bewegungen eines sonst vitalen Kauderni-Männchens kaum möglich hier einen Dactylogyrus-Befall sicher makroskopisch zu diagnostizieren. Schade, das es so ausgegangen ist.
    Der weiße dünne Kot ist auch ein Alarmzeichen - da waren einige Parasiten im Spiel.


    Auf toten Fischen findet man mikroskopisch manchmal nur noch die in den Kiemen festhängenden Hakenkrallen. Noch lebende adulte Würmer verlassen normalerweise den toten Fisch, daher kann man sie meistens nicht mehr nachweisen - nur noch, wie in diesem Fall, die abgelegten Eier.


    Falls es Nachwuchs bei den kaudernis gegeben hätte, wäre der über die aus den Eier geschlüpften, freischwimmenden Wimpernlarven extrem gefährdet gewesen. Die Jungfische versterben dann häufig innerhalb weniger Stunden, ohne dass man hier ohne mikroskopische Untersuchung einen Grund erkennen kann.

    Allles in allem kann der Mensch vom Korallenriff viel lernen, über Recycling und die Kunst, in einer Welt mit knappen Ressourcen gut zu überleben - ein Hinweis darauf, eine bessere Symbiose mit den Pflanzen und Tieren, von denen wir abhängen, einzugehen.
    E.P. Odum 1980 - Grundlagen der Ökologie

  • Hallo Torsten,


    der Fisch schwamm ja auch im Medikamentenbad- somit wäre dann ein Nachweis der adulten Parasiten eh nicht mehr möglich gewesen. Aber so viele Eier..... der Verlust schmerzt wirklich.
    Und bei so einem kleinen Fisch würde ich mich wohl nichtmal mit Betäubung (die der Zwerg in dem Zustand wohl eh nicht mehr überstanden hätte) an die Kiemenadspektion trauen. Aber die Eier sagen ja mehr als genug- denke auch dass da zusätzlich noch Darmparasiten im Spiel waren. Wirklich schade um das Tier.


    Nun gilt es das Weibchen zu entwurmen- und das Becken frei zu bekommen, ich hätte mich sehr gewundert wenn die heiss ersehnten Jungfische verendet wären. Könnte ein Kiemenwurmbefall nicht vielleicht auch das plötzliche Tot-Umfallen, von dem man ab und an liest, erklären? Wenn die Sauerstoffversorgung eh eingeschränkt funktioniert- ein Stress von aussen dazu- würde doch logisch klingen?


    Ich denke mittlerweile dass es besser wäre das Weibchen ausserhalb des Beckens zu therapieren- könnte sie in einem 20 Literbecken unterbringen. Somit würden die Parasiten im Hauptbecken mangels Wirt aussterben- und ich könnte Folgeschäden an der Beckenbiologie verhindern. Medikamente übers Futter sind halt so ne Sache- haftet nicht superfest am Frostfutter- und einiges wird ja auch weggespült. Evtl reichen die Spuren die ins Becken gelangen trotz geplanter Kohlefilterung aus um das Gleichgewicht zu stören.


    Laut meinem Wissensstand sollte der Zyklus der Kiemenwürmer bei den Temperaturen nach 2 Tagen abgeschlossen sein- wenn ich das Becken 1 Woche fischfrei halte sollte das doch klappen. Bitte korrigiere mich falls ich da falsch informiert sein sollte- oder einen Rechenfehler drin habe.


    LG
    Andrea

  • Hallo Andrea,


    ich würde das Weibchen auch separat behandeln.
    Nun leider gibt es wie immer teilweise widersprüchliche Angaben zu der Überlebensdauer der Dactylogyren.
    Der nachfolgende Text fasst die wesentlichen Punkte gut zusammen, die ich in div. Büchern über Fischkrankheiten und div. Online-Quellen leider auch in dieser Breite teilweise gefunden habe.


    Wie immer gibt es hier Toleranzbereiche, die dann von wenigen Tagen bis zu Monaten reichen. Im MW-Becken würde ich aber unter 3-4 Wochen wirtsfreier Zeit hier nichts neu besetzten.


    Zitat

    Dactylogyrus ist Zwitter und nach der gegenseitigen Befruchtung bildet jeder Wurm ein Ei. Einige Eier bleiben nach der Ablage in den Kiemen hängen, die meisten Eier schwimmen frei im Wasser. Aus den Eiern schlüpfen nach einigen Stunden oder nach bis zu vier Tagen (bei ca. 20°) neue Larven. Mit ihren vier Augenflecken, die hell und dunkel unterscheiden können, erkennen die Larven einen Fisch als Schatten und schwimmen mit ihren Wimpern aktiv darauf zu. Innerhalb von 6 bis 8 Stunden muss eine Larve sich an einen Fisch klammern, um zu überleben. Nach anderen Angaben können die Larven ohne Wirt 24 Stunden überleben. Anschliessend wandert die Larve auf der Fischhaut auf die Kiemen zu, um sich dort fest zu setzen. Dazu besitzt die Larve je nach Art an seinem Hinterende 2 oder 4 große und bis zu 16 kleinere Haken. Mit diesen Haken klammert er sich an den Kiemen der Fische fest. An gesunden Kiemen können sich die Würmer schlecht festhalten. Wenn die Kiemen angeschwollen und verschleimt sind, finden die Würmer beste Bedingungen. Nach weiteren 3 bis 6 Tagen sind die neuen Würmer geschlechtsreif. Die Lebensdauer eines erwachsenen Wurms, der sich an einem Fisch festgeklammert hat, beträgt weitere 8 Tage. Vom Fisch abgefallene erwachsene Würmer können ohne neuen Wirt etwa 6 Tage überleben. Nach einigen Angaben leben Kiemenwürmer 12 Tage bis mehrere Monate und können ohne Wirt 2 bis 8 Tage überleben. Die genauen Zeiträume hängen von der jeweiligen Art und der Wassertemperatur ab. Während die Würmer in kaltem Wasser nach 5 bis 10 Tagen schlüpfen, schlüpfen sie bei 28° schon nach 3 Tagen. Unter 5° Wassertemperatur schlüpfen die Larven sogar erst nach mehreren Monaten.


    Quelle/Link

    Allles in allem kann der Mensch vom Korallenriff viel lernen, über Recycling und die Kunst, in einer Welt mit knappen Ressourcen gut zu überleben - ein Hinweis darauf, eine bessere Symbiose mit den Pflanzen und Tieren, von denen wir abhängen, einzugehen.
    E.P. Odum 1980 - Grundlagen der Ökologie

  • Super Torsten,
    vielen Dank für die Infos!
    Also werde ich zur Sicherheit 3-4 Wochen fischfrei fahren- muss nur die Frau Kauderni erwischen- aber notfalls müssen die Steine kurz raus;)
    Ich hoffe sie packt das gut im 20L Becken- überlege gerade evtl doch ein 60Liter einzurichten..... is jetzt vom Aufwand eh schon egal. Dann gleich versuchen n Männchen aufzutreiben- und den sicherheitshalber mitbehandeln.....
    Dann wandern parasitenfreie Fische ins parasitenfreie Becken. :smiling_face: War ja klar dass sowas grad mir passiert- da ich ja eh immer so Panik schiebe wenn ein Tier mal komisch guckt....


    LG
    Andrea

  • Andrea....nicht zu fassen das ich dich heute hier finde......
    PN geht leider nimmer....melde dich doch mal


    Grüße
    Heidi

  • Fortsetzung:


    Ich habe den noch lebenden Kauderni soeben erwischt- und schwupps ins Medikamentenbad verfrachtet:


    Es hat sich die Mühe gelohnt! Der Fisch fing auch sehr bald an zu spucken und würgen.... und eine Menge Mulm/Schmodder wurde abgegeben. Schnell aufgesammelt und ins Mikroskop: Dactylogyrus Eier.... viele, viele Dactylogyruseier! Und einen gerade noch so lebenden Wurm hab ich auch erbeutet, aber das ist definitiv kein Kiemenwurm. Ich versuche gerade noch herauszufinden was es ist....


    Momentan scheint Frau Kauderni das Medikamentenbad gut zu vertragen- ab morgen folgt dann eine zusätzliche Behandlung übers Futter gegen evtl begleitende Darmparasiten.


    und die Moral von der Geschicht:
    Nie nie wieder kommt mir irgendein Fisch in irgendein Becken ohne 4 Wochen Quarantäne und Entwurmung!


    Ich berichte weiter;)
    LG
    Andrea

  • Sorry ist OT aber PN kann ich lesen nur Du kannst keine empfangen.
    Schau in meiner Signatur die HP unter Kontaktdaten kannst du mich erreichen.
    Leider habe auch ich keine E-Mail AD mehr von Dir :loudly_crying_face:


    Ich freue mich............ :wink

  • Hallo zusammen,
    leider hat es auch das Weibchen nicht geschafft- sie hat die Futteraufnahme eingestellt- einen ewiglangen weißen Kotfaden mit sich herumgezogen und war schließlich so schwach dass ich sie erlösen musste.
    Das wars dann nun.


    LG
    Andrea


    @Heidi
    Hab dir geschrieben;) Juhe!

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