Erfahrungen mit Cryptocaryon irritans

  • Hallo zusammen,


    vor einigen Wochen brach in meinem AQ Cryptocarion irritans (Weißpünktchenkrankheit) aus. An Fischbesatz hatte ich Cryptocentrus cinctus (1x), Ctenochaestus tominiensis (1x), Ecsenius stigmatura (1x), Gramma loreto (2x), Biochoeres iridis (1x) und Pseudochromis aldabraensis (1x). Nach Studium der Infos zu dieser Krankheit (s. Artikel von Sabine Sax) begann ich Medikamente einzusetzen. Als erstes "proto marin coral" von Aquarium Münster, 2 mal hintereinander aber keine Wirkung, dann "Stop Parasites" von SALIFERT, ebenfalls keine Wirkung, aber auch nur kurz eingesetzt, weil der Zustand meiner Grammas und des Doktors sich rapide verschlechterte, und als letztes Mittel "Marin Oopharm" von Tetra, ebenfalls 2 Anwendungen. Da ich in meinem AQ Weichkorallen und einige LPS halte, konnte ich nur die jeweils schwächeren Mittel bzw. Dosierungen nehmen. Erfolg brachte lediglich Tetra Marin Oopharm, das aber auch erst bei der absolut höchsten Dosierung für Weichkorallen (5 ml auf 25 l) eine erkennbare Wirkung zeigte; nach der ersten, etwas schwächeren Dosierung verschwanden die Punkte, waren aber wieder nach kurze Zeit vorhanden. Einige meiner Korallen, vor allen Dingen die LPS haben die Kuren nicht gut vertragen, sehen aber inzwischen wieder fast normal aus. Zusätzlich zu den Medikamenten habe ich eine UV-Anlage (11 W) installiert. Ich hoffe, dass ich die Krankheit los bin, weil ab und zu der Doktor wieder einen Punkt hat, der aber am nächsten Tag wieder weg ist. Aufgefallen ist mir bei meinen Fischen, dass die Grundel und der Lippfisch nicht erkrankt sind, während die Grammas beide eingegangen sind, ich glaube, dass sie auch noch eine Sekundärerkrankung bekommen haben. Von Grundeln habe ich gelesen, dass einige von ihnen eine giftige Schleimhaut habe. Vielleicht wurde sie deshalb nicht befallen.


    Die Krankheit wurde wahrscheinlich durch den hinzugekauften 2. Gramma eingeschleppt, weil dieser als erster befallen wurde. Vorerst kaufe ich keine neuen Fische mehr.


    Ich hoffe nur, dass diese Krankheit nicht mehr auftritt, denn ich hatte schon die Lust an dem Hobby verloren, weil ich vor der Entscheidung stand, wer überleben soll: die Fische oder die Korallen. Ich war nicht bereit, noch ein stärkeres Mittel zu versuchen und die Korallen alle abzutöten.


    Viele Grüße an Euch


    Anselm

  • Moin,


    ich habe so einiges an Erfahrung sammeln dürfen :loudly_crying_face:


    Hier mal meine Geschichte


    Ich kann Dir bei weiteren Problemen noch einen User hier empfehlen....aber nur über PN oder E-Mail :winking_face:

  • Hallo Anselm,


    vielen Dank für den Erfahrungsbericht. Im Korallenbecken ist die effektive Bekämpfung sehr schwierig. Beobachte deine Fische sehr gut - manchmal halten sich über Wochen nur einzelne Pünktchen, da die UV-Anlage des Rest "erledigt". Vollständig los bist Du die Erreger erst, wenn über mehrere Wochen keine Neuerkrankungen mehr aufgetreten sind.

    Allles in allem kann der Mensch vom Korallenriff viel lernen, über Recycling und die Kunst, in einer Welt mit knappen Ressourcen gut zu überleben - ein Hinweis darauf, eine bessere Symbiose mit den Pflanzen und Tieren, von denen wir abhängen, einzugehen.
    E.P. Odum 1980 - Grundlagen der Ökologie

  • Hallo!


    Ich bin/war ähnlich frustriert wie du. Seit fast 3 Wochen kämpfe ich gegen Pünktchen, die bei zwei neu eingesetzten Gramma loretos noch am gleichen Nachmittag ausbrachen. Mit Hilfe von Knoblauch und Vitaminen schien die Geschichte nach einigen Tagen erledigt zu sein, aber ca. 2 Tage später brachen die Pünktchen wieder aus, nur viel heftiger. Daraufhin wurde schleunigst eine UV bestellt, aber leider haben es beide Grammas nicht geschafft.
    Währendessen bekamen auch meine beiden Clownis Pünktchen, und zwar täglich mehr. Seit 2 Tagen sitzen sie jetzt im Quarantänebecken, wo ich sie mit Ektozon und Costapur behandle. Beide sehen schon viel besser aus, was aber auch im Lichtmangel im QB liegen könnte. Morgens, also nach der Dunkelphase, sahen sie auch im Hauptbecken immer schon gesünder aus.


    Die Mittel hätte ich in meinem Riffbecken auch nicht geben wollen. Außerdem konnte ich im QB die Dichte weiter senken und die Temperatur erhöhen. Ich hoffe, dass die Sache in ein paar Tagen ausgestanden ist und dass die einzelnen Punkte an den Mandarins im Hauptbecken durch die einlaufende UV erledigt werden.


    Mein Problem ist allerdings noch, dass ich optisch kaum entscheiden kann, ob die Pünktchen wirklich weg sind, oder ob sie nur aus Mangel an Licht nicht auftreten. Schließlich kann ich die Clownis ja nicht testweise hin- und hersetzen... Wenn da also noch jemand einen Tip hätte...


    Viele Grüße,
    Christiane

  • Hallo Christiane,


    in den dunkel-pigmentierten Flächen der Fische kann man die Pünktchen je nach Reifegrad normalerweise gut erkennen. Die Pünktchen wachsen in der Fischschleimhaut und sind nach der Infektion zunächst sehr klein, wachsen dann auf über 1 mm Größe und sind ab da relativ gut sichtbar. Bei einem Befall sind immer auch die Kiemen betroffen und das äußert sich an einer erhöhten Atemfrequenz und die Fische zeigen teilweise ein verändertes Verhalten (apatisch, Futterverweigerung, Scheuern an Gegenständen usw.). Es wird immer wieder Phasen geben, wo die Pünktchen scheinbar weg sind bzw. stark abnehmen, um dann vermehrt wieder aufzutreten. Das liegt an dem komplizierten Vermehrungszyklus dieses Parasiten.



    Hast Du noch andere Fische im Hauptbecken ? Wenn ja, zeigen die keine Pünktchen ?
    Wenn nein, dann warte einige Wochen ab, bis Du die Clownfische zurücksetzt, dann ist die Infektionskette sicher unterbrochen. Siehe auch hier: Cryptocaryon irritans

    Allles in allem kann der Mensch vom Korallenriff viel lernen, über Recycling und die Kunst, in einer Welt mit knappen Ressourcen gut zu überleben - ein Hinweis darauf, eine bessere Symbiose mit den Pflanzen und Tieren, von denen wir abhängen, einzugehen.
    E.P. Odum 1980 - Grundlagen der Ökologie

  • Guten Morgen,


    oh je, also doch so lange, ja? Ich glaube, den Clownis ist es im QB total langweilig :winking_face:


    Übrigens habe ich mich gestern abend noch gefragt, wie denn der Stickstoffabbau bzw. die Umwandlung im QB ohne Lebendgestein oder Außenfilter funktioniert. Wie häufig sollte ich denn da z.B. Wasserwechsel machen? Nicht dass ich die Fisch vom Regen in die Traufe setze...
    Bisher besteht das QB einfach aus einem 12l-Becken mit Heizstab, kleiner Pumpe und Ausströmerstein. Also ohne Abschäumer oder Filter. Als weitere "Einrichtung" sind ein kleiner Tontopf und zwei kleine Bröckchen toten Riffgesteins drin.


    Im Hauptbecken sind wie erwähnt noch zwei Mandarins, von denen zumindest einer vereinzelt Pünktchen hat. Sah aber gestern schon besser aus als in den letzten Tagen. Der Algenblenny juckt sich manchmal am Sand, erkennen kann ich aber bei ihm nichts. Die beiden A.rainfordis, die A.randalli und der M.bipartitus zeigen zum Glück überhaupt keine Auffälligkeiten.


    Viele Grüße,
    Christiane

  • Zitat

    Übrigens habe ich mich gestern abend noch gefragt, wie denn der Stickstoffabbau bzw. die Umwandlung im QB ohne Lebendgestein oder Außenfilter funktioniert. Wie häufig sollte ich denn da z.B. Wasserwechsel machen? Nicht dass ich die Fisch vom Regen in die Traufe setze...


    Hallo Christiane,


    danke für die Informationen. In einem 12-Liter-Becken ohne "lebenserhaltende Technik" kannst Du die beiden Clownies natürlich nicht so lange belassen. Zudem ist solch ein "Nanobecken" sehr instabil und ständige Wasserwechsel bringen zusätzlichen Stress. Für Quarantänezwecke sollte ein solches Becken mind. 40-50 Liter haben und bei größeren Fischen natürlich noch viel mehr. Außerdem sollte dort ein biologischer Filter eingesetzt werden, da den Fischen ein etwas erhöhter Phosphat- oder Nitratgehalt nicht schadet. Hier gelten andere Regeln als im Korallenbecken. Lebendgestein ist auch nicht nötig und würde je nach Medikamenteneinsatz sehr leicht absterben.


    Wenn Du sowieso weitere Fische im Hauptbecken hast, dann ist die isolierte Behandlung im Q-Becken auf Dauer auch nicht zielführend. Hier kann man dann nur besonders stark befallene Fische mit sehr wirksamer Medikamentation wieder "aufpäppeln". Fische sind unterschiedlich widerstandsfähig gegenüber den Parasiten und müssen aber alle als potentielle Neuinfektionsquelle angesehen werden. Auch dann, wenn keine weißen Pünktchen zunächst sichtbar sind.


    Also müßtest Du die sehr langwierige Strategie der Parasitenbekämpfung im Hauptbecken angehen. Das bedeutet, UV-Anlage im Dauereinsatz, evtl. sehr stark befallen Fische im Q-Becken separat behandeln, um die ausgereiften und abfallenden Teilungstadien zu eliminieren.


    Sehr effektiv ist die Behandlung über das Futter: siehe hier Futterherstellung. Damit und der UV-Anlage solltest Du die Geschichte wieder in den Griff bekommen. Aber stell Dich auf mind. 3-4 Wochen ein, bis die Parasiten sicher verschwunden sind.


    Alternativ je nach Mitbewohner und Infektionsdichte entscheiden, ein "korallenverträgliches" Mittel zusätzlich anzuwenden. Bei Steinkorallen extrem vorsichtig agieren bzw. auf Medikamente vollständig verzichten. Bei ausschließlicher Weichkorallenhaltung könnte man die im Fachartikel dafür angegebenen Mittel anwenden, wenn die Infektion auch noch nach Wochen besteht. Aber auch an Mitbewohner denken (Wirbellose), die manche Mittel schlecht oder gar nicht vertragen.


    Zusätzlich kann das Futter auch noch mit Beta-Glucan angereichert werden, ein Immunstimmulanz, welches unterstützend wirkt. Das gibt es als Pulver in Kapseln in der Apotheke und kann wie in dem Artikel zur Futteranreicherung beschrieben dem Futter in kleinen Mengen beigegeben werden.

    Allles in allem kann der Mensch vom Korallenriff viel lernen, über Recycling und die Kunst, in einer Welt mit knappen Ressourcen gut zu überleben - ein Hinweis darauf, eine bessere Symbiose mit den Pflanzen und Tieren, von denen wir abhängen, einzugehen.
    E.P. Odum 1980 - Grundlagen der Ökologie

  • Hi,


    danke für die ausführliche Antwort!


    Demnach wäre es am sinnvollsten, die Clownis nach wenigen Tagen wieder zurückzusetzen und die gesamte Fischgemeinschaft dort zu "behandeln". Im HB hat ein Mandarin Pünktchen. Es sind nicht viele, aber schon deutlich erkennbar, bin gerade von der Arbeit zurück und habe noch mal nachgeschaut.


    Danke für den Link bzgl. des Futters. Seit Samstag füttere ich mit Costapur (also Malachitgrün als Wirkstoff), und zwar zwei, drei Tropfen auf ein bisschen Frostfutter. Die Methode zum Präparieren der Flocken ist natürlich prima geeignet, um "Behandlungsfutter" zu lagern. Außerdem habe ich am Samstag und gestern Ektozon dosiert. Heute morgen habe ich die Hälfte des Wassers gegen frisches Salzwasser ausgetauscht. Seither ist es viel klarer und stinkt nicht mehr so :winking_face: Die Clownis sind mittlerweile richtig munter und zum Glück total verfressen. Zusätzlich zum Malachitgrün-FroFu gibt es morgens und nachmittags in Knoblauchsaft getränktes Flockenfutter.


    Noch mal zu Vergewisserung: Das mit Malachitgrün angereicherte Futter darf ich auch im Korallenbecken füttern? Ich halte sowohl Weich- als auch Steinkorallen, außerdem Garnelen, einen Seeigel, Röhrenwürmer und viele Einis. Ektozon ist fürs Korallenbecken ja eher nichts. Die UV läuft seit ihrer Anschaffung sowieso im Dauerbetrieb.


    Wie lange sollte ich denn warten, bis neue Fische einziehen dürfen? Mir geht es nicht darum, schnell den Besatz zu vergrößern, ich habe allerdings Fische bestellt (nicht nach Hause, sondern zum Händler) und würde meinen Händler dann bitten, sie eine Weile für mich zurückzuhalten. Bestellt sind zwei Wardis und zwei A.ferrugatas. Außerdem sollen langfristig auch zwei Putzerlippfische ins Becken, die aktuelle natürlich die kranken Tiere schon unterstützen könnten. Aber mit neuen Fischen erhöht sich auch wieder die Erregermenge und damit das Erkrankungsrisiko für weitere Tiere, oder?


    edit: Könnte Aqua Safe von Tetra im Hauptbecken dem Mandarin helfen?

  • Hallo Christiane,


    Zitat

    Noch mal zu Vergewisserung: Das mit Malachitgrün angereicherte Futter darf ich auch im Korallenbecken füttern?

    Ja, wie im Futterartikel beschrieben, das Frofu etwas dehydrieren und dann mit dem Malachitgrün anreichern - einziehen lassen und gezielt verfüttern. Bei der geringen Menge passiert den Korallen nichts.


    Zitat

    Ektozon ist fürs Korallenbecken ja eher nichts.

    Ektozon ist auch für das Korallenbecken geeignet - den Koralllen passiert nichts - aber sehr effektiv gegen C. irritans ist es auch nicht.


    Zitat

    Aber mit neuen Fischen erhöht sich auch wieder die Erregermenge und damit das Erkrankungsrisiko für weitere Tiere, oder?

    Neue Fische können immer eine Infektionsquelle sein. Vielleicht kann dein Händler sie bereits prophylaktisch gegen Ektoparasiten behandeln - oder ich würde mind. 1-2 Wochen abwarten und sie öfter auf Symptome (z.b. Scheuern an Gegenständen, Punkte) beobachten.


    Zitat

    Könnte Aqua Safe von Tetra im Hauptbecken dem Mandarin helfen?

    Bei der Zugabe von AqauSafe wird dein Abschäumer überschäumen. Im Korallenbecken hilft es nicht sehr gut, ist eher für neueingerichtete Becken oder verletzte Fische nach Fangaktionen geeignet.


    Zitat

    Außerdem sollen langfristig auch zwei Putzerlippfische ins Becken, die aktuelle natürlich die kranken Tiere schon unterstützen könnten.


    Leider hat man bei wissenschaftl. Untersuchungen festgestellt, das Putzerlippfische nur größere Parasiten (Fischläuse, Krebschen) absammeln. C. irritans können sie nicht entfernen.

    Allles in allem kann der Mensch vom Korallenriff viel lernen, über Recycling und die Kunst, in einer Welt mit knappen Ressourcen gut zu überleben - ein Hinweis darauf, eine bessere Symbiose mit den Pflanzen und Tieren, von denen wir abhängen, einzugehen.
    E.P. Odum 1980 - Grundlagen der Ökologie

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