Aminosäuren

  • Hallo,


    angeregt durch die Blu Corali Methode mache ich mir Gedanken dabei, welche Aminosäuren für unsere Korallen notwendig sind bzw. welche das Wachstum besonders fördern.
    Wikipedia meint dazu es sind 23 proteinogene Aminosäuren bekannt und 250 Aminosäuren, die eine biologische Funktion haben (in irgendwelchen Organismen).
    Somatotropin, was bei der Blu Corali Methode zugegeben wird besteht aus 191 verschiedenen Aminosäuren. Es scheint also eine sehr große Anzahl an Aminosäuren zu geben, die möglicherweise für die Korallen nützlich sind. Ich konnte leider keinerlei Angaben finden, welche Aminosäuren in den gängigen Präperaten vorhanden sind und erst recht keine Informationen darüber welche Aminosäuren im Wachstum/Stoffwechsel der Korallen eine Rolle spielen, lediglich bei Ultramin S ist angegeben, dass es alle Aminosäuren enthält.
    Gibt es evtl. Artikel über die Zusammensetzung verbreiteter Produkte bzw. wissenschaftliche Artikel darüber, welche Aminiosäuren beim Korallenwachstum eine Rolle spielen?

  • Hi ich glaube im Fossa/Nilsen gab es mal Quellenangaben. Nach Jahrzehnten Intensivtherapie beim Menschen sind diese Fragen nicht mal restlos geklärt. Man kennt die essentiellen AS, und die Stoffwechselwege. Die praxis ist mehr durch Versuch und Irrtum erschlossen worden. Ich halte zumindest bei normalen Riffaquarien solche Zugaben für entbehrlich. Mit einer vielfältigen Futtermischung erreichst du sicher mehr.


    Willst du ernsthaft Somatotropin ins Aquarium kippen????!!!!???


    Gruß Bi

  • Nein ich möchte natürlich kein Somatotropin ins Becken kippen. Abgesehen davon, dass es illegal ist, zerfällt das Hormon wohl in der alkalischen Lösung sofort in die Aminosäuren, aus denen es zusammengesetzt ist.


    Ich habe allerdings folgenden Artikel im Netz gefunden: http://www.pubmedcentral.nih.g…render.fcgi?artid=1218179


    Dort steht beschrieben, das Korallen von den Aminosäuren, die gemessen wurden lediglich Threonine nicht selbst von den Korallen produziert wird. Dort ist die Rede von 20 essentiellen Aminosäuren.
    Möglicherweise liegt der Schlüssel in der Blu Corali Methode nicht in der Zugabe des Hormones und damit der Aminosäuren sondern in der Zugabe von Proteinen (in Form von pürierten Meeresfrüchten), aus denen die Korallen dann die notwendigen Aminosäuren selber synthetisieren?

  • Hab gerade nicht soviel Zeit. Aber nur um das klarzustellen: Das Wachstumshormon setzt sich aus 191 Aminosäuren zusammen, diese sind aber einfach die normalen 20 Aminosäuren, also nicht 191 verschiedene. Prinzipiell kann ich nicht sagen ob das Hormon irgendwas bringt, dazu gibt es aber wissenschaftlich keine guten Ansatzpunkte. Daneben würde ich dringendst davon abraten Wachstumshormone in ein Aquarium zu kippen. Denn zum einen gefährdet man damit seine Gesundheit aufs äußerste, zum anderen ist das eine sehr gefährliche Form der Verschmutzung unserer Gewässer. Selbst winzigste Spuren haben nämlich noch eine starke Wirkung.
    Wenn du Aminosäuren zugeben willst, dann würde ich dir empfehlen entweder diese als reine Aminosäuren zuzugeben (ist auch billiger als das Wachstumshormon und du kannst höhere Konzentrationen fahren) oder wenn es noch einfacher und billiger sein soll einen Aminosäurenmischung verwenden. Ich gebe zu meinem Aquarium im Moment testweise eine Mischung aus Ammoniumnitrat und Casa-Aminoacids zu. Die Casa-Aminosäuren sind eine Aminosäurenmischung die durch Proteolyse von Proteinen hergestellt wird und alle 20 Aminosäuren enthält.

    Grüße aus dem sonnigen Süden :winking_face:

    Thomas Bahr


    120x90x70cm (750l) / 640 w LED (China) / Bubblemagus C7 / 3xTunze Stream mit Multicontroller / RD3 5 m² Förderpumpe / Vliesfilter im Unterschrank (MC 5000)

  • Hallo,
    Ein interessantes Thema... Lassen wir die Hormondosierung (ich glaub da sind wir uns einig) einmal beiseite.
    Da wir nicht wissen welche Aminosäuren für Korallen essenziell sind, und auch nicht welche überhaupt über die Membran aufgenommen werden, geben wir natürlich möglichst ein Gemisch aus den berühmten 20. Und der Erfolg gibt uns ja auch recht. Alles was nicht anabolisch in den Körper eingebaut wird, wird letztlich von irgendwelchen Bakterien abgebaut, das bekannte Endprodukt Nitrat.
    Da Amino Zugabe häufig als mittel zur Bekämpfung einer Stickstofflimitierung eingesetzt wird, und wir wie gesagt nicht wissen in welchem Verhältnis welche Aminosäure benötigt wird, möchte ich eine alte Idee von mir nocheinmal vorstellen.
    Würde es nicht Sinn machen eine Aminosäurenmischung zu geben die überproprtional viel Aminosäuren enthält die neben der Aminogruppe noch zusätzliche Stickstoffatome enthält? so enthält doch z.B. Arginin drei mal soviel Stickstoff als andere.
    Selbst im schlechtesten Fall, also angenommen die Koralle nimmt kein Arginin auf, wird das Arginin abgebaut, und die Abbauprodukte NH4, NO3, wie auch immer werden den Korallen wieder zur Verfügung gestellt. Ich habe keine Ahnung ob sowas bezahlbar wäre aber mal so als Denkanstoß. Vielleicht könnten Hersteller so etwas realisieren Also Aminos mit "extra Stickstoff" auf den Markt bringen.
    Ich habe zu diesem Thema vor Jahren mal einen Threat eröffnet, hatte damals allerdings einen Denkfehler gemacht... hier,


    Lars

  • Hallo Lars,


    ich denke es ist bei zooxanthellaten Korallen wahrscheinlich, dass diese für die meisten/alle Aminosäuren autotroph sind, allerdings setzt das noch immer eine ausreichende Stickstoffversorgung durch anorganische Stickstoffquellen (Ammonium, Nitrit, Nitrat), organische gelöste Stickstoffverbindungen (z.B. Aminosäuren) und POM (partikuläres organisches Material) voraus. Es ist klar, dass die Korallen eigentlich immer in der Lage sind Ammonium zu verwerten, daneben die meisten auch Nitrat. Bei den gelösten Aminosäuren ist das schon etwas anderes. Sicherlich wird man in der Natur nur wenig gelöste Aminosäuren im Wasser finden (quasi keine), aber bei Vorhandensein scheinen die Korallen in der Lage zu sein davon zu profitieren. Ob dies jetzt durch vorherige Fixierung/Verstoffwechselung durch Bakterien passiert oder durch direkte Aufnahme ist mir jetzt nicht genauer bekannt, müsste man mal die Fachliteratur zu durchsuchen, gibt es sicherlich irgendwelche Daten dazu.
    Generell gibt es unter den Aminosäuren schon zentralere und weniger zentrale Mitspieler. Eine Aminosäure die in nahezu allen Organismen eine zentrale Rolle in Ammoniumfixierung und Übertragung von Ammonium spielt ist Glutamat bzw. nachgeordnet Glutamin. Das wäre von mir aus gesehen auch mal ein heißer Kandidat für eine Aminosäure zur Supplementation. Das Aminosäuren mit mehreren Aminogruppen direkt bessere Stickstofflieferanten sind würde ich mit Vorsicht betrachten. Die entständigen Aminogruppen verhalten sich chemisch deutlich anders als die alpha-Amminogruppe, gerade diese ist für die Transaminierung recht zentral, insofern würde ich jetzt nicht mit großen Vorteilen dieser Aminosäuren rechnen, es kommt ja nicht so sehr auf die Menge sondern die leichte Verwertbarkeit an. Wer das aber gerne testen möchte kann das recht leicht tun, alle Aminosäuren sind käuflich erwerbbar und bei mäßiger Reinheit auch noch zu bezahlen. Wobei es vom Kostenpunkt her sicherlich billiger ist ein proteolytisches Aminosäuregemisch zu verwenden, was nicht verwertet wird wird halt abgebaut und steht als Ammonium bzw. Nitrat irgendwann auch zur Verfügung.
    Für den es interessiert: L-Arginin 1kg ca. 160 Euro (50 g gibt es für circa 30 Euro), L-Arginin hydrochlorid 250 g 33,20 bzw. 50 g 13,85 €, Glutaminsäure gibt es pro Kilogramm für 57,80 € bzw. 250g 22,35 € . Also alles noch recht bezahlbar. Die Casa-Aminoacids kosten etwa 160 Euro das Kilogramm, allerdings enthalten diese kein Tryptophan, müsste man bei Bedarf also zusätzlich geben.

    Grüße aus dem sonnigen Süden :winking_face:

    Thomas Bahr


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  • Hallo Thomas,


    natürlich sind einzelne Aminosäuren käuflich zu erwerben. Es ist auch kein Problem die meisten davon in Lösung zu bringen. ABER die einzelnen Aminosäuren zu mischen und in Lösung zu halten ist das Problem.
    Wenn man die Aminosäuren mischt, beiben Sie in Lösung, wenn man Sie wie einige Hersteller es machen die Aminos gnadenlos herunterverdünnt. Aber so soll es ja nicht sein.
    Wenn ich Aminosäuren für Hühner, Kühe oder Bodybuilder verwende, habe ich neben den Aminosäuren noch X Sachen mit drin, die die Korallen nicht verwerten können und zum Teil auch unverträglich sind.
    Leider verkaufen einige Hersteller von Aminosäuren solche Produkte, die nicht für die Aquaristik hergestellt und geeignet sind.
    Hierbei ist das größte Problem, das Verhältnis der einzelnen Aminosäuren zueinander zu finden. Hühner und Kühe nehmen Aminos sicher in einem anderen Verhältnis auf, als Korallen.Von den Aminos für Kraftsportler ganz zu schweigen.Viel hilft eben nicht viel :grinning_squinting_face:


    Was auch ein wichtiger Punkt ist, dass einige Aminosäuren von den Korallen nicht aufgenommen werden können. Meiner Meinung nach, ist Taurin zimlich wichtig. Tests mit und ohne Taurin haben deutliche Unterschiede offenbart.
    Red Bull verleiht eben Flügel :ylol :ylol

  • Hallo Thomas
    Viieelen Dank für deine Antwort. I
    ch wollte auch mit meinen Ausführungen die Diskussion wieder in die Richtung lenken das man sich w Gedanken macht welche Aminos wichtiger sind als andere. Ich glaube das war auch der Wunsch von Kenny. Also Glutamat,Glutamin? Arginin war vielleicht ein schlechtes Beispiel.
    Noch was: Ich habe meinen alten Threat nochmal durchgelesen: Hans - Werner schreibt dort das er die Gefahr einer Phosphatlimitierung sieht da in der Gesamtsumme ja zusätzlich Kohlenstoff mit eingebracht wird. Diesen Einwand kann ich auch nachvollziehen. Im Umkehrschluss sollte es aber doch dann auch möglich sein durch Aminozugabe einen zu hohen Phosphatwert zu senken?
    Gibt es da Erfahrungen? Gerade bei DSB Systemen die ja hohe biologische Abbauraten haben sollte das doch merkbar sein.


    Lars

  • Zuviel dürfte den Korallen aber direkt nichts ausmachen, wie Lars beschrieben hat wird ein überschuss wohl sehr schnell abgebaut.
    Die Frage ist, wenn wir Aminosäuren dosieren müssen obwohl die Korallen wirklich autotroph sind - wie Aurora schreibt und wie der wissenschaftliche Artikel, den ich weiter oben verlinkt habe vermuten lässt - warum können sie dann im Aquarium scheinbar nicht ausreichend Aminosäuren produzieren, d.H. woran mangelt es ihnen?
    Zum Aufbau von Aminosäuren sind wohl nur Proteine und Zucker notwendig. In dem zitierten Artikel steht, dass Korallen durch ihre Zooxanthellen mit Zucker versorgt werden.
    Für mich stellen sich folgende Fragen:


    1.) Haben Korallen im Aquarium nicht genügend Energie zur Verfügung um die Aminosäuren selber zu bilden?


    2.) Stehen ihnen evtl. die benötigten Grundbaustoffe nicht zur Verfügung?


    Wenn es stimmt, das Korallen durch ihre Zooxanthellen mit Zucker versorgt werden, dann dürfte wohl genügend Energie zur Verfügung stehen. Bleibt also ein Mangel an den Grundbaustoffen der Aminosäuren. Aber da Aminosäuren zum großen Teil nur aus Wasserstoff, Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff bestehen klingt das auch nicht schlüssig.
    Wäre es möglich, dass Korallen bestimmte Proteine benötigen, um daraus Aminosäuren herzustellen? Klingt für mich auch weit hergeholt, da im Meerwasser ja kaum Proteine in relevanter Menge frei verfügbar sein sollten, oder?


    Eine andere Interessante Frage: Würde ein Abschäumer wirklich alle Proteine aus dem Wasser heraus holen?


    Bei der Blu Corali Methode werden die Erfolge ja durch die Gabe von Somatotropin (ergo Aminosäuren) und dem Proteingemisch (aus Muscheln und Schrimps) in Kombination mit besonders hohen Ca, Mg und Sr Werten erzielt.

  • Hallo Stefan
    Schöne Diskussion, endlich mal was los hier :]

    Zitat

    Zum Aufbau von Aminosäuren sind wohl nur Proteine und Zucker notwendig.


    Ist es nicht im normal Fall umgekehrt? Also aus Aminos Proteine gebaut werden? Oder hab ich jetzt einen Denkfehler?



    Zitat

    2.) Stehen ihnen evtl. die benötigten Grundbaustoffe nicht zur Verfügung?


    Die Antwort gibst du ja selber...

    Zitat

    Wenn es stimmt, das Korallen durch ihre Zooxanthellen mit Zucker versorgt werden, dann dürfte wohl genügend Energie zur Verfügung stehen. Bleibt also ein Mangel an den Grundbaustoffen der Aminosäuren. Aber da Aminosäuren zum großen Teil nur aus Wasserstoff, Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff bestehen klingt das auch nicht schlüssig.


    Was sie nicht von den Zooxanthellen zur Verfügung gestellt bekommt ist tatsächlich Stickstoff. Wobei wir wieder bei der Frage wären ob eine Ammonium/Nitratdüngung doch sinnvoller wäre :confused_face:
    Vielleicht ist der Proteinbrei einfach besser aufzunehmen als Aminos, innerhalb der Koralle wird dann nach Bedarf umgebaut?
    Fragen über Fragen :confused_face:
    Lars :wink

  • @ Paulchen:
    Taurin ist keine Aminosäure im "klassischen" Sinn. Aber wie du schon sagst: Wer kann baut sich das aus Cystein oder Methionin... Wer nicht kann frisst Katzenfutter oder trinkt "Energiedrinks" :grinning_squinting_face:
    Lars

  • Zitat

    Original von Lars Kläning
    Hallo Stefan
    Schöne Diskussion, endlich mal was los hier :]


    Ist es nicht im normal Fall umgekehrt? Also aus Aminos Proteine gebaut werden? Oder hab ich jetzt einen Denkfehler?


    Ja richtig, im Normalfall sind Aminosäuren die Grundbausteine der Proteine. Mein Gedankengang war nur folgender: Möglicherweise spaltet die Koralle die Aminos auf.
    Vielleicht wird sie aber auch einfach direkt mit Proteinen versorgt und benötigt dann die Aminos gar nicht mehr in dem Maße. Ist jedenfalls ein spannendes Thema, nur leider sind wir immer noch genau so schlau wie am Anfang :smiling_face:


    Ich würde nur gerne drauf kommen, wie die Blu Corali Methode funktioniert.

  • Ich denke, dass die Problematik der Frage Autotrophie/Aminosäurenzufuhr darin liegt, dass in stark stickstoffarmen Systemen (DSB, Zeolithe, hohe Abschäumung, etc...) für den Aufbau von Aminosäuren einfach der nötige Stickstoff knapp ist. Die Aminogruppen für die Transaminierung müssen ja entweder als Ammonium oder andere Aminosäure innerhalb der Zelle bereit stehen. Wenn es daran hapert hilft halt die Zufuhr von Stickstoffquellen hierfür über Aminosäuren oder Ammoniumquellen (Nitrat zählt da auch dazu weil es zu Ammonium reduziert werden kann, bedeutet aber Energieverbrauch). Insofern ist die Frage nach dem Sinn der Aminogabe gegenüber Ammoniumzufuhr schon richtig. Ich weis nicht ob da ein signifikanter Vorteil besteht, prinzipiell sollte Ammonium für die Korallen sogar besser verfügbar sein als die Aminosäuren weil diese erst noch über die Zellmembrane transportiert werden müssen. Es ist aber durchaus denkbar, dass Korallen in der Lage sind Aminosäuren auch gezielt aufzunehmen, weil auf ihrer Oberfläche in der Schleimschicht eine Vielzahl von Bakterien lebt die partikuläres Material aufschließt und so möglicherweise recht erheblich lokal verfügbare Aminosäurenkonzentrationen schafft. Da kommen wir jetzt auch wieder zu der Italo Blue Methode: Die Mischung aus verschiedenem feingemixtem Muschelfleisch stellt natürlich eine starke Quelle für POM dar und ist zudem sehr stickstoffreich. Diese Partikel könnten entweder direkt von den Korallen aufgenommen/gefressen werden (????, wenn ja werden die Proteine von der Koralle proteolysiert und es entstehen Aminosäuren die die Koralle verwertet) oder aber im Becken aufgeschlossen werden und damit zur Freisetzung von Ammonium, Nitrat und eventuell auch Aminosäuren führen. Diese stehen den Korallen zur Verfügung und schaffen damit die Grundlage für schnelles Wachstum. Denke so geheimnisvoll ist das nicht...

    Grüße aus dem sonnigen Süden :winking_face:

    Thomas Bahr


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    Einmal editiert, zuletzt von Aurora ()

  • Hallo Thomas!


    Zuerst möchte ich dir für deine Ausführungen im Thread " Ammoniumchlorid " danken. Diese haben mir sehr geholfen die Stickstofflimitierung in meinem Aquarium zu beheben. Mein grundlegender Fehler war, daß ich zum Ammoniumchlorid noch Bakterienfutter zugegeben habe, dadurch wurde die Stickstofflimitierung explosionsartig schlimmer, dann habe ich mich nicht mehr getraut Ammoniumchlorid zuzugeben, das wars dann. Jetzt habe ich die Siedlunsmöglichkeit von Bakterien drastisch eingeschränkt (viel Bodengrund entfernt) und gebe Ammoniumnitrat zu,und die Situation hat sich schon wesentlich gebessert. In diesem Thread erwähnst du Casa Amminoacids. Kannst du mir sagen, was das ist ,und wie und wo diese erhältlich sind? Ich habe schon versucht mich über Amminos in SIFI schlau zu machen, bin aber nicht richtig weitergekommen. Vielleicht kannst du mir helfen.


    Gruß


    Aquarius

  • Es ist aber durchaus denkbar, dass Korallen in der Lage sind Aminosäuren auch gezielt aufzunehmen, weil auf ihrer Oberfläche in der Schleimschicht eine Vielzahl von Bakterien lebt die partikuläres Material aufschließt und so möglicherweise recht erheblich lokal verfügbare Aminosäurenkonzentrationen schafft.


    Dann müßte schon allein eine Ethanolzugabe genügen, um sozusagen ordentlich Bakterien zur Verfügung zu haben.


    Wenn man dann genug Futter reicht, sollte der selbe Effekt entstehen, als würde man ein gutes Aminosäurepräparat zufügen. Das ist nach meinen Beobachtungen aber nicht so. Man sieht schon einen deutlichen Effekt.


    Das Problem, herauszufinden, welche Aminosäuren wirklich benötigt werden, ist durch einfache Zugabe auch nicht zu lösen, da wir nicht wissen, ob und wie lange sie im freien Meerwasser für Korallen zur Verfügung stehen.


    In eine Kuh kann man sie nun mal vorn hineinschütten und messen, was hinten wieder rauskommtkommt, wie unser Altkanzler sagen würde, aber in einem Aquarium ist das etwas völlig anderes.


    Ich hatte mal zwei Präparate, die hatten aber mit ihrer eigenen Haltbarkeit bei Raumtemperatur genug zu kämpfen...

    KORALLENWELT - gegr. 1993 - Torsten Luther - Inhaber
    Tätigkeitsschwerpunkte: Aquariendekorationen, Abyzz Pumpen, Propellerpumpen, Großanlagen, Planungen

  • Hi,


    das ist mal wieder eine schöne Diskussion, aber wieder eine, die in die Leere Läuft, weil wir/Ihr über Dinge diskutiert, die man nicht messen oder durch Fakten belegen kann. Was an wissenschaftlichen Daten bei Korallen vorliegt hab ich mal in einem Artikel in der Koralle vor zwei Jahre glaube ich publiziert, als die Aminosäuregeschichte gerade am boomen war.


    In der Regel ist es so dass man akute Stickstofflimitierungen schlecht mit Aminosäurepräparaten ausglechen kann, weil man vorher Schmieralgenprobleme bekommt. Wir reden hier über Stickstoffkonzentrationen die im nanomolaren Bereich liegen. Die meisten N-limitierten Becken haben starken Korallenwuchs so dass eine deutlich höhere Stickstoffdosierung nötig ist.


    Der wichtigste Punkt bei der Aminosache war und ist, dass die Korallen-Zooxanthellen-Symbiose teilweise über die Konzentration von ungebundenen Aminosäuren in den Korallenzellen reguliert wird, und hier spielt u.a. das Abbauprodukt Taurin (2-Aminosulfonsäure) eine leicht übergeordnete Rolle.


    Ist zwar auch nicht so ganz belegt aber man geht davon aus, dass fast alle proteinogenen Aminosäuren von Zooxanthellen synthetisiert und auch transloziert werden. Es geht also hauptsächlich um die Stickstoffverfügbarkeit im Becken.


    Das Aminosäurepräparate tatsächlich in der Aquaristikpraxis wirksam sind hat meiner Meinung nach nicht viel damit zu tun, dass die Korallen dadurch mehr Stickstoff zur Verfügung hätten.

  • Hallo Jörg,


    Zitat

    Original von Joerg Kokott
    die Leere Läuft, weil wir/Ihr über Dinge diskutiert, die man nicht messen oder durch Fakten belegen kann. Was an wissenschaftlichen Daten bei Korallen vorliegt hab ich mal in einem Artikel in der Koralle vor zwei Jahre glaube ich publiziert, als die Aminosäuregeschichte gerade am boomen war.


    In welchem Heft das war weißt du wahrscheinlich nicht mehr, oder?


    Zitat


    Das Aminosäurepräparate tatsächlich in der Aquaristikpraxis wirksam sind hat meiner Meinung nach nicht viel damit zu tun, dass die Korallen dadurch mehr Stickstoff zur Verfügung hätten.


    Was ist denn deiner Meinung nach der wichtigste Einfluss, den die Aminosäuren haben? Macht es überhaupt Sinn Aminos zu dosieren mit den ggf. unerwünschten Seiteneffekten wie Cyanowachstum, oder kann man die Korallen besser mit anderen Stoffen versorgen, da sie ja (vermutlich) die Fähigkeit haben Aminos selber zu produzieren?


    Hast du evtl. Literaturtips in der Richtung? Mich interessiert insbesondere alles, über den Metabolismus/Skelettaufbau von Korallen.

  • Hi,


    ich habe leider übersehen, dass Aquarius mich nach den Casa-Aminoacids gefragt hat. Da das von allgemeinem Interesse sein könnte antworte ich hier.
    Casa-Aminoacids sind ein Säurehydrolysat von Casein (also quasi Milchprotein). Dabei erhält man alle Aminosäuren außer Tryptophan, das wird durch die Säurebehandlung abgebaut. Der Vorteil von Casa ist, dass man alle Aminosäuren in einem natürlichen Verhältnis erhält und es zudem deutlich billiger ist als die Aminosäuren selbst zu mischen (manche Aminosäuren sind doch sehr teuer). Einen Nachteil hat Casa-Aminoacids leider auch, es ist verderblich. Die Lösung bietet halt alles was Bakterien und Pilze zum Leben so brauchen (Stickstoff, Kohlenstoff, Spuren von Phosphat, geringe Mengen von Vitaminen). Damit neigt es leider dazu schnell besiedelt zu werden. Durch Aufbewahren im Kühlschrank und vorheriges Sterilisieren lässt sich das Problem aber in Grenzen halten. Im Zweifelsfall halt immer nur kleine Mengen abfüllen und einfrieren, dann den Bedarf für max. eine Woche auftauen und bis zum Verbrauch im Kühlschrank lagern.

    Grüße aus dem sonnigen Süden :winking_face:

    Thomas Bahr


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  • Faszinierend! Aber, ist die Frage nicht ehe' was erricht mann überhaupt mit Aminosäuren?'


    Wie ich es sehe und verstehe, daß ganzes sich um nähstoffarme Systemen dreht. Wenn eine nicht mit Zeolithfiltrierung arbeitet, sehe ich keinen Grund mit Aminosäuren zu spielen. Das System sollte genugend Nährstoffe enthalten. Aber, wenn die Nitraten und Phosphaten vom System entfernt weden erleben wir verschiedene Limitierungen.


    Korallen sind nicht Autotroph sondern Heterotroph; das heißt die nehmen von verschieden Quellen ihr Nährstoffe auf. Die Zooxanthellen fügen nur Zucker rein, also Kohlenstoff (C). Eiweiß muß von andere Quelle erworben werden. In der Natur durch Zooplankton, im nährstoffarmen Aquarien...durch Aminosäure. Weil Korallen die Zooxanthelle nicht unbedingt brauchen, aber ausbeuten, zeigt das das Zyclus kann im Aquaium durchgebrochen werden. Wir eliminieren die Notwendigkeit Zooxanthellen zu fordern, wenn wir die Korallen eine einfachzubearbeiten Nährungsquelle zu verfügung stellen. Die Korallen reduzieren ihre Zooxanthellen, ihre Farbe wird intensiver und weniger energy wird benötigt um die Koralle gesund zu halten. Wenn genugend Ca und Mg bereit stehen, Wachstrum sollte spitze sein.


    Weil Korallen nicht einfache Tiere sind, ehe complexe Gesellschaften verschieden Lebewesen, die Frage welche Aminosäure wichtig sind wird sehr schwer zu beantworten. Die verschieden Gesellschaftsmitglieder habe unterschiedliche bedürfnisse. oder?


    Nun, Korallen doch brauchen C und sollte das nicht in genügende Menge zu Verfügung stehen, könnt ich gut Vorstellen, die Koralle keine neu Skelet mehr baute.


    Ich bin kein Profi, deshalb könnte ich das Ganze misverstanden hätte, aber ich sehe kein Grund NUR die Koralle zu unterstützen. Das komplete System muß ernährt werden...in sein Vielfalt.


    Was meinet ihr?

  • Hallo Jamie,


    das stimmt so nicht ganz. Die Zooxanthellen geben auch Aminosäuren ab, der Austausch zwischen Zooxanthellen und Polypen soll bezüglich Stickstoff sogar recht intensiv sein.
    Eine Voraussetzung dürfte aber eine nährstoffarme Umgebung (Phosphat, Nitrat) sein, weil nur dann die Zooxanthelle die Zucker, Fette und Aminosäuren nicht in Wachstum umsetzen kann.


    Anorganischer Kohlenstoff gilt im Meer im allgemeinen als nicht wachstumslimitierend, auch nicht für die Skelettbildung der Steinkorallen.


    Mit dem Eiweiß hast Du einen interessanten Punkt angesprochen. Ich meine, es gibt Veröffentlichungen, die bestätigen, dass Korallen einen Teil ihrer Zooxanthellen "vor die Tür setzen", wenn sie andere Nahrungsquellen haben. Irgend ein Artikel gibt m. E. an, dass die Dichte der Photosynthesepigmente in der Koralle abnimmt, wenn man Aminosäuren zuführt.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Irgend ein Artikel gibt m. E. an, dass die Dichte der Photosynthesepigmente in der Koralle abnimmt, wenn man Aminosäuren zuführt.


    Hat das ein Wissenschaftler rausgefunden????

    KORALLENWELT - gegr. 1993 - Torsten Luther - Inhaber
    Tätigkeitsschwerpunkte: Aquariendekorationen, Abyzz Pumpen, Propellerpumpen, Großanlagen, Planungen

  • Hallo Torsten,


    wenn ich das jetzt parat hätt´!


    Leider nur so eine Erinnerung, aber wenn dann von einem Wissenschaftler. Ich hoffe ich komme in den nächsten Tagen noch drauf, wo das stand.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hans-Werner,


    es gibt eine Artikl auf Reef Keeping von Eric Borneman(auf English) wohin er zeigt das Zooplankton bedekt relative viel von der notwendigen Korallenernährung. Der Fazit wird; Korallen passen sich die Umgebung an und könnte durch die Zooxanthelle die meiste ihr bedurfnisse erfüllen, aber müßen das nicht. Die sind opportunist und nehmen so viele Schwebeernahrung auf wie möglich. Das heißt, die Theorie, daß Korrallen Zooxanthelicautotrophs sind, ist falsch.


    Nun, das erklärt weshalb Erfolg beim zufügen von Aminosäure und Schwebeernährung oft zitiert wird.


    Ich habe gelesen, daß Korallen im Riff der Närhstoffzuführ die Zooxanthellen reguliert. Die Symbionten dürfen der Koralle nicht voraus rennen und das Gewebe übermässig besiedeln. Im Aquarium, wo die Nährstoffe löslich den Zooxanthellen zu verfügung stehen, erleben wir eine explosivartige Zooxanthellen wachstrum und die Koralle wird braun. Nun, wenn, in eine nährstoffarme Ümgebung, Aminosäure zugegeben werden, werden in meine Erfahrung die Koralle nicht Braun, was mir sagt; die Zooxanthelle könnte die AS ohne hilfe die Korallen nicht assimilieren, oder? Die andere version sagt; die Koralle braucht die Zooxanthellen nicht mehr und stoßt die aus, deshalb sehen wir die Braunfarbe nicht. Natürlich ist alles nicht so einfach......


    Die Artikelseries addresse lautet:


    http://reefkeeping.com/issues/2002-07/eb/index.php


    Wenn English dir mächtig ist, die sind nicht zu verpassen.


    Ich müß rennen, wegen eines Termins und, weil Deutsch nicht meine Muttersprache ist, es dauert bei mir! :grinning_squinting_face:

  • Hallo Jamie,


    ich kenne den Artikel und finde ihn recht interessant. Interessant zu der Thematik ist das Buch von Sorokin "Coral Reef Ecology" (Springer - Ecological Studies), wo der Anteil der verschiedenen Ernährungsarten quantifiziert wird. Einige Artikel über diese Thematik sind auch im www erhältlich, durchgeführt unter anderem am ozeanografischen Institut von Monaco.


    Nach meiner Erfahrung unterschätzt man leicht, wie viel an Bakterioplankton, Pseudoplankton und Zooplankton von den Korallen aufgenommen wird. Ich mußte die Erfahrung machen, dass, wenn ein Becken biologisch nicht richtig in Gang kommt, unter Umständen nur ein Füttern der Korallen mit "Pseudoplankton" hilft.


    Zu den Aminosäuren: Die Korallenpolypen dürften für die meisten freien Aminosäuren ein Barriere zu den Zooxanthellen bilden, so dass die Zooxanthellen erst das Ammonium als Abbauprodukt der AS durch die Polypen erhalten.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Zitat

    Original von Korallenwelt
    Irgend ein Artikel gibt m. E. an, dass die Dichte der Photosynthesepigmente in der Koralle abnimmt, wenn man Aminosäuren zuführt.


    Hat das ein Wissenschaftler rausgefunden????


    Hallo Torsten,


    nochmal zur obigen der Stellungnahme. Ich habe mich da sicher getäuscht, es wird wohl eher so sein, dass die Dichte der Photosynthesepigmente zunimmt. Was ich in Erinnerung hatte, hatte einen anderen Zusammenhang und ich habe das durcheinander gebracht.


    Grüße


    Hans-Werner

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