Hallo zusammen,
also ich erinnere mich, dass Klaus mal in einem anderen Thread schrieb, es läge am hohen Infektionsdruck. Dieser Meinung schliesse ich mich wie auch andere an. Euphyllias und inbesondere E. glabrescens sind meine Lieblinkskorallen, welche in der Vergangenheit bei mir aber öfter mal wegen Brown Jelly vor die Hunde gingen. Aufgrund meiner Beobachtungen bin ich recht sicher, dass quasi alle Euphyllias wenig Ansprüche an die Wasserqualität haben und auch mit hohen Phosphatwerten gut zurecht kommen etc. Sie sind aber hochempfindlich gegenüber Infektionen, vermutlich hauptsächlich bakterieller Natur (hier dürften natürlich Vernesselungen durch andere Korallen, Nährstoffmangel und andere Stressbedingungen dann oft der Auslöser aber nicht die Ursache für Brown Jelly sein). Hilfreich fand ich hierzu diesen Thread Experimenting with in-tank antibiotic treatments for Brown Jelly Disease | REEF2REEF Saltwater and Reef Aquarium Forum von einem recht bekannten Meerwasseraquarianer/Forscher, der Mikrobiome von Becken als Dienstleistung analysiert.
Achtung jetzt wird es kontrovers: Da geht es auch um Antibiotika-Behandlung im ganzen Aquarium (also nicht von isolierten Korallen), nur falls das bei einigen zu Bluthochdruck führen sollte.... Der hat das ganze schon recht professionell untersucht und kam zum Schluss, dass zumindest in allen untersuchten Becken mit Brown Jelly ein bestimmter Arcobacter vorhanden war (der wiederum in "gesunden" Becken fehlte). Nahe verwandte dieses Bakteriums sind bekannte Fisch/Korallenpathogene (z.B. White Syndrome & Brown Band Disease). Ist natürlich kein abschliessender Beweis, dass der Arcobacter auch die kausale Ursache ist (es werden ja auch Wimperntierchen/Helicostoma diskutiert), aber bei ihm haben wiederholt Behandlungen des ganzen Aquariums mit antibakteriellem Ciprofloxacin geholfen (Dosierungen siehe Thread, hatte wohl seiner Aussage nach keine negativen Auswirkungen aufs Aquarium-Milieu), wonach dieses Bakterium nicht mehr nachweisbar war und die Korallen wieder gesund wurden.
Auch wenn jetzt einige vermutlich den Antibiotika-Einsatz bemängeln, finde ich sollten wir demgegenüber nicht ganz verschlossen sein. Der Gebrauch muss sicherlich immer gut Bedacht sein, aber vorsichtiges experimentieren halte ich je nach Situation für angebracht. Letzendlich geht es dann auch um die Frage ob es sinnvoller ist Tiere für tausende von Euros vereenden zu lassen die teils Monate/jahrelang im Meer wuchsen, oder eine Antibioise zu riskieren. Ich oute mich mal damit experimentiert zu haben. Ich bin ziemlich sicher (so sicher halt wie man es bei anekdotischen Beobachtungen sein kann), dass der Einsatz von niedrig konzentriertem Chloramphenciol meine Euphyllias im Becken vor ca. einem Jahr gerettet hat. Damals beobachtete ich die typischen Stresssyptome meiner Torches: Verschrumpelte, teils aufplatzende Tentakel, Geweberückgang mit oben offenem Skelett. Das ist normalerweise ein Todesurteil. Ich habe es damals nach lesend es Berichts einfach riskiert, weil ich es nicht mehr ertragen konnte den Tieren beim Sterben zuzusehen und hab das Becken mit Antibiotika behandelt. Heute stehen alle meine Euphyllias, u.a. meine "golden Torch" (die damals komplett braun war mit teils offenem Skellett an einer Stelle) wieder blended gefärbt da. Diese drastische Veränderung habe ich direkt nach Einsatz des Wirkstoffs beobachten können (Zeitraum ca. 1 Woche, Gewebeheilung dauerte ein paar Monate). Danach kam zusätzlich ein grösserer UV-Klärer zum Einsatz. Übrigens: ich konnte keinerlei negativen Veränderungen meiner Wasserwerte beobachten. Aller Korallen, Fische, Krebse, Schnecken etc. blieben gesund. Das soll jetzt keine Werbung für blinden Anitbiotika-Einsatz im Becken sein, die Milieus sind ja auch immer individuell und so Dinge wie Fisch-Darmmikrobiome (Nahrungsspezialisten wie Doktoren) gilt es sicherlich auch zu bedenken. Darüber hinaus habe ich keine hochempfindlichen Korallen (Acroporas etc.). Nichtsdestotrotz steht mein Becken nach Chloramphenicol-Behandlung besser da wie eh und je und das ist nicht übertrieben (steht seit 8 Jahren). Darüber hinaus scheinen neben den Euphyllias auch meine Zoas geheilt, die seitdem wieder munter wachsen statt langsam vor sich hin zu kümmern. Als Präventivmassnahme halte ich wie gesagt ausreichend grosse UV-Klärer für die beste Massnahme, seither habe ich Ruhe im Becken.
So, und jetzt dürft ihr mich zerrreissen ...
Grüsse
Robin