Ich habe lange überlegt, ob ich mich in diesem doch recht emotional aufgeladenen Thread zu Wort melde.
Ich mach's mal einfach und gebe meine Erfahrungen wieder:
Mein Becken wurde fast zeitgleich mit Stefans gestartet und besteht zu mindestens 95 (Gewichts-) Prozent aus Riffkeramik von Korallenwelt. Ebenso wurde der Boden mit dem von Torsten gelieferten Mörtel vollflächig überzogen.
Die Keramikteile wurden im Auslieferungszustand eingesetzt, einmal im Becken mit einem Leitungswasserstrahl abgespült, das Becken entleert und einige Tage mit frischem Leitungswasser eingeweicht. Anschließend wurde mit Osmosewasser gefüllt und aufgesalzen.
Durch ein Mißverständnis habe ich Ca und Mg sehr stark dosiert und längere Zeit grenzwertig hohe Werte gehalten. Obendrein hielt ich die Karbonathärte zu hoch.
Das haben mir die Anemonen übel genommen, aber dafür hatte ich nach 2 Monaten die ersten Kalkrotalgen:
Nach 4 Monaten sah es so aus:
Probleme mit heftigen Algenplagen hatte ich eigentlich gar nicht. Ich habe allerdings auch anfangs sehr mit Nährstoffeinträgen gegeizt.
Mit zunehmenden Fischbestand blieben Phosphat und Nitrat trotz mehr Fütterung lange auf einem sehr niedrigen Niveau, um dann plötzlich über Nacht hochzuschießen.
Generell hatten jegliche Maßnahmen am Becken oft sehr heftige Schwankungen verschiedener chemischer Parameter zur Folge.
Verschiedene Korallen wie Caulastraea, Acroporen und Montiporen standen meist einige Tage bis Wochen gut, um dann irgendwann relativ plötzlich zu stagnieren oder sogar einzugehen.
Woran liegt das?
Ich glaube nicht, daß die Keramik irgendwelche problematischen Stoffe an das Wasser abgibt: Größere Wasserwechsel sind den Korallen wesentlich schlechter bekommen als deren längere Unterlassung.
Meine Hypothese zu der Problematik ist, daß es einfach länger als erwartet dauert, bis sich die richtigen Organismen auf der großen, sterilen Oberfläche angesiedelt und auch durchgesetzt haben. Zwischen Mikroorganismen herrscht ein permanenter Kampf um Siedlungsfläche und Ressourcen, sodaß meine anfängliche Vorstellung, daß die nützlichen Mikroorganismen sich einfach vom Lebendgestein aus zügig ausbreiten, wohl etwas naiv war.
Irgendwelche Probleme wie vielleicht etwas Sauerstoffmangel durch zu geringe Strömung wegen verdrecktem Filter und dergleichen lassen unerwünschte Bakterien in dem frischen Becken sofort wieder die Oberhand gewinnen. Die besonders anfangs stark schwankenden Werte sind aus meiner Sicht klar der noch instabilen Biologie zuzuschreiben.
Und darin sehe ich auch das Problem mit den Korallen: Irgendein Wert ändert sich abrupt und die Korallen mit den etwas gehobeneren Ansprüchen an die Stabilität leiden sofort.
Bei meinem Becken habe ich aber inzwischen das Gefühl, daß die Ausschläge des "Chemiependels" allmählich geringer werden. Die Folgen der "Urlaubskatastrophe" (siehe Beckenthread) mildern sich auch schon deutlich. Meine SPS- Reste machen sogar wieder auf.
Letztendlich scheint es tatsächlich so zu sein, wie es viele "alte Hasen" sagen: Man muß bei einem Becken mit viel totem Materiel einfach lange genug die Ruhe bewahren, auch wenn es schwer fällt.
Ich würde jederzeit wieder diese Keramik verwenden, aber den Anteil an Lebendgestein auf 10...20% erhöhen.