Biofilme zum Anhören

  • Hallo zusammen,


    in BR2 Wissenschaft und Forschung kam heute eine Sendung über Biofilme, leicht verständlich und hochinteressant. Die Sendung kann hier aufgerufen werden oder hier der direkte Link zum Anhören.


    Bitte mal drauf achten: "Die Biofilm-Gemeinschaft ist eine geschlossene Gemeinschaft, die sehr selten andere mitspielen lässt" - sehr interessant und mit praktischen Konsequenzen - auch für die Riffaquaristik.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo Armin,


    andererseits wurde aber auch gesagt, dass sich die Zusammensetzung der Biozönose eines Biofilms ändern kann je nach Erfordernis. Das heißt, wir haben zwar keinen direkten Einfluss darauf, welche Bakterien integriert werden, aber sollten (zufällig) die passenden eingebracht werden, können sie auch aufgenommen werden.


    So viel Neues war doch eigentlich in dem Bericht nicht drin.


    Grüße
    Ingrid

  • Hallo Armin,


    dachte ich mir, dass das ein Thema für Dich ist. Ich kenne dieses Ergebnis auch von einem Versuch eben solche Bakterien in einem Biofilmreaktor anzusiedeln, was scheiterte.


    Hallo Ingrid,


    das führt aber zwei Fragen nach sich:
    1) Waren die zugegebenen Arten und Strains vorher noch nicht im Aquarium?
    2) Warum soll ich die Bakterien mehrfach zugeben? Eigentlich reicht doch ein einziger +/- erfolgreicher Ansiedelungsversuch.


    Meines Erachtens können beobachtete Wirkungen bei wiederholter Zugabe nicht auf die Bakterien zurückgeführt werden, sondern überwiegend auf Stoffe, die mit dem Kulturmedium zugeführt werden. Bakterien und Nährlösung als Futter für die existierenden Biofilme.


    Andererseits könnte man +/- gezielt versuchen die Bedingungen im Aquariensystem für die Biofilme zu verändern um die gewünschten Ergebnisse zu erhalten, z. B. durch die entsprechenden Nährstoffe.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Wenn wir endlich begreifen das der Stoffabbau im Aquarium in Bioflimen und nicht in der Wassersäule stattfindet. (Eigentlich nicht eine sooo neue Erkenntnis :face_with_rolling_eyes: ), verstehen wir auch warum wir keine ewig dicken, schlecht durchspühlte, poröse Gesteins- oder Sanschichten brauchen um anaeroben Abbau zu realisieren.


    Lars

  • Hallo,
    vorausgeschickt: es herrscht viel Scharlatanerie auf dem Markt der mit blossem Auge nicht sichtbaren Helferleins in Ampullen, Gläsern, Flaschen.

    Zitat

    Wenn wir endlich begreifen das der Stoffabbau im Aquarium in Bioflimen und nicht in der Wassersäule stattfindet


    eine sehr vermessene Behauptung!
    Dem zur Folge würde man einem Anwender visuelle Halluzinationen unterstellen, wenn er behauptet, dass nach Zugabe eines 'wirksamen', 'fehlenden' oder 'geschwächten' Bakterienstammes (Zufälligkeitsprinzip) tags darauf das Wasser kristallklar und subjektiv empfunden, 'lebendiger' zu sein scheint.
    Unbestritten findet allerdings der überwiegende bakterielle Stoffwechsel dann doch weiters auf Substraten statt.

    Servus
    Stefan

    Einmal editiert, zuletzt von Stefan C. ()

  • Nö, Stefan, keine Halluzinationen, vermutlich bekommst Du aber genau den gleichen Effekt, wenn Du die Bakterien vorher abtötest. Es sind also nicht die lebenden Bakterien sondern das evtl. von den Bakterien angereicherte Kulturmedium.


    Das DSB wurde vonShimek wohl vor allem als Filter zur Entfernung einiger Schwermetalle wie Kupfer, die mit dem gebildeten Schwefelwasserstoff zu Sufiden reagieren, ersonnen. Nebenbei werden durch die Reduktion wohl auch Eisen- und Manganionen aus den Oxiden und Hydroxiden mobilisiert.


    Für Nitratreduktion ist sogar in einer Mulmflocke Platz, dafür braucht man nicht unbedingt ein DSB.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo Hans-Werner,

    Zitat

    vermutlich bekommst Du aber genau den gleichen Effekt, wenn Du die Bakterien vorher abtötest


    da ist es wieder..., das Adjektiv 'vermutlich'. :winking_face:
    Das erscheint mir dann im Vergleich mit >gemachten Erfahrungen< doch zu vage.
    Wie gesagt, es herrscht viel Scharlatanerie mit und um die Bakterien; viele sich unmittelbar als positiv darstellende Wahrnehmungen nach Zugabe beruhen meist auf Verkettung mehrerer Zustände oder Reaktionen.

  • Hallo Stefan,


    ich kann das "vermutlich" auch weglassen und einfach mal so hinstellen, dass ich den Effekt ebenso gut mit einem Nährboden erreichen kann. Das "vermutlich" ist eher eine philosophische Frage, wie man seine Beobachtungen bewertet. Letztenendes ist jede Beobachtung eine Annahme, die objektiv falsch oder richtig sein kann, siehe z. B. optische Täuschungen. Dir gefällt halt, wenn ein Schwätzer sagt, ja, so ist es :D.


    Gruß


    Hans-Werner

  • nunja Hans-Werner,
    deine Meinung sei dir unbenommen;
    auf den letzten Satz könnte ich nun doch säuerlich reagieren, indem du mir unterstellst, auf Schwätzer zu hören.
    Andererseits: das ist eben der Mainstream (ist doch dein neues Lieblingswort) . Für jedes Wehwehchen gibt es 'der Wahrheit', die Schwätzer für sich proklamieren.
    Da nimmt sich die MW-Aquaristik nicht aus.

    Servus
    Stefan

    Einmal editiert, zuletzt von Stefan C. ()

  • Hallo zusammen ,


    bei einem lokalem labor habe ich mir dieses jahr einmal 500 l "gereiftes" wasser abgeholt , und staunte dabei nicht schlecht , wie mir gezeigt wurde , was dort angehend bakterienbehandlung gemacht wird :


    Da wurden einfach in grossen sammelbecken den im natürlichem meerwasser vorkommenden bakterien "nur" oberfläche in form von plastikröllchen geboten - nichts ausser natürlichem (vorher gefiltertes) wasser wird dabei zugegeben , nichts wird dabei gefüttert .


    Trotzdem war die entwicklung des bioflims auf den plastikröllchen gut fühlbar , ich hatte das wasser in einem stand by system einige monate bewegt und belüftet , und an einigen stellen entwickelte sich dieser biofilm sogar zu dickeren , gilbbrigen belägen.
    Auch dabei wurde kein andres leben oder zusatz hinzugefügt , das heisst , die bakterien waren hier alleinige herrscher und entwickelten sich gut.Ganz von alleine.
    Das verblüffte mich sehr , da alles ,was ich bis dahin zum thema gehört hatte , darauf hinauslief, entweder existierende bakterien zu füttern , oder gar neue/mehr hinzuzugeben.


    Im forschungslabor bevorzugt man langsamwachsende bakterien , da man diese als nützlicher ansieht als die schneller wachsenden , letztere reagieren wohl schneller auf zugaben als die "natürlichen" , bzw. die ,welche "von selber" gedeihen.
    Ich habe das wasser auch zum wechseln in meinem Rikffaquarium benutzt , konnte dabei aber keine besondere wirkung feststellen.
    Die typischen "glibber" beläge konnte ich dort auch nirgends mehr finden .
    Ich nehme an , diese "langsamen" bakterien hatten in meinem altem system gar keine chanse mehr.


    Das was in der sendung im radio gesagt wurde , passt sehr gut zu dieser erfahrung ...

  • Holla :winking_face:


    Zitat

    Original von Stefan C.Dem zur Folge würde man einem Anwender visuelle Halluzinationen unterstellen, wenn er behauptet, dass nach Zugabe eines 'wirksamen', 'fehlenden' oder 'geschwächten' Bakterienstammes (Zufälligkeitsprinzip) tags darauf das Wasser kristallklar…


    Naja, ob der Mensch derart feine Unterschiede wie ein Photometer sehen (!) kann?


    Zitat

    …und subjektiv empfunden, 'lebendiger' zu sein scheint.


    Zitat

    Original von Stefan C.
    …im Vergleich mit >gemachten Erfahrungen< doch zu vage.


    Subjektiv empfunden, gemachte Erfahrungen, nichts für ungut, aber widersprichst Du Dir da nicht schon selber? Was waren es denn nun? Gemessene Erfahrungen oder subjektive (!) Empfindungen?


    Im Wasser sind, soweit ich weiß, kaum Bakterien, sondern auf und in Substraten. Liege ich da wirklich falsch? Wie sollten Bakterien im Wasser auf verlässliche, halbwegs gleichbleibende Bedingungen hoffen können, wie sie für Leben erforderlich sind? Sie können sich ja nicht aktiv schwimmend fortbewegen – also können dort eigentlich nur "losgerissene" zu finden sein.


    'ne schöne Jrooß, Ollie/BEASTIE


    Krabben, Krebse und Garnelen,
    Muscheln, Schnecken und Zwergkrallenfrösche,
    Minidrachen (Zwergbartagamen + Hausgeckos) und Schlangen in rund 30 Becken
    Panzerwelten.de --- Crusta10.de --- Meerwasser-Lexikon.de

  • Hallo zusammen,


    ich sehe auch in den organischen Stoffen, die im Meer zu finden sind, im Aquarium aber nicht vorhanden sind oder rasch abgebaut werden einen Schlüssel zur Lösung der immer noch bestehenden Probleme in der Riffaquaristik. Dass sich in gefilterdem Meerwasser Biofilme gut entwickeln, wenn man Substrate zur Verfügung stellt, erstaunt mich nicht allzusehr, nach dem, was ich in den letzten Jahren über Bakterien und Organics im Meer gelesen habe. Mein Ansichten dazu sind noch nicht ganz ausgereift weil noch nicht durchgerechnet und zusammengefasst. Ich will trotzdem mal kurz darstellen: Das Meer ist ein riesiges Reservoir an organischen Substanzen, im Meer findet sich soviel Kohlenstoff in gelöster organischen Substanzen wie in der ganzen Atmosphäre als CO2. Die organischen Substanzen sind immerhin so konzentriert, dass durch Anlagerung an Luftblasen spontan Partikel entstehen können, die sogenannten TEP (transparente Exopolymer-Partikel). Offenbar sind große Teile der organischen Substanzen von Korallen, Algen, Einzellern und Bakterien produzierte Exopolymere, also vor allem Schleime und gelartige Substanzen.
    Sie werden im freien Wasser vermutlich deswegen nicht angebaut, weil viele planktonische Bakterien inaktive Stadien sind und weil die Bakterien Probleme haben, an die verteilten Moleküle heranzukommen. Das kommt vor allem daher, dass Bakterien wegen der von der Reynolds-Zahl beschriebenen Bedingungen in einem recht zählflüssigen Medium leben, das die Bakterien umherträgt aber kaum spontanen Stoffaustausch in der Umgebung der Bakterien zulässt. Man kann sich das etwas so vorstellen, als müsste man in dickflüssigem Honig schwimmen, denkbar mühsam. Aber tatsächlich können einige Bakterien sich aktiv fortbewegen, also schwimmen. So richtig glücklich werden sie aber erst, wenn man ihnen ein Substrat zur Verfügung stellt, das ihnen Halt gibt und auf dem sie Biofilme bilden können. Und da beginnt der entscheidende Unterschied zwischen Meer und Aquarium. Im Meer sind die "Freiräume" unvollstellbar gigantisch ohne irgend eine andere Oberfläche als eine Fisch- oder Wahlhaut, einem Schiffsboden oder Treibgut. Im Aquarium ist alles voller Oberflächen, die von Bakterien besiedelt werden könne und wo organische Substanzen ruckzuck abgebaut werden. Dadurch verarmt das Wasser sehr rasch an diesen organischen Substanzen und das macht m. E. die Pflege von manchen Tieren so schwierig. Im Meer müssen diese Tiere nur eine schleimige Oberfläche mit Bindungsstellen für die organischen Substanzen oder einen symbiotischen Biofilm in das Wasser halten und es werden ständig energiereiche organische Substanzen herangetragen, im Aquarium werden die organischen Substanzen von den Biofilmen, die auf sämtlichen Oberflächen sitzen, sehr schnell verbraucht. Für die Filtrierer, die auf sie angewiesen sind, bleibt zu wenig übrig. Anorganische Nährstoffe wie Nitrat und Phosphat verschlimmern die Situation, weil mit ihnen die Biofilme die organischen Stoffe noch schneller verbrauchen. Das ist m. E. das "Old Tank Syndrome", zu viele Biofilme, zu hohe Nitrat- und Phosphatwerte, zu wenig Organik.


    Grüße


    Hans-Werner

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