"Gefährdungsunterschied" bei Meerwasserfischen

  • Hallo zusammen,


    ich weiß jetz nicht genau wie ich mich ausdrücken soll. Es spielt der "Besatz nur durch Nachzuchten-Thread" mit rein wo ja auch noch Gramma lorettos (die es wohl schon teilweise als Nachzuchten gibt, die meisten der Tiere dürften aber noch Wildfänge sein) empfohlen werden und auch der Tod meines Mandarin-Manns mit in meine Gedanken, diesen Thread zu verfassen mit rein.


    Gibt es irgendwo Daten oder Artikel oder Erfahrungswerte (oder oder oder... :winking_face: ) über die Gefährdung der unterschiedlichen Arten von Meerwasserzierfischen? Also praktisch so eine Art Liste, welchen Fisch man noch einigermaßen ruhigen Gewissens (ruhigen Gewissens wahrscheinlich gar keinen mehr) als Wildfang kaufen kann und welcher eher bzw. unbedingt zu meiden wäre (zum Kauderni)? Quasi die Traumtänzerei wenn schon Wildfang dann nachhaltig oder nicht bestandsgefährdend....


    Ich versuchs mal an nem Beispiel fest zu machen: kürzlich ist mir wie gesagt mein Mandarin-Männchen verstorben (er magerte immer mehr ab, zuerst trübte sich das eine Auge ein, dann dass andere, verweigerte dann schließlich die Nahrungsaufnahme, als ich schweren Herzens den Entschluss gefasst hatte, ihn zu erlösen wurde mir die Entscheidung schon abgenommen, er lag morgens tot im Becken). Ich hadere jetzt mit mir, ob ich dem Weibchen, mit dem auch irgendwas nicht stimmt (links und rechts vom Körper hat es zwei regelrechte Kugeln, ich tippe auf Leberverfettung und versuche hier mal ein Foto einzustellen) einfach wieder ein neues Männchen hinzukaufen soll oder ob das Weiberl jetzt erstmal alleine bleibt....


    Rein subjektiv gesehen, scheint es die Mandarins zum Beispiel ja wesentlich seltener zu geben, als z.B. die Riffbarsche wie Chromis, Fahnenbarsche und Co (liegt vielleicht auch an ihrem „Schwarmverhalten“ und ich überall wo ich in Ägypten meinen Kopf unter Wasser gehalten habe gleich einen großen Schwarm Fahnenbarsche entdeckt habe)


    Oder nächstes Beispiel: habe letztes Jahr meine Centropyge argi für 28 Euro pro Stück gekauft. Jetzt kosten sie beim gleichen Händler 38,90 Euro. Da stellt sich mir die Frage warum? Mehr Nachfrage? Weniger Angebot weil es mittlerweile nicht mehr soviele Argis im Fanggebiet gibt und dadurch die, die es noch gibt, schwieriger zu fangen sind? Oder „allgemeine Preisentwicklung“?

    Beleuchtung: ATI Sunpower 8x80 Watt T5,Strömung: 2x Tunze 6105, Abschäumer: RE Double Cone 180 mit RD3 speedy, Balling Zeo und blaue Flaschen nach Gusto
    Extra bavariam non est vita et si est vita non es ita




    Viele Grüße
    Stefan

  • Zitat

    Original von Stefan_Servus
    überall wo ich in Ägypten meinen Kopf unter Wasser gehalten habe gleich einen großen Schwarm Fahnenbarsche entdeckt habe)


    Das Rote Meer ist für das hohe Vorkommen der "Goldfische" bekannt. In anderen Ländern/Fanggebieten kommen sie nicht so häufig vor. In Kenia (Nordküste) z.B. sind sie nur an bestimmten Stellen in größerer Anzahl anzutreffen.


    Zitat

    Oder nächstes Beispiel: habe letztes Jahr meine Centropyge argi für 28 Euro pro Stück gekauft. Jetzt kosten sie beim gleichen Händler 38,90 Euro. Da stellt sich mir die Frage warum? Mehr Nachfrage? Weniger Angebot weil es mittlerweile nicht mehr soviele Argis im Fanggebiet gibt und dadurch die, die es noch gibt, schwieriger zu fangen sind? Oder „allgemeine Preisentwicklung“?


    Das liegt hauptsächlich an den ständigen "Gewinnoptimierungen" des Handels, zu einem kleinen Teil ist es gerade bei karibischen Fischen auf die deutlich geringere Einfuhr durch das entfallen versch. Fanggebiete (z.B. Brasilien) zurückzuführen.

  • Hi Stefan,
    unser Mandarin Weibchen hat auch immer wieder mal diese extremen Kugelauswüchse.
    Allerdings ist das bei uns definitv der Laichansatz.
    Ist dann auch gleich wieder weg.


    Verstehe Deinen Ansatz, wäre ja mal interessant wie es mit der "Verfügbarkeit" der Tiere in der Natur aussieht.


    LG,
    Wolfgang

  • Hi Klaus,


    danke dir für die Infos als Otto-Normal-Kunde hat man ja nicht so den Einblick.


    Wolfgang,


    hab mal vom Mandarin-Weiberl ein leider nicht sehr gutes Foto gemacht und angehängt das wär schon ein extremer Laichansatz oder? Oder kanns sein, dass sie durch das geschwächte Männchen einfach nicht mehr die Möglichkeit hat, "Luft abzulassen" :grinning_squinting_face: ?? Wobei sie diese Rundungen auch schon permanent hatte, als die beiden noch regelmäßig gebalzt haben wenn auch nicht so extrem.


    Verlässliche aktuelle Zahlen werden wohl nur die Exporteure haben und nur die Fänger selbst werden wohl erfahrungsgemäß sagen können, wo es welche Fische gibt, wo sie wenige geworden sind etc... Ich will einfach mehr über die Hintergründe erfahren...

    Bilder

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    Viele Grüße
    Stefan

  • Hi Stefan,
    das ist allerdings schon extrem.
    Hab mal unseres gestern abgelichtet, ist allerdings noch nicht ganz kugelrund, da geht noch was.
    Ev ein Wurmbefall?


    LG,
    Wolfgang

  • Hallo Stefan,


    als Faustregel würde ich sagen, alle Fische, die im Aquarium züchtbar sind, investieren in eine geringe Zahl relativ großer Nachkommen und sind ökologisch K-Strategen, die relativ empfindlich auf Fang und sonstige Dezimierung reagieren, also eher nicht als Wildfang gekauft werden sollten.
    Bei Fischarten, die Massen von winzigen Nachkommen erzeugen und deswegen im Aquarium nicht gezüchtet werden können, findet später ein Selektionsprozess während des Heranwachsens statt. Diese Fische sind eher r-Strategen und können Verluste an Jungfischen besser kompensieren. In dieser Fortpflanzungsstrategie sind Verluste an Jungfischen einkalkuliert, wichtiger ist es hier die erwachsenen Fische zu schonen damit sie weiter fleißig Jungfische produzieren können.
    Bei fest verteilten Fangkonzessionen bieten die letzteren Arten die Chance, die geschlechtsreifen Fische nicht für den Kochtopf zu fangen und stattdessen die Produktion an Jungfischen mit höherem Gewinn für die Aquaristik zu fangen, was im Sinne einer schonenderen und nachhaltigen Bewirtschaftung der Riffe wäre.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Zitat

    Original von Hans-Werner
    Bei fest verteilten Fangkonzessionen bieten die letzteren Arten die Chance, die geschlechtsreifen Fische nicht für den Kochtopf zu fangen und stattdessen die Produktion an Jungfischen mit höherem Gewinn für die Aquaristik zu fangen, was im Sinne einer schonenderen und nachhaltigen Bewirtschaftung der Riffe wäre.


    genau!


    und mit dem erwirtschafteten kann der fischer dann im laden sogenannte "speisefische" kaufe.... :O

  • Nee, Joe,


    Reis, der dann mit den Eiern von den Hühnern, die um sein Haus rumlaufen, gebraten wird und ab und zu auch mal mit einem Hühnchen oder Hähnchen. Den teuren Fisch können sich die meisten Fischer eher nicht leisten, den bekommen die Touristen und andere wohlhabendere Artgenossen serviert.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Ist halt so. Ich schätze, dass auch nicht alle Rolls-Royce-Bauer einen fahren, oder Porsche .... Die am unteren Ende der Nahrungskette sind die Gelackmaierten.


  • Hi Hans-Werner,


    welche fallen denn unter die K-Strategen? Wohl alle Anemonenfische, Kaudernis sowieso, Grundeln.. also quasi nur die "üblichen Verdächtigen" oder? Der Große Rest (Docs, Falter, Riffbarsche etc.) sind dann r-Strategen? Das mit dem Jungfischverlust kompensieren funktioniert aber doch auch nur bis zu einem gewissen Maß... Wenn mehr abgefangen wird, als natürlicher Jungfischverlust wäre, (wenn ich mir die Massen an Z. flavescens ansehe die ich in letzter Zeit in diversen Zooläden gesehen habe scheint mir das mittlerweile die Regel zu sein) geht der Schuss aber ja auch wieder nach hinten los weil dann doch zu wenige geschlechtsreife Tiere zur Verfügung stehen.

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    Viele Grüße
    Stefan

  • Hallo Stefan,


    das ist alles richtig, was Du schreibst.


    Bei Zebrasoma flavescens sollten die Kontrollmöglichkeiten einigermaßen gegeben sein, gilt doch die USA als zuverlässiges Mitglied der westlichen Wertegemeinschaft (mit Ausnahmen, wie Todesstrafe, spezielle "Kriegsgefangenenlager" etc.) und Hawaii ist ein Staat der USA.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Vielleicht habe ich da eine falsche Vorstellung aber nach meiner subjektiven Einschätzung sollten doch zumindest die aus dem Roten Meer exportierten Arten durch die stark kontrollierte Ausfuhr ziemlich gut geschützt sein. Ich höre da von den Händlern immer, dass man da kaum mehr an Tiere ran kommt.
    Ich weiß natürlich, dass das in keinster Weise repräsentativ ist, aber bei meinen Tauchtrips nach Hamata (Südl. Rotes Meer) sind die Riffe proppe voll mit Fischen.
    Um die Bestandserhaltung von Korallenfischen (Ausnahme endemische Arten) mache ich mir eigentlich keine Sorgen. Alles an Fischfang in Küstengewässern wird doch noch realtiv stark kontrolliert und von Überfischung habe ich bei Korallenfischen noch nichts gehört (Ausnahme Kauderni).


    Ich bin dagegen sehr kritisch was Speisefische angeht. Bin eingroßer Fan von leckerem Fisch, aber wer mal den Raubbau in internationalen Gewässern mit eigenen Augen gesehen hat, kann einfach keinen Thunfisch mehr essen. Was da abgeht ist echt übel. Wenn mal einer ne kilometerlange Schnur mit Bärenfallen im Wald auslegen würde, um Wildschweine zu fangen, wäre das Geschrei groß. Aber dass Thunfische (auch der typische Dosen-Gelbflossen-Thun) auf der roten Liste stehen und mit vergleichbaren Methoden gefangen werden, lässt die Leute kalt. Hauptsache "delphinfrei" gefangen. Dass da tausende Haie und Schildkröten "mitgefangen" werden, ist relativ egal... Ganz zu schweigen davon, dass man da Tiere vom Ende der Nahrungskette fängt, deren Vermehrungszyklus extrem langsam und vom Ablauf her ein großes Fragezeichen ist und die die Jahre brauchen, um überhaupt geschlechtsreif zu werden...


    Naja... so langsam scheint sich da ja was zu tun und ich will ja jetzt auch nicht noch ne Diskussion in diesem Thread starten. Es ist jedoch erschreckend, wie viele Menschen total selektiv Tierschutz betreiben und gleichzeitig bedrohte Tiere essen, weil ihnen kein besserer Belag für die Pizza einfällt.

  • Zitat

    Original von Nils
    Vielleicht habe ich da eine falsche Vorstellung aber nach meiner subjektiven Einschätzung sollten doch zumindest die aus dem Roten Meer exportierten Arten durch die stark kontrollierte Ausfuhr ziemlich gut geschützt sein. Ich höre da von den Händlern immer, dass man da kaum mehr an Tiere ran kommt.
    Ich weiß natürlich, dass das in keinster Weise repräsentativ ist, aber bei meinen Tauchtrips nach Hamata (Südl. Rotes Meer) sind die Riffe proppe voll mit Fischen.
    Um die Bestandserhaltung von Korallenfischen (Ausnahme endemische Arten) mache ich mir eigentlich keine Sorgen. Alles an Fischfang in Küstengewässern wird doch noch realtiv stark kontrolliert und von Überfischung habe ich bei Korallenfischen noch nichts gehört (Ausnahme Kauderni).


    Das kann ich mir z.B. in Indonesien nicht vorstellen. Giftfang gibts da teilweise ja nach wie vor. Dazu hunderte Inseln, Bestechung usw. da wird ne Kontrolle wahrscheinlich schwierig. Dazu noch absterbende Riffe durch intensive Nutzung auch der Riffe als Speisefischquelle und die massive Bevölkerungssteigerung auf den Inseln. Wo s keine Korallen mehr gibt gibts halt irgendwann auch keine Korallenfische mehr.


    Zitat

    Original von Nils
    Ich bin dagegen sehr kritisch was Speisefische angeht. Bin eingroßer Fan von leckerem Fisch, aber wer mal den Raubbau in internationalen Gewässern mit eigenen Augen gesehen hat, kann einfach keinen Thunfisch mehr essen. Was da abgeht ist echt übel. Wenn mal einer ne kilometerlange Schnur mit Bärenfallen im Wald auslegen würde, um Wildschweine zu fangen, wäre das Geschrei groß. Aber dass Thunfische (auch der typische Dosen-Gelbflossen-Thun) auf der roten Liste stehen und mit vergleichbaren Methoden gefangen werden, lässt die Leute kalt. Hauptsache "delphinfrei" gefangen. Dass da tausende Haie und Schildkröten "mitgefangen" werden, ist relativ egal... Ganz zu schweigen davon, dass man da Tiere vom Ende der Nahrungskette fängt, deren Vermehrungszyklus extrem langsam und vom Ablauf her ein großes Fragezeichen ist und die die Jahre brauchen, um überhaupt geschlechtsreif zu werden...


    Naja... so langsam scheint sich da ja was zu tun und ich will ja jetzt auch nicht noch ne Diskussion in diesem Thread starten. Es ist jedoch erschreckend, wie viele Menschen total selektiv Tierschutz betreiben und gleichzeitig bedrohte Tiere essen, weil ihnen kein besserer Belag für die Pizza einfällt.


    Warum nicht auch eine Diskussion in diese Richtung? Der Mensch ist halt doch ne S*** .Ich verfass hier noch einen Mordsthread und hab mir gestern Abend nen Tomatensalat mit Mozarella und Dosentunfisch schmecken lassen :winking_face_with_tongue: :loudly_crying_face:

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    Viele Grüße
    Stefan

    Einmal editiert, zuletzt von Stefan_Servus ()

  • Zitat

    Original von Stefan_Servus Quasi die Traumtänzerei wenn schon Wildfang dann nachhaltig oder nicht bestandsgefährdend....


    Finde ich eigentlich gar nicht sooo traumtänzerisch, sondern einen ganz vernünftigen Ansatz. Helfen bei der Entscheidung könnte evtl. der Bedrohungsstatus der einzelnen Arten, der in der IUCN Red List aufgeführt ist.

    " Und der Haifisch, der hat Tränen und die laufen vom Gesicht
    Doch der Haifisch lebt im Wasser so die Tränen sieht man nicht
    In der Tiefe ist es einsam und so manche Zähre fliesst
    Und so kommt es , dass das Wasser in den Meeren salzig ist "


    Beste Grüße


    Stefan

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