Ammoniak im Quarantäne Becken

  • Hätte da noch eine Frage:
    Von allen wird bei neuen Fischen ein Qurantänebecken empfohlen. Die Medis für den Fall der Fälle werden von Thorsten Sause und von Heinz Mahler in ihren Anleitungen hervorragend beschrieben. Nun die Ausstattung der QB ist auch gut beschrieben: Heizung, kein Bodengrund, ev. Strömung oder Sauerstoff und biologische Filterung. Nun gut. Das Wasser von den Werten scheint beim anfangs QB i.o. zu sein.


    Nun muss der Fisch behandelt werden. Es wird ein entsprechendes Medi ins QB hereingegeben. Dabei kann beobachtet werden, dass die normalen Bakterien absterben (wahrscheinlich wegen den Medis). Die Ammoniakkonzentration steigt nach der Medieingabe innerhalb von 1 Tag massiv an. Wert JBL Messung: 1.2 - 2.0. Nun muss wegen der Toxität des Ammoniaks ein WW durchgeführt werden und zwar 1/2 der Menge des AQ. Wenn nun dieses Prozedere durchgeführt wird, ist die Medi nur in 1/2 Konzentration. Am nächsten Tag das gleiche Spiel. Nun die Frage, ist das normal, hat das jeder, wie kann man vorbeugen oder welches sind die richtigen Massnahmen (bevor der Fisch an Ammoniakvergiftung stirbt und nicht an der eff. Krankheit).


    Bei mir habe ich dieses Spiel schon 2 Mal (dieses Mal habe ich MarineOopharm eingesetzt) durchgespielt. Der hohe Ammoniakgehalt blieb und ich musste die überlebenden Fische ins normale Becken legen. Einziger Unterschied zur oben beschriebenen QB Konfiguraiton: habe 2 Steine drin, so dass sich die Fische verstecken können.



    Falls jemand in dieser ruhigen Weihnachtszeit Lust hat mir zu helfen, wäre ich (und die Fische) froh.

    Danke im voraus.

    Gruss

    Paul

  • Hallo Paul,


    hier sprichst Du in der Tat ein Problem der Quarantänehaltung an. Immer wenn man Mittel gegen Bakterien in das Wasser gibt, dann helfen sie nicht nur dem erkrankten Fisch, sie schädigen auch die im Quarantänebecken erwünschte biologische Filterung. Daher gibt es hier nur wenige Möglichkeiten, um die richtige Balance zu halten:


    1. Ich habe immer biologisches Filtermaterial aktiv auf Vorrat liegen, d.h. ich betreibe in einem MW-Fisch-Becken einen sog. Hamburger Mattenfilter . Dahinter liegen immer einige Dutzend biologisch aktive Filtermattenstücke, auf die ich jederzeit zurückgreifen kann, sollte mir der biologische Filter abgestorben sein.
    2. Während einer gegen Bakterien gerichteten Behandlung nur gezielt und sparsam füttern. Futterreste und Kot absaugen. Das vermindert die Entstehung von Abbauprodukten.
    3. pH-Wert stabilisieren und puffern. Siehe auch hier: http://reefdreams.de/info_4.html
    4. Von der Firma Söll gibt einen Dauer-Ammoniakalarm - siehe Link -


    Söll Ammoniakalarm

    Allles in allem kann der Mensch vom Korallenriff viel lernen, über Recycling und die Kunst, in einer Welt mit knappen Ressourcen gut zu überleben - ein Hinweis darauf, eine bessere Symbiose mit den Pflanzen und Tieren, von denen wir abhängen, einzugehen.
    E.P. Odum 1980 - Grundlagen der Ökologie

  • Salü Thorsten


    danke für die wertvollen Informationen.
    Wir sind im Kern der QB Probleme. Wie kann bei eingesetzen Medieinsatz eine neu hinzugefügte bestehende Watte oder Filtermaterial etwas bewirken. Da die Wirksubstanz die neuen Bakterien ebenso abtötet.
    Was ist aber in der Zwischenzeit zu tun. Oder anders gefragt: bis zu welcher Ammoniakkonzetration können die Fische ausgesetzt werden. Dann ist ja noch die Frage ab wann sind die eingesetzten Medis für neue Filterbakterien nicht mehr tödlich.


    Letzte Frage für mich nun : kann ich eine 1 WOche alte Filterwatte aus dem mechanischen Filtersystem des normalen AQ rübernehmen oder gehe ich das Risiko ein, mit dieser Nitratschleuder das QB zu belasten. Oder gibt es für mich andere Ammoniakreduzierende Massnahmen. Das Peter Glaser Buch habe ich gelesen mit den dort vermerkten Hilfsmassnahmen hinzu. Zeolith Steine sind drin aber die wirken ja bekanntlich langsam. Ozon direkt ist wiederum ja auch giftig.


    Wie schon gesagt habe ich mit JBL einen Wert von 2.0 gemessen. Dies ist zu hoch oder nicht in dieser Situation?


    Habe nun 2 Mal WW durchgeführt um den Wert auf 0.8 zu senken. Dies ist aus der Sicht der Wirkung des Medikamentes auch kein richtiges Vorkehren.


    Meine Vermutung für die hohen Ammoniakwerte könnten in den Steinen liegen. Diese relativ grossen Stücke waren mit Biomasse gut gefüllt und diese wurden durch Medi abgetötet. Nun könnte genau diese tote Biomasse zu einem Problem werden oder liege ich falsch?

    Danke und Gruss aus der Schweiz


    Paul

  • Hallo Paul,


    als Sofortmassnahme kannst Du die 1 Woche alte Filterwatte einsetzen - Nitrat macht den Fischen nichts aus.
    Zeolith ist nur effektiv, wenn man es als Filtermaterial im Durchfluß z.B. in Netzen in einen Schnellfilter hängt. Es würde aber auch evtl. Medikament binden.


    Zitat

    Meine Vermutung für die hohen Ammoniakwerte könnten in den Steinen liegen. Diese relativ grossen Stücke waren mit Biomasse gut gefüllt und diese wurden durch Medi abgetötet. Nun könnte genau diese tote Biomasse zu einem Problem werden oder liege ich falsch?


    In einem Quarantänebecken sollte man kein Lebendgestein einbringen, da hier, wie Du bereits vermutet hast, wohl die Ursache für die sehr hohen Ammoniakwerte liegen könnte. Im Innern der Steine stirbt organisches Leben ab und zersetzt sich unkontrolliert über einen längeren Zeitraum.


    Zitat

    Wie schon gesagt habe ich mit JBL einen Wert von 2.0 gemessen. Dies ist zu hoch oder nicht in dieser Situation?


    2 mg/ Liter sind definitv zu hoch - hier ist bereits ein kritischer Wert erreicht bzw. überschritten. Je nach Fischart sind bereits Werte ab 0,01 mg NH3/L z.B. für Aale toxisch, während andere Fische noch Werte von 0,5-2,5 mg NH3/L für eine gewisse Zeit tolerieren. Das ist aber immer pH- und temperatur-abhängig. Meistens können die käuflichen Testkists nicht zwischen Ammonium und Ammoniak sauber diffenzieren und bedienen sich dazu beigelegter Farbtabellen, um das Ammoniak über Bezugstabellen zu bewerten. Ich weiß daher nicht, was der JBL-Test aussagt bzw. tatsächlich an Messwert liefert.


    Hier noch ein interessanter Link dazu.



    Anhand der Tabelle kannst Du sehen, wieviel Ammonium / Ammoniak theoretisch entsteht:



    Man kann aus der Tabelle ablesen, dass z. B. bei einem pH von 7 und einer Temperatur von 26 Grad C nur 0,6 % Ammoniak vorliegt, bei einem pH von 9 und 26 Grad C jedoch bereits ein Wert von 37,83 %
    (Quelle: http://www.neuville.de/html/am…m_-_ammoniak____.html</a>)


    Man kann den Wert auch berechnen, die Formel findet sich hier:
    http://www.aquakulturtechnik.de/Lexikon/a/ammonium.htm

    Allles in allem kann der Mensch vom Korallenriff viel lernen, über Recycling und die Kunst, in einer Welt mit knappen Ressourcen gut zu überleben - ein Hinweis darauf, eine bessere Symbiose mit den Pflanzen und Tieren, von denen wir abhängen, einzugehen.
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  • Salü Torsten


    die Referenzen und Informationen von dir waren für das Verständnis wirklich hilfreich.


    Was ich feststellen konnte, dass bei einem hohen Ammoniakgehalt im Wasser durch einen x-fachen 50% WW schon eine Reduktion stattfand, aber die Konzentration immer noch zu hoch war. Habe mich dann konsequenterweise zu einem 100% Wechsel des Wasser zu entscheiden mit einem auswaschen des QB. DIese Massnahme hat dann das gewünschte Resultat gebracht. Denke nur diese Massnahme konnte in einem so belasteten Becken wirklich eine Lösung geben. ein Teilwasserwechsel hat erst nach x-fachen durchführen den ähnlichen Effekt und die Fische sind länger mit dem Ammoniak-Gift in Berührung. Dann ist noch zu bedenken, dass ein bereits geschwächtes Tier (wegen der Krankheit) keine grosse Ueberlebenschance hat.


    ALs Quintessence von diesem Abenteuer kann ich herausnehmen:


    Wenn ein Medikament in ein QB hereingegeben wird, MUSS das biologische Filtermaterial herausgenommen werden und es dürfen KEINE lebenden Steine mehr drin sein!!!!!


    Denke erst nach dem Einsatz von Kohle NACH der Behandlung kann ein Filtermaterial wieder eingesetzt werden.


    Gruss


    Paul

  • Hallo Paul,


    evtl. hilft es auch, das Medikament zu wechseln. Wenn man nur Ektoparasiten bekämpfen muss, dann sollte man bakterizide Mittel meiden - das macht die Quarantäne dann einfacher. Einige Hersteller wie z.B. Easy Life Halt Parasites wirbt mit der Aussage "absolut sicher für niedere Tiere und für den biologischen Filter." Allerdings habe ich das selbst noch nicht ausprobiert.

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  • Salü Torsten


    da kann ich aus bereits vorhandenen Erfahrungen berichten. Das Halt Parasit von Easy Life habe ich früher im vorhandenen normalen Becken eingesetzt, nachdem mir andere berichtet haben, dass dieses ohne Folgen für bestehende niedere Tiere eingesetzt worden ist.


    Mein Erfahrung ist: zunächst die gute Nachricht; trotz mehrmaligen Einsatz haben die Korallen und die Bakterien keine sichtbaren Schäden gezeigt.


    Bzgl der Wirkung des Mittels bei den Fischen kann ich das gleiche sagen, nämlich keine sichtbaren Wirkungen, weder Besserung noch eine Verschlechterung. Kann auch heissen dass die Infektion zu stark fortgeschritten war. Vielleicht sieht es anders aus bei Einsatz dieses Mittels bei ersten Zeichen einer Krankheit. Dieses ist aber eine Vermutung von mir.


    Aus deiner Beschreibung heraus lese ich raus, der Einsatz des MarineOopharm bei Cryptocaryon irritans war nicht optimal. Meinst du Punktol wäre da sinnvoller gewesen?


    Wann ist Punktol und wann MarineOopharm empfohlen? Diese waren ja deine Empfehlungen wenn ich mich nicht täusche. Hast du andere Empfehlungen? Bei welchen Mitteln würdest du den biologischen Filter im QB lassen (Genau diese Frage wird nirgendwo beschrieben und auch nicht diskutiert)?


    Danke & Gruss


    Paul

  • Hallo Paul,


    Marinoopharm ist ein Allroundmittel gegen alle möglichen Ektoparasiten (Protozoen), gegen Amyloodinium ocelllatum als Sonderfall und gegen Bakterien und Pilze. Das ist immer dann gut, wenn man keine klare Diagnose hat. Wenn man ganz sicher nur den Cryprocaryon irritans bekämpfen will, dann kann man auch auf ein Mittel gegen Protozoen z.B. das Punktol oder ein anderes Mittel auf Malachitgrün-Basis der div. Hersteller zurück greifen. Das killt dann nicht den biologischen Filter.


    Bzgl. deiner Beobachtung der Wirksamkeit kann man allgemein gültig sagen, je schonender oder verträglicher sich das Mittel gegenüber niederen Tieren verhält, umso weniger wirksam ist es bei fortgeschrittenen Infektionen. Diese Mittel helfen u.U. noch bei Beginn der Infektion. Wobei es häufig sehr schwierig ist, geringfügige Infektionsverläufe sofort zu erkennen. Hier ins Forum kommen oft leider nur die sehr schweren und dann schon häufig aussichtlosen Fälle, die sehr spät entdeckt wurden. Sehr wirkungsvolle Mittel schädigen immer auch das die Lebensgemeinschaft im Korallenbecken und gehören deshalb ausschließlich in das Q-Becken (z.b. Kupferpräparate).


    Vielen Dank für die Aussage bzgl. "Halt Parasites". Leider stimmen die Versprechungen der Hersteller hier nicht immer mit der Praxis überein. Schon einige Male hatten wir bei korallenverträglichen Mitteln später "Kolateralschäden" zu beklagen.

    Allles in allem kann der Mensch vom Korallenriff viel lernen, über Recycling und die Kunst, in einer Welt mit knappen Ressourcen gut zu überleben - ein Hinweis darauf, eine bessere Symbiose mit den Pflanzen und Tieren, von denen wir abhängen, einzugehen.
    E.P. Odum 1980 - Grundlagen der Ökologie

  • Konnte bei der Verwendung von "Halt Parasites" bei jemanden anderen, keine negativen Veränderungen feststellen. Selbst empfindliche Pfleglinge blieben unbeeindruckt. Eine Garantie für alle gibt es nie.


    Wie schon erwähnt rechtzeitig anwenden wenn es sich wirklich um Ektoparsiten handelt, was natürlich nicht immer leicht zu identifizieren ist.
    Hinterher wird ein Erfolg wohl schwiriger, vor allem bei Mischinfektionen.


    Es sollte zu den Pflichtaufgaben gehören seine Tiere möglichst täglich zu kontrolliern. Nicht nur nach dem dem Einsetzen von neuen Fischen.
    Leider ist es wirklich nicht timmer einfach eine harmlose Schleimhautverletzung etc. von einem Parasitenbefall zu unterscheiden. Oft setzt sich auch einfach nur mal ein Schwebeteilchen an der Haut fest, das dann nach kurzer Zeit wieder abfällt. Wenn sich die Fische dann aber erstmal auffällig an der Dekoration scheuern und die Atemfreuquenz steigt zählt bald der Countdown.


    Gruß Markus

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