Segelflossenblenny plötzlich tod, Bilder der Sektion

  • Hallo,
    ich musste vorhin meinen sterbenden Segelflossenblenny aus dem Becken fischen und bevor ich ihn erlösen konnte ist er schon gestorben.
    Das Ganze verwundert mich etwas, denn er war bis jetzt topfit und saß in seinem Loch im Stein und fraß.
    Das Ganze ist umso seltsamer weil einer unserer Nachzuchtkaudernis vor paar Tagen plötzlich kauernd in einer Ecke saß und bei genauerer Betrachtung sah er aus als wäre er mit der linken Kopfseite in das Rotorblatt einer Pumpe gekommen. Der Kiemendeckel war zur Hälte weggerissen, das Auge kam leicht vor, sah nach (für seine Verhältnisse) starker Gewalteinwirkung aus. Das er das nicht geschafft hat, kann niemand wundern...
    Dann hatte das Männchen der Blaustreifen-Seenadel vor 2 Tagen eine Schleimhautverletzung in seinem blauen Streifen, die allerdings gut abheilt. Und heute der Blenny. Seltsame Zufälle?
    Der Blenny sah allerdings von den Symptomen her etwas anders aus.
    Zum einen fiel auf, dass im vorderen Bereich des Körpers die Färbung sehr aufgehellt war auf der einen Seite bis über die Seitenlinie, auf der andren bis knapp drunter(sonst war er schwarz-braun), neben dem After hatte er auf jeder Seite eine große Blase, der Bauch wirkte irgendwie ödematisiert. Und hinter den Bauchflossen hatte er eine runde kleine blutende Wunde.
    Mein erster Gedanke war, vernesselt. Aber er ist wirklich sehr ortsständig, wenn dann könnten ihn Borstenwürmer "besucht" haben.
    Was mich allerdings wundert ist die Wunde an der Bauchunterseite.
    Bei der Sektion hat sich gezeigt, dass sich die Wunde in die Leber fortgesetzt hat.
    Das Gewebe war an dieser Stelle auch verändert, wirkte bröckelig und blutig infiltriert.
    Die Kiemen waren meines Erachtens nach ziemlich blass.
    Ich hatte auf Grund der Verletzungen der anderen Tiere eine ca 4 cm große schwarze Krabbe in Verdacht, die ich vor Kurzem entdeckt habe, allerdings passen zum einen die Verletzungen des Blenny nicht dazu (falls alle Sachen zusammenhängen) und die Krabbe hat, wie ich Meerwasserlexikon nachgeschaut hab Löffel-ähnliche Scheren, was auf einen Aufwuchsfresser hindeutet.
    Die Verletzung des Blennys sah auch eher rund, fast wie gebohrt aus.
    Da sich auch meine beiden Seepferdchen in dem Becken befinden bin ich etwas in Sorge, was meinen Fischen so zusetzt.
    Sind die Symptome des Blennys vielleicht typisch für irgendeine Erkrankung?
    Ich hatte schon an einen Wurm gedacht den ich mal in einem Stein gesehen hab aber seit dem nie wieder, war ziemlich groß denke es war ein Ringkieferwurm, aber eigentlich wohnt der Blenny auf der anderen Seite des Cauleprawaldes und ist da stationär. In dem Stein sind wenn dann nur Feuer-,Borstenwürmer.
    Durch die starke Fütterung gibt es im Bodengrund auch einige Muschelsammlerinnen.


    Könnte die dunkle Färbund der Pferdchen auch damit zu tun haben (siehe anderer Thread)?


    Der restliche Besatz kommt nicht als Verursacher in Frage, da es durchwegs friedliche, kleine Fische sind.
    Sonst sind noch 3 Lysmata amboinensis mit im Becken,aber sie trifft denk ich auch keine Schuld.
    Vielleicht fällt euch ja was ein, oder soll ich mal das Becken ausräumen und den Verursacher zu suchen?
    Anbei noch ein paar Fotos


    Viele Grüße
    Anne

  • Hallo Anne,


    in der Tat eine etwas beunruhigende Aneinanderreihung von Ereignissen. Das kann natürlich alles Zufall sein, zumal sich die Symptome bzw. Verletzungen bei jedem Fisch anders dargestellt haben. Der Blenny hatte auf jeden Fall eine massive Infektion bzw. einen massiven entzündlichen Prozess im Bauchraum bzw. am Darmausgang. Derartige Befunde, häufig verbunden mit Nekrosen und Erythrodermatosen, sind gar nicht so selten. Allerdings kann man nicht sicher sagen, warum der Blenny dieses Krankheitsbild entwickelt hat. Bei unseren einheimischen Teichfischen tauchen derartige Krankheitsbilder massenhaft nach der Winterruhe im Teich auf und sind hier Ausdruck einer allgemeinen Schwächung des Immunsystems nach der langen Winterpause. Diese Begründung ist für den Blenny natürlich auszuschließen. Die beiden Blasen neben der Afteröffnung zeugen bereits von einem stark gestörten Stoffwechsel und Flüsskeitshaushalt des Körpers. Die Leber ist statt einheitlich gelb mit kleineren Einblutungen versehen, was noch mehr für eine generalisierte Infektion/ Entzündung spricht. Das ganze ähnelt einer Aszites/ Bauchwassersucht.


    Die kleine blutende Wunde hinter den Bauchflossen kann evtl. von einem Mitbewohner stammen, da sterbende Tier sich nicht mehr ausreichend wehren können und evtl. von ansonsten friedlichen Restevertilgern bzw. Aasfressern durchaus noch lebend attackiert werden können. Eine Krabbe ist hier ein Kandidat für solche Verletzungen. Eine evtl. Vernesselung hat hier sicher keine Rolle gespielt. Die Kiemen sind zwar etwas blaß, aber für einen sterbenden / frischtoten Fisch nicht ungewöhnlich, zumal mit dem Befund.


    Fazit: Der Blenny hatte mir der inneren generalisierten Entzündung/ Infektion keine Überlebenschance. Gut, dass Du ihn sofort entfernt hast, bevor die Mitbewohner ihn verwerten konnten. Das hätte evtl. zu einer massiven Verteilung von fischpathogenen Bakterien im Becken geführt, für die gerade Seepferdchen extrem anfällig sind. Zu den anderen Fällen (kauderni, Seenadel) kann ich leider nichts zur möglichen Ursache beitragen. Saubere Sektion! Gute Bilder!


    Ich hoffe, es treten nicht noch mehr ungewöhnliche Ereignisse auf, sonst müsste man wirklich mal systematisch auf die Suche gehen???


    Viele Grüße,
    Torsten

    Allles in allem kann der Mensch vom Korallenriff viel lernen, über Recycling und die Kunst, in einer Welt mit knappen Ressourcen gut zu überleben - ein Hinweis darauf, eine bessere Symbiose mit den Pflanzen und Tieren, von denen wir abhängen, einzugehen.
    E.P. Odum 1980 - Grundlagen der Ökologie

  • Hallo Thorsten,
    vielen Dank für die ausführliche Aufarbeitung des Falls. Ein bisschen was hat die Anatomie dann doch gebracht :winking_face:
    Meinst du es wäre sinnvoll einen UVC Klärer ans Becken anzuschließen? Die Verursacher der Infektion werden sich ja wahrscheinlich noch im Becken befinden. Bis auf weiteres ist kein anderer Fisch auffällig.
    Vielleicht werd ich doch mal versuchen die Krabbe rauszufangen, auch wenn ich nicht glaub dass sie Ursache des Problems ist, aber sie ist doch ganz schön groß.


    Hallo Corinna,
    jetzt sind es noch vier. Aber die nächsten 39 "neugeborenen" sind schon im Einhängebecken :smiling_face:
    Die vier im Becken sind noch nicht geschlechtsreif, würde sie so auf 4 cm ,der größere 5 cm schätzen.
    Der Kleine der gestorben ist, war auch der Kleinste der Gruppe.
    Bis jetzt vertragen sich die vier noch ganz gut, geplant ist sie demnächst abzugeben, damit die nächsten Jungtiere erst ins kleinerer Bypassbecken und dann ins große oben ziehen können, bis sie die Größe zur Abgabe haben.


    Viele Grüße
    Anne

  • Hi Anne,


    4 cm ist schon ordentlich. Wie alt sind die Kaudernis denn? In einem normalen Aquarium und bei einer so kleinen Gruppe gehts m.E. nach schneller mit der Paar- und Revierbildung. Bei uns wars nach 6 Monaten Schluss mit Lustig, das stärkste Weibchen hat die anderen unterdrückt und in die Ecken vertrieben. Außerdem war eine Paarbildung ersichtlich, auch wenn sie noch nicht abgelaicht haben. Vielleicht ist der betroffene Kauderni gejagt worden und durch den "Schreck" in die Pumpe geraten. Das würde die massiven Verletzungen erklären.


    LG Corinna

  • Zitat

    Meinst du es wäre sinnvoll einen UVC Klärer ans Becken anzuschließen?


    Hallo Anne,


    bei Seepferdchenbecken würde ich immer mit UV fahren.
    Siehe auch hier "Krankengeschichte Seepferdchen", Seite 4 unten (mögliche Prophylaxe).


    Viele Grüße,
    Torsten

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    E.P. Odum 1980 - Grundlagen der Ökologie

  • Hallo Thorsten,
    gibts eine Faustregel, was genau mit leistungsstark gemeint ist?
    Wir hätten sogar eine im Keller, aber denke die wird zu schwach sein.


    Hallo Corinna,
    der große ist vom 19.8 die andren drei vom 24.9. letzten Jahres.
    Ok dann ist es nun wohl soweit sie abzugeben. Das Becken ist nämlich das Kauderniaufzuchtbecken :smiling_face: und es ist so hübsch so einem kleinen (selbstgezogenen) Schwarm beim wachsen zuzusehen.


    Viele Grüße
    und danke für Euro Hilfe!
    Annne

  • Hallo Anne,


    alle seriösen Hersteller von UV-Wasserentkeimungsanlagen geben eine Durchflussrate und eine max. Einsatzdauer des Brenners an. Ich habe div. Brenner mal unter Laborbedingungen mit Bakteriensuspensionen überprüft und bin zu dem Schluß gekommen, dass man keinen Fehler macht, wenn man das nächstgrößere Gerät wählt, statt sich rein an der Literzahl zu orientieren. Fakt ist auch, dass längere Röhren mit höherer Wattzahl deutlich effektiver arbeiten als die kleinen Geräte. Hier verläuft die Effizienz leider nicht linear. UV-Geräte mit sehr geringen Wattzahlen arbeiten sehr ineffektiv. Viele Brenner verlieren meistens nach 6 Monaten Dauerbetrieb bereits 50% ihrer Leistung, d.h. die Röhren müssen regelmässig erneuert werden.


    Man kann im Prinzip auch keine zu starke Anlage wählen. Und man muss auch keine Angst haben, dass man zu viele oder nützliche Bakterien abtötet, da die an Substrate gebunden sind und kaum im Freiwasser vorkommen. Allerdings sollte man es auch nicht übertreiben, um nicht unnötige Stromkosten zu generieren.


    Beispiel:
    Eine Firma macht zu ihren UV-Brennern folgende Angaben:


    Modell / Watt Aquariumgröße l/ h
    =================================
    Modell 350 / 10 Watt 350 Liter 1.000 Liter
    Modell 500 / 15 Watt 500 Liter 1.500 Liter
    Modell 1000 / 30 Watt 1.000 Liter 3.000 Liter
    Modell 2000 / 36 Watt 2.000 Liter 6.000 Liter
    Modell 4000 / 75 Watt 4.000 Liter 12.000 Liter


    Wenn Du ein 500 Liter-Becken hast, würde ich das Modell 1000 wählen, also die doppelte Kapazität einsetzen. Damit hast Du ausreichend Reserven, um neben den oft spezifizierten Bakterien auch noch größere Protozoen, die als fakultative Parasiten auftreten können, sicher abzutöten. Zudem kannst Du die Durchflußgeschwindigkeit nach Herstellerangabe ausrichten, da das Gerät ausreichend dimensioniert ist. Bei einem kleineren Gerät, ist es oft notwendig, den Durchfluß stark zu reduzieren, da die UV-Bestrahlungsstrecke sonst zu kurz ist, um einen biologischen Effekt (Denaturierung) zu erzielen. Seepferdchen reagieren leider sehr empfindlich auf erhöhte Keimbelastungen, daher ist hier eine UV-Anlage anzuraten. Insbesondere dann, wenn man noch andere Bewohner im Becken hat und über häufige Frostfuttergaben gute Wachstumsbedingungen für Bakterien schafft.


    Viele Grüße,
    Torsten

    Allles in allem kann der Mensch vom Korallenriff viel lernen, über Recycling und die Kunst, in einer Welt mit knappen Ressourcen gut zu überleben - ein Hinweis darauf, eine bessere Symbiose mit den Pflanzen und Tieren, von denen wir abhängen, einzugehen.
    E.P. Odum 1980 - Grundlagen der Ökologie

  • Hallo Thorsten,
    vielen Dank. Deine Antworten sind immer sehr informativ und ausführlich.
    UVC Gerät wird nachgerüstet.
    Viele Grüße
    Anne

  • Hallo,
    zwei Fragen hätt ich nochmal.
    Gibts irgendein UVC Gerät das man besonders empfehlen kann?
    Hab gelesen der Helix von Aqua medic hat durch die spiralförmige Wasserführung um die Röhre einen längeren Kontakt von Wasser-Strahlung.
    Hingegen das Gerät von Deltec mit folgendem Produkttext:
    Die D-Deltec professionellen UV-Sterilisatoren kennzeichnen dadurch dass sie eine reine Quarzbirne, sowie eine Quarzhülse besitzen, die 98% von UV-C produziert.
    In Wirklichkeit produzieren die D-Deltec professionellen Modelle ungefähr zweimal so viel UV-C pro Watt als eine herkömmliche Maßeinheit mit einer Glasbirne.
    klingt auch sehr vielversprechend.
    oder doch die von de Bary
    25 Watt Anlage (elektronisches VG) mit 12000 Brennstunden (Angabe de Bary) bis 1500 Liter angegeben! Durch EVG: 25% höhere Leistung 50% längere Lebensdauer 15% weniger Strom


    Wer kann mir zu einem Gerät raten?


    Und die andere Frage wäre, ist es wirklich so wichtig ob das Gerät nun im Kreislauf (Hauptbecken, Technikbecken, Bypass-...) läuft oder muss es wirklich Wasser aus dem Hauptbecken ziehen-UVC Gerät_ Hauptbecken.


    Viele Grüße
    Anne

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