Einsatz starker UV-C Anlage bei Cryptocarion & Oodinium sinnvoll?

  • Hallo,


    ich habe letztens mit einem Händler (Meerwasserfische) eine längere Unterhaltung zum Thema Behandlung von den verschiedenen Formen von Cryptocarion und Oodinium.


    Es ging darum, ob und welche Medikamente verwendet werden können in Betrachtung der Problematik eines Meerwasserbeckens etc.


    Es ging um ein Beispiel eines 1000 Liter Korallenbeckens mit Doktoren, die an einer mittelschweren Mischinfektion von Cryptocarion und Oodinium leiden.


    Die Fragen, über die wir diskutierten waren die folgenden:


    * Schwierigkeiten beim Herausfangen der Fische aus einem Riffaufbau ins Quarantänebecken.
    * Zusätzliche Belastung der Fische durch das Umsetzen und Behandeln.
    * Die Nichtmöglichkeit von richtiger Behandlung im Riffbecken.


    Irgendwann kamen wir auf die Technik und waren der gleichen meinung, dass eine stark überdimensionierte UV-C Anlage helfen könnte. Zusätzlich könnte man hohe Ozondosen über den Abschäumer geben.


    Normalerweise läuft an einem 1000 Liter Aquarium eine UVC Anlage von 50-100 Watt im Dauerbetrieb. Bei Ausbruch der Krankheit könnte man eine zusätzliche UVC Anlage anschließen, mit der Leistung von 250 Watt - beispielsweise.


    Er meinte dass dies wohl die erfolgversprechendste Behandlungsoption wäre, im Vergleich zu Medikamenten. Er könne bereits bei Einsatz dieser Methode auf einige Erfolge bei Kunden verweisen, welche keine Medikamente einsetzen konnten oder wollten. Nach 3-4 Tagen sollte der Befall von Punkten auf den Fischen optisch bereits stark zurückgehen.


    Die Ernährung sollte während der Krankheit auf 5-10 Fütterungen pro Tag hochgefahren werden. Es sollte abwechslungsreich und angereichert mit Vitaminen, sowie Knoblauch (Garlic Elixir) gefüttert werden. Es sollte außerdem ein Produkt zum hineingeben ins Wasser verwendet werden, welches die Schleimhaut der Fische regeneriert, wie das Tropic Marin "Pro-Tect".


    Mir gefällt diese Idee und ich werde sie das nächste Mal ausprobieren.


    Denn ich habe schon öfter die Tiere anders behandelt. Herausgeholt aus dem Riff und gekupfert. Geblieben sind manchmal von 20 Tieren, die behandelt wurden nur noch vier...


    Was hält ihr von dieser anderen Methode der Behandlung?

  • Hallo Artur,


    ohne Zweifel nutzt eine leistungsfähige UV-Anlage bei den erwähnten Krankheitserregern. Allerdings kommt es dabei sehr auf Details an. So sollte die zweite Anlage nicht unbedingt im Technik-Becken eingeschleift werden, sondern direkt im Hauptbecken mitlaufen, die Wasseransaugöffnung im unteren Drittel der Gesamthöhe.


    Beim Meerwassertreffen in Völs habe ich mit einigen Aquarianern pro und contra dieser Methode diskutiert. Dabei waren wir uns z.B. auch einig, dass Ozon eher indirekt hilft, d.h. über die Reduktion von Gelbstoffen im Wasser und ebenfalls dabei hilft, die Glaskörper der UV-Brenner von evtl. Belägen frei zu halten.


    Wenn Ozon den Parasiten treffen soll, muss es sehr hoch dosiert werden und dabei nehmen die Kiemen der Fische ebenfalls Schaden - daher ist es bei "normaler" Anwendung nur bedingt wirksam bzw. für den Anwendungdszweck, den ich zuvor geschildert habe. Ein Nebeneffekt beim Ozon ist allerdings die erwünschte Anreicherung des Wassers mit reinen Sauerstoff, wenn es zerfällt.


    Zitat

    Nach 3-4 Tagen sollte der Befall von Punkten auf den Fischen optisch bereits stark zurückgehen.

    Diese Aussage ist allerdings nur eine scheinbare Wirkung der UV-Anlage bzw. des Ozons. Die Parasiten verlassen im Laufe ihrer Vermehrungszyklen nach wenigen Tagen den Fisch und der Aquarianer meint dann, es liegt am UV, Ozon oder Knoblauch-Gaben. Das ist leider ein verbreiteter Irrtum. Nach wenigen Tagen kehren die neu gebildeten Schwärmer in größerer Anzahl zurück, es sei denn, es gelingt, sie vorher mit UV abzutöten. Man sollte sich aber bedenken, dass diese Methode durchaus mehrere Wochen Zeit benötigt, um die Parasiten letztendlich aus dem Becken zu eliminieren - mitunter kann es sogar Monate dauern. Die Parasiten werden zunächst nur ausgedünnt und jede Nachlässigkeit oder eine vorzeitige Abschaltung der UV-Brenner führt zu Rückschlägen.


    In einem Fall, bei dem zusätzlich auch noch mit Malachitgrünoxalat angereichertes Futter gezielt verfüttert wurde, hat diese Methode nach ca. 9-12 Wochen endlich zu einem parasitenfreien Fischbestand geführt. Es ist möglich, aber man benötigt einen langen Atem...

    Allles in allem kann der Mensch vom Korallenriff viel lernen, über Recycling und die Kunst, in einer Welt mit knappen Ressourcen gut zu überleben - ein Hinweis darauf, eine bessere Symbiose mit den Pflanzen und Tieren, von denen wir abhängen, einzugehen.
    E.P. Odum 1980 - Grundlagen der Ökologie

  • Hallo Artur,


    grundsätzlich überleben Kaiserfische eine Kupferbehandlung kaum.


    Nach meiner Erfahrung sind normalerweise 36W-UV-Analgen für 1000 l ausreichend. In einem entsprechend versorgten 5000-l-Becken mit vielen größeren Fischen gingen die Pünktchen immer rasch nach Zuschalten der UV-Anlagen zurück. Schwächere UV-Anlagen haben oft eine schlechte UV-Ausbeute.
    Gruß


    Hans-Werner

  • Hallo,


    danke für die informativen Antworten. Ich dachte an eine UVC Anlage mit einem (altertümlichen, krebserzeugendem, aber auch wirsamen) Quarzbrenner als Lichtquelle. Dabei könnten die in HQL Lampen verwendeten Brenner benutzt werden. Die emittieren eine recht hohe Menge an kurzwelliger UV Strahlung, welche ja auf die Erreger schädlich wirkt.


    Falls es jedoch so sein sollte, dass viel UVC Leistung viel gegen die Erreger hilft, wäre auch ein Selbstbau einer sehr Leistungsstarken UVC Anlage nach dem Prinzip der Troptronic Anlagen möglich. Von mir aus eine Anlage, welche 4 Brenner der höchsten Wattagen enthält. Diese Anlage würde nur zu Krankheitszeiten der Tiere hinzugeschaltet werden.

  • Zitat

    Ich dachte an eine UVC Anlage mit einem (altertümlichen, krebserzeugendem, aber auch wirsamen) Quarzbrenner als Lichtquelle.


    Hallo Artur,


    evtl. verwechselst Du hier etwas. Eine krebserzeugende Wirkung haben die UVC-Strahler nur wenn sie auf die Haut treffen. Das Bestrahlen von Wasser soll die Bakterien und Protozoen abtöten. Bei den kommerziellen Anlagen gelangt kein UV-Licht nach außen. Von einem Selbstbau würde ich abraten. Die von Dir erwähnten HQL-Lampen sind auch nicht geeignet - sie sind nicht sehr effektiv für diesen Anwendungsfall. Dazu benötigt man spezielle UV-Brenner.

    Allles in allem kann der Mensch vom Korallenriff viel lernen, über Recycling und die Kunst, in einer Welt mit knappen Ressourcen gut zu überleben - ein Hinweis darauf, eine bessere Symbiose mit den Pflanzen und Tieren, von denen wir abhängen, einzugehen.
    E.P. Odum 1980 - Grundlagen der Ökologie

  • Für alle Selbstbau-Interessierten:


    UV-Brenner diverser Typen gibt es bei Heraeus.


    Ich habe davon Abstand genommen, weil mit die Möglichkeiten fehlen ein vernünftiges Gehäuse zu bauen.


    Edit: Insbesondere die Amalgam Lampen finde ich interessant, da sie gleichzeitig auch OZON erzeugen können. Werden z.B. von UVOX für Teiche eingesetzt

    Viele Grüße,


    Wolfgang

    Einmal editiert, zuletzt von Wolfgang Colsman ()

  • Zitat

    Original von Torsten Sause


    Hallo Artur,


    evtl. verwechselst Du hier etwas. Eine krebserzeugende Wirkung haben die UVC-Strahler nur wenn sie auf die Haut treffen. Das Bestrahlen von Wasser soll die Bakterien und Protozoen abtöten. Bei den kommerziellen Anlagen gelangt kein UV-Licht nach außen. Von einem Selbstbau würde ich abraten. Die von Dir erwähnten HQL-Lampen sind auch nicht geeignet - sie sind nicht sehr effektiv für diesen Anwendungsfall. Dazu benötigt man spezielle UV-Brenner.


    Hallo,


    und Ja, Du hast natürlich recht. Mit "krebserzeugend", meinte ich die "gute" Wirksamkeit. War ironisch/sarkastisch gemeint.


    Warum gehst Du davon aus, HQL Lampen wären nicht geeignet? Meines Wissens wird der Quarzbrenner, der in HQL Lampen Anwendung findet, von der Firma TropTronic in Ihren UV-Entkeimern eingesetzt. Diese TropTronic Entkeimer sollen laut mehreren Fachhändlern regen Einsatz in den Zwischenhälterungsbecken der Importeure finden.


    Ich meinte nicht eine HQL-Lampe als UVC Leuchtquelle zu verwenden, sondern nur den Brenner der sich in der HQL Lampe befindet, unter dem milchweißen Schutzglas.


    Kannst Du mir weitere Informationen bezüglich der Ineffektivität von Quarzbrennern in UVC Anlagen zukommen lassen. Das würde mich brennend interessieren, da ich selbst TropTronic UVC Anlagen benutze und ebenfalls viele meiner Bekannten auf diese Entkeimer schwören.

  • Zitat

    Original von freeman303


    Warum gehst Du davon aus, HQL Lampen wären nicht geeignet? Meines Wissens wird der Quarzbrenner, der in HQL Lampen Anwendung findet, von der Firma TropTronic in Ihren UV-Entkeimern eingesetzt. Diese TropTronic Entkeimer sollen laut mehreren Fachhändlern regen Einsatz in den Zwischenhälterungsbecken der Importeure finden.


    Ich meinte nicht eine HQL-Lampe als UVC Leuchtquelle zu verwenden, sondern nur den Brenner der sich in der HQL Lampe befindet, unter dem milchweißen Schutzglas.


    Hallo Artur,


    da habe ich Dich wohl falsch verstanden. Ich befürchtete, Du wolltest im "Do-it-yourself-Verfahren" aus einer Aquarienbeleuchtung eine mit Wasser umflutete UV-Anlage basteln. Da ich das für höchst gefährlich halte und dort auch den Nutzen nicht so ganz sehen konnte, habe ich hier abgeraten. Gegen Top Tronic spricht natürlich nichts, die UV-Entkeimer-Geräte sind o.k.

    Allles in allem kann der Mensch vom Korallenriff viel lernen, über Recycling und die Kunst, in einer Welt mit knappen Ressourcen gut zu überleben - ein Hinweis darauf, eine bessere Symbiose mit den Pflanzen und Tieren, von denen wir abhängen, einzugehen.
    E.P. Odum 1980 - Grundlagen der Ökologie

  • Hallo,


    Torsten, na auf die Idee muss man erst kommen. Das Aquarienwasser direkt mit Quarzbrennern von Oben zu beleuchten :winking_face: Dann bräuchten die Mädels die sich in der Nähe aufhalten kein Solarium mehr. Dafür eher einen Onkologen.


    Hans-Werner: Woher kommt die Zahl, dass exakt (oder ungefähr) 36W UVC Leistung pro 1000 Liter optimal seien? Ist das irgendwie ermittelt worden? Mich würden die Hintergründe interessieren, wie man eben auf die 36 Watt kommt und nicht beträchtlich mehr?

  • Zitat

    Original von Hans-Werner
    In einem entsprechend versorgten 5000-l-Becken mit vielen größeren Fischen gingen die Pünktchen immer rasch nach Zuschalten der UV-Anlagen zurück. Schwächere UV-Anlagen haben oft eine schlechte UV-Ausbeute.


    Hallo Artur,


    steht eigentlich schon da. Ich glaube es waren 4 36W-UV-Anlagen, vielleicht auch 5, haben für das große Meerwasserbecken im Jura-Museum immer gereicht. Insofern ist die Zahl 36 W auf 1000 l empirisch ermittelt, am Erfolg zur Krankheitsbehandlung.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hallo,


    danke für die Auskunft.


    Meinst Du nicht, dass es aber auch von der Anzahl gepflegter Tiere in Relation zum Wasservolumen zu sehen sein sollte. Wäre bei höherem Keimdruck nicht eine stärkere UVC Entkeimung sinnvoll?

  • Hallo Artur,


    mag sein, das kann ich aber nicht beurteilen. Es ist eben ein Erfahrungswert, dass es gereicht hat.


    Gruß


    Hans-Werner

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