"Turbellariainfektion"

  • Moin moin,


    Kurze, rein systematische Frage...


    Kann mich mal kurz jemand aufklären, welche ART genau das "Schwarze Oodinium"/Schwarzpunktkrankheit hervorruft?


    Ich habe jetzt im Netz überall nur "Turbellaria" gefunden, aber das ist in meinen Augen Blödsinn, weil sich die Turbellarien eben dadurch von den anderen Plattwürmern unterscheiden, dass sie NICHT parasitär leben- im Gegensatz zu den Trematoden, und insbesondere den Monogenea; letztere sogar fast ausschließlich Parasiten auf Haut und Kiemen von Fischen... Sind zwar alles Plattwürmer(Platyhelminthes), aber damit noch lange keine Turbellarien...


    Kann mich jetzt auch irren, aber mit meinem Wissensstand ist diese "Turbellaria-Infektion" einfach nicht vereinbar...


    Liebe Grüße,
    Jannes

  • Hallo Jannes,


    auch Bassleer nennt es nur "Turbellaria-Infektion" aber leider keinen Artnamen. Er bildet auch einen Strudelwurm ab. Trematoden werden dort gesondert behandelt.


    Ich sehe es so: Die Tatsache, dass die von Dir genannten anderen Plattwürmer ausschließlich parasitisch leben, schließt nicht aus, dass auch Turbellarien parasitisch leben.
    Die systematische Trennung wird wohl mit anderen Merkmalen begründet sein.


    Die Parasiten der Acropora-Korallen sind ja auch parasitäre Strudelwürmer, oder ...?


    Grüße


    Hans-Werner

  • Moin Hans-Werner,


    Den Bassleer habe ich leider nicht- wie sieht denn der Strudelwurm aus? Etliche Monogeneen(für die ich die Art halte) sehen eigentlich wie Turbellarien aus, sind aber eben parasitär...


    Zitat

    Ich sehe es so: Die Tatsache, dass die von Dir genannten anderen Plattwürmer ausschließlich parasitisch leben, schließt nicht aus, dass auch Turbellarien parasitisch leben.
    Die systematische Trennung wird wohl mit anderen Merkmalen begründet sein.


    Jein. Generell gelten die Turbellarien in der Tat als paraphyletisch, eben WEIL dort alle nicht-parasitären Plattwürmer eingeordnet wurden...
    Angeblich gibt es zwar auch parasitäre Turbellarien, aber das sind sehr wenige und, soweit ich weiß, eigentlich auch nicht an Fischen, und schon gar nicht ausschließlich...
    Die auf den Korallen sind ein schlechtes Beispiel, weil die zu den Acoela zählen und diese wiederum eher zu den Acoelomorpha denn zu den Platyhelminthes gerechnet werden...


    Gegenfrage: Wie genau sieht denn das Krankheitsbild der Krankheit aus, d.h. WAS wird von den Würmern befallen und wie? Irgendwie finde ich keine guten Infos über die Krankheit...

  • Hallo Jannes,


    die Infektion sieht so aus, dass über den ganzen Körper des Fisches kleine schwarze Pünktchen verteilt sind, wie der Name "Schwarzes Oodinium" schon nahelegt.
    Der Parasit ist birnenförmig. Ich vermute, dass der helle Fleck in der Nähe des schwarzen Endes ein Saugorgan ist. Ansonsten ist er unregelmäßig dunkel gewolkt.
    Es ist keine innere oder äußere Gliederung zu erkennen, auch kein Darm, wie er für digene Trematoden typisch zu sein scheint.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo Jannes,


    die Gruppe der Platyhelminthes (früher/alternativ meines Wissens Plathelmithes) war schon immer ziemlich schlüssig aufgebaut mit den Bandwürmern neben den Turbellarien. Es scheint in jüngerer Zeit nicht recht viel klarer geworden zu sein, wie man hier sieht: Not all turbellarians are free-living, and so "free-living plathelminths," another name often applied to them by cladists wishing to avoid "Turbellaria," has some disadvantages; there are some highly specialized parasites among virtually all subgroups of the turbellarians (Jennings, 1971, 1997).
    Sind Acropora-Plattwürmer mit 1,5 cm Länge wirklich Acoela?


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo Jannes,


    der Parasit wird als Paravortex sp. beschrieben. In den angehängten Links wirst du sicher fündig und findest weitere Informationen dazu. In dem fett gedruckten Link findest du auch genaue Abbildungen bzw. Zeichnungen der Würmer und dazu die Größenangaben.



    - Black spot disease
    - Interrelationships of a parasitic turbellarian, (Paravortex sp.) (Graffillidae, Rhabdocoela) and its marine fish hosts
    - Two turbellarians parasitic in fish
    - Turbellarian infection of carangids

    Allles in allem kann der Mensch vom Korallenriff viel lernen, über Recycling und die Kunst, in einer Welt mit knappen Ressourcen gut zu überleben - ein Hinweis darauf, eine bessere Symbiose mit den Pflanzen und Tieren, von denen wir abhängen, einzugehen.
    E.P. Odum 1980 - Grundlagen der Ökologie

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