Nitratreduzierung mit Baumwollwatte?

  • Hallo,


    ich versteh das mit dem instabil jetzt auch nicht so ganz...


    Sobald ich irgendwie in das System Aquarium eingreife, muss ich halt auch kontrollieren, ob der Eingriff auch die gewünschte Wirkung hat und ob auch nichts aus dem Gleichgewicht gerät.


    Egal ob Wodka, Baumwolle oder Phosphatabsorber, da muss man doch immer messen:
    Ich kann doch nicht irgendwas ins Aquarium schmeissen und dann hoffen, dass alles so klappt wie ich mir das ausgedacht habe.


    Außerdem sollte man sich vor dem Einsatz genügend mit dem Thema auseinandersetzen. Das man die Funktionsweise versteht ist bei solchen Methoden wichtig, damit man es erkennt, wenn was nicht klappt und dann auch sofort eingreifen kann.


    Ich fand den dem Artikel im Meerwasser Aquarianer auch recht interessant, hätte mir aber noch weitergehende Informationen zur Funktion der Baumwolle erhoft.


    Z.B. ob und wie es möglich ist, denn Kohlenstoffverbauch und somit auch den Nitratabbau zu steuern.
    Da sich die Bakterienzahl innerhalb einer bestimmten Zeit ja verdoppelt müsste sich auch der Nitratabbau ständig verdoppeln. Zumindest so lange, bis nicht mehr genug Kohlenstoff (oder andere limitierende Stoffe) zur Verfügung steht.


    Bei Ethonol kann ich das ja über die Wodka Menge regeln, aber wie funktioniert sowas bei der Wolle?


    Eine andere Frage ist, was passiert, wenn sich die Wolle mal zusetzt und es zu einer Sauerstoffunterversorgung der Bakterien kommt...


    Da gibt es noch viele Fragezeichen...


    Grüße
    Manuel

  • Hy,


    die Kohlenstoffquelle gibt diesen mehr oder weniger langsam ab, das stimmt. Hier war es in der Vergangenheit durch die schnelle Zugabe von Vodka, usw. immer so, dass schnell Bakterienblüten entstehen können und das System Probleme macht. Im Becken war in dem Fall ja genug NO3 und genug PO4)


    Durch die Baumwollmethode ist das ja eher ein langsamer Prozess und dadurch besser beherrschbar. Wie schnell / langsam ist aber eher undefiniert. Risiken hierzu hat Manuel beschrieben.


    Generell ist die Methode ja zur Reduzierung der Nitratwerte erdacht worden.


    Michael überlegt sich aber nun bei sehr geringen Nitratwerten durch Zugabe von Kohlenstoff das System anzuheizen um seinen PO4 Wert zu reduzieren. Das geht aber nur indem er zu der Kohlenstoffzugabe noch eine Stickstoffzugabe einführt.


    In meinen Augen sollte man das nicht ganz auf die leichte Schulter nehmen. Um sehr wenig PO4 zu binden in lebender Materie muss man sehr viele andere Chemikalien einbringen (Redfield Formel). Hierbei sehe ich verschiedene Risiken:


    1. Man vergisst die Dosierung mal, das angeheizte Becken verbraucht den restlichen Stickstoff und es kommt in eine Limitierung. Wie schnell diese Auswirkungen zeigt weiss ich nicht. Manche Leute hatten bei zu hohem PO4 Absorber Einsatz innerhalb von 48 Stunden Probleme.


    2. Man kann keinen Stickstoff solo einbringen. D.h. man bringt automatisch noch andere Chemie ins Becken die sich dann dort anreichert und zu Folgeproblemen führen kann. Zum Beispiel beim Kaliumnitrat das Kalium wobei man ziemlich genau weiss, dass zu viel Kalium auch schädlich sein kann.


    3. Generell ist ein biologisch aktiveres System auf Störungen weitaus anfaelliger. Wie es sich auswirkt, wenn man 2 Bakteriennahrungsquellen zusaetzlich einbringt und eine schon zu genüge im Becken vorhanden ist? Keine Ahnung. Es kann evtl. wenig passieren da die Baumwolle evtl. ja nur langsam abgebaut wird. Es kann auch viel passieren wenn sich der Zersetzungsprozess beschleunigt oder irgendwie anders sich noch ne Kohlenstoffquelle auftut.


    Generell will ich sagen: Die Sache kann gut sein - sie hat aber auch einige Risiken. Ich versuche das wie gesagt ohne Lebewesen (ausser Kleinkrebse) derzeit und schaue mir das mal an ... meine Tiere wären mir für ein solches Experiment zu schade zumal es ja unkritische Methoden gibt (Absorber)


    Wenn genug Leute damit Erfahrung gesammelt haben, dann schon eher.


    Gruß
    Roger

  • Hallo!


    Also ich hab jetzt auch erst mal den Schluss gezogen mit dem biologischen rumexperimentieren aufzuhören und mich lieber auf die bewährten, wenn auch teureren, Methoden zu stützen. Das bringt auf längere Sicht bestimmt mehr, da man nicht mehr die vielen Unbekannten hat. Wenn ich Absorber nehme, weiich, dass ich nur Phospat senke. Spiel ich mit der Beckenbiologie herum,weiß ich eben nicht was ich damit noch alles bewirke (das kann wohlkeiner wissen).
    So zumindest meine Schlussfolgerungen, die ich aus der Diskussion hier gezogen hab.

  • Hy Perry,


    nein, noch nix .. das braucht Wochen bis sich erstmal genug Bakterien gebildet haben .. das System muss auch erstmal einlaufen ...


    Gruß
    Roger

  • Hi,


    wollte mal zur Nitratphobie anmerken, daß durch Entfernen des DSB aus dem Technikbecken in meinem großem Riffbecken No3 von seit Jahren stabilen 5-8 auf 30-50 (läßt sich schlecht ablesen bei Salifert) hochgeschossen ist ohne irgendwelche Auswirkungen. Ca-Verbrauch und Färbung sind unverändert.
    Po4 ist ebenfalls richtig hochgegangen durch die Rumwühlerei.
    Insofern bin ich mir jetzt so ziemlich endgültig sicher, daß die N-und P-Konzentrazionen als solche nicht so wichtig sind, sondern nur Symptome sein können für viel komplexere Sachen.


    Grüße
    Ulrike

  • Hi!


    Habe mich nun entschlossen auch den Versuch zu wagen. Mein Technikbecken hat mit 60x65 genug platz und der Ablauf besteht aus einem mit Kugelhan regulierbaren Hauptablauf und einem Notablauf durch den gerade mal 10-15 Liter in der Stunde fließen.


    Dort wo der Notablauf ins Technikbecken kommt habe ich einen Bereich durch Plexiglas abgetrennt (unten durch nen Schwamm) und die Baumwollwatte in Verbandsqualität reingelegt. Habe auch noch etwas Sand aus den unteren Schichten aus dem Becken raus genommen und die Watte " geimpft ". Auswirkungen konnte ich noch keine feststellen. Die Teste nun jeden Tag Nitrat und werde über die Lage berichten! Nitrat liegt zwischen 40 und 50.


    Grüße
    Rhodan :thup

  • @rhodan


    und kannst Du schon irgendeine Auswirkung feststellen ? Würde mich interessieren.................


    Lg
    Dietmar

    Aquarium 250 x 60 x 60 cm, Technikbecken, Beleuchtung 3x250 Watt HQI & 4x54W T5, Abschäumer, Inneneinrichtung komplett mit Lebendgestein, Wasserströmung das 20-fache des Beckenvolumens.

  • Hallo Rohdan,


    nun ist ja mittlerweile schon ein halbes Jahr vergangen. Hast du schon irgendwelche Vränderungen feststellen können??
    Berichte mal!

    mfg
    Ed
    meine Tippfehler ergeben, in der richtigen Reihenfolge, ein Bierrezept.:face_with_rolling_eyes:

  • Ahoi,


    also wir benutzen (vollsynthetische) Watte "aqualon"/bin mir gerad nicht bewusst ob dir das hilft, weil es halt keine der angesprochenen Baumwollmatten sind!


    Wir benutzen diese Watte aber in unserem Aussenfilter mit 1200l/h und das auch nur sporadisch.


    Zur Erklärung: Filterreinigung(Schwämme,Bioballs, Keramik ausm Süßwasser :ugly:) steht an und dann kommt halt alle 3-5 Wochen mal nen ordentlicher Batzen Watte mit hinein, der dort aber nie länger als 2 Wochen bleibt.


    Abschäumer haben wir nicht, pflegen momentan LPS/SPS/Krusten/Scheiben/Weiche/Grundel/Einsiedler


    Nitrat liegt bei 5mg/l


    Kann aber nicht sagen ob das jetzt nun funktioniert weil wir hin und wieder mit Watte filtern...
    fest steht aber das nach 2 Wochen so einiges an Lebendgetier auf der Watte wuselt, was oft schmerzt durch verwerfen des Materials...

  • Hy,


    das trifft nicht den Punkt.


    Die Theorie der Baumwollwatte basiert darauf, dass die Baumwolle - ähnlich wie Wodka und Zucker - ein Kohlenstofflieferant ist und somit das Becken pusht. Sie löst sich dabei mit der Zeit auf. Das System soll im Gegensatz zu Wodka stabiler sein und keine plötzlichen Bakterienblüten bringen.


    Gruß
    Roger

  • Joar,


    danke Roger dann hab ich das doch richtig geschnallt, weil unsere löst sich nie auf... :rolleyes_g:
    Gibts nun hier aktive Biomattenbaumwollfiltrierer??


    Also faszinierend ist es doch immer wieder was für ein findiges und pfiffiges Völkchen diese Meerwasseraner sind :>


    schönen start in die woche @all


    PS: Montag bleibt Schohntag

  • Liebe Baumwollinteressierte,


    ich oute mich hier als ehemaliger Baumwollnutzer. Ich habe die Methode über fast ein Jahr benutzt und war sehr zufrieden. Letztendlich habe ich mich zum Abbruch der Baumwollnutzung entschlossen, weil der Nitratwert mir zu niedrig wurde - lt. SalifertTest bei doppelter Menge Test Nitrat n.n. Auswirkungen auf die gepflegten Korallen habe ich keine feststellen können, aber letztendlich war mir das Risiko der Limitierung zu groß. Daher der Ausstieg.

  • @ Edith Camps-Ritter


    kannst du deine Methode mal genauer beschreiben z. B. welche Watte du verwendeste


    wo deponierste du die Watte ( Filterbecken )


    wie waren deine Werte vor beginn und wie schnell oder langsam war die Reduzierung.



    Wäre echt nett wenn du die Fragen mal beantworden würdest.


    Dieter

  • Hallo Dieter,


    kann ich gerne versuchen, Dir zu beschreiben: Ich kaufe die billige Baumwollwatte (Hausmarke) von DM und habe jeweils die halbe Packung in der strömungsärmsten und dunkelsten Ecke des Technikbeckens deponiert. - Das TB wird gegenläufig zum Becken mit 2 x T5 beleuchtet da ich darin Lederkorallenableger und einige Steinkorallenableger halte. Angefangen habe ich die Baumwollmethode damals, da ich nach dem Neustart des Beckens einen für mein Verständnis zu hohen Nitratwert von ca. 20 mg hatte. Der Vorteil für mich bestand darin, daß die tägliche Dosierung von Wodka o.ä. entfiel und der Nitratabbau auch bei Urlaub oder anderer Abwesenheit weiterlief. Am Anfang merkte man nur sehr wenig Wirkung, nach ca. 4 Monaten verschwand meine Baumwolldosis dann in ungefähr 5 - 6 Wochen komplett mit steigender Tendenz und gleichzeitig konnte man den Sinken des Nitratwertes zu sehen. Ich habe damals fast täglich gemessen und kam irgendwann in den "Stickstoffdosierzwang". Das hat mir dann auch nicht gefallen und ich habe die noch vorhandene Baumwolle versucht, aus dem Becken zu holen. Dann habe ich doch wieder mit Wodka angefangen. Irgendwelche Veränderungen an den Korallen konnte ich nicht bemerken, auch den Fischen war*s egal. Heute hat sich der Nitratwert bei 2 - 5 mg eingependelt, gemessen mit Salifert. Damit fühle ich mich sicher.
    Gruß Edith

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