"Inzucht-Problematik" bei Meerwasserfischen

  • Hallo allerseits,


    da sich mein Kauderni-Nachwuchs langsam Richtung Geschlechtsreife bewegt, stelle ich mir folgende Frage:


    Macht es überhaupt Sinn, ein Pärchen aus dem Nachwuchs zu behalten?


    Für Meinungen und Ratschläge wäre ich dankbar.


    Viele Grüße,


    Jörg


    PS: Die gleiche Frage stelle ich mir demnächst bei meinen Seepferdchen (wenn ich den dicken Beutel richtig deute =) ).

  • Hi Jörg,


    Inzucht ist eigentlich kein Problem, solange sie nicht über mehrere Generationen erfolgt. Inzucht ist bei Wildtieren generell nicht unüblich, zumindest in geringem Maße.


    Ich züchte z.B. A. ocellaris mit einem Männchen der F1-Generation und dem Weibchen der Parentalgeneration. Die Jungtiere sind alle 100% gesund.


    Soviel zu meiner Meinung/Erfahrung. Würde mich aber auch über Diskussion freuen!


    Viele Grüße
    Inken

  • Hi Inken und Jörg


    Bei Fischen die nur eine kurze Larvenphase haben und die sich darum nicht weit vom Platz ihrer Geburt wieder selbst verpaaren, ist die Wahrscheinlichkeit, daß sie bei der Partnersuche zufällig auf einen Verwandten Partner stossen, vergleichsweise hoch. - Darum sollten sie Inzucht in einem gewissen Maße "gewohnt sein".


    Kritisch wird die Frage der Inzucht bei den von Dir erwähnten Arten wahrscheinlich erst über mehrere Generationen hinweg. Bei Fisch-Arten mit einer langen Larvenphase und guter Fernausbreitung aber wahrscheinlich schon in der F1 Generation.


    Falls es (spekulativ) bei einer der von Dir erwähnten Fischarten ein Verhalten gibt, das im natürlichen Biotop Inzucht effektiv verhindert (z.B. Geruchserkennung von Verwandten - meiden von Fischen mit denen sie aufgewachsen sind, bezüglich der Partnerwahl - "Wanderphasen" bei einem Geschlecht), falls es so ein Verhalten also gibt (wäre mal interessant das rauszufinden), könnten Inzuchtschäden auch bei Arten mit sehr kurzer Larvalentwicklung viel schneller als erwartet auftreten.


    Ohne je Fische über mehrere Generation nachgezogen zu haben würde ich also eher zu einem häufigereren Austausch mit anderen Züchtern oder zum einkreuzen von Wildfängen raten.
    (was gleichzeitig die Gefahr einer "Haustierwerdung" mit all ihren positiven und negativen Begleiterscheinungen reduziert)


    Martin

    The only reason many species have not yet been successfully reared is that too few people have tried (Naomi Delventhal)

    Many species might go extinct, as too few people look out for them (Martin Reith). Help to change this http://accion-salva-una-especie.org/

  • Hi Martin,


    Schön Dich hier zu "lesen"!


    Deine Gedanken mit der Dauer der larvalen Phase und der Ausbreitung gefallen mir sehr gut.


    Berücksichtigt man das endemische Vorkommen der Kaudernis, müsste die Inzucht in diesem Fall doch realtiv unproblematisch sein, es sei denn, die von Dir genannten Mechanismen sind vorhanden.


    Viele Grüße
    Inken

  • Jörg,


    ich nehme an der Hintergudn der Frage ist ob du mögliche "Schäden" an den Jungtieren erwarten kannst?


    Ich bin der Meinung die Entwicklungsschäden (bei Kauderni z.b. die Mauldeformationen), Ausfälle und Fehlzeichnungen sind viel mehr die Folge von fehlenden Nährstoffen im Futter für das Zuchtpaar und die Brut, suboptimale Wasserwerte und zuwenig Raum.

  • Hallo,


    vielen Dank für Eure Antworten. In der F1-Generation mache ich mir derzeit wenig Sorgen. Ich überlege nur die "Schwächung" des Erbguts bei Kreuzung F2 mit F1 .


    Das endemische Vorkommen und der relativ geringe "Jahres-Nachwuchs" dürfte zu natürlichen Schutz-Mechanismen geführt haben, wie bereits oben diskutiert.


    Gibt es hierzu eventuell Untersuchungen? Es gibt ja bekanntlich in der Natur genug Möglichkeiten, um die genetische Variabilität zu erhöhen.


    Viele Grüße,


    Jörg

  • Hallo,


    ein wichtiges Problem dürfte auch sein, daß es unter AQ-Bedingungen kaum natürliche Auslese gibt, oder wenn, dann in einer anderen Richtung als in der Natur. Ich habe in zigter Generation Apistogramms (6 Jahre ca) die sich ohne Zutun, sogar ohne gezielte Fütterung vermehren und sich anders verhalten und aussehen als die Wildfangeltern.


    Grüße
    Ulrike

  • Zitat

    Original von Ulrike Hardt
    Ich habe in zigter Generation Apistogramms (6 Jahre ca) die sich ohne Zutun, sogar ohne gezielte Fütterung vermehren und sich anders verhalten und aussehen als die Wildfangeltern.


    Darum würde ich auch regelmässig Wildfänge oder ander Zuchtstämme einkreuzen, obwohl das leichtere züchten natürlich schon ein kaum von der Hand zu weisender Vorteil von "Haustieren" ist. das fände ich schonmal spannend da weiterzudikutieren.


    Zitat

    Original von Jörg Hörmann
    Das endemische Vorkommen und der relativ geringe "Jahres-Nachwuchs" dürfte zu natürlichen Schutz-Mechanismen geführt haben, wie bereits oben diskutiert.


    Das ist die Frage? nicht notwendigerweise - es könnte schon sein daß es soche Mechanismen gibt, aber es muss nicht! - Falls in der Natur Verwandten-verpaarungen bei einer Art häufig sind, dann werden Träger von nachteiligen Erbanlagen (rezessiven) häufiger "unfitten" Nachwuchs haben, der sich schlecht vermehrt oder stirbt. Das führt wiederum dazu, daß der Großteil der Individuen dieser Art dann von denjenigen Tieren abstammt, die keine nachteiligen Erbanlagen haben!
    -> das heißt unter Umständen konnte eine Inzucht auch über sehr viele Generationen ohne irgendwelche sichtbaren Schäden ablaufen - weil die Art auch in der Natur häufig Inzucht betreibt und darum die Genetische "Last" fast 0 ist.


    Solange das alles aber graue Theorie ist und wir von keiner Aquarienfischart die entsprechenden Daten haben, wäre es doch viel interessanter zu diskutieren ob die Farb- und Formzucht, die bei den Anemonenfischen ja jetzt so langsam einsetzt wünschenswert ist :winking_face:


    Grüsse Martin


    PS.: und natürlich meine ich nicht Inzuchtschäden in der F1 :winking_face: das sollte solange wir überwiegend Wildfänge halten kaum ein Problem sein - Ich meinte Inzuchtschäden, die beim Weiterzüchten mit der F1 auftreten könnten. (Problempaare in der F1 und Schäden in der F2)

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    2 Mal editiert, zuletzt von seegraswiese ()

  • Hallo Peter,


    Ap. spec Wangenflecken. M.W. bis jetzt unbestimmt. Die machen sehr gute Brutpflege und sind bzgl. Temperatur und Ph-Wert nicht so anspruchsvoll. Die setzen sich gut durch gegen Elefantenrüsselfische, Messerfische u.a. größere Arten, die aber alle friedlich sind. Sie habne nur noch wenig innerartliche Aggressionen (obwohl genug Platz da) und zeigen gelegentlich sogar eine Art Schwarmverhalten. Etliche haben schwarze Flecke willkürllcih verteilt, was mit jeder Generation häufiger wird. Die Wildfänge hatten das nicht.


    Grüße
    Ulrike

  • "PS.: und natürlich meine ich nicht Inzuchtschäden in der F1 das sollte solange wir überwiegend Wildfänge halten kaum ein Problem sein - Ich meinte Inzuchtschäden, die beim Weiterzüchten mit der F1 auftreten könnten. (Problempaare in der F1 und Schäden in der F2)"


    Hallo,


    unter "in der F1" verstehe ich die Problematik des ""Weiterzüchten". Ich dachte dass sei "klar" :winking_face: .


    Viele Grüße,


    Jörg

  • Zitat

    Original von Jörg Hörmann
    Hallo allerseits,




    Hallo Jörg,
    bei einer Zucht, kommt es, im Gegensatz zur "Natur" zu einer selekiven Auslese durch den Züchter. Dies kann natürlich nur nach äusserlichen Malen eschehen und ist daher etwas problematisch. Ich erinnere mich an Probleme in den 8ziger Jahren, als ich durch "Inzuchten" immer mehr "Ausfälle" in der Zeichnung von ocellars hatte. Bei kauderni kann ich das bisher nicht beobachten, ABER: Hier nutze ich die Möglichkeit der Mischung von Nachzuchten verschiedener Elterntiere und dies wird wohl auch in dem bgrenzten Raum ihres natürlichen Vorkommens geschehen.
    Grüsse, Rainer

  • Hi Rainer,


    Das mit den Ocellaris klingt interessant. Kannst Du dazu vielleicht etwas mehr sagen? Was meinst Du mit "Ausfällen in der Zeichnung"? Bindenfehler?


    Viele Grüße
    Inken

  • Hallo Zusammen


    Wir waren letzte Woche im Aquarium von Monaco, da schreiben sie in der Broschüre, dass sie P.kaudernis mittlerweile in der fünften aufeinanderfolgenden Generation gezüchtet hätten. Es wird nichts über Missbildungen geschrieben, nur, dass sie schon einige tausend Fische nachgezüchtet hätten.


    Bei meinem ersten Ocellaris-Zuchtpaar kann ich doch viele Farbfehler bei den Jungfischen erkennen die dem Vater seeehr ähnlich sind. Dieses Paar stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Nachzuchten des Basler Zoo's, in vievielter Generation weiss ich natürlich nicht.


    Mittlerweile habe ich ein zweites Paar, welches nachweislich Wildfänge sind. Die ersten drei Schlüpfe von denen zeigen sehr viel weniger (geschätzt max 5%) Farbfehler und erfreulicherweise auch niederere Ausfallraten.


    Übrigens: Bedingungen gleich, Futter gleich!

    Gruss Ruedi


    Seit 23.2.2007 / Seit August 2017 stillgelegt
    AQ: L300,B150,H80 / CL Abyzz 4xA400 / Rückförderung A200 / LED AI HYDRA 52/ Genisis Bandfilter / Diakat B+ / JNS Abschäumer

  • Hallo Peter


    Da er scheinbar in einem anderen Forum recht heftig angegangen wurde, schaut er nicht mehr in Foren. Ich habe seine Mailadresse wenn du Kontakt aufnehmen möchtest.
    Ansonsten warten wir bis Sifi :smiling_face: Er hält ja dort auch einen Vortrag.

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