Zusammenhang zwischen Phosphat und Nitrat Abbau

  • Hallo zusammen,


    aktuell wende ich Aktiv-Bak zur Reduzierung von Nitrat und Phosphat an. Ursprünglich hatten wir ca. 0,25 mg/l Phosphat und ca. 20 mg/l Nitrat im Becken. Mittlerweile ist Nitrat mit dem TropicMarin Test nicht mehr nachweisbar, Phosphat pendelt seit Wochen zwischen 0,1 und 0,12 mg/l.


    Ein befreundeter Aquarianer hat nun die These aufgestellt, dass Phosphat nur dann weiter sinken kann wenn dem Becken Nitrat zugeführt wird. Leider kann ich weder in Literatur oder im Internet eine Erklärung dafür finden.


    Kann jemand etwas dazu sagen?



    Gruß Michael

  • Nun ja, das ist so mit Sicherheit nicht ganz korrekt. Du kannst natürlich mittels Adsorbern dein Phophat
    auf ein Minimum reduzieren. Allerdings scheitert ein natürlicher Abbau ohne Nitrat wahrscheinlich daran,
    dass sowohl Bakterien,Algen und letzten Endes auch Korallen beide Nährstoffe brauchen, um zu wachsen,
    bzw. um ihre Population zu vermehren. Inwiefern das für die Bakterien gilt, können dir die Gurus hier besser
    sagen als ich, aber es sollte ein ausgewogenes Verhältnis beider Nährstoffe vorhanden sein.


    Der damalige Nitratpegel wäre bspw. für Weichkorallen schon nicht zu hoch gewesen.


    Ich weiß ja auch nicht welche Korallen du im Becken hast. Allerdings wirst du mittels Bakterienstämmen
    kein schlagartiges absenken mehr erreichen denke ich.


    Dein Phosphat ist gemessen an dem sehr niedrigen Nitrat auch noch immer recht hoch.


    Wenn du hauptsächlich Weich- und Lederkorallen und ein paar LPS hast, dann würde ich erst mal wieder den
    Nitrat-Wert sich anheben lassen, und dann langsamer reduzieren.


    Wie stark fütterst du ? Und wie hoch ist dein Fischbesatz ?

  • Hallo Rouven,


    das Becken ist zum Großteil mit SPS/LPS besetzt. Den Fischbesatz würde ich als normal bezeichnen.


    Siehe auch Meerwassereinsteiger - Beckenvorstellung 650L


    Mir geht es auch nicht um eine Diskussion, welche Werte sinnvoll sind oder mit welchen Methoden man sie senken kann, sondern, leienhaft audgedrückt, ob es einen Zusammenhang zwischen bakteriellem Phosphatabbau und einer Stickstofflimitierung gibt.



    Gruß Michael

  • Hallo Michael,


    den Zusammenhang gibt es und Rouven hat ihn hier korrekt dargestellt.


    Zitat

    Original von RouvenMarkovic
    Allerdings scheitert ein natürlicher Abbau ohne Nitrat wahrscheinlich daran,
    dass sowohl Bakterien,Algen und letzten Endes auch Korallen beide Nährstoffe brauchen, um zu wachsen,
    bzw. um ihre Population zu vermehren. Inwiefern das für die Bakterien gilt, können dir die Gurus hier besser
    sagen als ich, aber es sollte ein ausgewogenes Verhältnis beider Nährstoffe vorhanden sein.


    Google mal nach dem Redfield-Verhältnis.


    Um Phosphat weiter zu drücken, hast du nun entweder die Möglichkeit, Nitrat anzuheben und die Bakterien weiter zu füttern oder einen Phosphatadsorber einzusetzen.


    Grüße
    Ingrid

  • Hallo Ingrid,


    Danke für die Bestätigung. Kannst die Zusammenhänge noch näher erklären? Ich habe bisher noch keine Quelle gefunden wo der Abbau von Phosphat durch Bakterien näher beschrieben wird.


    Oder ist es einfach Fakt, dass das Redfield Verhältnis nicht nur für Algen und Korallen sondern auch für Bakterien gilt?



    Gruß Michael

  • Hallo Michael,


    wenn du dir das Zitat noch einmal genau durchliest, siehst du, dass die Bakterien das Posphat nicht in dem Sinne abbauen, wie Nitrat von den Denitrifizierern abgebaut wird. Phosphat wird als Zellbestandteil beim Wachstum eines Organismus gebraucht, z.B. als Phospholipid in Zellmembranen oder im Adenosintriphosphat als chemischem Energieträger. Ebenso wird Stickstoff gebraucht, z.B. als wichtiger Eiweißbestandteil. Das Phosphat verschwindet also nicht, es wird in der Bakteriensubstanz gebunden. Erst der Abschäumer holt es dann aus dem Wasser, wenn sich Biofilme lösen oder Bakterien absterben.


    Grüße
    Ingrid

  • Hallo Ingrid,


    Danke für die klasse Erklärung. Was ich mich noch frage ist, wie es zu so einem Ungleichgewicht von Nitrat und Phosphat kommen kann? Kann es sein, dass sich einfach die verschiedenen Bakterienstämme in einem ungünstigen Verhältnis vermehrt haben oder ist die Ursache eher bei Fütterung, Abschäumung oder Ähnlichem zu suchen?



    Gruß Michael

  • Hallo Michael,


    was meinst du mit:

    Zitat

    Kann es sein, dass sich einfach die verschiedenen Bakterienstämme in einem ungünstigen Verhältnis vermehrt haben [...]


    Nitrat und Phosphat wird von den selben Arten aufgenommen und in Biomasse umgesetzt (Wachstum und Vermehrung). Anders als Phosphat kann Nitrat in Sauerstoff und Stickstoff zerlegt werden und verlässt dann das Aquarium als Gas. Phosphat dagegen kann nur durch Adsorber oder abgeschäumte Bakterien aus dem Becken entfernt werden.


    Gruß
    Benjamin

  • Hallo Benjamin,


    gute Frage :grinning_squinting_face: ich dachte bisher immer, dass verschiedene Bakterienstämme für den Abbau von Nitrat und Phosphat verntwortlich sind. Wieder was dazugelernt :thup


    Ach ja - habt Ihr einen Buchtip wo man sowas als Normalsterblicher nachlesen kann?



    Gruß Michael

    Einmal editiert, zuletzt von Michael Schreiner ()

  • Hallo Michael, Benjamin und Ingrid,


    ich bin mit 2 Sachen nicht ganz zufrieden.
    1. Das Redfield beschreibt das nur Verhältnis in marinen Phytoplankton. Diese N: P-Verhälnisse gibt es für alle möglichliche Arten und sehen dort anders uns. Bei Caulerpa weicht das zum Beispiel um den Faktor ca 10 ab, also N: P 150-200:1.
    2. Benjamins Antwort ist evtl ein bischen wiedersprüchlich. Zum einen betreiben die selben Arten Nitrat- und Phosphat-Abbau durch Fixierung, also dem Einbau in Körpermasse (Anaboler Stoffwechsel). Zur Denitrifikation (Veratmung von Nitrat) sind nur wenige fähig. Benjamin wird das wahrscheinlich gemeint haben, aber ich wollte hier keine Missverständnisse aufkommen lassen. Daher bitte nicht übel nehmen Benjamin.


    Durch welche der beiden Möglichkeiten dein Nitrat überwiegend verschwunden ist, ist schwierig zu beantworten, aber nach den mir vorliegenden Zahlen haben Bakterien ein N: P- Verhältnis von 6:1, was für einen gewissen Anteil an Denitrifikation spricht.
    Der Ratschlag des Freundes ist evtl eine Möglichkeit, aber nicht die an die ich glaube. Eine andere Möglichkeit wäre die Dosierung von Aktiv-Bak zu reduzieren um den Nitratspiegel wieder etwas anzuheben. Ein User hier im Forum hat das umgekehrte Phänomen (Nitrat hoch, PO4 runter) nach Zugabe von Reefaktiv von TM. Beides gleichzeitig würde ich nicht anwenden. Die Zugabe von (organischem) Kohlenstoff ist noch wenig erprobt; ausser der Wodka-Methode. Die Zugabe von Kohlenstoff im kohlenstofflimitierten Ökosystem Korallenriff ist nicht risikolos.
    Interessante Hintergründe zu Kohlenstoff(TOC/DOC) im Aquarium geben diese beiden Artikel:
    http://www.advancedaquarist.com/2008/8/aafeature3/
    http://www.advancedaquarist.com/2008/9/aafeature2/


    Wenn es ein Buch dazu gibt sagt mir bitte Bescheid, ich kenne nämlich keines.


    Gruss
    Rainer

  • Hallo Rainer,


    konstruktive Kritik nehme ich nie übel, im Gegenteil, nur daraus kann man lernen.
    Und ja, ich habe wirklich vergessen zu erwähnen das die Denitrifikation von spezialisierten Bakterien unter anaeroben Bedingungen vollzogen wird.


    Ein passendes Buch habe ich noch nicht, aber Armin Glaser hat doch zum Thema etwas veröffentlicht.


    Gruß
    Benjamin

  • Hallo zusammen,


    habe gestern noch ein bisschen im Internet gesucht und wieder einen interessanten etwas älteren Artikel gefunden:


    http://www.meeresaquaristik.de/html/vodka1.html


    Hier wird zwar die Vodka Methode beschrieben, aber letztendlich handelt es sich bei Aktiv-Bak ja auch nur um eine Kohlenstoffquelle. Nochmal Danke an Alle! :smiling_face:



    Gruß Michael

    Einmal editiert, zuletzt von Michael Schreiner ()

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