Hallo,
ein guter Bekannter von mir wird Ende November einen großen Umzug von fast 600 km machen. Seine Meerwassertiere auch.
Momentan hat er ein ca. 900 Liter Aqua voll besetzt (eigentlich stark überbesetzt) mit Doktoren, Lippfischen und Feilenfischen verschiedenster Art. Meistens in Paarhaltung.
Es befinden sich ausserdem viele LPS (80% - Pavonas, Blasenkorallen, Euphyllias, etc.) und SPS (20%, Monti digitata, riesige Monti-Platten mit 60 cm Durchmesser, etc.), sowie einige Anemonen und Hornkorallen darin. Aber keine empfindlichen SPS, wie Acroporen.
Am neuen Wohnort sollen die Fische letztendlich in ein ca. 2000-2500 Liter Becken übersiedeln. Dieses muss aber erst geklebt werden und so müssen die Tiere für die ersten Monate mit einem Faltbecken (was normalerweise für Kois verwendet wird) vorlieb nehmen. Das Faltbecken hat die Maße von 110 x 110 x 55 cm. Das sind ca. 600 Liter.
Anmerkung:
Ich mache mir diesbezüglich Sorgen um die Keimbelastung durch die Fische für die Dauer der 4 Monate und den Anstieg der Schadstoffe darin. Denn das aktuelle 900 Liter Becken ist momentan wirklich an der absoluten Belastungsgrenze und hält sich mit viel Wodka gerade so stabil.
Den Ablauf haben wir wie folgt geplant:
(Ich schreibe die Fragen, die wir haben in den Text hinein – der Übersichtlichkeit halber.)
FÜTTERUNG:
Ab drei Tagen vor dem Ausräumen des Aquariums werden die Fische nicht mehr gefüttert. Soll den Schadstoffanstieg in den Transportbehältern minimieren.
Frage: Reicht es ab drei Tagen vor dem Transport aufzuhören zu füttern, oder sollte man es früher bzw. später machen? Seine Fische sind wirklich Fett. Paletten oder Z. desjardini sehen von Oben wie kleine Kanus aus. Ca. 2,5 – 3 cm Breite von oben betrachtet, bei einer Länge von ca. 16-20 cm. Ich vermute dass die Tiere deshalb so ruhig in dem Becken bei dieser Fischdichte schwimmen. Keine Angst vor Hunger, kaum Futterneid! Beim Einsetzen von neuen Tieren habe ich immer beobachten können, dass diese vom Altbesatz kaum beachtet werden. Kein Konkurrenzkamp, kein Gehacke aufeinander, etc.
EINPACKEN TIERE:
Am Abend des Vortags des Transporttages werden die Fische und Korallen in große Beutel gepackt mit genügend Luft dazu.
Fische werden einzeln in Beutel verpackt (50% Wasser, 50% Luft). Es werden einige Tropfen von Pro-Tect von Tropic Marin in die Beutel gegeben. Die Beutel mit Fischen kommen in Styroporkisten mit Styroporstreu.
Korallen werden in Beutel oder in verschließbare Eimer gepackt, die mit Lufpolsterfolie ausgelegt werden (wegen der Transporterschütterungen). Es wird dabei geachtet dass die Koralle komplett mit Wasser bedeckt ist + Sicherheitspuffer. Der Rest ist Luft.
Garnelen werden wie Fische einzeln eingepackt. Sie bekommen ein Stück Alge oder Plastikgitter, um sich festzuhalten.
Schnecken werden mit wenig Wasser eingepackt. Habe öfter gesehen, dass diese fast ohne Wasser importiert werden.
Fragen:
Stimmen meine Wasser-Luft-Verhältnisse in den Beuteln?
Muss ich befürchten, dass die Luftpolsterfolie bei Kontakt mit Meerwasser Schadstoffe abgibt, welche die Korallen schädigt?
Werden die Tiere (Fische / Korallen / Garnelen / Schnecken) die 24 Stunden in den Tüten schadlos überstehen oder kann man noch etwas tun, um ihre Überlebenschancen zu erhöhen?
EINPACKEN STEINE:
Das Aquarium wird ausgeräumt. Die Steine werden entweder mit Wasser oder in meerwassergetränkte Tücher gewickelt und in große Beutel oder Eimer gepackt.
Vom Sand wird nur eine kleine Menge für die Grundeln und Lippfische übernommen. Der Rest wird nicht übernommen.
RESTWASSER:
Das übriggebliebene Wasser aus dem Aquarium wird in einen Wasserbehälter im Transporter umgepumpt.
Frage: Kann ich das Wasser was aus dem Aquarium gepumpt wurde für insgesamt 24 Stunden im Behälter so stehen lassen – also ohne Strömung und ohne Luftzufuhr - oder gammelt es mir ab?
DIE FAHRT:
Am nächsten Tag wird am frühen Mittag gestartet und die Fahrt von 600 km in Angriff genommen. Ankunftszeit ist geplant gegen 18:00 Uhr.
AUFBAU DER ZWISCHENHÄLTERUNG:
Nach der Fahrt am neuen Wohnort angekommen, wird das Faltbecken aufgebaut. Darunter kommt eine Teichfolie, um den Bodenbelag vor Wasserspritzern zu schützen. Das Faltbecken selbst wird auch mit Teichfolie ausgelegt, um es vor Beschädigung durch die teilweise spitzen Steine zu schützen.
Frage:
Wie verhält es sich mit der Teichfolie. Ich schrieb, dass damit im Faltbecken der Boden ausgelegt werden soll. Ist davon auszugehen, dass handelsübliche Teichfolie bei Kontakt mit Salzwasser über 4 Monate keine Schadstoffe ans Wasser abgibt?
Es werden Steine und das ursprüngliche Restwasser des Aquariums ins Faltbecken gepumpt. Das fehlende Wasser durch neu angesetztes Salzwasser ergänzt. Dann die Korallen darin aufgebaut und schlussendlich die Fische eingelassen.
Ins Wasser wird ein Konditionierer (gegen Ammoniak, Nitrit) zugegeben. Diese Prophylaxe hat mir ein Fachhändler empfohlen. Ich habe dafür das Produkt AmQuel plus von Kordon ausgewählt. Es ist ein Nitrat/Nitrit/Ammoniak - Entferner.
AUFBAU TECHNIK:
Es werden Strömungspumpen ins Faltbecken eingebaut, der Abschäumer in Betrieb genommen, Ozon an Abschäumer angeschlossen und eine UVC Anlage verwendet. Die Lampe wird darüber aufgebaut und in Betrieb genommen.
In diesem Faltbecken werden die Fische und Korallen vermutlich an die 3-4 Monate verbleiben müssen, bis das neue Becken geklebt, ausgehärtet, eingerichtet und eingefahren ist.
So, das wäre es gewesen…
Ist am Ablauf der ganzen Aktion etwas zu verändern oder haben wir es in etwa fehlerfrei durchgeplant?
Momentan besteht noch die Möglichkeit das Ganze so umzuplanen, dass man die Fische und Korallen am Zielort getrennt in zwei verschiedenen Behältern unterbringt. Wäre das sinnvoller? Falls ja, warum?
Möchte möglichst bei der ganzen Aktion keine Tiere verlieren. Falls also jemand Erfahrung bezüglich solcher Umzüge hat und Verbesserungsvorschläge oder Änderungsvorschläge hätte, wäre ich dafür sehr dankbar.
Hoffe es ist nicht zu viel zu lesen. Vielleicht kann dieser Thread auch irgendwann für andere Aquarianer als HowTo / Anleitung für größere Umzüge dienen.