Schwefelgeruch (faule Eier) giftig?

  • Hallo,


    ein Bekannter hat ein Haus, dessen Mieter durch einen Autounfall verstarb. Da der Mieter keine Verwandten hatte, kümmert er sich um die Räumung etc.


    Der Mieter hat den erhöht gebauten Keller zu einem Aquarien-Hobby-Keller ausgebaut. Dort befinden sich mehrere Becken teilweise mit Süsswasser und Tieren, teilweise mit Seewasser. Er kennt sich selbst damit etwas aus, hat aber mich dazu geholt.


    In einigen der Becken scheint die Biologie durcheinander oder umgekippt zu sein. Zumindest scheint der Boden zu faulen. Wenn man in den Keller hineingeht, schlägt einem der Geruch von faulen Eiern ins Gesicht. Ist das zufällig Schwefelwasserstoff?


    Ich habe ihm an einem Tag geholfen den faulen Sand abzusaugen und einige "Bereinigungsarbeiten" an den Aquarien durchgeführt. Den Fischen geht es komischerweise gut. Das Wasser stinkt auch nicht direkt nach faulen Eiern. Der Float aus den Abschäumern dafür schon. Doch über Nacht wird der Geruch meist schlimmer und ist am heftigsten am Morgen.


    Er hat dort im Keller täglich ca. 6-8 Stunden gearbeitet ca. eine ganze Woche lang und nun festgestellt, dass es ihm komisch geht. Schwindelgefühl, das Gefühl, als würde er einen Helm auf dem Kopf tragen, dauernde Müdigkeit, etc.


    Kann es sein, dass dieser faule Eier Geruch, der von den Aquarien ausgeht, zufällig giftig ist?


    Ist es so, dass es sich bei dem faule Eier Geruch um Schwefelwasserstoff handelt? Von Schwefelwasserstoff weiß ich, dass es für den Menschen beim Einatmen giftig wirkt. Ich weis aber nicht, ob die Konzentration ausreichend sein kann, die von Aquarien ausgeht, die ein Gesamtvolumen von 1500 Litern haben, um für den Menschen giftig zu wirken.


    Kennt sich jemand diesbezüglich aus?

  • Hallo Artur


    Der Geruch nach faulen Eiern ist ein absolut sicherer Indikator für Schwefelwasserstoff. Das Zeug ist hochgiftig, allerdings ist die menschliche Nase in der Lage das Zeug noch in extrem geringer Konzentration zu riechen. Interessanterweise lähmt das Zeug die Geruchsnerven, als Faustregel kann man daher sagen: Solange es einem stinkt ist es noch nicht richtig gefährlich. Das es nicht ganz ungefährlich ist hat Dein Freund ja schon gemerkt, Kopfschmerzen und Übelkeit sind die typischen Symptome. Wenn es nicht innerhalb von einem Tag ohne weitere Arbeiten im Keller besser wird sollte er sich dringend bei einem Arzt melden, mit einer Vergiftung ist nicht zu spaßen.
    Das die Fische noch schwimmen wundert mich, aber einige Arten leben im Meer auch in Gebieten in denen es Schwefelwasserstoff gibt. Das sind dann zwar keine Riffe aber anscheinend ist diese Anpassung weiter verbreitet als gedacht.
    Auf jeden Fall würde ich den Raum Lüften so viel es irgendwie geht, und die Becken würde ich schnellstmöglich abbauen. Die Seewasser Becken wären die ersten Kandidaten, denn im Seewasser ist viel Sulfat enthalten und das wird von den sulfatreduzierenden Bakterien zu Schwefelwasserstoff umgebaut.


    Grüße


    Jens

    Von all den Dingen, die ich in meinem Leben bisher verloren habe vermisse ich meinen Verstand am meisten (Ozzy Osbourne)

  • Hallo,


    Schwefelwasserstoff ist für den Menschen extrem giftig. Und ja, es stinkt nach faulen Eiern.
    Den Fischen macht das lange nicht so viel wie dem Menschen, da Schwefelwasserstoff in Wasser nur schlecht löslich ist und als Gas aus dem Wasser schnell entweicht.


    Tückisch ist an Schwefelwasserstoff, dass er ab einer Konzentration von ca. 250 ppm die Geruchsrezeptoren betäubt, du riechst das Zeug einfach nicht mehr.


    Ausführliche Info hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Schwefelwasserstoff


    Ich empfehle deinem Bekannten dringend sich sofort in medizinische Behandlung zu begeben! Schwefelwasserstoff zerstört das Hämoglobin im Blut und die Einwirkung über eine so lange Zeit ist bestimmt nicht ohne Folgen.


    Ich wünsche ihm, dass das Ganze für ihn ohne bleibende Schäden abgeht und er sich schnell wieder erholt.


    Gruß,
    Norbert

  • Hallo Jens.


    Zitat

    Original von Jens Kallmeyer
    ..... als Faustregel kann man daher sagen: Solange es einem stinkt ist es noch nicht richtig gefährlich.


    Das kann man so nicht sagen. Die Dauer macht's! Selbst in geringen Konzentrationen schädigt Schwefelwasserstoff die Hornhaut und zerstört das Hämoglobin.


    Gruß,
    Norbert

  • Hallo,


    na super:


    Bei meinem Bekannten, der länger dem Mist ausgesetzt war, sind folgende zusätzliche Symptome aufgetreten:


    Fast dauerhaftes Zucken des rechten Augenlieds, was ihn ziemlich nervt. Aber niemand das ausgerechnet damit in Verbindung bringen wollte.
    Zweitens: Eine Sehunschärfe, die sich von Tag zu Tag verändert. Teilweise Probleme mit den Augen kurzfristig nahe oder entfernte Schriften zu fokkusieren. Die Fokkusierung mit den Augen dauert dann sehr lange.


    Könnten schon Auswirkungen auf die Hornhaut und Nervensystem sein? Auch einige sonstige Symptome der Vergiftung treffen bei ihm zu und einige auch bei mir.


    Ist bekannt ob die Schädigungen durch die Vergiftungen von sich aus reversibel sind oder sind die bleibend? Beispielsweise die Sehunschärfe sowie das Augenlidzucken?

  • HI


    Das klingt für mich nach sofortiger ärztlicher Behandlung. Dein freund hat neurologische Ausfälle, der muss SOFORT zum Arzt, Du am besten auch.


    Jens

    Von all den Dingen, die ich in meinem Leben bisher verloren habe vermisse ich meinen Verstand am meisten (Ozzy Osbourne)

  • Hallo,


    danke für Eure Antworten und um die Gedanken, die Ihr Euch um unsere Gesundheit gemacht habt.


    Nun, wir haben uns diesbezüglich bei Ärzten gemeldet und ich muss ehrlich sagen (auch wenn vielen meine Meinung nicht passt), dass die Reaktion, die wir von den Medizinern erhielten, bestätigte meine negativen Vorurteile gegenüber der medizinischen Versorgung in Baden Württemberg.


    Kurzfassung: Anruf beim Hausarzt und Schilderung der Sachlage (vermutete Vergiftung durch Schwefel und Nennung der vorhandenen Symptome). Antwort von seinem Hausarzt: "Ja, und was soll ich da jetzt machen? Wir sollen bei einer Klinik anfragen."


    Also rief ich in der Uniklinik TÜ an. Nachdem ich ca. 8 Mal weiterverbunden wurde und ca. 30 Min. an der Strippe hing, gelang ich tatsächlich an einen Assistenzarzt, der während des Gesprächs Rücksprache mit seinem Prof. hielt. Aussage von ihm: "Bei den Symptomen können wir ehe nichts machen."


    OK. Also die Sache weiter beobachtet. Im Laufe der Woche sind die genannten Symptome fast 100% abgeklungen. Zum Glück. Für die Zukunft wissen wir, dass man scheinbar bis zum Zustand abwarten muß, bis man lebensbedrohende Symptome hat, damit sich Ärzte dafür ernsthaft interessieren.


    Egal. Wollte nur kurz erzählen, damit spätere Leser nach ähnlichen Erfahrungen wissen, dass sie nicht die einzigen sind, die so abgefertigt werden.


    Ernsthaft frage ich mich, ob es eher Blödheit oder Faulheit war. Wie auch immer, beides hat im medizinischen Bereich nichts zu suchen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!