Du hast insofern recht, das Atemkalk tatsächlich CO2‚ aus der Luft entfernt und so den pH-Wert beeinflussen kann.
Die Bolus-Methode argumentiert jedoch, dass eine zusätzliche CO2-Reduktion nicht notwendig ist und sogar das natürliche chemische Gleichgewicht stören kann. Sie erreicht eine stabile pH-Erhöhung ohne die Notwendigkeit externer pH-Stabilisatoren.
Für die interessierten habe ich die Theorie von Fauna Marin dahinter zusammengefasst, ich weiß jetzt nicht ob es das eigentlich Thema sprengt und wir zu weit abdriften?
Quelle: BOLUS_DE_How-To-Use_Wie-funktioniert-der-Bolus-24_06_24_Teil2.pdf
1. Das Karbonatpuffersystem im Meerwasser
Das Karbonatpuffersystem hält den pH-Wert stabil, indem es CO2, Kohlensäure, Bikarbonat und Karbonat in einem Gleichgewicht hält:
CO2 in Wasser löst sich zu Kohlensäure.
Kohlensäure dissoziiert zu Bikarbonat
Bikarbonat kann weiter zu Karbonat dissoziieren
Dieses System ermöglicht eine pH-Pufferung, d.h., es kann Schwankungen im pH-Wert ausgleichen, indem es Protonen (H+ Ionen) aufnimmt oder abgibt.
2. Wie beeinflusst Atemkalk dieses System?
Atemkalk entfernt CO2 aus der Luft, die in den Abschäumer strömt. Weniger CO2 in der Umgebungsluft bedeutet, dass im Abschäumer weniger CO2 ins Wasser übergeht. Das beeinflusst das Gleichgewicht:
Weniger CO2 in der Luft -> weniger CO2 im Wasser
Das Gleichgewicht verschiebt sich nach links -> weniger Kohlensäure -> weniger H+ Ionen -> pH steigt
Auf den ersten Blick scheint dies positiv zu sein, da der pH-Wert steigt. Aber es gibt ein Problem:
Das Karbonatpuffersystem wird dadurch künstlich entlastet, was bedeutet, dass der natürliche CO2-Kreislauf gestört wird. CO2 ist essenziell für die Bildung von Bikarbonat, das Korallen für ihr Wachstum benötigen. Eine Reduktion von CO2 kann langfristig dazu führen, dass der pH-Wert zu instabil wird und das System empfindlicher auf äußere Schwankungen reagiert.
3. Warum nutzt die Bolus-Methode einen anderen Ansatz?
Die Bolus-Methode verzichtet auf Atemkalk und andere pH-Modifikatoren, weil sie sich die natürlichen Mechanismen der Karbonatchemie zunutze macht. Sie erreicht den gewünschten pH-Effekt durch gezielte KH-Dosierung:
1. Einmalige hohe KH-Dosierung (Bolus)
Wird eine größere Menge Bikarbonat (NaHCO3 oder KHCO3) auf einmal zugeführt, geschieht folgendes:
Zunächst steigt die CO2-Konzentration, was für eine kurzfristige pH-Senkung sorgt.
Anschließend entfernt der Abschäumer dieses überschüssige CO2 wodurch sich der pH-Wert natürlich anhebt.
2. pH-Anstieg durch Licht und Fotosynthese
Mit Beginn der Beleuchtungsperiode setzen die Korallen und ihre symbiotischen Zooxanthellen (Algen) CO2 durch Fotosynthese um.
Dies reduziert die CO2‚-Konzentration weiter und führt zu einem natürlichen pH-Anstieg im Laufe des Tages
3. Stabilisierung durch den Kohlensäure-Akku
Der Kohlensäurepool (H2CO3) wirkt wie ein Energiespeicher, der CO2 bei Bedarf abgeben kann
Das sorgt dafür, dass der pH-Wert stabil bleibt, ohne künstliche Eingriffe.
Soweit die Theorie dahinter. Bei mir im Becken hat sich dieser Effekt zwar auch so eingestellt, allerdings mit einem negativen Offset -> PH Bereich 7,75 - 8,0.
Ich fahre den Atemkalk deshalb im Michbetrieb um die Versorgung mit CO2 im optimalen Bereich zu halten.
Soweit mein Ansatz
LG
Marc