Auswirkungen von Fischen auf die Beckenbiologie?

  • Ich habe das Übersetzen der Fische in das Wohnzimmerbecken etwas lange herausgezögert, weil zuerst mal die ganzen Korallen eingeklebt werden mussten und davor noch klar sein musste, ob sie wirklich in die entsprechenden Positionen dauerhaft bleiben sollen und können. Meine Einfahrphase ist bisher ziemlich holprig verlaufen mit einer extremen Bakterientätigkeit, welche das Becken aussehen lies als ob es einen Pelz angezogen hätte. Inzwischen ist dies größtenteils verschwunden, die ICP zeigt keine besonderen Auffälligkeiten mehr und ich habe am 26. Mai die Fische aus dem 500l Becken rübergesetzt und konnte das 500l Becken nach dem Herausfischen der Schnecken, die noch verblieben waren, endlich abschalten.


    In dem 800l-Becken im Wohnzimmer hatte ich bisher nur Korallen und Schnecken gehabt und der Kampf und genügend Nährstoffe war endlos. Jetzt mit vier Fütterungen der Fische pro Tag scheint sich das Thema endlich zu erledigen, ich kann jetzt Phosphat messen und muss keine Nährstoffe mehr zudosieren.


    Was ich aber zu der Beckenbiologie beobachtet hatte kann dies nicht allein erklären. Die Goniopora stehen seit dem Einzug der Fische deutlich besser bei gleichen Nährstoffwerten, auch andere Korallen zeigen jetzt besseres Wachstum. Gerade habe ich wieder mal die Frontscheibe geputzt und mich richtig abrackern müssen, weil die Beläge nicht wie in der Bakterienzeit einfach zu entfernen waren sondern im Gegenteil sehr fest an der Scheibe dran hingen und mühselig zu entfernen waren. Zusätzlich habe ich gesehen, wie winzig kleine weisse Punkte und Striche sich bewegten, was ich vorher gar nicht gesehen hatte.


    Es scheint sich um Copepoden zu handeln. Wegen der winzigen Größe sind sie sehr schwierig zu fotografieren. Das ist eher etwas für das Mikroskop, ich muss das die nächsten Tage mal aufstellen und mir das dort drin ansehen.


    Das Erstaunliche daran war vor allem, dass es keine Änderungen mit zusätzlichen Korallen oder Lebendgestein oder ähnliches gab, die einzige Änderung war der Einzug der Fische ins Becken. Aber die Auswirkungen auf das Mikroleben sind doch ziemlich dramatisch. Allein mit der Erhöhung der Nähstoffe kann ich mir das nicht wirklich erklären. Hat jemand hier ein paar Hintergrundquellen, wie sich Fische auf die Beckenbiologie auswirken?

  • Hi Sandy,
    Fische einzusetzen bedeutet ja nicht nur, Fische ins Aquarium zu tun.
    Es bedeutet auch, sie zu füttern und damit eine ganz andere z.B. Stickstoffversorgung , als NO3 in den messbaren Bereich zu bringen.
    Ich habe mit der Verfütterung von kleinen Mengen Trockenfutter begonnen, sobald das Lebendgestein im Aquarium war.
    So wie man seine Katze schlecht mit der Gabe von Blumen-Flüssigdünger ernähren kann, ist halt auch ein messbarer Nitratwert im Aquarium nicht für alles gewünschte Aquarienleben, die passende Ernährung.
    Grüße Steffen

  • Hi Sandy ,die Dosierung von po4 tat meinen korallen auch nicht gut, sie scheinen Fischkot deutlich zu bevorzugen. Zudem, wie Steffen schrieb, futterreste die durchs Becken treiben.

  • Hi Sandy,


    nicht umsonst heißt es, dass Fische in ein Meerwasserbecken gehören. Wobei das natürlich kein MUSS ist, aber es hilft sehr. Ob das jetzt Stickstoff ist, das die Fische direkt liefern oder irgendwas übers Futter ins Becken gelangt, was bei dir fehlt, kann man schlecht sagen. Im handelsüblichen Futter sind ja ne Menge Spurenelemente, Vitamine usw. enthalten. Vielleicht hat den Korallen nur etwas davon gefehlt, wer weiß. Hier nochmal die schonmal verlinkte Untersuchung von Oceamo.


    Grüße


    Chris

  • Ich hatte auch vorher schon einige LPS mit Mysis, Artemia und rotem Plankton von FM gefüttert, deshalb ist im Becken eine Fütterung nicht wirklich neu, wenn natürlch auch deutlich weniger als ich die Fische fütter. Zusätzlich habe ich die Korallen auch mit Reef Roids und neuerdings auch mit Coral Sprint von FM gefüttert, ebeso dem partikulären Phos-Start von TM, um die Korallen zu versorgen.


    Fische scheiden ja nicht nur Kot aus sondern auch Ammonium, was Korallen natürlich deutlich einfacher verwerten können als das Nitrat. Dies kommt den Korallen natürlich entgegen. Aber es sind ja nicht nur die Korallen, die Änderungen zeigen. Auch die Aufwuchsalgen scheinen eine andere Konstistenz zu haben, deutlich anders als der Bakterienbelag, mit dem ich mich vorher so lange herumgeplagt habe. Auch die Copepoden die jetzt auftauchen und sich so erfreulich stark vermehrt haben sind erst da, nachdem die Fische eingezogen sind.


    Ich hatte mich lange Zeit mit dem Bakterienbelag rumgeärgert und viel Aufwand gehabt, diesen in Grenzen zu halten, weil ja bereits Korallen eingezogen waren und verhätschelt werden mussten. Statt dessen habe ich monatelang die Fische im 500l Becken warten lassen, bis ICP und Bakterienbelag akzeptabel waren.


    Es erscheint plausibel, dass die Copepoden erst dann eine echte Lebensgrundlage hatten, als sich normale Algenbeläge gebildet hatten. Nur ist die Frage, ob es einfach "die richtige Zeit" war oder ob die Anwesenheit der Fische erst das Mikroklima in die normale Riffstruktur beinflusst hat durch ihre Anwesenheit und Ausscheidungen auch die Algenbeläge z.B. gefördert haben. Dann wäre nämlich auch für die Einfahrphase die Anwesenheit von Fischen nicht nur als Nährstoffproduzent interessant, sondern auch für die Beeinflussung von Mikrobelägen und Algen.


    Oder ob es nur ein Zufall war, dass kurz nach dem Übersetzen der Fische sich plötzlich ein Schub im Mikroklima ergeben hat, gerade bei den Belägen. Da fehlen mir einfach die Daten, um dies wirklich beurteilen zu können.

  • Hallo Sandy,


    also deine Copepoden sind eigentlich schon mit dem ersten Korallenableger im Becken außer es sind alle Ableger Gedippt oder durch ein Jodbad gegangen.
    Ab einer gewissen Populationsdichte der Copepoden und natürlich auch der Algendichte auf den Scheiben sitzen die Cops, dann auch da. Mit dem Fischbesatz werden die Cops dann tagsüber wieder weniger, da Lebendfutter.


    Leuchte mal abends mit einer Taschenlampe an die untere Beckenkante oder in den vorderen Ecken, dann wirst du da sicherlich welche entdecken. Meiner Meinung nach gibt es mehr Kleinzeug, wenn Bodengrund vorhanden ist.
    Dazu gibt es noch den Thread Copepoden-die-Insekten-der-Meere


    Viele Grüße
    Klaus

  • Ja, alle Ableger sind gedippt und meist auch noch längere Zeit zuerst im Quarantänebecken (keine Fische) gewesen. Dort gab es kein Auftreten von Copepoden. Im Becken selbst ist kein LS, nur totes EpoReef. Die Copepoden können also nur mit den Korallen bzw. den Ablegersteinen der Korallen eingewandert sein.

  • Ich kann das schon verstehen, das man ein cleanes Aquarium will. Ist ja auch im Trend und vermutlich fallen mir meine LS, Sand und alles was sich in meinem Aquarium so breit macht, noch auf die Füße.....diverse Plagen machen sich auch gerade breit. Vielleicht gibt's bei mir in 2 Jahren nen Neustart in genau der Richtung.
    Aber seine Korallen wie holländische Gurken oder spanische Tomaten zu ziehen, hat bestimmt auch Auswirkungen. Immerhin rennen jetzt (im übertragenen Sinn) ein paar Hühner im Gewächshaus herum :grinning_squinting_face:

  • Das hat sehr wenig mit "clean" zu tun und sehr viel mit der Frage "Was mache ich, wenn es schief geht? Was ist der Plan B?"


    Bei einem großen Becken ist die Antwort: es darf kein Fall eintreten, wo Plan B notwendig wird. Dann sähst Du nämlich nicht Tomaten für 2,99€ sondern kannst Investition in Kleinwagengröße abschreiben.
    Und deshalb planst Du lieber etwas länger und lässt Dir lieber etwas mehr Zeit, weil ein Neustart gerade mit vielen Tieren eben nicht "mal eben" möglich ist.

  • Hier hat Sandy absolut recht.. und selbst das schützt nicht vor allem. Ein groses Becken, mit viel Grundfläche macht einfach wesentlich mehr Arbeit als ein Standart Becken. Ich habe zb lange auf einem Aufbau herumgedacht. Am Ende wurden es nur 5 Äste, die man aber bei Plagen gut herausnehmen kann. Bereits nach 1 Jahr ist hiervon nicht wirklich mehr was zu sehen und nun, da die Schneckenplage herrscht, ist dieser Aufbau Goldwert. Es macht also durchaus Sinn etwas länger auf einigen Themen herumzugrübeln.

  • und nun, da die Schneckenplage herrscht, ist dieser Aufbau Goldwert.

    hi tt,


    um welche schnecken handelt es sich denn?


    im übrigen ist es doch nix neues, dass hervorragende sps-becken oft mit einem großen fischbesatz einhergehen.


    weiterhin sind auch bestände an borstenwürmern, schnecken und sonstigem kleingetier "produzenten", die aus abfall oder aufwuchs "nahrungskreisläufe" bilden.

  • Bei mir Montiporaschnecken. Habe bereits meine Platten auseinandernehmen dürfen, die Viecher saßen auch in den Platten und fressen sich von innen durch.
    Bin manuell an absuchen, jeden Tag. Dazu wird gedippt. Scherengarnelen-Paar ist faul, aber im Einsatz. Seenadel wollte nicht bei uns wohnen, ab heute Versuch 2 zwerglippis ins Becken einzubringen. Alles was ich an koralle nivht vollständig einsehen konnte, also was noch so kleine Verwinkelungen, Löcher etc hat, habe ich entsorgt oder zerlegt..
    Bin nun seit 3 Wochen am Ball.

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