Salinität anpassen Fische

  • Hallo zusammen,


    ich habe letzte Woche einen Sechsstreifen Lippfisch gekauft. Daheim angekommen stellte ich fest, dass das Beckenwasser des Händlern eine Salinität von 28 hatte, also sehr niedrig. Habe den Fisch dann angepasst wie im Video von Oceamo erklärt. Über ca. 2 Stunden habe ich per Tröpfchenschlauch die Salinität auf 35 psu angepasst.
    Dann kam der Fisch in ein Quarantäne Becken, gut beströmt, Temperatur konstant, indirektes Licht, Versteckmöglichkeiten vorhanden. Der Fisch hat auch anfangs auf Futter reagiert, ist aber immer lethargischer geworden. Er hat sich auf die Seite gelegt und schien zu schlafen. Atmung meiner Ansicht nach etwas schnell. Wenn man näher ran gegangen ist und er es gemerkt hat, ist er wieder normal geschwommen.


    Heute morgen lag er tot im Becken, was ich extrem ärgerlich und traurig finde. Keine Sichtbaren Verletzungen, die Schleimhaut sieht gesund aus. Ich habe dann die Kiemen etwas geöffnet und auf einer Seite sah man so eine Art weißen Knubbel. War sehr weich und zog Fäden, als ich das Werkzeug wieder rauszog. Keine Ahnung, ob das die Kiemen waren oder sich da schon etwas zersetzt hatte. War aber ungewöhnlich, ich habe kein Gewebe verletzt.


    Jetzt bin ich mir unsicher was die Salinität anbelangt. War die Anpassung vielleicht doch etwas zu schnell? Ist so eine niedrige Salinität ein Hinweis, dass im Händlerbecken was nicht stimmt bzw. die Gefahr von ausbrechenden Krankheiten so hoch ist, dass die Salinität sehr gering eingestellt wird?


    Mit dem Quarantänebecken sollte alles ok sein, ich habe zur Fütterung auch Nauplien reingetan, die schwimmen immer noch lebendig dort drinnen. Also was Sauerstoffgehalt, Temperatur, Salinität anbelangt, ist mir kein Fehler aufgefallen. Das Wasser stammt aus dem Becken, damit sich der Fisch gleich daran gewöhnen kann, also kein frisch angesetztes Meerwasser.
    Irgendwelche Ideen?


    Grüße


    Chris

  • Hallo Chris,


    als Propylaxe gegen mögliche Erreger werden beim Händler die Fische gewöhnlich unter geringerer Salinität gehalten. Aber auch dort ist diese Art von Vorbeugung nicht immer eine Garantie auf fehlende Krankheitskeime.
    Dein "Erlebnis" ist mir nicht neu.
    Das letzte "deja vu" verlief bei mir genauso.
    Ich traue mir zu, zumindestens vom äusseren Erscheinungsbild und am Verhalten eines Fisches Rückschlüsse auf seine Gesundheit zu ziehen.
    Das ist aber auch alles.
    Hineinschauen kann ich auch nicht.
    Jeder Fischkauf birgt ein Risiko.
    So auch der Kauf eines winzigen Fischleins, welches munter beim Händler umherschwamm und keinerlei äußerliche Schäden aufwies.
    Es sah aus, wie geleckt.
    Ab und an verstoße auch ich gegen meine Prinzipchen und setzte den Fisch, unter Umgehung einer stets vorhandenen Quarantäneeinrichtung, sofort ins Riffbecken zum anderen Besatz. Salinitätsanpassung erfolgte wie immer. Die Dichte lag auch bei 28 !
    Die ausbrechende Infektion riss ein grosses Loch in meinen damaligen Besatz.
    Erkrankungen sind nicht immer die Folge von Salinitätsproblemen.
    Kann, aber muss nicht sein.
    Wenn ich mir aber vorstelle, wie oft ein Fisch auf seinem Weg ins heimische Aquarium diese Prozedur durchläuft, bin ich ob der Konsequenz zumindestens unsicher.
    Organische Schäden sind erst spät zu erkennen.
    Oft scheinen die Fische gesund und munter, später stellen sie das Fressen ein und verenden plötzlich.
    Dutzendfach erlebt.
    Bezüglich der Salinität ist es wohl jedem Händler selbst überlassen, wie er seine Fische hält.
    Er sollte nur so ehrlich sein und die Salinität beim Verkauf erwähnen.
    Mehr können wir eigentlich kaum erwarten.


    Gruß
    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • okay, danke Hajo. Ich habe mit dem Händler mal vor längerem darüber gesprochen, da war die Salinität bei 30/31 und er sagte, die Alternative wäre Kupfer. Das hätte er im Haus, verwendet er aber nicht. Ich kann das schon verstehen und nachvollziehen, aber da die Salinität jetzt nochmal niedriger war, wollte ich das genauer wissen. Ich weiß halt auch überhaupt nicht wie sich so ein Fischlein fühlt, wenn die Salinität zwar langsam, aber doch erheblich angepasst wird. Vielleicht ist das auch gar kein großer Stressfaktor, sofern es langsam geschieht.
    Naja, sehr schade.


    Grüße


    Chris

  • Ich weiß halt auch überhaupt nicht wie sich so ein Fischlein fühlt, wenn die Salinität zwar langsam, aber doch erheblich angepasst wird. Vielleicht ist das auch gar kein großer Stressfaktor, sofern es langsam geschieht.

    Meerwasserfische trinken.
    Das Meerwasser ist salzhaltiger, als die Körperflüssigkeit der Fische.
    Dadurch verlieren die Fische ständig Wasser, z. B. über die Kiemen.
    Die Fische müssen den Wasserverlust ausgleichen.
    Sie trinken permanent Salzwasser.
    Im Körper werden die gelösten Salze entfernt und als salzhaltiger Urin oder durch spezielle Chloridzellen über die Kiemen abgegeben.
    Man kann sich schon vorstellen, dass alles, was von der natürlichen Salinitätsnorm abweicht, zumindestens körperlichen Stress ausmachen wird. Je öfter, desto mehr.
    Eine andere Sache wird dabei immer vergessen.
    Da die Fische dauernd trinken müssen, sollten wir bei der Betrachtung des Gesundheitszustands, nicht nur die Salinitätsschwankungen im Blick haben, sondern alle übrigen Wasserparameter auch.
    Ein Fisch, der mehrfach eine Salinitätsänderung erfahren hat und damit in jeder dieser Phasen auch unterschiedliches Transportwasser bezw. fragwürdige Jauchen trinken muss, auch unter unterschiedlichen Temperaturverhältnissen, den würde ich nicht unbedingt als immunstark bezeichnen.
    Gruß
    Hajo

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  • Hallo Chris,


    ich vermute, dass der Fisch an einer Ammoniak-Vergiftung gestorben ist.
    Ammoniak bewirkt eine Schwellung bestimmter Zellen im Gehirn was zu motorischen Ausfällen (Hinlegen!) führen kann.
    Ich vermute mal, dass das Transportwasser mit CO2 angereichert war und einen relativ niedrigen pH-Wert hatte bei erhöhter Ammonium-Konzentration durch die Ausscheidungen des Fisches.
    Durch deine gutgemeinte Anpassung des Fisches an die Beckenwerte hast du den pH angehoben und das hat zur Umwandlung von Ammonium zu Ammoniak geführt.


    Die ideale Anpassung wäre, Wasserparameter im Beutel messen, mit frischem Meerwasser die gleichen Parameter im Eimer herstellen, den Fisch aus dem Beutel nehmen und in den Eimer setzen und DANN erst mit der eigentlichen Anpassung beginnen.
    Dadurch hast du kein Ammonium im Eimer und kannst eine Ammoniak-Vergiftung ausschließen.


    Es kann aber natürlich auch sein, dass der Fisch ein Cyanid-Fang war, da gibt es ähnliche Symptome (Taumeln, Hinlegen, hektisches Atmen)


    Viele Grüße,
    Rüdiger

  • Ich gehe auch davon aus, dass Ammoniak zusammen mit der relativ schnellen Anpassung das Problem war. Das Thema hatten wir doch noch vor kurzem hier im Forum, dass Anpassung über die traditionelle Tröpfchenmethode gerade bei längeren Transporten nicht gut ist.
    Also Ammoniaktest im Beutel machen vor einer Anpassung. Ebenso Salinität und pH-Wert. Wasser im Angleichgefäß auf diese Werte anpassen und Fisch rübersetzen OHNE BEUTELWASSER!
    Damit umschiffst Du erst mal das Ammoniakproblem.


    Wenn Du kannst würde ich die Beckensalinität im Quarantänebecken auch in diesen Bereich setzen, eine Änderung von 2-3 Promille im Salzgehalt geht, für mehr würde ich mehr Zeit veranschlagen und die Anpassung zusammen mit den Wasserwechseln im Quarantänebecken machen.

  • Hallo Sandy und Rüdiger,


    habe ich ja so gemacht. Zudem war der Fisch nur eine halbe Stunde im Beutel, der Händler ist nicht weit weg von meinem Wohnort. Ich habe in einen separaten Eimer Aquarienwasser gefüllt, es auf 28 PSU eingestellt und den Fisch OHNE das Händlerwasser reingetan. Dann per Tröpfchenmethode die Salinität auf 35 psu erhöht.


    Das nächste Mal werde ich es anders machen. Dann kommt der Fisch bei gleicher Salinität ins Quarantänebecken und dort erhöhe ich dann die Salinität langsam über Tage auf 35psu.


    Ist auch nur ne Vermutung mit der Salinitätsanpassung, die Ursache lässt sich wohl nicht mehr klären.


    Grüße


    Chris

  • In der Annahme, dass der Fisch mit dem Wasser aus dem Händlerbecken transportiert wurde ( Becken laufen meist im Kreislauf untereinander und bilden ein grosses, kontrolliertes Wasservolumen), ist eine Ammoniakvergiftung wenig glaubhaft. Der Transport in der Tüte wird auch nicht Tage gedauert haben


    Gruß
    Hajo

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  • Ich habe jetzt noch gelesen, dass man die Salinität bei Fischen nur maximal 0,02 pro Stunde erhöhen sollte. Ob das so stimmt, weiß ich nicht, aber es ist zumindest mal eine Richtschnur.
    Stress ist wohl der Hauptkiller bei Fischen und das kennt man ja. Ein Fisch ist kerngesund, wird aber plötzlich gejagt. In kurzer Zeit verliert er die Farbe, wirkt verstört und stirbt einfach.
    Ich weiß nicht, wie lange der Fisch im Händlerbecken akklimatisiert wurde und ob er dort schon gestresst war. Rausfangen, Transport, dann wieder einsetzen, Salinität wird verändert, neue Umgebung usw. Wahrscheinlich reicht das schon aus für angeschlagene oder empfindliche Tiere.
    Insofern ist es nicht übertrieben, jeden einzelnen Schritt so sorgfältig wie möglich zu machen.


    Grüße


    Chris

  • Ich hatte mir die Hyposalinitätsquarantäne einmal sehr genau angeschaut, dort wurde auch erwähnt, dass die Anpassung zurück an die normale Salinität nur über einen längeren Zetiraum erfolgen dürfe. Zugegeben ist dies noch deutlich niedriger als 1,028 wie bei Dir.


    hajo: Was hat die Ammoniakvergiftung mit dem Händlerwasser zu tun?!? Der Fisch scheidet über seinen Körperhaushalt schon Ammoniak aus zusammen mit dem Kohlendioxid. Das ist einfach eine Frage, wieviel Wasser auf wieviel Fisch und wie lange der unterwegs ist. Das Kohlendioxid sorgt dafür, dass über die pH-Senkung es beim relativ ungiftigem Ammonium bleibt. Wenn beim Angleichen über die normale Tröpfchenmethode im Beutelwasser der pH-Wert steigt verschiebt sich das Gleichgewicht von Ammonium zu Ammoniak und der Fisch wird vergiftet.


    In diesem Fall scheint das nicht das Problem zu sein, da Chris ja bereits gesagt hatte, dass er den Fisch nicht mit Beutelwasser angeglichen hat. Einzig die Zeitspanne, die vom Öffnen des Beutels bis zum Entnehmen des Fisches vergangen ist wäre noch eine Möglichkeit, wie über Gasaustausch mit der Luft der pH-Wert steigen könnte, aber diese würde ich jetzt relativ gering schätzen.

  • Hallo Chris,


    ich dachte, dass es eine online-Bestellung war.
    Dann kann man nur raten / mutmaßen.
    Bei meinen Schwertträgern und Guppys habe ich mir früher hin und wieder die Mühe gemacht, den Fisch aufzuschneiden und die Kiemen unters Mikroskop zu legen.


    Viele Grüße,
    Rüdiger


  • hajo: Was hat die Ammoniakvergiftung mit dem Händlerwasser zu tun?!?

    Nix, da ich schrieb: .....ist eine Ammoniakvergiftung wenig glaubhaft.


    Gruß
    Hajo

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  • Hallo zusammen!


    Fische schleppen permanent irgendwelche Parasiten mit sich herum.
    Die Schleimhaut und ihr Immunsystem schützen sie weitgehend vor Infektionen mit tödlichem Verlauf.
    Irgendwie wird ein sonst gesunder Fisch in einer ebenfalls gesunden Umgebung mit seinen Untermietern fertig.
    Wenn wir aber unter einem gesunden Fisch einen sterilen Fisch verstehen, ist das falsch.
    Die Quote der Mortalität hängt von der Art und Weise der Fangmethoden ab, gefolgt von der Dauer des Transportstresses und der Qualität der Verpackung, insbesondere der Temperaturschwankungen.
    Der Fisch erfährt eine, wie auch immer geartete Quarantäne, die erkrankte Fische von gesunden Individuen trennen soll.
    Fische, welche diese Prozeduren überstanden haben, landen beim lokalen Händler.
    Die Verluste sind hier weit weniger hoch, als jene der langen Transportkette.
    Es gibt sie aber.
    Auch verdeckte Erkrankungen.
    Das zeigt deutlich, dass man nicht sicher die Spreu vom Weizen trennen kann (blöder Vergleich, mir fällt nichts bildhafteres ein), und sich der Verluste nicht absolut sicher sein kann.
    Aus welchem Grund der Fisch später am Boden liegt, lässt sich oft nicht sicher diagnostizieren.
    Falls er nicht gleich durch weisse Pünktchen optisch auffällig geworden ist.....
    Es wird leider immer noch mancherorts mit Gift gefangen.
    Nach einigen Berichten vorzugsweise Kaiser- und Doktorfische.
    Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass neben einer hohen Mortalität nicht alle optisch unauffälligen, aber doch geschädigten Fische ausgemustert werden können.
    Man sieht ihnen die inneren Schäden oft nicht an.


    Gruss
    Hajo

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  • Salinitätsschwankung kritisch oder nicht? Eine Antwort zum aktuellen Fall habe ich nicht, nur ein paar Punkte:
    - Viele Fischarten bewegen sich zwischen Süß- und Meerwasser hin- und her. Deutet bei einigen Arten auf eine hohe Resilienz.
    - Viele Fischarten durchleben ihre Jugendphase in den Mangroven; dort gibt es alles, nur keinen konstanten Salzgehalt. Ob diese Resilienz auch für das Adultleben gilt, ist fraglich.
    - In Lagunen können hohe Schwankungen in der Salinität auftreten; gerade auch bei starken Regenfällen.
    - Die Richtung der Salinitätsveränderung spielt eine Rolle (persönliche Vermutung).
    - Die absolute ertragbare Änderung ist art- und individuumspezifisch.
    - Das Gleiche gilt für die Geschwindigkeit der Änderung. Thema Fütterung von Lauerjägern mit Black Mollys.


    Im Laufe der Jahre ist so Einiges passiert, z.B. ein Ventilchen vergessen wieder zuzudrehen und schwupps ist die Salinität auf 25 PSU gefallen. Geschmollt haben immer nur die Korallen für ein paar Tage. Bei den Fischen habe ich nie großartig Auffälliges bemerkt - vielleicht ein wenig scheuer als normal. Diese Erfahrungen bitte nicht als Gesetzmäßigkeiten verstehen!


    Ammoniakvergiftung ist eigentlich nur ein Thema, wenn der Fisch sehr lange in geringem Wasservolumen transportiert wurde (Direktimporte). Bei Overnighttransport bzw. Selbstabholung ist die Zeit zu knapp, um Ammonium/Ammoniak anzureichern.


    Und den Tod durch Schock gibt es auch noch. Ist uns einmal bei einem Umzug passiert. Es mussten Fische bei Nacht herausgefangen werden, Transport über kurze Zeit und in das selbe Wasser wieder eingesetzt. Die Ausfallrate war erschreckend. Wasserqualitätsprobleme konnten ausgeschlossen werden: pH, NH3, Salinität, Temperatur.

  • Hallo Chris, mir kam gerade der Vergleich mit dem Platys in den Sinn. Dein Fisch stammt aus dem Salzwasser, du gewöhnt ihn nur minimal um. Platys hingegen werden recht fix von süß auf salzig umgewöhnt , selbst schon durchgeführt. Mit der Tröpfchenmethode war dies kein Problem. Dauerte ein paar Tage, Fische waren wohlauf und schwammen dann im salzigen.
    Ich selbst hatte öfters Ausfälle mit der langsamen Angewöhnung von Meerwasserfischen per Tröpfchen, als mit der schnelleren Methode (binnen 20min mehrfach Wassertausch in groszügigeren Mengen). Ich meine bei Mrutzek lag mal eine Anleitung hierzu bei, bin mir aber nicht sicher...

  • Hallo miteinander,


    die Ursachenforschungen sind teilweise recht wissenschaftlich geworden.


    Ich gehe mal simpel auf den Fischtyp selbst ein. Lippfische sind gemäß meiner weniger guten Erfahrungen arg schreckhaft, stellen sich häufig tot und schießen in den Bodengrund und durchs Becken, mitunter auch heraus.


    Ich denke, dass dies die Ursache des Fischverlustes sein könnte, zumal die kurze Transportzeit und die sorgfältige Umhälterung viele der diskutierten Punkte bereits ausschließen.


    Lippfische sind von all meinen je eingesetzten Fischen die mit der deutlich höchsten Ausfallrate innerhalb der ersten Woche.

    Grüße vom Aachener Land,
    Werner


    Reefer 425, 2 x Hydra 32 + 40 Watt umlaufende LED-Leisten 13.000 K.+ 5 Spots
    5 Turbellen, Wellen im 0,3 Sekundentakt, "Ebbe - Flut" alle 3,5 h
    Deltec 600i, Fe-Adsorber (Ramsch-Perlen), Biopellets, Zeolith, Balling light
    15 % Wasserwechsel/Woche

    Täglich lebende Artemianauplien + 120 cm³ frisch gezapftes Phytoplankton

  • Hallo zusammen,


    danke für das ganze Feedback. Ich denke, ich habe mich etwas verrannt mit der niedrigen Salinität im Händlerbecken. Wenn man offensichtlich nichts falsch gemacht hat, der Fisch keine äußerlichen Anzeichen einer Verletzung oder Erkrankung aufweist, ist das halt unbefriedigend.
    Ich denke, der Fisch würde heute noch im Händlerbecken schwimmen. Insofern ist es sehr wahrscheinlich, dass der Umzug dem Fisch so zugesetzt hat, dass er letztlich gestorben ist.
    Es zeigt aber mal wieder, dass man nicht vorsichtig genug sein kann. Ein, zwei Stressfaktoren weniger und er hätte vielleicht überlebt. Die Sinnhaftigkeit eines Quarantänebeckens stelle ich nicht in Zweifel, aber speziell hier hätte es mich brennend interessiert, was passiert wäre, hätte ich den Fisch nach der Anpassung direkt ins Becken gegeben. Artgenossen, andere Fische, viele Versteckmöglichkeiten, vielleicht hätte das trotz allem weniger Stress verursacht.
    Hätte hätte, Fahrradkette. Macht wenig Sinn, darüber zu spekulieren.


    Grüße


    Chris

  • lippis gelten allgemein als sehr transportempfindlich. das und die tatsache, dass sie so unglaubliche vielschwimmer sind und einen riesen platzbedarf haben, lässt mich daran zweifel ob man sie guten gewissens in aquarien halten soll.


    ich könnte mir sogar vorstellen, dass es bei den lippis insgesamt die meisten ausfälle gibt.


    ich hatte selbst einige gehabt in meiner meerwasser-karriere. irgendwas war immer. keinen hatte ich länger als drei bis vier jahre. aber fast allen war gemein, dass sie sich nach dem einsetzen (immer akklimatisiert) sofort in den bodengrund verzogen haben! frühestens am nächsten tag waren die dann wieder zu sehen. in einem fall sogar erst nach drei tagen. man sollte also stress minimieren und vielleicht auf zwischenhälterung verzichten. die entscheidung muss man halt gut abwägen.


    ansonsten sind sie sehr widerstandsfähig. einen habe ich schon leicht angetrocknet mal vor dem aquarium gefunden. bewegt hat der sich nicht mehr. aber wasser drumrum war noch nicht getrocknet. den habe ich ein paar minuten mit der hand vor eine strömungspumpe gehalten. mit dem geöffneten maul voran. der hat das wieder gepackt. also aufpassen, die können sich sehr gut tot stellen.

  • Die Empfindlichkeit von Lippfischen muss ich leider auch bestätigen. Ebenso die vielen Versuche, sich selbst umzubringen, vor allem durch Springen. Einen Sechstreifenlippfisch habe ich nach mehreren Monaten im Refugium wieder entdeckt, nur um kurz daraf zu sehen, wie er ins Pumpenabteil sprang und dort gehäckselt wurde. Ein anderer war normal geschwommen, um dann plötzlich wie irre durch das Becken zu zischen, um dann zuckend zu Boden zu sinken und dort zu sterben. Als hätte er einen Herzinfarkt erlitten.
    Wer Lippfische pflegen möchte sollte besser darauf gefasst sein, dass sie wie Kleinkinder umsorgt werden müssen: neugierig, tatendurstig und todesverachtend wie sie sind muss das Becken ausbruchssicher und mit viel Spiel- und Entdeckungsmöglichkeiten, aber auch Schutzmöglichkeiten eingerichtet werden.

  • Hallo zusammen!


    Es ist nur interressant sich an einem Einzelfall zu orientieren, wenn die Diagnose sitzt.
    In vielen Fällen steht man ratlos dem Desaster gegenüber und sucht verzweifelt nach der Ursache.
    Habe ich es verbockt oder habe ich den Fisch bereits erkrankt erworben?
    Diese Fragen können meist nicht sicher beantwortet werden.
    Aus diesem Grund möchte ich den Fokus auf andere Risiken und möglichen Ursachen solcher Symptome lenken.
    Auf dem Weg zum Kunden überleben 25% der Fische nicht den Fang, 10% überstehen nicht den Transport und 5% nicht den Weg zum Verkauf.
    Für die Zeit danach gibt es keine verlässlichen Dokumentationen.
    So ist anzunehmen, dass mit und nach der Übergabe an den Erwerber noch ein gewisser, zusätzlicher Prozentsatz an Verlust zu verbuchen sein wird.
    Oder einfach gesagt: Nicht alles, was als „gesund“ durchrutscht, ist es auch!
    Der unten verlinkte Report ist in seiner Vollständigkeit einmalig, da er mit gesicherten Daten aufweisen kann.


    Gruß
    Hajo


    https://www.dcbd.nl/sites/defa…quarium_report%20IUCN.pdf

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
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    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


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  • aber speziell hier hätte es mich brennend interessiert, was passiert wäre, hätte ich den Fisch nach der Anpassung direkt ins Becken gegeben

    Chris: keine hätte-wenn-Szenarien. Die ziehen nur herunter. Das Ergebnis könnnte von "alles supi-dupi" bis "nahezu der gesamte Fischbestand ist hinüber" aussehen.

  • Hallo!


    Ich hatte in fast 52 Jahren Meerwasseraquaristik schon einige "Unfälle". Abfälle der Dichte bis ca. 1,016 verursacht durch Blödheit.
    Salzbehandlungen von Süßwasserbecken mit Besatz bis zu 8 Gramm Salinität.
    In den letzten Jahren Brackwasserbecken die mit schwankender Salinität von 5 bis 30 Gramm betrieben werden. Dabei wird meist beim Wasserwechsel der Salzgehalt sprunghaft geändert, also völlig ohne Anpassung.
    Noch nie hatte ich dabei Probleme mit den Fischen.
    Also nach meiner persönlichen Erfahrung haben Fische mit Änderung des Salzgehaltes kein Problem.

  • Gerade das "hinlegen" habe ich bei meinem Lippfisch jetzt auch zwei mal beobachten können. Einmal unmittelbar nach dem Einsetzen - ich dachte an dem Tag auch, dass er stirbt. Er hat sich nur dann bewegt, wenn man wirklich in unmittelbarer Nähe war. Gleiches Verhalten legte er an den Tag, als er dachte, dass ich ihn fangen will. Er raste durch das Becken, dann legte er sich so hinter einen Stein und rührte sich nicht mehr. Auch da dachte ich zuerst, dass er gegen die Scheibe geknallt sei und tot wäre. Das scheint mir inzwischen eine Art Schreckreaktion zu sein.


    Ich kann jetzt nicht mit jahrelanger Erfahrung im Meerwasserbereich mithalten. Aber mir sagte man bei Mrutzek ähnliches bezüglich Fische und Salinität. Das sei eher kein Fischproblem.

  • Servus
    Jackrum hat es eigentlich schon angedeutet.


    Lippfische kommen oft vor lauter Stress aus ihren Importländern wie Tod an. Das ist eine Eigenschaft, wobei Sie durch diesen Trick vortäuschen, dass da nichts mehr zu holen ist. Aber wenn Ruhe einkehrt leben sie wieder auf. Beim letzten Import, den ich gefahren habe, waren über 50 Lippis wie Tod im Beutel. Die schwimmen aber heute noch teilweise in den Becken. Wenn es aber zu oft passiert, mit dem Stress, nimmt ihr Immunsystem ab und sie schaffen es einfach nicht mehr. Beim Todstellen fährt der Fisch sein System auf den niedrigsten Stand herunter, wobei man sogar Probleme hat eine Kiemenatmung fest zu stellen! Sie schaffen es aber dennoch wieder.


    Fazit ich denke, das Tier hatte einfach zu oft in zu kurzer Zeit zu viel Stress gehabt.


    Schade eigentlich.


    Mein Rat für die Zukunft: Reserviert Euch Euren Wunschfisch, zahlt ihn an und holt ihn Euch 14 Tage später. Viel Erfolg


    Gruß der Peter

  • Beim handling mit Lippfischen sind Lichtschocks zu vermeiden.
    Ein nicht unwichtiger Punkt, der bei dieser Art extremen Stress
    auslösen kann. Symptome sind Schockstarren, teilweise mit ungutem Ausgang.


    Gruß
    Hajo

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    Einmal editiert, zuletzt von hajo ()

  • Hallo zusammen,


    ich war am Freitag im Kölle Zoo Reutlingen. Ist irgendwie an mir vor bei gegangen, dass die nicht nur einen neuen Standort eröffnet haben, sondern zudem auch eine Meerwasserabteilung haben. Eigentlich war ich nur neugierig, was die so haben und dann stehe ich vor den Fischbecken und was sehe ich: einen Sechsstreifenlippi in gewünschten Größe (nicht mehr ganz jung).
    Der Verkäufer, ein alter Hase, der mal die Aquaristikabteilung in Stuttgart geleitet hat, hat den Fisch unaufgefordert gefüttert, um zu zeigen, dass er frisst. Sehr löblich. Auf die Frage nach der Salinität nannte er mir eine Dichte von 1,020!
    Ich habe den Fisch gekauft, nach 20 Minuten zu Hause gewesen. Temperatur fast identisch mit der Beckentemperatur, Salinität gemessen: 33,8 psu. Fasst identisch mit meinem Becken. Da habe ich nicht lange überlegt und den Fisch direkt ins Becken gegeben.
    Und es ist etwas passiert, was sonst nie passiert: der große Lippfisch hat nichts gemacht. Normalerweise jagt er jeden Neuankömmling erstmal 1-2 Tage durchs Becken. Bei seinem Artgenossen ist er entspannt.
    Gestern und heute sieht man den Neuzugang ruhig durchs Becken schwimmen, er pickt und wirkt insgesamt sehr entspannt. Als ob er nie woanders war.


    Naja, so kann es gehen. Was mir beim Kölle Zoo positiv aufgefallen ist: Jedes Fischbecken hatte Sand, zudem Gestein und hier und da höhere Algen oder auch mal eine Schnecke. Jedes Becken war zudem "normal" beleuchtet.
    Kupfer oder Medikamente werden nicht verwendet, so der Verkäufer. Trotzdem fahren die eine relativ hohe Salinität für einen Händler mit Fischen. Dennoch scheint es zu klappen. Solche Unternehmen sind ja gewinnorientiert und aus Spaß machen die das sicher nicht. Insgesamt wirkte das halt stimmiger, die Tiere werden so gehalten wie bei uns auch. Mit Inneneinrichtung, Licht und typischer Salinität. Kann natürlich auch der Verkaufsförderung dienen, die Becken sehen ansprechender aus.
    Dennoch denke ich, da lässt es sich als Fisch wesentlich entspannter leben als in Kunststoffröhren bei Dämmerlicht...


    Grüße


    Chris

  • Hallo Chris,


    dann drücke ich dir für deinen Sechsstreifen die Daumen und der neue wird sich auch an den Cops erfreuen, die es dann bald geben wird.


    Viele Grüße
    Klaus


    PS - Ich bin ein Freund von Quarantäne-Becken für Neuankömmlinge.

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