Geschmäcker im Laufe der Entwicklung

  • Seit einiger Zeit habe ich ja die zwei kleinen Doktoren im Becken, einen Zebrasoma xanthurus und einen Zebrasoma scopas. Inzwischen haben sich die Prügeleien zwischen den Doktoren deutlich beruhigt und es herrscht einigermaßen Frieden im Becken.
    Als ich vor einiger Zeit gemerkt habe, dass trotz viel Algenwuchs der Seeigel nicht gut aussah habe ich angefangen, ihn mit Nori zu füttern. Vielleicht haben die Caulerpa, die ich im Becken habe, starke Gifte entwickelt, welche die Seeigel behindern. Übrigens gehen auch die Doktoren oder der Fuchs nicht an die Algen, nicht nur der Seeigel.


    Nachdem ich Nori zugefüttert habe für den Seeigel ging es ihm deutlich besser, und so bekommt er jetzt regelmäßig Noriblätter zugefüttert.


    Allerdings ist das in letzter Zeit deutlich trickreicher geworden, denn die Doktoren sind offenbar auf den Geschmack gekommen und fangen an, energisch dem Seeigel die Noriblätter zu entreissen, allen voran der kleine blaue Doktor.


    Noch vor einem halben Jahr haben die Doktoren reingehängte Noriblätter nicht einmal scheel angesehen. Inzwischen kann ich den Seeigel nur noch füttern, wenn ich zuerst die Doktorenmeute befriedigt habe.


    Ist das normal, dass der Geschmack auf Algen erst im Laufe der Zeit kommt und sehr junge Doktoren wenig Interesse an Algen haben?


    Die Fische bekommen wegen den Fahnenbarschen und dem Chelmon zwei mal pro Tag Frostfutter, neben etwas Pellets, was automatisch zugegeben wird, wenn ich im Büro bin. Algen haben sich zur Monokultur entwickelt, eben nur diese eine Alge, die reichlich wächst, aber offenbar nicht gefressen wird. Kann sie jemand identifizieren?



    Die gezackten Ränder sehen wie Caulerpa brachypus aus. Dazu passend wäre, dass anscheinend kaum ein Tier diese Alge deutlich reduzieren möchte. Da werde ich wohl manuell tätig werden müssen...

  • Hallo Sandy,


    Ja, die Geschmäcker können sich ändern. Im Laufe seines Lebens hat mein Xanthurum wirklich alles gefressen (er lebt ja noch und vor Überraschungen ist man da nie sicher). Angefangen von Grünen Teppichanemonen, Bananen, Gurken, Nori, Apfel, usw. Nur bei den Bananen war er sofort dran und bei den anderen brauchte es erst ein paar Vormacher, wie den Maculiceps, dann hat es auch damit geklappt. Wenn mal Caulerpas da waren hat er nur die frischen Sprossen gefressen und den Rest unbehelligt gelassen. Jenachdem was verfügbar ist wurde manchmal das vorher mit Vorliebe verspeiste nicht angerührt, als ob er wusste "irgendwann kommt was besseres ...."


    Doktoren sind ja gemeinhin keine 100%igen Algenfresser sondern Aufwuchsfresser, da ist alles dabei was abgegrast werden kann, auch schonmal eine kleine Sarcophyton, der Schleim von Korallen, Korallensand oder eben Anemonen und Lederkorallen. Im juvenilen Stadium fressen sie meiner Beobachtung nach völlig anderes Futter, zumindest die Kleinen die sich in meinem Becken befinden haben das so gemacht. Das ändert sich im Laufe des Wachstums.


    Ich glaube aber das es schwer ist das zu verallgemeinern. Es ist ja schliesslich auch abhängig von der Beckengemeinschaft, der Größe des Aquariums, des Tieres, der Fischart als Solches und der Verfügbarkeit von Futter – final es dürfte grobe Gemeinsamkeiten geben, aber bestimmt kein einheitliches Verhalten.


    Viele Grüße
    Eric

  • Hallo Eric,


    danke für die Rückmeldung. Ich konnte mir schon gut vorstellen, dass Doktoren im Anfang mehr auf Plankton stehen und daher dann auch sehr zufrieden mit Frostfutter sind, aber später eben auch mehr auf pflanzliche Nahrung übergehen. Als ich den xanthurus bekommen habe war er nur knappe 3-4cm groß, inzwischen hat er schon ein paar cm zugelegt wie auch der scopas.


    Dein Bericht über das weite Spektrum an Nahrung hat mich jedenfalls dazu animiert, auch immer wieder andere Sachen anzubieten, die Halter dafür liegen schon länger bei mir in der Schublade. (^-^)

  • Hallo zusammen!


    Nach dem Larvenstadium vertilgen juvenile Doktorfischchen meist planktonartiges, bis man sich später auch den Mikroalgen zuwendet.
    So wird sich bei einigen Arten auf dem Weg zum Erwachsenenalter manche Fressgewohnheiten auch den Gegebenheiten vor Ort anpassen und vormalige Nahrung ergänzen oder gar ersetzen.
    Es ist nicht so, dass Doktorfische alle Algenarten fressen.
    Schön wär's, zumindest für das Aquarium.
    Algen entwickeln Mechanismen, mit denen sie andere Arten hemmen und Fressfeinde zurückdrängen.
    Das gilt auch für die Fische.
    Doktorfische fressen allerlei Algen, aber längst nicht alle.
    Viele widmen sich ihnen erst, wenn andere Algenarten verschwunden sind.
    Naso-Arten fressen mit Vorliebe braune Blattalgen, wie Sargassum oder Dictyota.
    Andere fressen Algen, obwohl sie sich in der Natur hauptsächlich von Zooplankton ernähren.
    Zebrasoma als omnivorer Fisch deckt seinen Tagesbedarf auch nicht ausschließlich durch Algen.
    Blattalgen oder Salat ähnliches sind nicht die erste Wahl dieser Fische.
    Auch nicht Caulerpa oder Valonia.
    Oft muss man den Fisch zum Jagen tragen.
    Mehrfach musste ich erleben, dass die Ignoranz gegenüber Salat etc. erst dann wich, wenn andere Mitbewohner sich daran gütlich taten, also ihm den Weg zeigten.
    Nori-Algen oder Salate am Clip wurden erst einmal aus sicherer Entfernung misstrauisch beäugt, und als fremde, unbekannte Materie eingeordnet.
    Jedenfalls wurden sie nicht sofort als Futter erkannt.
    Dagegen planktonartiges, im Wasser schwebendes, wie Großflocken, schon.
    Das Muster scheint bekannt.
    Den Anfang machte das Fuchsgesicht.
    Später brach der Fressneid alle Dämme.
    Ausnahmslos profitierten jetzt alle Fische von dem Grünzeug.
    Zebrasoma, Centropyge und sogar Meiacanthus, die sich die winzigen im Wasser treibenden Salatreste einverleibten.
    Man sollte meinen, die Fische hätten verstanden.
    Dem war nicht so.
    Jede andere Farbe und Form von gereichtem Salat erschreckte den Zebrasomas so sehr, dass der Fluchtreflex lange anhielt und er durch sein hektisches Gehabe die anderen Fische in Stress versetzte und in die Deckung zwang.
    Der Anlernprozess begann von neuem.
    Frühere Versuche mit getrockneten Rot/Braunalgen führten auch bei anderen Zebrasoma nicht zum gewünschten Erfolg.
    Dagegen wurden Grünalgen aus der gleichen Produktion gierig gefressen.
    Das lässt den Schluss zu, dass über die Gewohnheit zumindest auch die Farbe und Form eine weitere Rolle spielen könnte.
    Der Fressneid, gepaart mit Hunger, ist die Initialzündung.
    Manchmal auch die Neugier.
    „Wat de Bur nich kennt, dat frett he nich.“
    Das, was wir als Futter ansehen, ist im weitesten Sinne für die Fische Ersatznahrung.
    Das sollte uns bei jeder Futterverweigerung bewusst sein.


    Gruß
    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Hallo hajo,


    das war ähnlich auch bei meinen Docs so. Am Anfang war das Raster von dem Algenhalter völlig uninteressant, die Algenblätter verfaulten unbeachtet im Halter, vor dem hatten sie ohnehin panische Angst. Erst seit der Seeigel gefüttert wurde und die Fische zaghaft dann an das Blättchen gingen, welches am Seeigel hing und laaangsam unter den Seeigel gezogen wurde, haben sie begonnen, zaghaft an dem Blatt zu zupfen.
    Inzwischen sind es regelrechte Raubüberfälle geworden, und die Beute wird energisch runtergerissen und nicht selten dem Seeigel komplett entrissen.

  • Das wäre in der Tat die optimale Lösung für das Problem, Seeigel sind ohnehin gerne im Dunkeln unterwegs.
    Nur ist es halt schwieriger, die Algenblätter für den Seeigel bereit zu stellen. Vielleicht mit einem kleinen Steinchen, damit das Noriblatt nicht einfach wegsegelt.


    Ich werde heute abend mal ausprobieren. Danke für den Hinweis!

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