Was machen wir mit unseren Tieren ...?

  • Hallo Zusammen,


    welche Themen sich zwangsläufig aus meinem Ursprungsthread ergeben – ich hätte es mir denken müssen.


    Was ist mit den Fischen? Nunja ich beobachte aktiv was so alles im Verkauf von privat landet. Foren wie Ebay und DHD24 dürfen ja wohl noch.
    Zumeist sind es Problemfische, die im juvenilen Stadium noch keine sind. Paletten, A. lineatus, A. sohal, Preussenfische .... oder eben Allerweltsfische wie Anemonenfische, Kaudernis usw. Ich weiss nicht ob diese Tiere Abnehmer finden oder was mit ihnen passiert wenn sie keine finden. Obwohl es ja immer Anfänger gibt, die Geld sparen wollen und so geht die Reise munter weiter – Fische werden zu Aquariennomaden. Traurig, aber wenigstens leben sie noch.


    Seltenere Fische wie Gemmatum, Xanthurum, Rosenblatti, C. multicolor finden alleine wegen ihres Statusses als Rarität immer Abnehmer (ausser vielleicht der Wahnsinnige der versucht hat mir einen ausgewachsenen Pfau für 500 Euro als Notfall anzudrehen/Ich habe hier darüber berichtet).


    Ich habe in der Vergangenheit schon viele Fische kommen und gehen sehen. Sei es weil sie zu alt waren oder sie ohne ersichtlichen Grund gestorben sind. Natürlich sind auch Tiere gegangen weil sie ihren Job z.B. Glasrosen zu fressen erledigt haben (die aber niemals schwer zu vermitteln waren). Alleine das lässt Nischen freiwerden, die Platz für neue Tiere schaffen. Probleme beim Zusatz hatte ich dabei selten, vielleicht nur am Anfang. Warscheinlich lag es an der Beckengröße, da verpufft jeder Angriff schnell.


    Aber Hajos Bedenken sind schon verständlich. Natürlich weiss ich nicht wie hoch die Dunkelziffer ist, die Anmerkung mit den gefrosteten Fischen in der Händlerkühltruhe schockt mich jetzt schon ... Eventuell ist es ein Anfang keine Problemfische mehr zu verkaufen, auch nicht an Unbelehrbare. Wieder nur Theorie und ja es wird jetzt wieder einige geben die sagen "... dann kauft er sich den Fisch woanders ..." oder eben "... das dauert noch bis der groß ist – wer weiss was bis dahin ...".


    Alles in allem unbefriedigend und ich kann nur vor meine Nase gucken und das Tierwohl voranstellen (auch wenn die Korallen das gleiche verdient hätten).


    Viele Grüße


    Eric

  • Das ganze Thema hat etwas mit Verantwortung zu tun. Ist diese vorhanden, weiß ich, dass ich bei einem Kauf eines Fisches diesen für mehrere Jahrzehnte (gilt für viele Spezies) an der Backe habe. Also länger, als ein Hund bei mir sein wird. Auch kaufe ich mir keinen Fisch, der mit der Zeit aus dem Aquarium wächst. Außer, ich habe eine fest Unterbringungsmöglichkeit.
    Die Praxis sieht anders aus: oft genug schlechte Haltungsbedingungen, sodass der Fisch das Rentenalter nicht erreicht.
    Unfälle, die im Nachhinein hätten verhindert werden könnten (ist mir auch schon passiert).
    Wenn nach kurzer Zeit keine "Lust" mehr da ist, werden die Tiere "entsorgt", da Tierheime diese nicht annehmen (können). Die Anzahl der Corona-Hunde und -Katzen u.a. zeigt, dass Empathie für Tiere bei vielen Mitbewohnern stark begrenzt ist. Just a toy.

  • das Ganze hat auch eine andere Seite


    packercarlosilluminati.org/de/…ind-zum-lieblingsgericht/

    Hach, das waren noch Zeiten, als Liebe durch den Magen ging und nicht Neozoen. :grinning_face_with_smiling_eyes: Du könntest dich noch dran erinnern. :grinning_squinting_face:


    Gruß


    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

  • Statt - vorsichtig ausgedrückt - utopischer und fragwürdiger Auswilderungspläne wäre es vielleicht sinnvoller und nachhaltiger, darüber nachzudenken, wie die "Überschüsse" dazu verwendet werden können, die noch immer massenhaften Importe von Wildtieren etwas zu reduzieren (z.B. Steinkorallenimport BRD 2020). Auch Farmtiere aus Asien oder den USA (da kommen mittlerweile viele her) müssen mit viel Geld- und Energieaufwand nach Europa gekarrt werden. Unbeschadet der Frage, was eine solche Reduzierung andererseits für die Sammler, Farmer und Exporteure auf den anderen Kontinenten bedeutet, scheint es zunehmend sinnwidrig, tonnenweise Korallen um die halbe Welt zu fliegen und den Nachwuchs hier wegzuwerfen. Aber über "Nur Abholung" wird es nicht laufen. Ich finde CommunityCorals schon mal einen guten Ansatz. Ein großer Schritt wäre aber, wenn die systemrelevanten Importeure und (Online-)Händler verstärkt auf Hobbynachzuchten zurückgreifen würden. Das zu organisieren ist sicher auch nicht ohne, aber nicht vergleichbar mit dem Zurück-zur-Natur-Gedanken. Freilich müssen die Ableger aus den Aquarien die Voraussetzungen erfüllen, die sie als "verkaufbar" ausweisen. Und ein weiteres Problem ist dabei wohl das CITES-konforme Inverkehrbringen.


    Gruß


    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

  • Guten Morgen zusammen,


    im Moment plane ich mein erstes MW Aquarium und natürlich beschäftige ich mich daher im Moment auch sehr damit woher ich meine ersten Tiere beziehen möchte. Daher mal hier die Sicht eines absoluten Neulings in der Meerwasseraquaristik auf dieses Thema.


    Ich erinnere mich dabei an die Anfänge meiner Süßwasseraquaristik vor rund 15 Jahren. Damals sind meine Eltern mit mir in den Örtlichen Laden gegangen und wir wurden "beraten" am ende wurden zu viele und teilweise zu groß werdende Tiere mitgenommen. Kaum ein Tier von damals wurde älter als ein Jahr. Inzwischen kaufe/tausche ich eigentlich ausschließlich mit privaten Züchtern. Im Süßwasserbereich besteht das Problem mit überzähligen Tieren ja auch und was mit denen passiert sieht man ganz gut wenn man mal nach einem sogenannten Guppybach sucht.


    Einen solchen Start in die Meerwasseraquaristik möchte ich nun unbedingt vermeiden. Außerdem ist es mir wichtig, dass die in Zukunft bei mir gepflegten Tiere Nachzuchten sind und nicht aus dem Meer entnommen wurden. Daher würde ich sehr gerne auf Nachzuchten von Privat zurück greifen. Mein Problem wird dabei allerdings die Entfernung sein. Über eBay-Kleinanzeigen ist es ja offiziell nicht möglich Korallen anzubieten. Das Angebot ist entsprechend klein/versteckt und meist einige hundert Kilometer entfernt. In meiner Nähe sind auch über Communitycorals kaum Angebote zu finden. Mit Versand würden sich hier einige für mich eignen. Wenn es bei mir dann soweit ist werde ich wohl hier im Forum auch einmal aktiv nach geeigneten Weich- und Lederkorallen fragen. Dabei ist es dann natürlich wieder Interessant welche Arten und vor allem in welcher Entfernung diese angeboten werden.


    Worauf will ich hinaus? Wenn ich fortgeschritten bin, kann ich es mir durchaus vorstellen für eine einzelne Koralle auch mal eine größere Strecke zu fahren aber zu Beginn bin ich nicht bereit für fünf Korallen 500km zu fahren, obwohl jede einzelne nur rund 50km entfernt ist, ich aber jede an einem anderen Ort und zu einer anderen Zeit abgeholt werden muss. Da ist es wesentlich einfacher einmal zu einem Händler zu fahren und sich dort dann alle gewünschten Tiere zu beschaffen. Alternativ ist das online Bestellen noch einfacher, da hier nicht mal die Fahrt zum Händler notwendig wird.


    Wenn dann noch bedacht wird, dass wohl viele ihren Start in die Meerwasseraquaristik nicht in einem Forum wie diesem hier machen, sondern sich direkt im Laden beraten lassen, dann wundert es mich eigentlich nicht, dass gerade die oben genannten Weich- und Lederkorallen privat kaum auf Abnehmer stoßen.


    Grüße Max

  • Hallo zusammen,


    Tiere werden als Produkte eingestuft und als solche werden sie auch von vielen so gesehen.
    Das Beispiel der Schmuckschildkröten ist ein Symbol für die Verantwortungslosigkeit dem Tier gegenüber.
    Als Winzling vermarktet, kaum größer als ein 2-Euro-Stück, mit der verkaufsfördernden Bezeichnung „Baby-Schildkröte“ versehen, habe ich sie schon in flachen, transparenten Behältern von kaum Pizzagrößen gesehen.
    Mittig auf einer Insel hockend, unter einer kleinen, bunten Plastikpalme, eingerahmt vom winzigen Wasserteil, der weniger zum Schwimmen taugte, als der Benetzung des kleinen Panzers.
    Verkaufsfördernd, optisch im Laden gut positioniert, wird dieses merkwürdige Stillleben zum Eyecatcher für das meist junge Publikum.
    Kitsch as Kitsch can.
    Wer dieses Angebot vermarktet, wird nicht in erster Linie einen mündigen Bürger im Sinn gehabt haben.
    Nein, dieses Angebot ist für eine bestimmte Zielgruppe bestimmt.
    Kinder und Debile.
    Die Kinder dürften die Konsequenzen noch nicht erkennen.
    Die Debilen versuchen es erst gar nicht.
    Das Interesse schwindet mit der späteren, zunehmenden Größe der Tiere.
    Längst der Plastikschüssel entwachsen, stellen sie ihre „Pfleger“ vor Probleme.
    Obwohl einige Arten immer häufiger durch „Zwangsaussiedlung“ in heimischen Gewässern landen, haben sie es vorläufig noch nicht auf die Liste der invasiven Neozoen geschafft.
    Was nicht ist, kann ja noch kommen.
    Über den „Ach-Wie-Süß-Effekt“ sind schon viele Tiere über den Ladentisch gegangen.
    Nemo und Dori lassen grüßen!
    Als interessierter Meerwasser-Aquarianer, der sich seit den Anfängen der 1970er-Jahre mit der Spezies Fisch beschäftigt, sind mir die Untiefen dieses Hobbys wahrlich nicht fremd.
    Das Problem mit den zu groß gewordenen Fischen hat mich zwangsläufig schon immer verfolgt.
    Die „Klientel“ fand Abnahmewege über öffentliche Aquarien, Handel oder zoologische Gärten.
    Genau wie heute.
    Mit der Zeit versiegten auch diese Auffangstationen wegen des aufkommenden Überangebots.
    Genau wie heute.
    Ich könnte noch etwas über den damaligen Umgang mit Meerwasserfischen erzählen.
    Aber dabei könnten wir alle leicht depressiv werden.
    Ich lasse es lieber.
    Wir befinden uns nicht nur in der Zeit von geizig Geilen, sondern leider immer noch in der Phase der Sammler und Jäger.
    Wir sollten aufpassen, dass wir nicht selbst zu den Gejagten werden,
    bei der Suche nach adäquaten Unterkünften für unsere zu groß gewordenen Irrtümer.
    Es gibt daher nichts Neues unter der Sonne.


    Gruß
    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Wir sollten aufpassen, dass wir nicht selbst zu den Gejagten werden,

    Sind wir das nicht längst? Und wirklich immer zu Unrecht?


    Vor Jahrzehnten gab es ja schon die Diskussion über Positivlisten. Jetzt wäre sie aktuell auch wieder auf der Tagesordnung der Politik, wenn sie nicht von wesentlich existenzielleren Fragen vorübergehend in den Hintergrund gedrängt würde. In der damaligen Diskussion haben Befürworter auch immer wieder das Problem der Einfuhr von Tieren thematisiert, die wegen ihrer Endgröße, ihrem Verhalten oder ihren Ernährungsgewohnheiten im "durchschnittlichen" Aquarium/Terrarium vom ebenso "durchschnittlichen" Aquarianer/Terrarianer nicht verhaltensgerecht dauerhaft gehalten werden können. Zur Verknüpfung dieses eigentlich tierschutzrechtlichen Aspekts mit dem Artenschutz wurde mir erklärt, dass ein Positivlistensystem ja wunderbar beidem dienen könne und ein erhöhter Tierverbrauch aufgrund verkürzter Lebenserwartung oder gar "Entsorgung" aus Überdruss zur verstärkten Naturentnahme von insbesondere "süßen" Jungtieren führe, also durchaus auch Artenschutz betreffe.


    Das Entsorgen von Tieren, egal ob "niederen" oder anderen, wird der (Meerwasser-)Aquaristik immer einen Imageschaden verpassen. Einschlägig Interessierte werden nicht sagen: "Toll, die produzieren artengeschützte Korallen in Massen." Nein, man wird ins Feld führen, dass bedrohte Lebewesen als Abfall behandelt werden, während gleichzeitig Artgenossen tonnenweise den geschädigten Riffen entrissen werden. So wird man zum Gejagten und PETA wird bald ein Korallendenkmal für ermordete Ableger fordern.


    Gruß


    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

    Einmal editiert, zuletzt von Poltergeist () aus folgendem Grund: Vertipperer

  • Hallo Wolfgang,

    So wird man zum Gejagten und PETA wird bald ein Korallendenkmal für ermordete Ableger fordern.

    so seltsam ein Denkmal für getötete Ableger bzw. Fische auch anmuten mag. Fische gehören wohl tatsächlich zu den "Nutztieren", die am qualvollsten getötet werden. Da mögen manche sich empören über Aquarianer, die ihre zu groß gewordenen Fische in der Kühltruhe einfrieren. Doch der Fisch auf ihrem Teller, der an der Luft erstickte, hatte vermutlich einen qualvolleren Tod.


    Gruß, Thomas

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