Zusammenhang Nitrat KH

  • Hallo Zusammen,


    ich habe einen befreundeten Aquerianer bei dem in seiner Urlaubszeit die Dosierpumpe ausgefallen ist. Da er einen Mastertronic hat ist das gerade noch rechtzeitig aufgefallen und wir konnten noch rechtzeitig reagieren. Was spannend war ist, dass der KH auf unter 6 gefallen ist und gleichzeitig der Nitratwert von 12 auf 3. Kann mir jemand sagen ob es hier einen Zusammenhang gibt, er hatte noch nie so einen niedrigen Nitratwert.


    Viele Grüße


    Fabian

  • Höchstens einen indirekten Zusammenhang kann ich mir vorstellen. Aufgrund der gesunkenen KH ist irgendetwas besser gewachsen und hat sich gleichzeitig über das Nitrat hergemacht.
    Wurde denn während der Urlaubszeit auch die gleiche Menge Futter in das Aquarium gegeben? Bei weniger Futter muss zwangsläufig Nitrat heruntergehn.

  • Es gilt immer der Grundsatz: die Wege der Wasserchemie sind unergründlich.
    Manchmal kann man nur an den Symptomen herumfummeln und die Ursache ist nicht bekannt.

  • Hallo,


    ich bin da bei Burkhards erster Antwort: Geringere KH --> bessere Polypenöffnung der Korallen --> bessere Nährstoffaufnahme --> besseres Wachstum --> erhöhter Nitratverbrauch.


    Ich habe den Eindruck, dass hohe KH direkt ungünstig auf den Phosphatverbrauch wirkt und hier die eigentliche Wachstumshemmung stattfindet.


    Dass eine hohe KH das Wachstum von Korallen anregt, halte ich für ein Artefakt von kurzfristigen Versuchen. Bei niedrigen Phosphatkonzentrationen wird sehr rasch Phosphat limitierend, und eine hohe KH wirkt dann ungünstig auf das Wachstum. Es ist also eher kontraproduktiv immer das obere KH-Limit austesten zu wollen.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hallo Hans-Werner


    Und was hällst Du von der Aussage das ein hoher PH Wert das Wachstum fördert?
    Es gibt ja SPS Aquarien mit relativ hohen Nitrat, Phosphat die z.B mit einem Kalkrührer den PH Wert anheben.


    Gruß
    honk

  • Naja, das der pH-Wert eine essentielle Rolle im Korallenwachstum spielt, ist ja nicht erst durch die Versauerung der Meere bekannt.
    Ich habe pH-Werte von bis zu 8,7 bei mir. Das Wachstum ist in der Tat förmlich explodiert. Aber ob es einen messbaren Wachstums-Vorteil oberhalb der 8,3 gibt, das kann ich nicht beantworten, das müsste man in Laborversuchen mal eruieren.
    Ich kann Kalk - ob als Haupkomponente wie bei mir, oder als pH-Booster durch Kalkwasser - nur empfehlen, zumindest dann wenn man nicht ständig an der Nachweisbarkeitsgrenze von po4 rumkrebst, hier gibt es nämlich Ausfällungen.

  • Hallo Honk,


    mit pH-Wert habe ich noch nicht so viel gemacht. Ich lese zwar immer, dass ein hoher pH-Wert etwas beim Wachstum bringen soll, ich konnte das aber noch nicht so richtig nachvollziehen, vermutlich weil ich fast immer niedrige Phosphatkonzentrationen hatte.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hallo Tom,

    Naja, das der pH-Wert eine essentielle Rolle im Korallenwachstum spielt, ist ja nicht erst durch die Versauerung der Meere bekannt.

    hast Du Infos darüber, wie sehr die Meere bereits "versauert" sind? Also konkret die Entwicklung des pH-Wertes bzw. der pH-Werte in den Meeren?


    Gruß, Thomas

  • Naja, das der pH-Wert eine essentielle Rolle im Korallenwachstum spielt, ist ja nicht erst durch die Versauerung der Meere bekannt.
    Ich habe pH-Werte von bis zu 8,7 bei mir. Das Wachstum ist in der Tat förmlich explodiert. Aber ob es einen messbaren Wachstums-Vorteil oberhalb der 8,3 gibt, das kann ich nicht beantworten, das müsste man in Laborversuchen mal eruieren.

    Diese Untersuchungen gibt es bereits.
    Hier die Kurzform:


    Entsprechend den Möglichkeiten der PAM-Fluorometrie-Methode wurde die Vitalität einiger Korallenarten in Abhängigkeit von PH, KH und Calcium untersucht.
    Dieses Verfahren liefert Daten darüber, wie effizient die Zooxanthellen Licht in fotochemisch nutzbare Energie für die Korallen umwandeln.


    - Beim PH gab es deutliche Unterschiede in der Quantenausbeute zwischen den Arten bei einem höheren pH-Wert (8,35 und darüber). Bei einem pH-Wert von 7,0 war die Quantenausbeute aller Arten gegenüber dem höheren Wert (8,35) niedriger. Bei allen untersuchten Arten gab es aber eine merkliche Spitze bei einem Wert von 8,2!


    - Eine Alkalität zwischen 6 und 7 ergab für alle Korallen einen akzeptablen Wert. Ab einer Alkalität von >10 verschlechterten sich die Werte rapide.


    - Im erhöhten Calcium Bereich waren nur geringfügige Verbesserungen feststellbar.
    Ab einem Wert unterhalb von 375 mg/l verschlechterte sich die maximale Quantenausbeute rapide.


    In dieser amerikanischen Studie führten erhöhte Werte GENERELL zu einem Leistungsrückgang der fotosynthetischen Effizienz.
    Das kann langfristig negative Auswirkungen auf die Vitalität der Korallen haben (Rajcic, Christine D.(2014): The effect of pH, alkalinity and calcium on hermatypic corals).


    Gruß
    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Hallo Hajo,


    die Frage ist, ob der Rückgang der fotosynthetischen Effizienz gleichzusetzen wäre mit einem Rückgang im Wachstum, der Ausfärbung oder der Dichte des Korallenskeletts.


    Ich glaube Bulk Reef Supply hat mal so einen Versuch auf Youtube gepostet, ich meine da wurden bei verschiedenen pH-Werten das Wachstum anhand Gewichtszunahme bestimmt...

  • Hallo Hajo,


    die Frage ist, ob der Rückgang der fotosynthetischen Effizienz gleichzusetzen wäre mit einem Rückgang im Wachstum, der Ausfärbung oder der Dichte des Korallenskeletts.


    Das ist keine Frage, das ist so.
    Zooxanthellen leben überwiegend von der Fotosynthese. Sie brauchen Sonnenlicht und CO₂, um Nahrung für die Polypen herzustellen. Ohne diese Nahrung können die Polypen nicht überleben.
    Unter schlechten Bedingungen werden die Korallen gestresst
    Der Anstieg des CO₂ und der damit verbundene Abfall des Ph-Werts führt zur Verschiebung der Aragonitsättigung. Wenn die Sättigung abnimmt, nimmt der Karbonatsättigungzustand der inneren kalzifizierenden Flüssigkeit im Holobionten ab und reduziert die Verkalkungsrate. Es entsteht also eine Abnahme des Wachstums und ein Druck auf die Dichte.
    Es ist zwar so, dass Steinkorallen ihren internen pH-Wert so einstellen können, dass sie über einen längeren Zeitraum hinweg auch unter erhöhten Kohlendioxid-Konzentrationen Kalk bilden und wachsen können. Aber irgendwann ist dann Schluss mit lustig.
    Außerdem haben korallenmikrobielle Gemeinschaften und die internen N: P-Verhältnisse einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit ihres Wirts. Diese wiederum sind abhängig von den äußeren Umgebungsfaktoren, wie sie oben beschrieben und dargestellt wurden.
    Das ist jetzt aber offtopic und weit weg vom eigentlichen Thema.


    Gruß
    Hajo

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  • Hallo zusammen,


    dazu wurden an der Uni Gießen und am Geomar in Kiel verschiedene Versuche gemacht.
    Am Geomar wurde mit Seeigel Larven und Miesmuscheln gearbeitet, an der Uni Gießen mit Porites, Montipora, Acropora und Pocillopora.
    An der Uni Gießen wurden die Korallen zu unterschiedlichen Zeitpunkten gewogen und mit einem 3D-Scanner digitalisiert und darüber die Masse bestimmt.


    Seeigel Larven sterben bei zu niedrigerem pH ab (ab pH 7,9 sinkt die Lebenserwartung drastisch).
    Miesmuscheln bleiben bei niedrigerem pH proportional zum sinkenden pH kleiner als die Kontrollgruppe und sind deutlich zerbrechlicher (Stabilität und Integrität der Schale nimmt ab (mikroskopisch nachgewiesen)).
    Zum Teil waren die Muscheln der Kontrollgruppe mehr als 3x so groß wie die Muscheln in niedrigem pH.


    Bei den Korallen sind Wachstum und „Verästelung“ (branches) zwischen pH 8,1-8,3 am stärksten (mit Peak bei pH 8,2). Über 8,4 stellen die meisten Korallen ihr Wachstum ein oder werden „Supermassiv“ (wir hatten teilweise Acropora millepora mit daumendicken Ästen).
    Bei pH unter 8,0 nimmt das Wachstum rapide ab und die Korallen werden sehr filigran und brechen sehr schnell ab. Außerdem verlieren sie stark an Farbe (kein Bleaching).
    Es gibt aber Ausnahmen: Porites wächst bei jedem pH gut, bei pH über 8,4 werden sie so massiv, dass sie kaum zu fragmentieren sind.
    Bei pH unter 8,0 wachsen sie langsamer.


    Ein sehr unangenehmer Nebeneffekt bei niedrigen pH Werten: Algen wuchern wie verrückt. Zum Teil mussten wir täglich die Algen entfernen und zum Teil aus den Korallen sammeln.


    Viele Grüße,
    Rüdiger

  • Hallo Rüdiger,


    das ist interessant, ich sehe aktuell eher gegenteiligen Trend bei meinen hohen pH-Werten:
    Insbesondere Milleporas wachsen schnell und bilden eher schlankere Äste.


    Hallo Hajo,


    mir geht es auch nicht um die Abnahme der fotosyn-effizienz bei sinkenden pH-Werten, sondern eher bei steigenden. Das ein ansteigender Co2-Gehalt Wachstum bremst und auch zum erliegen bringt, ist ja wissenschaftlich Usus.
    Für mich bleibt fraglich ob bei geringerer fotosyn-effizienz durch hohen pH-Wert eben eine Abnahme der Kalzifikationsrate / Wachstum einhergehen könnte. (EDIT: auch weil ja ein Teil der Versorgung im Meer durch "Beutefang" stattfindet, das ist ja unter Laborbedingungen nicht der Fall) Ich würde das bei meinem Becken verneinen, seither hat sich mein Verbrauch verdoppelt (abzüglich dem was durch po4-Ausfällung verloren geht vermutlich eine steigerung von 70-80%)
    Dazu gab es auch einen interessanten Beitrag in Koralle 130 bei dem Dr. Brockmann die Kopplung Fotosynthese / Kalzifizierung auch in Frage stellt. Das ganze ist ein interessantes Thema.
    Hätte ich einen Profilux mit dem ich ne Menge steuern könnte, würde ich vermutlich neben meiner Kalkdosierung auch noch wie ein Süßwasseraquarianer eine Co2-Flasche anschließen um den Tagsüber deutlichen pH-Anstieg zu begrenzen um einen konstanten Wert um 8,3 zu halten.
    Sollte ich wirklich mal ausprobieren :schock:


    Gruß
    Thomas

  • Für mich bleibt fraglich ob bei geringerer fotosyn-effizienz durch hohen pH-Wert eben eine Abnahme der Kalzifikationsrate / Wachstum einhergehen könnte.

    Im u. a. Link kannst du die komplette Studie nachlesen.


    Gruß
    Hajo


    https://reefs-com.translate.go…e%20during%20this%20study.

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