KH in der Meerwasseraquaristik

  • Hallo zusammen,


    ich führe seit 15 Tagen zweimal täglich Messungen des KH Wertes durch, um den Verbrauch möglichst genau bestimmen zu können und um zu sehen, welcher Wert für mein Becken optimal ist.
    Nun hat sich - entgegen der allgemeinen Empfehlungen - herausgestellt, das meine Korallen offenbar einen KH-Wert von unter 7 bevorzugen.
    Ab 7,5 zeigen sich deutliche Stresssymptome (eingezogene Polypen, Lederkorallen ziehen sich zusammen, Anemonen haben verkürzte Tentakel). Bei meinen Acroporen habe ich bis heute noch nie die Polypen gesehen.
    Bei KH 8 zeigen fast alle Korallen keine Polypen mehr.


    Ich habe daher den KH auf unter 7 absinken lassen und siehe da, sogar die Acroporen zeigen zum ersten Mal ihre Polypen.
    Ich werde nun austesten, wie weit ich runter gehen kann und wo der Optimalwert liegt.


    Auch der Verbrauch ist je nach "Anfangswert" (Messung 20 Uhr) unterschiedlich.


    Mein PO4-Wert liegt bei etwa 0,15 mg pro Liter. Laut @Hans-Werner wäre da ein höherer KH möglich.


    Hat jemand eine Erklärung dafür?
    Ich habe früher den KH so gut wie nie gemessen, daher kann ich nichts über den KH in meinem alten Becken sagen.


    Ca liegt bei 450 (über Dosierpumpe geregelt), der Verbrauch ist hier konstant, egal welcher KH anliegt.


    Ich hoffe, mich kann jemand erleuchten. In der Literatur habe ich nichts dazu gefunden.


    Viele Grüße,
    Rüdiger

  • Hallo Rüdiger,
    Ich habe das mit der niedrigeren kh auch schon beobachtet
    Mein kh Wert liegt bei 7,7.
    Glaube aber gelesen zu haben, dass dies nur bei sehr geringen po4 Werten zu empfehlen ist.
    Zumindest ist eine kh über 8, wie auch oft durch salzmischungen vorgegeben ist, nicht unbedingt erstrebenswert und versuche den auch auf max 7.5 zu drücken.


    Grüße


    Ingo

  • das meine Korallen offenbar einen KH-Wert von unter 7 bevorzugen.

    Sehr interessant.
    Ich habe in einen Buch über die Riffaquaristik ein AQ Porträt gesehen, mit einen sehr geilen Besatz an SPS/LPS,
    welches mit KH 6,5 betrieben wurde.
    In sofern,nicht immer stimmen die Empfehlungen. :grinning_squinting_face:

    Schuran Acrylglasbecken 110x50x50
    AI Nero 5 , ledaquaristik powerbeam vollspektrum 125 Watt, Eheim ECO 300 Aussenfilter

  • Hallo,


    im natürlichen Meerwasser liegt die Alkalinität ungefähr bei KH 6,5. Damit liegt auch nah, dass dies den Korallen besonders gut zusagt.
    Um die Puffwirkung der Alkalinität bezüglich des pH-Wertes möglichst konstant zu halten, betreiben viele Aquarianer ihr Becken mit einem etwas höheren Wert; ebenso manche Züchter, um damit ein schnelleres Korallenwachstum zu pushen (was allerdings auf Kosten der Kompaktheit der Korallen geht).


    Gruß


    Bernd

  • Hallo,

    Ab 7,5 zeigen sich deutliche Stresssymptome (eingezogene Polypen, Lederkorallen ziehen sich zusammen, Anemonen haben verkürzte Tentakel). Bei meinen Acroporen habe ich bis heute noch nie die Polypen gesehen.
    Bei KH 8 zeigen fast alle Korallen keine Polypen mehr.

    wenn das die Regel wäre, dann würden viel den KH tiefer wählen bzw. wären die Empfehlung von mehrheitlich 7,5 eine andere. Ein niedriger KH Wert scheint aber keine Koralle wirklich zu stören. Wie Bernd schon erwähnt hat, puffert ein höherer KH den pH Wert. Insofern würde ich den pH Wert beobachten. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass bei einem KH von 6,5 ein Abrutschen zu spät erkannt wird. Wenn man regelmäßig misst und anpasst, sollte das aber kein Problem sein.


    Grüße


    Chris

  • Um die Puffwirkung der Alkalinität bezüglich des pH-Wertes

    Was bewirkt denn die Alkalinität im Puff??? :grinning_squinting_face: :grinning_squinting_face: :grinning_squinting_face:

    " Und der Haifisch, der hat Tränen und die laufen vom Gesicht
    Doch der Haifisch lebt im Wasser so die Tränen sieht man nicht
    In der Tiefe ist es einsam und so manche Zähre fliesst
    Und so kommt es , dass das Wasser in den Meeren salzig ist "


    Beste Grüße


    Stefan

  • Wenn es um die KH geht, sollte immer der pH-Wert bzw. die pH-Wertschwankungen im Auge behalten werden. Je niedriger die KH (Alkalinität) desto tiefer der pH-Wert und so größer die pH-Wertschwankungen.
    Einige Fische reagieren auf ewige starke pH-Wertschwankungen nicht besonders gut.

  • Wenn es um die KH geht, sollte immer der pH-Wert bzw. die pH-Wertschwankungen im Auge behalten werden. Je niedriger die KH (Alkalinität) desto tiefer der pH-Wert und so größer die pH-Wertschwankungen.
    Einige Fische reagieren auf ewige starke pH-Wertschwankungen nicht besonders gut.

    Dies ist sicher richtig, allerdings sollte man daraus nicht im Umkehrschluss ableiten, dass eine erhöhte Alkalinität (KH über 8°dH) erstrebenswert ist. Vielmehr wäre es wichtig, Ursachen für stärker sinkende pH-Werte, etwa erhöhten CO2-Eintrag durch schlechte Raumbelüftung, Überbesatz oder durch Zersetzung organischen Materials, zu beseitigen.
    Bei gut ausgeglichenen Bedingungen sollte bei KH 7,5 der pH-Wert relativ konstant bei ca. 8,3 liegen.

  • Das klingt alles gut und plausibel.
    Mein größtes Problem sind aber die Tests.
    Mache ich 3 kh Tests hintereinander, dann kann ich froh sein, dass ich "nur" 3 verschiedene Ergebnisse habe.
    Die Werte unterscheiden sich teilweise um 1,0.
    Ähnlich sieht es mit der po4 Messung aus.
    Von nicht nachweisbar bis 0,1 mg/l ist alles dabei.
    Sicherlich könnte ich versuchen sauberer zu arbeiten, aber Werte auf die kommastelle richtig und genau zu bestimmen ist momentan mein größtes Problem.
    Selbst eine icp liefert bezüglich des po4 Wertes nur die mögliche depotwirkung.
    Bisher war ich immer der Meinung, dass der Wert ansich zweitrangig ist, eher die Entwicklung ggf. Schwankungen interessant sind.
    Leider ist das nicht ganz so einfach.
    Sehr niedrige Nährstoffwerte benötigen auch niedrige kh Werte, ansonsten treten Auflösungen der korallen von unten her auf, welches oftmals einfach auf eine Limitierung geschoben wird.
    Das ist aber nicht immer der Fall.


    Grüße


    Ingo

  • Einen stabilen pH-Wert von 8,3 zu halten ist nicht möglich wenn man mit einem Kalkreaktor arbeitet, selbst dann nicht wenn man versucht das CO2 hinter einem Nachbrenner noch mal über gegenbelüfteses Calziumkarbonat rieseln zu lassen. So meine Erfahrung mit einem DaStaco Kalkreaktor. Mit Aufwand habe ich es geschafft dass er nicht mehr morgens auf unter 8,15 abfällt.
    Ohne spezielle Maßnahmen ist er bis auf 7,75 abgefallen


    Grüße. Klaus

  • Hallo Klaus,
    was hast du denn genau gemacht um über 8 zu bleiben? Deine Erfahrung kann ich so bestätigen.
    Ich habe mit Veränderungen lediglich den gesamten ph Bereich verschieben können, allerdings ist die Änderung im Tagesverlauf von 0.25-0,3 gleich geblieben.

  • Hallo zusammen,

    Mache ich 3 kh Tests hintereinander, dann kann ich froh sein, dass ich "nur" 3 verschiedene Ergebnisse habe.

    was verwendest du für Tests? KH finde ich am einfachsten, ehrlich gesagt. Früher habe ich den Red Sea Test verwendet, der sehr komfortabel in der Anwendung und darüber hinaus recht genau und reproduzierbar ist. Seit einiger Zeit verwende ich den Hanna Checker.
    Beim Phosphat nehme ich auch den Hanna Checker, wobei der ATI Test auch sehr gut ist. Früher hatte ich immer den Rowa, den gibt es aber nicht mehr.


    Grüße


    Chris

  • Hallo zusammen,


    KH ist meinen Erfahrungen nach immer im Zusammenspiel mit den verfügbaren Nährstoffen zu sehen.


    Beispiele (vereinfacht):


    Nährstoffe nahe Nachweisgrenze + niedrige KH = alles top
    Nährstoffe nahe Nachweisgrenze + hohe KH = Limitierung/Stress
    Erhöhte Nährstoffe + hohe KH = alles top


    Hans Werner hat einmal in einem anderen Thema geschrieben, dass eine zu hohe KH bei limitierten Nährstoffen wie Autofahren mit Vollgas bei angezogener Handbremse ist. Das trifft es sehr gut.


    Auch habe ich noch nie Probleme mit zu niedriger KH gehabt, aber schon ganz oft mit zu hohen KH-Werten bei den SPS die Füße nackig gemacht.


    In meinem aktuellen MW-Mischbecken ignoriere das Thema Carbonathärte komplett und messe auch sonst nichts mehr. Bisher ohne nennenswerte Nachteile.


    Viele Grüße
    Sebastian

  • Hallo Sebastian,


    Erhöhte Nährstoffe + hohe KH = alles top

    das ist es ja, bei mir gibt es "erhöhte" Nährstoffe (PO4 ~ 0,15) und dennoch zicken die Korallen direkt rum wenn ich die KH auf 7,5 oder höher anhebe.


    Das ist ja genau das, was ich nicht verstehe, es widerspricht quasi der gängigen Lehrmeinung.


    Viele Grüße,
    Rüdiger

  • Hallo Rüdiger,


    kann das Licht hier vielleicht der limitierende Faktor sein?


    Auch die Erfahrung habe ich gemacht, dass ein Becken bei hohen Nährstoffen und hoher KH deutlich mehr Lichtintensität verträgt.
    Wenn das Licht zu wenig ist, können die Tiere die eigentlich guten Vorraussetzungen vielleicht nicht richtig nutzen?


    Viele Grüße
    Sebastian

  • Hallo Sebastian,


    interessanter Gedanke...
    Ich habe tatsächlich vor Kurzem auf 6x 39 Watt T5 umgestellt.
    Diese läuft derzeit auf 87% (200 Watt) auf knapp 204 Liter "sichtbares" Wasser (im Technikbecken sind nochmal 44 Liter).
    Ich habe die Lichteinstellung nach Sangokai SEAZ erstellt (11,5 Stunden Beleuchtung).


    Viele Grüße,
    Rüdiger

  • wenn das die Regel wäre, dann würden viel den KH tiefer wählen bzw. wären die Empfehlung von mehrheitlich 7,5 eine andere. Ein niedriger KH Wert scheint aber keine Koralle wirklich zu stören.

    Die Empfehlung von z.B. Fauna Marin ist 6,5-7,5. Ich versuche immer in der Mitte zu bleiben. Ich nutze daher auch den KH Keeper der bei mir 4 mal täglich misst. Wenn du den Wert auf 6,5 fährst muss du sehr aufpassen das du nicht unter 6 kommst. Das ist mir zu heikel. Ich habe aber auch ein Phosphat Wert von 0.02 -0.03mg/l mit Nachdüngung Phosphat von ca. 0,006mg pro Tag.

    So meine Erfahrung mit einem DaStaco Kalkreaktor. Mit Aufwand habe ich es geschafft dass er nicht mehr morgens auf unter 8,15 abfällt.

    @klaus Jansen Wie hast Du das geschaft? Ich bringe meinen PH morgens gerade so auf 8 - 8.05ph.


    Gruß
    honk

  • Einen stabilen pH-Wert von 8,3 zu halten ist nicht möglich wenn man mit einem Kalkreaktor arbeitet, selbst dann nicht wenn man versucht das CO2 hinter einem Nachbrenner noch mal über gegenbelüfteses Calziumkarbonat rieseln zu lassen. So meine Erfahrung mit einem DaStaco Kalkreaktor. Mit Aufwand habe ich es geschafft dass er nicht mehr morgens auf unter 8,15 abfällt.
    Ohne spezielle Maßnahmen ist er bis auf 7,75 abgefallen


    Grüße. Klaus

    Hallo,
    dass beim alleinigen Betrieb eines Kalkreaktors der pH-Wert im Durchschnitt tiefer liegt, ist infolge des nicht vollkommen vermeidbaren CO2-Überschusses normal. Eine Nachbehandlung des Auslaufwassers über Calciumcarbonat vermindert zwar den Überschuss, kann ihn aber nicht vollständig beseitigen. Dem wirke ich mit der parallelen Zugabe von Kalkwasser als Verdunstungsausgleich entgegen.


    Man muss das Becken aber auch nicht zwanghaft mit einem hohen pH-Wert von 8,3 betreiben. Wichtiger ist, starke Schwankungen zu minimieren, wobei tageszeitliche Bewegungen auch normal sind. Über 0,5 pH-Einheiten sollten sie aber nicht hinausgehen.
    Allmähliche pH-Schwankungen in dieser Bandbreite im Tagesverlauf machen weder den Fischen noch den Korallen etwas aus. Davon, diese durch eine zu hohe Alkalinität (über KH :smiling_face_with_sunglasses: stabilisieren zu wollen, würde ich abraten.
    Grundsätzlich wären mir stabile KH-Werte wichtiger als minimale langsame Schwankungen des pH-Wertes.
    Nicht ganz nachvollziehen kann ich die beschriebenen Messprobleme bei der Ermittlung des KH-Wertes. Alle von mir bisher verwendeten Tropftests haben bei richtiger Anwendung (sauberes Testgefäß, genau gleiche Menge des Testwassers und gleiche Tropfengröße) innerhalb des gleichen Produkts recht identische Werte erbracht. Große Abweichungen zwischen den angebotenen Marken habe ich auch nicht festgestellt. Allerdings sollten die verwendeten Tests nicht überaltert sein, weil die Säuren in den Tests nicht ewig stabil bleiben.


    Gruß


    Bernd

  • Wenn die ATI Referenzlösung stimmt arbeit der Salifert bei mir genau. 0.51=7.5 KH.
    Hanna Checker nuzte ich für PO4. Und da musst Du wirklich sauber arbeiten um richtig zu messen.



    Gruß
    honk

  • Nährstoffe nahe Nachweisgrenze + hohe KH = Limitierung/Stress

    aber schon ganz oft mit zu hohen KH-Werten bei den SPS die Füße nackig gemacht.

    Moin,
    verflixt, das könnte bei mir zutreffen. Zwar habe ich mit PO4 bei 0,1 noch keine Limitierung, aber mein aktuelles NO3 ist bei 0,35. Offenbar ist mein KH-Test abgelaufen und hat zu niedrige Werte angezeigt. Daraufhin habe ich die KH angehoben und erneut gemessen. Der Wert war 10,5. Daraufhin habe ich die Dosierung erst einmal ausgesetzt, die Messung heute ergab 8,1. Noch 2-3 Tage messen und dann die Dosierung wieder aufnehmen. Nachdem ich kürzlich die Dosierung von N + begonnen habe, wachsen die Korallen auch untenrum wieder, wo die Basis bereits zurück gegangen war. Wenn die KH wieder im korrekten Bereich ist könnten die Korallenprobleme ja auch wieder zurückgehen. Ich bin mal gespannt.

    " Und der Haifisch, der hat Tränen und die laufen vom Gesicht
    Doch der Haifisch lebt im Wasser so die Tränen sieht man nicht
    In der Tiefe ist es einsam und so manche Zähre fliesst
    Und so kommt es , dass das Wasser in den Meeren salzig ist "


    Beste Grüße


    Stefan


  • Hallo Bernd,


    pH 8,3 ist nicht hoch, sondern natürlich. Es ist absolut erstrebenswert den pH auf diesen Wert, gerne auch noch ein stück höher (8,4) zu steigern und - das ist der Schlüssel - auch konstant dort zu halten.
    Dazu muss man den pH natürlich kontinuierlich tracken und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Hier kommt Hydroxid ins Spiel (hauptsächlich Calcium- und teilweise auch Kaliumhydroxid).
    Dabei ist "chasing numbers" im Hinblick auf KH tatsächlich irrelevant, pH matters.
    Interessante Einsichten dazu im letzten Video von ReefDudes ("Coloring up Corals - Keeping Healthy Corals!" mit Chris Meckley von ACI Aquaculture. Aus meiner Sicht sind Kalkreaktoren und Alkalinität per Natriumcarbonat und Natriumhydrogencarbonat
    "von gestern", da bei den meisten Produkten der pH vollkommen außer acht gelassen wird.

  • Moin Bernd,


    an Kalkwasser ist - wie an E-Autos - nichts neu. Man "entdeckt" es nur neu, weil gewisse Gegebenheiten dazu führen (steigende Co2-Belastung in der Atmosphäre gilt hier für beide Punkte unisono)
    Es handelt sich aber nicht nur rein um Kalkwasser, denn dies hat einfach gewisse (Dosier-) Limits, die man verschieben muss um Becken mit hohem Bedarf zu versorgen.


    Was dir nichts sagt: es ist vermutlich nicht der stabile KH der "gejagt" werden sollte, sondern der stabile pH. (hier kommt der dir unbekannte Chris ins Spiel, welcher Korallenimporteur und Korallenfarmer in den USA ist. Er hat immer Wert darauf gelegt seinen KH zwischen 8,1 und 8,6 zu halten. Seitdem er davon komplett abgekommen ist, wird der pH stabil gehalten. Wachstum und Farben haben sich seither wohl enorm gesteigert, was ja als Korallenfarmer effektiv mehr Einnahmen bedeutet :winking_face: ) Das ist jetzt eine Kurzzusammenfassung des knapp 2 stündigen Videos, es gibt aber noch zig andere Personen weltweit die die gleichen Erfahrungen machen, Vernetzung über youtube, instagram und facebook machen's möglich.



    Unser Hobby ist einem stetigen Wandel unterworfen, sei es aus Innovationsfreude oder aus technischer, materieller oder finanzieller Notwendigkeit. Produkte die für gestern wunderbar funktioniert haben, werden abgelöst von Produkten die für das morgen Probleme lösen. Ja, man kann Becken auch heute noch mit 1000W HQI und T8 beleuchten, macht aber kaum noch jemand, da es andere - fortschrittlichere (und energetisch günstigere) Lösungen gibt. Da ist ja absolut nichts schlechtes bei, am Ende sorgt es doch dafür, dass unser Hobby
    a) einfacher zu handeln ist
    b) wir mehr Einsicht bekommen (ICP OES und MS, Aquabiomics Test)
    c) wir mehr außergewöhnliche Tiere halten, ausfärben und vermehren können


    Es freut mich sehr das deine Korallen munter weiter gedeihen! :smiling_face: Die Frage die - zumindest ich mir stelle - gibt's nicht noch Variationen die es uns erlauben die Korallen noch besser zu halten? Die gibt es mit Sicherheit, man muss sie nur finden :thup


    Gruß
    Thomas

  • Hallo Thomas,


    ich bin immer offen für Verbesserungen, nur habe ich immer noch nicht verstanden was da nun tatsächlich neu entdeckt worden sein soll. Ich verwende Kalkwasser beispielsweise schon ewig und wirke damit pH-Senkungstendenzen des Kalkreaktors entgegen, halte auch den pH-Wert damit stabil. Das hat Armin Glaser in seinem Buch zur Meerwasserchemie schon vor langer Zeit beschrieben, und bei mir läuft dies auch zuverlässig. Beide Werte, also KH und pH, sind eingeregelt und müssen nur gelegentlich nachjustiert werden.
    Allein mit Kalkwasser wird es aufgrund der begrenzten möglichen Zugabemengen nur bei optimalem Gasaustausch klappen. Was da der Korallenfarmer in den USA in den USA nun tatsächlich neu machen soll, habe ich aber immer noch nicht gelesen.


    Gruß


    Bernd

  • Er hat immer Wert darauf gelegt seinen KH zwischen 8,1 und 8,6 zu halten. Seitdem er davon komplett abgekommen ist, wird der pH stabil gehalten.

    ich habe so auch schon von australischen Reefern gehört > go over PH
    Da kam auch der gute alte Kalkrührer zum Einsatz. Aber eben auch mit hohen KH und relativ hohen PO4 und Nitrat.
    Mit Altemkalk bekomme ich meinen PH nicht nach oben. Ich hab einem Dastaco Kalkreaktor.


    @Bernd Koberstaedt Hast Du mit Kalkwasser merklich den PH steigern können?
    Wo liegt dein KH?


    Gruß
    honk

  • Hi Bernd,


    zu viel um es jetzt alles aufzuschreiben aus den ganzen Videos.
    Im Grunde genommen ersetzt Kalk (und das ein oder andere weitere Hydroxid) ja den Kalkreaktor vollständig (wenn man keinen echten Korallenbruch nimmt, sondern künstliches Material): Alkalinität und Calcium werden zugeführt, der pH wird erhöht.
    Wie du ja richtig schreibst und ich auch schon angeführt hatte, ist reines Kalkwasser (so wie man es von früher kennt) bei höherem Verbrauch der Korallen nicht nutzbar, man würde durch die hohen Wassermengen schlicht die Salinität verändern.
    Es spricht aber auch nichts dagegen den Grad der Kalkzugabe zum Osmosewasser signifikant (!) zu erhöhen. Das kann man durchaus bis zu 10% des Wassersvolumens machen (1L Wasser, 100g Kalk).
    Diese Kalkmilch kann man dann wunderbar im TB dosieren, wie jede andere Flüssigkeit. Wichtig ist hier eine sehr sehr gute Umwälzung, und der Dosierbehälter muss stetig umgewälzt werden. So, entsteht auch keine Gefährdung der Tiere.
    Wer Interesse hat, ich habe hier eine Excel-Tabelle aus der man sich die verschiedenen Konzentrationen und Dosierungen rausziehen kann.


    Ich hatte vergeblich versucht meinen pH-Wert mit der Ansaugung von Aussenluft zu korrigieren. Hatte trotzdem morgens immer nur 7,8.
    Nach 1 Woche Kalkmilch (und Traces von Tropic Marin) kam ich morgens auf 8,15, tagsüber auf 8,3. Tendenz steigend. Dummerweise hab ich mir vorgestern neuen Live-Sand eingebracht, der hat mir alles wieder durcheinander geworfen. Jetzt bin ich morgens wieder bei 8,0 :wacko:


    Ich bin da noch in der Startphase, bei mir muss das alles noch (auch durch ICPs) validiert werden. Aber im Grunde habe ich nur adaptiert was andere schon ein Jahr praktizieren. Chris Meckley dosiert grundsätzlich nur noch nachts, sobald sein APEX einen pH von unter 8,3 feststellt, wird dosiert um ihn oben zu halten.

  • Guten Morgen!

    Unser Hobby ist einem stetigen Wandel unterworfen, sei es aus Innovationsfreude oder aus technischer, materieller oder finanzieller Notwendigkeit.

    Oder schlicht Geschäftemacherei. Wer beispielsweise den Versprechungen des Handels bezüglich der LED-Technik nicht auf den Leim gegangen ist und bis heute an seinen altbewährten T5-Röhren festhält, kann sich nach wie vor über schöne Korallen freuen, und hat sich zudem noch einen Haufen Geld und möglicherweise auch Ärger erspart.


    Zwar ist das Bessere des Guten Feind, doch nicht alles, was als "besser" angepriesen wird, ist es auch. Mag ja sein, dass dieser Chris gute Erfahrungen mit einem stabilen pH-Wert gemacht hat, doch andere haben ebenfalls gute Erfahrungen gemacht, den pH-Wert links liegen zu lassen.


    Darum kann man wohl mit Sicherheit sagen, dass ein stabiler pH-Wert keine Voraussetzung ist für farbige, gut wachsende Korallen.


    Gruß, Thomas

  • Hallo Thomas,


    umgekehrt wird -hier- ein Schuh draus: Geschäfte macht man mit den krass überteuern 2- und 3-Partlösungen, blos nicht den Kunden darauf bringen das ganze für einen Bruchteil betreiben zu können. Die Amis habens da gut, die haben da nen Lebensmittelreinen Kalk für 40 Dollar / 25kg. Das reicht viele Jahre....
    Dazu noch die Traces von Hans-Werner und etwas Kalium, fertig ist die Laube.


    Gruß
    Thomas

  • Hi Thomas,


    ich überlege wieder auf Kalkwasser / Kalkmilch umzusteigen (dosiere aktuell Oceamo Duo für Ca und KH).
    Hast du mal eine Tabelle für mich, damit ich sehen kann, wie viel ich dosieren darf?
    Der Plan war, Pro Tag 500 ml Kalkwasser über den Tag verteilt zu dosieren. Ich habe keine Ahnung, ob das ausreicht oder schon zu viel des Guten ist bei meinen 244 Litern.


    Viele Grüße,
    Rüdiger

  • Hallo Thomas,


    Die Aussage trifft aber leider auch auf die t5 zu.
    Wer die Anfänge noch kennt und sich an die aussage der Hersteller über dir ewige Haltbarkeit der röhren erinnert, weiß was ich meine.


    Grüße


    Ingo

  • Hallo Thomas und Rüdiger,


    danke für deine Beschreibung. Die beschriebene Lösung ist aber im Grundsatz keine Neuerung!


    Gelöstes reines Calciumhydroxid, also Kalkmilch und kein Kombipräparat, hat einen pH-Wert von ca. 12,5. Durch die Zugabe kann man den pH-Wert anheben und gleichzeitig die Ca-Konzentration erhöhen bzw. den Ca-Verbrauch ausgleichen. Rüdiger, die Dosierung lässt sich aufgrund der individuellen Verhältnisse (Verbrauch, CO2-Eintrag, Säurebildung im Rahmen von Abbauprozessen) kaum rechnerisch oder über pauschale Tabellen ermitteln. Geht es "nur" um den pH-Wert, so muss man die Dosierung durch laufende Messungen des pH-Wertes bestimmen.


    Die reine Kalkwasserzugabe hat aber ihre Grenzen und Probleme: Zunächst kann man nur soviel Kalkwasser zugeben, wie Wasser aus dem Becken verdunstet. Andernfalls würde man die Salinität des Beckenwassers senken.
    Theoretisch könnte man das Calciumhydroxid auch direkt ins Aquarium geben, aber dies macht auch wenig Sinn. Erstens löst es sich im Wasser schlecht (nur 1,7 g pro 1 L Wasser) und zweitens kann der nicht gelöste Rest je nach Reinheitsgrad div. ungewollte Rückstände enthalten. Wegen der ätzenden Wirkung käme auch nur eine Zugabe in einem von den Tieren getrennten Bereich infrage.
    Wegen der schlechten Löslichkeit setzt man das Kalkwasser daher getrennt mit einem Überschuss Calciumhydroxid an und gibt nur das gelöste Kalkwasser ohne den entstandenen Bodensatz zu.
    Das dritte Problem hierbei ist der Umstand, dass damit keine Carbonat-Ionen direkt ins Aquarium kommen. Die Calciumkonzentration könnte also in einem Übermaß steigen, die Alkalinität und damit das Pufferungsvermögen aber unzureichend bleiben. Je nach Situation, also Atmung, Fütterung, CO2-Produktion oder Verbrauch etc. entstehen ja ständige Schwankungen im CO2-Status des Beckens mit Einfluss auf den pH-Wert.
    Kalkwasser selbst kann allenfalls indirekt die Carbonatmenge erhöhen, wenn nämlich durch die Erhöhung des pH-Wertes das Carbonatgleichgewicht Richtung CO2-Untersättigung verschoben wird und nun - und nur dann !!! - durch einen optimalen Gasaustausch mit der Umgebungsluft ausreichend CO2 geliefert wird, um Hydrogencarbonate zu bilden.


    Um dies alles ständig zu regeln und zu steuern, bräuchte man einen riesigen Kontrollaufwand. Einfacher geht dies, wenn man parallel zusätzlich mit einem Kalkreaktor arbeitet, da sich Kalkreaktor und Kalkwasser mit ihren gegensätzlichen Auswirkungen auf den pH-Wert gut ausgleichen.
    Um diesem technischen Aufwand zu umgehen, der sich nicht bei jedem kleineren Becken lohnt, haben sich die Balling-Methode, die von unserem Forenfreund Hans-Werner eingeführt wurde, sowie deren Abwandlungen recht breit etabliert.


    Es führen also viele Wege nach Rom, und in der Praxis können alle gute Erfolge nachweisen.


    Gruß


    Bernd

  • Hallo Thomas,

    umgekehrt wird -hier- ein Schuh draus: Geschäfte macht man mit den krass überteuern 2- und 3-Partlösungen, blos nicht den Kunden darauf bringen das ganze für einen Bruchteil betreiben zu können.

    keine Frage, diese Kalkwasser-Methode hört sich durchaus interessant an. Ich selber hab mit Kalkwasser leider keinerlei Erfahrungen, kenne das nur aus alten Büchern.


    Gruß, Thomas

  • Hallo Bernd,


    für die von dir in deinem dritten Absatz genannten Probleme habe ich u.a. schon Lösungsansätze oben beschrieben. Es entsteht kein Bodensatz an Kalk, sondern die Milch bleibt konsistent (beim mir als Beispiel: Dosiercontainer 19L mit einer Jebao SLW20 drin).
    Carbonate entstehen durch Co2, auch richtig. Eine Untersättigung findet nicht statt, da dies ja gemonitort wird. Natürlich muss man irgendwo einen Riegel vorschieben, wir brauchen keine Werte von pH8,6 oder höher.


    Für diese ganzen Probleme gibt es bereits Lösungen. Wer da mal Bock drauf hat andere Gedankengänge zu hören:
    - Telegraham auf Youtube und Instagram
    - Mahina_Corals und Rob Bucek auf Instagram
    - Chris Meckley in Videos von "ReefDudes" auf Youtube


    Natürlich alles Englisch. Es sind interessante Denkansätze dabei, aber es erfordert eben noch Arbeit/Feintuning.
    Übrigens hatte ich ja nie behauptet das es "neu" sei. Eher: sie wird mit neuem Leben gefüllt :thup


    Gruß
    Thomas

  • Mit Altemkalk bekomme ich meinen PH nicht nach oben. Ich hab einem Dastaco Kalkreaktor.


    @Bernd Koberstaedt Hast Du mit Kalkwasser merklich den PH steigern können?
    Wo liegt dein KH?


    Gruß
    honk

    Hallo Honk,


    morgens zwischen pH 8,05 und 8,08 , abends bei ca. 8,1. Idealwert lt. Glaser zwischen 8,1 und 8,3 - Minimalwert 7,7 und Maximalwert 8,5.


    Gruß


    Bernd

  • Hi,
    es kommt auch noch dazu das Kalkwasser po4 ausfällt. Bei einem gut, bei dem anderen ein Problem. Im zeovit system wird wegen diesem Effekt von Kalkwasser abgeraten weil das po4 nicht aus dem System entfernt wird.
    Viele US Aquarianer mischen auch eine geringe Menge Hydroxide direkt in das Nachfüllwasser, was bei uns nicht so bekannt ist.


    Es gibt noch eine gute Beschreibung bei Lars Sebralla auf der Seite zum Betrieb von Kalkreaktor und der Verwendung von Kalkwasser wen es interessiert.

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