Meerwasseraquaristik früher - ein Blick in die Vergangenheit

  • Hallo Aquarienfreunde!


    Die Meerwasseraquaristik hat sich in den letzten Jahrzehnten bekanntlich stark verändert. Einrichtung, Tierbesatz und Technik ist heute eine ganz andere als zu früheren Zeiten. Umso spannender für mich die Frage, wie früher dieses Hobby betrieben wurde - und mit welchem Erfolg. Auf reefbuliders.com gibt es einen hübschen Artikel über deutsche Meerwasseraquaristik im Jahre 1985 ..




    Time Capsule of German Mini Reef Aquariums from 1985


    Wenn hier "alte Hasen" unterwegs sind mit Erfahrungen und Bildmaterial aus dem letzten Jahrhundert, nur raus damit!


    Gruß, Thomas

  • Hallo Thomas,


    da muss ich mal in der Bilderkiste wühlen. Ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern wo ich aus alten Plattenspielermotoren Turbellen gebaut habe. Als Schüler hat man bekanntlich ja nicht so viel Geld.
    Oder die Innenabschäumer oder die Ausströmer aus Lindenholz. Man was haben wir rumprobiert! Leider war alles nix für geräuschempfindliche Ohren :smiling_face: , aber gehalten haben die Teile schon.


    Gruß


    Eric

  • Hallo zusammen,


    da will ich gleich einmal anfangen. Einige dieser Aufnahmen dürften bereits bekannt sein.
    Die Fotostrecke dokumentiert die Anfänge bis zum fast endgültigen Besatz mit Korallen und Niederen.


    Im ersten Jahrzehnt der Meeresaquaristik wurde Caulerpa zur Nährstoffreduktion eingesetzt.
    Es sah relativ dekorativ aus und wurde als Fischfutter genutzt.
    Einige robustere Korallen fanden zusätzlich den Weg ins Becken.




    Es entwickelte sich....








    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Es entwickelt sich weiter....














    Es sind nur einige Etappen, aber soll auch zeigen, dass wir damals und auch heute auch ohne ICP und
    sonstige Labor-Tests ein Becken in den Griff bekamen.
    Gruß
    Hajo

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    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


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  • Hallo Thomas,


    Bilder habe ich leider nicht mehr, aber meins so so ähnlich aus wie das von Hajo, viel Caulerpa, ein paar Weichkorallen und Fische. Hatte damals zwei Gelbschwanzdemoisellen und auch einen gelben Doc.
    Die Abdeckung habe ich mit meinem Vater aus Holz gebaut und da waren dann handelsübliche Leuchtstoffröhren verbaut. Die Filterung lief über einen Eheim Außenfilter, Abschäumer gab es entweder noch nicht oder ich hatte keine Ahnung davon. War damals 14 oder 15 Jahre alt.
    Von Lebenden Steinen hatte ich damals auch keine Ahnung, ich habe mir aus dem Kroatienurlaub so Lochgestein mitgebracht. Sah recht hübsch aus.


    Alles in allem hat es funktioniert, ich kann mich ehrlich gesagt nicht an Cyano- oder Dinoplagen in dieser Zeit erinnern.
    Vielleicht hängt das mit den Caulerpas zusammen. Ich glaube, ich habe damals fast nichts gemessen, nur Dichte über eine Spindel, dann noch regelmäßige Wasserwechsel, das hat gereicht.


    Grüße


    Chris

  • @hajo, wie groß ist dein Becken?
    Es sie gewaltig aus!


    So ein Becken mit Caulerpa und Halimeda hatte ich auch mal, 2008 habe ich mit einem 40 Liter Becken angefangen, mit einer selbst gelöteten LED im Deckel (50mm Alu-block in den Deckel eingeklebt, gewaltiges Teil).
    Leider haben die LEDs nicht lange gehalten sondern sind recht schnell korrodiert.


    Viele Grüße,
    Rüdiger

  • Hallo zusammen!


    Als Erklärung zu den Bildern kommt noch ergänzend etwas persönliche Zeitgeschichte.
    Ich habe bestimmt die Hälfte vergessen, doch als grobe Information soll das genügen.



    Im Jahre 1980 fasste ich den Entschluss, im Zuge eines Umzugs in ein neues Eigenheim, die Chance zu ergreifen, meine damaligen drei 300l - Meerwasserbecken gegen ein großes Aquarium umzutauschen.
    Das Aquarium mit den Massen 260 x 110 x 80 cm wurde aus Eternit gefertigt.
    Alle Seiten und die Bodenplatte aus diesem Material, vorne mit einer eingepassten Sichtscheibe.
    Das Becken steht im Keller, ist in einer Zwischenwand verbaut.
    Es steht auf einem Sockel, in den eine Fußbodenheizung eingelassen wurde, mit dem Hintergrund einer erhofften Stromersparnis.
    Technik: 2 x 1,80 m hohe Gegenstromabschäumer, Typ Sander, Kalkreaktor, Phosphatfilter und diverse Pumpen. Licht: 1x250W HQI plus 2x 150W HQI wurde mit der Zeit ersetzt durch 750W T5 Reflektor, Röhren frei über dem Wasser aufgehängt.
    Die Technik änderte sich mit der Zeit. Einiges fiel weg, anderes kam hinzu.
    Die Einrichtung des Beckens bestand anfangs größtenteils aus einem Mix aus Dolomit- und Lebendgestein. Auf diesem Untergrund wurden jede Menge unterschiedliche Weich- und Lederkorallen angesiedelt, die zusammen mit diversen Hornkorallen und großen Anemonen den Hauptanteil an Niederen im Becken ausmachten. Die Fischfamilie hielt sich damals noch in Grenzen:
    Acanthurus olivaceus, Acanthurus japonicus, Zebrasoma veliferum, Pomacanthus xanthometopon, Pomacanthus navarchus, Chaetondoplus mesoleucus, Centropyge loricula, Centropyge aurantonota, Centropyge acanthops, Amphiprion occelaris, Amphiprion clarkii zogen ein, und mein erster Zanclus cornutus und Lienardella fasciata folgten später.
    Das Becken wuchs mit den Jahren zu.
    Die Gladiella-Arten mutierten zu Unkraut und die Lederkorallen beanspruchten mit der Zeit eine riesige Menge Platz.
    In diese Zeit fiel auch der erste größere Gau des Beckens. (Weitere werden folgen! :frowning_face: ).


    Durch meine Unachtsamkeit, man kann auch sagen Trägheit, wurde ein Ansaugschlauch (ohne Befestigungsschelle!) eines der Abschäumer als nicht mehr so elastisch genug befunden, da mit der Zeit hart geworden.
    Anstatt diesen gleich zu wechseln, lies ich mir damit (zu) viel Zeit. An einem Morgen stand ich dann im Keller im Wasser. :frowning_face:
    Das Becken war fast leer gepumpt, die Fische drückten sich in Bodennähe herum und die Korallen stanken vor sich hin.
    Kurz und gut, ich hatte wenige Verluste an Niederen, nur Kosten für die Reinigung und für die Beschaffung einer zusätzlichen, großen Menge Meersalz.
    Da sich das Becken im Keller befand, und ich ihm in diesen ersten Jahren eine große Portion Aufmerksamkeit widmete, war das nicht wirklich günstig für unser Familienleben. Ich verbrachte die meiste Zeit im Keller, meine Frau oben im Wohnbereich. Lief alles nicht besonders harmonisch.
    Das sollte sich bald ändern.
    Da das Kellersystem fast ein Selbstläufer war, wurde ein neues Becken für den Wohnbereich bestellt. 1200L mit 5 Ecken. Es wurde genau in die Lücke eingepasst, die ein offener Kamin hinterließ, der für diesen Zweck abgerissen wurde. Die Verrohrung wurde durch den Fußboden in einen Kellerraum verlegt, in dem die komplette Filter- und Abschäumtechnik untergebracht wurde.
    Jetzt saß ich auch länger im Wohnzimmer. Sehr zur Freude meiner Frau. :smiling_face:
    Das neue Becken wurde zumeist mit LPS und Weichkorallen bestückt und neue Fische mussten her: Zebrasoma flavescens (2), Centropyge argi (2), Centropyge loricula (2), Mirakelbarsch, Zwergbarsche, Aalgrundeln (2), Schwertgrundeln (2), Torpedogrundeln (2).
    Die Zeit verging, die beiden Aquarien liefen gut, man hatte selten etwas zu beanstanden.
    Zwischendurch fuhr man in den Urlaub und ließ sich durch den (angelernten) Nachbarn vertreten. Alles verlief weiter in ruhigen Bahnen, bis zu dem denkwürdigen Tag, an dem wir über einen Stromschlag im Wasser des Kellerbeckens informiert wurden.
    Als wir dann aus dem Urlaub zurückkamen, sahen wir die Bescherung.
    Alle Fische, bis auf einen Amphiprion, hatten das Zeitliche gesegnet. Grund und Auslöser war eine alte Tunze-Turbelle, über deren Luftschlitze sich eine große Anemone gelegt hatte. Da das Tier voll Wasser war, dieses auch noch abgab, entstand die Vorstufe des Dramas.
    Als dann noch mein Nachbar in das Wasser fasste, weil ihm im Becken die Starre der Fische auffiel und er ein Temperaturproblem vermutete, war der Gau komplett.
    Die Sicherung fiel leider nicht heraus. Der Nachbar kam mit dem Schrecken davon.
    An alles hatte ich gedacht, z. B. an die Schutzvorrichtungen an den Ansaugkörben der Turbellen, damit die Anemonen nicht gehäckselt werden.
    Dass aber das große Tier das Bedürfnis hatte, sich über den halboffenen Turbellenkopf zu stülpen, konnte ich nicht vorhersehen.
    Die Niederen überlebten, neue Fische zogen ein: Zanclus cornutus Nr. 2, Zebrasoma flavescens (2), Lienardella fasciata Nr.2, Centropyge loricula (2),




    Dann kam die große Zeit der Acroporen. Man musste weit fahren, um etwas Buntes zu bekommen. Teuer wurde es leider dadurch auch.
    So kam zwangsläufig der Wunsch auf, dem Becken ein anderes Gesicht zu geben. Wir befinden uns jetzt zeitlich zu Beginn des Steinkorallen-Hypes, Stichwort: Stüber´sche Acropora.
    Also mussten Steinkorallen her. Im Becken wurde nun sukzessive Weich gegen Stein getauscht. Ein paar besonders schöne Gladiella-Arten wurden noch verschont, alles andere an Korallen wurde abgegeben. Die Korallen wucherten in den nächsten Jahren vor sich hin. Aus kleinen Ablegern entstanden mit der Zeit große, stattliche Korallenblöcke, die alsbald die Beckenlandschaft prägten. Die mittelgroßen Fische fielen kaum auf, sodass ich über größere Kaliber nachdachte. Kaiser.
    Diese Fische haben mich mein ganzes Leben begleitet. So fiel die Wahl auf einen Pomacanthus imperator, Pomacanthus chrysurus (2) und Pygoplites diacanthus (2), Genicanthus lamarck (2). Alle im juvenilen Lebensabschnitt. Beim Lamark so wie beim Chrysurus verschwanden aus unerklärlichen Gründen im semi-adulten Alter die Weiber, die dann später nur beim Lamarck ersetzt wurden. Der Imperator mutierte zum Stinkstiefel und musste einem Holocanthus ciliaris Platz machen. Damals konnte ich noch nicht ahnen, dass dieser auch die gleichen Angewohnheiten hatte: Tyrannei im Becken!


    Das sind einige, kleine Anekdoten im Zeitraffer.
    Ich vermute einmal, dass einige Aquarianer ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
    Auf die Berichte und Fotos bin ich sehr gespannt.
    Im Grunde genommen sind wir doch alle Brüder (und Schwestern) im Geiste. :grinning_squinting_face:


    Gruß
    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Ich kann auch kleinere Becken.... :smiling_face:


    650l
    mit Nakoae-Weibchen in der Umfärbung vom zum Männchen! Who is who? :grinning_face_with_smiling_eyes:

    350l


    Gruß
    Hajo
    650l


    650l


    350l


    650l

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!


  • Ohje... da müsste ich erst mal die alten Papierbilder einscannen. Angefangen 1984 .........


    Grüße ... Klaus

  • Hallo Chris,

    Alles in allem hat es funktioniert, ich kann mich ehrlich gesagt nicht an Cyano- oder Dinoplagen in dieser Zeit erinnern.
    Vielleicht hängt das mit den Caulerpas zusammen.

    die Vermutung hab ich auch. Caulerpas scheinen eine gute Konkurrenz zu Cyanos zu sein, und auch Fische sind weniger krankheitsanfällig, wenn man Caulerpa im Becken hat. Leider sind sie aus den heutigen Aquarien verbannt. Dabei sind sie, im Zaum gehalten, echt dekorativ.


    Hallo Klaus,

    Ohje... da müsste ich erst mal die alten Papierbilder einscannen. Angefangen 1984 .........

    kein Problem, eingescannte Papierbilder sind auch okay :thumbs_up:


    Gruß, Thomas

  • Hallo Thomas,
    Das mit im Zaum halten ist das Problem bei diesen Algen,die Kriechsprosen bekommt man nicht immer alle weg.
    Wenn das Becken groß genug für Algen fressende Fisch ist, hat die Alge keine Chance.
    Hatte bis vor kurzem einen schönen Bestand aus roten Halymenia, die kein Fisch beachtet hat,ist jetzt aus unergründlichen Gründen komplett verschwunden .

  • Leider keine Bilder mehr. Eines ist in Luty, Doktorfische.
    Hallo,
    nach langen Jahren Süsswasser (geimpft vom Vater, ab dem 10. Lj)habe ich Mitte der 70ger mit Meerwasser begonnen. Waren zunächst Mittelmeertiere, haupsächlich selbst gefangen und gesammelt. 120 cm Standart Aquarium mit 2 HQL ! Lampen und einem großen Topffilter. Dieses Aquarium war ohne größere Probleme ca 3 Jahre in Betrieb. Das einzige Problem war damals eigendlich nur: Ordendliches Meersalz zu Bekommen. Die sommerliche Temperatur hab ich mit einem alten Kühlschrank, einigen Metern Schlauch in einem Eimer mit Wasser, das alles im Kühlschrank, ganz gut händeln können. Ein zweiter leerer Topffilter sorgte für den Kreislauf.
    Mitte der 80ger baute ichmir ein "Holzaquarium, GFK verkleidet. Das lief bis ende der 80ger.



    Gruß
    Jürgen widderchen24

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