Vergesellschaftung Mandarin-Leierfisch - Einzelhaltung doch artgerechter?

  • HoHo in die Runde,


    wollte meinem Mandarin Männchen, dessen Weibchen sehr schnell verstarb ja gerne eine neue Dame spendieren.
    Allerdings las ich jetzt einen Artikel im Korallenriff Magazin (AUsgabe 2 - https://www.korallenriff.de/magazin/archiv) einen recht fundierten Artikel von Robert Baur, der die Paarhaltung nicht empfiehlt.
    Die Lektüre lohnt sich, aber kurz zusammengefasst:
    Es würde bei einem Paar Mandarinfische, Paarungsstress für das Weibchen entstehen, da es keine Rückzugmöglichkeiten gibt und sich der Paartrieb des Männchens nicht auf mehrere Weibchen verteilt. Dies äußerte sich in einer deutlich verkürzten Lebenserwartung (2-4 Jahre statt 8-10 Jahre in Einzelhaltung).


    Ich habe aber auch schon gelesen, dass die Fische einsam sind ohne Partner. Als mein Weibchen starb, sah man ihm auch echt das Fehlen am Verhalten an. Er tanzte lange vor seinem Spiegelbild, in der Ecke wo sie sonst gebalzt haben.


    Tja, nun ist guter Rat teuer? Was sind eure Erfahrungen und fundierten Erkenntnisse zur Vergesselschaftung.
    Zur Info, ich würde auf jeden Fall einen Nachzuchtfisch nachbesetzen und Futterprobleme daher vermeiden.

  • Ein Problem bei der nachträglichen Verpartnerung ist die Eingewöhnung. Das Alttier wird das neue u. U. so stark bedrängen das es für den Neuzugang tödlich ausgehen kann. Ein Weibchen hat mir mal hintereinander zwei Kerle umgelegt, sie durfte dann den Rest Ihrer Tage alleine verbringen. Generell halte ich eine Paarhaltung allerdings für die einzig richtige Haltungsform. Natürlich sollte ein Becken so groß sein, dass es genug Verstecke gibt. Von einer Haremshaltung habe ich noch nie was geh, ist mir aus der Natur auch nicht bekannt, allerdings hab ich die in der Natur bisher auch nur zweimal beobachten können.

    Von all den Dingen, die ich in meinem Leben bisher verloren habe vermisse ich meinen Verstand am meisten (Ozzy Osbourne)

  • Einzelhaltung wäre ja auch keine Lösung.
    Letztendlich müsste man sich dann ausschliesslich auf die Männchen konzentrieren.
    Separierte Weibchen neigen zur Laichverhärtung. Mit den bekannten Folgen.
    Die Lösung kann nicht die Einzelfischhaltung sein, sondern die Verteilung des Drucks des Männchens auf mehr als auf eine Partnerin.
    Allerdings wird in einem Aquarium unter Umständen nicht nur der Zickenkrieg der Weiber (schwere Beissereien mit tötlichem Ausgang) sondern auch ein deutlich gemindertes Nahrungsangebot zum Problem.
    Dass unter Aquarienbedingungen während der Geschlechtsreife die Weibchen von den Männchen stark beansprucht werden, während in der Natur Laichpausen zum Stressabbau in Anspruch genommen werden, ist bekannt. Die größeren und stärkeren Männchen neigen dazu, sich häufiger zu paaren, da die Weibchen offenbar eine sexuelle Präferenz für größere Männchen haben. (Sadovy, 2001). Ist bei vielen Fischarten auch nicht gerade unbekannt.
    Diese Art wird gut nachgezüchtet. Das lässt auf eine bessere Langlebigkeit hoffen.
    Ob dann die individuellen Ernährungsbedürfnisse vollständig abgedeckt werden, und so zu einem längeren Leben führen, bleibt abzuwarten.
    Diese Fische werden in vielen asiatischen Ländern als Lebensmittel gehandelt (Sadovy et al., 2001/2004)
    Nun ja, Kieler Sprotten sind ja auch nicht viel größer. :smiling_face:


    Gruß
    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Hallo,


    ich hatte bei Verpaarungen noch nie ein Problem. Diese Art macht es einem ja zum Glück auch besonders einfach, da die Geschlechtsunterschiede sehr einfach feststellbar sind.


    Die Paare waren auch immer auf lange Sicht harmonisch. Einzig ein Weibchen war die ersten Stunden bissig und hat das Männchen in dieser Zeit immer wieder hinter dem Kopf geschnappt und kurz geschüttelt. Das hat sich aber innerhalb kürzester Zeit gelegt und dann war wieder alles ruhig.


    Wie bei allen anderen Arten auch wo es wenn immer möglich ist, bevorzuge ich hier definitiv die Paarhaltung.


    lg
    Andreas

  • Die Paare waren auch immer auf lange Sicht harmonisch...

    Von welchem Zeitraum sprechen wir denn?
    In der Natur gehen wir von einer Lebenserwartung von 10 - 15 Jahren aus.
    Unter Aquarienbedingungen ist das nicht moeglich.
    Die Statistik sagt 2-5 Jahre voraus.
    Der Grund ist m. E. nicht ganz so eindeutig, wie es scheint.
    Bislang ist man von einem Nahrungsdefizit ausgegangen.
    Das betraf beide Geschlechter.
    Der Grund, warum die weiblichen Tiere unter Aquarienbedingungen frueher sterben, ist oben schon angesprochen.


    Gruss
    Hajo

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  • Ich bin auch für Paarhaltung, allerdings hatte ich Pech. Mein Männchen geht dem Weibchen sichtbar aus dem Weg, am Anfang war sie ziemlich hartnäckig und er rasch immer wieder weg. Seit ein paar Jahren gehen sie sich aus dem Weg und ignorieren sich, wenn sie sich dennoch einmal begegnen. Beide haben genug zum Fressen, beiden geht es gut.

  • Ich hatte bisher drei Paare zusammen gestellt. Das erste Paar wurde 5 Jahre alt - dann kam ein Stromausfall.
    Beim zweiten Paar ist das Weibchen jetzt 6 Jahre, das Männchen kam im März dieses Jahr durch eine Fischkrankheit ums Leben (waren also ca. 5 Jahre ein Paar).
    Vor drei Wochen habe ich wieder ein Männchen nachgesetzt - sie schwimmen problemlos miteinander, es gab auch schon den ersten Balztanz.

  • Hallo Andreas,


    das klingt gut.
    Sind sie "Selbstversorger" oder nehmen sie auch anderes Futter an?
    Meine versteigen sich in die Aufnahme von Lobstereiern und kleineren
    Pellets. Nicht oft, aber immer öfter.
    Gruss
    Hajo

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  • Bisher haben alle meine Mandarin Mysis gefressen. Das neue Männchen konnte ich dabei allerdings noch nicht beobachten - ist aber wie geschrieben noch sehr neu im Becken.
    Allerdings kann das Mysis welches sie bei der üblichen Fischfütterung abkriegen nicht ausreichen - sie sind einfach viel zu langsam gegen die anderen Fische.


    Von daher maximal ein Zubrot - leben werden sie eher von dem was im Becken so kreucht und fleucht.

  • Von daher maximal ein Zubrot - leben werden sie eher von dem was im Becken so kreucht und fleucht.

    Der Vorteil liegt in deiner Beckengroesse!
    Die Crux bei dieser Sache ist der notwendige Freiraum, die Beckengroesse.
    Dort lässt sich aktiv viel mehr Getier aufsammeln, als in den kleinen Becken.
    Der kleine, etwas traege anmutende Synchiropus suggeriert kleineren Lebensraum.
    Also scheinbar prädestiniert fuer kleine bis kleinste Becken.
    Das ist falsch.
    Die eventuell benoetigten Fluchtraeume sind dort stark beschnitten, ebenfalls das sonst schon magere Nahrungsangebot fuer zwei adulte, geschlechtsreife Tiere.
    Das hat bei allen Nahrungsspezialisten Konsequenzen.
    Ich gehe davon aus, dass weniger als 20% dieser Fische ueber Zusatzfutter ausreichend ernährt werden.
    Gruss
    Hajo

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