Wo findet der Gasaustausch im Meerwasseraquarium statt?

  • Richtig geschätzt! Die Oberfläche der Luftblasen des Abschäumers beträgt ein Vielfaches der Oberfächen von Aquarium und Technikbecken.
    Wenn wir mal von einem durchschnittlichen Blasendurchmesser von 0,7 mm ausgehen, dann könnten man rein theoretische bei optimaler Kugelschüttung mehr als 5000 Blasen in jeden Kubikzentimeter bekommen. Wenn wir im Abschäumer nur 10% Blasen haben (ein ganz grobe Schätzung von mir), dann haben wir pro Liter Abschäumerinhalt immerhin 0,9 m2 Fläche. Und zwar eine hochaktive Fläche, verursacht durch die vielen Wirbel im Abschäumer und der teilweise gegenläufigen Wasserströmung.


    Für Spezialaquarien mit Rieselfilter hat dieser natürlich ebenfalls ein sehr große Oberfläche.

  • Wenn Burkhards Schätzung hinkommt, dann sind es einige Quadratmeter aktive Oberfläche im Abschäumer, allerdings hat ein größeres Becken auch einiges an Oberfläche. Vernachlässigen würde ich den Einfluß deshalb nicht.
    Mindestens genauso wichtig ist aber bei der Oberfläche das Beseitigen der Kahmhaut, da diese nicht nur den Gasaustausch behindert, sondern auch das Licht enorm schluckt.


    Solltest Du das Becken abdecken wollen, um die Verdunstung einzudämmen, dann geht es mit dem Abschäumer für den Gasaustausch durchaus, aber ohne Abschäumer verarmt das Becken dann sehr schnell an Sauerstoff. Dass der Abschäumer läuft ist also absolute Pflicht.

  • Interessant! Manchmal muß man nur die Fragen anders stellen um eine ganz andere Antwort zu bekommen. Finde nämlich eine Abdeckung aus ästhetischen Gründen und wegen des geringeren Verdunstungswassers sehr reizvoll.


    Gruß Robert

  • Hallo Robert


    eine Abdeckung schluckt aber auch einiges an Licht.

    Gruß Ewald


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    Früher hatte ich Angst im Dunkeln.
    Wenn ich heute so meine Stromrechnung sehe,
    hab ich Angst vorm Licht. :loudly_crying_face:

  • Hallo zusammen!


    Bei der "offenen Loesung" steht bei mir die Praxis, wie die Vermeidung unhandlicher Abläufe, im Vordergrund. :smiling_face:
    Ausserdem kann eine schöne Leuchte, frei ueber dem Becken hängend, ein optischer Gewinn sein.
    Gruss
    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Hallo zusammen,


    sowohl was das Oberflächenhäutchen angeht als auch bezüglich des Gasaustauschs spielen Überläufe, Abläufe, Oberflächenabzüge und Fallrohre eine große Rolle. Auch hier kommt es zu einer intensiven Vermischung und Austausch von Wasser und Luft.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Eine Abdeckung wird nicht den Gasaustausch großartig verändern. Aber der Kühleffekt für den Sommer wird reduziert.
    Ein Abschäumer kühlt durch Verdunstung abhängig von der Luftfeuchtigkeit konstant - die Kühlleistung kann nicht erhöht werden. (Ich schätze dass die Kühlleistung des Abschäumers geringer ist als der Energieeintrag durch die Abschäumerpumpe. - Kann ja mal jemand durchrechnen :wacko: )


    Die Aquarienwasseroberfläche kann durch den Einsatz eines Lüfters erheblich zur Kühlung beitragen. Ein Abschäumer für normal große Aquarien hat vielleicht einen Luftdurchsatz von 1000 Litern pro Stunde. Ein Ventilator über dem Aquarium liegt das schon im Bereich von einigen hundert Kubikmetern pro Stunde und kann durch die Verdunstungskälte die Wassertemperatur um 1-4°C herunterkühlen.


    @Hans-Werner,
    Überläufe und Fallrohre werden normalerweise so eingestellt, dass die Vermischung von Luft und Wasser minimiert ist. Wenn Dein Aquarium allerdings laut gluckernd auf "Niagara-Modus" läuft, hast Du vollkommen recht.

  • Überläufe und Fallrohre werden normalerweise so eingestellt, dass die Vermischung von Luft und Wasser minimiert ist. Wenn Dein Aquarium allerdings laut gluckernd auf "Niagara-Modus" läuft, hast Du vollkommen recht.

    Das erfasst und beschreibt die Vorgänge m. E. nicht richtig. Gluckern hängt wohl eher von der Größe der Luftblasen und eher groben Vorgängen beim Ver- und Entmischen ab.


    Einen Teil kann man ja ganz einfach berechnen: Überlaufschacht 20 x 8 x 60 cm, glatt, Wasser läuft ganzflächig. 20 x 60 cm = 1200 cm2, 8 x 60 cm x 2 = 960 cm2, 5 cm Fallrohr 5 x 3,14 x 100 = 1570 cm2 je Meter. Auf diesen Flächen strömt das Wasser maximal +/- freier Fall. Spätestens wenn das Wasser im Technikbecken ankommt, kommt es nochmal zur Vermischung von Luft und Wasser, es werden immer Luftblasen mitgerissen, aber eigentlich auch schon vorher, im Schacht, vor dem Fallrohr. Bei uns ist Wasser und Luft am Ende des schräg ankommenden Fallrohres so vermischt, dass ich ein doppeltes Gitterrrohr mit Teichböschungsgitter dazwischen verwende, um Luft und Wasser einigermaßen spritzerfrei zu trennen.


    Im Abschäumer: 100 % Gasaustausch mehr geht nicht, da kann man beliebig stark und lange weiterbelüften, und die Annäherung zu 100 % Gleichgewicht erfolgt nicht linear sondern eher asymptotisch.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hans-Werner,


    wir sprechen schön aneinander vorbei :smiling_face:
    Ich bin natürlich von unseren Überlaufschächten ausgegangen, die bis fast zur Wasseroberfläche aufgestaut sind. Da kommt garantiert keine Luftblase mehr bis zum Ablaufrohr, weil erstens keine Luftblasen produziert werden und zweitens der Querschnitt des Schachtes so groß ist (im Vergleich zum Volumenstrom), dass selbst feinste Bläschen nicht mitgerissen werden können. Eine Trennung von Gas und Wasser ist vor dem Eintritt ins Technikbecken nicht notwendig. - Die Oberflächen vom Technikbecken zählen natürlich auch als Gasübertrittsflächen.


    Wenn irgendwo Blasen mitgerissen werden, dann zählt deren Oberfläche natürlich auch.

  • Hallo Burkhard,


    ich habe immer ein simples Überlaufrohr-System installiert. Das rausch leicht, gurgelt oder plätschert aber eher nicht.


    Einen hohen Wasserstand würde ich eher bei einem integrierten Überlauf mit Pumpe untendrinnen annehmen. Ist das wirlich praktisch, wenn das Wasser bis knapp unter den Notüberlauf steht und schon kleine Schwankungen Probleme machen? Es ist ja auch so, dass sich von Wasserstand 10 cm auf 20 cm der Druck am Boden verdoppelt (+ 100 %), bei Wasserstand 50 cm auf Wasserstand 60 cm aber gerade mal um 1/5 zunimmt (+ 20 %). Das hat Auswirkungen auf das Fließgleichgewicht.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hallo Robert


    eine Abdeckung schluckt aber auch einiges an Licht.

    Hai,
    Armin hat doch da im Vivarium schonmal Messungen gemacht. Da gab es große Diskussionen wegen Abdeckscheiben die Kalkflecken haben und somit viel Licht schlucken würden.
    Ergebnis der Messung war, das selbst Abdeckscheiben mit Kalkflecken so wenig Licht schlucken, dass es vernachlässigbar ist.


    Ich persönlich bevorzuge auch Abdeckscheiben um die Verdunstung zu reduzieren, allerdings habe ich die jetzt im Sommer auch selten drüber um die Temperaturen leichter im Griff zu haben.


    Mfg Torsten

  • Da ich im Raum des Aquariums eine leistungsfähige Klimaanlage habe werde ich zum einen keinen Kühlungsproblem haben und zum anderen möchte ich natürlich die Verdunstung reduzieren.


    Gruß Robert

  • Gibt es eigentlich Belege (Erfahrungsberichte, Messungen) dafür das es Riffbecken gibt die mit dieser Problematik Probleme haben?

    Hallo Reinhard,


    wenn man den Stecker zieht, geht es u. U. mit den Fischen relativ schnell abwärts. Also muss man den Gasaustausch wohl irgendwie aktiv am Laufen halten.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Dass die Wasseroberfläche eine Rolle spielt (auch wenn der Abschäumer eine größere Oberfläche hat), ist auch zu beobachten, wenn der Technikkreislauf gestoppt wird, die Strömungspumpen im Aquarium aber weiter laufen. Das geht eine ganze Weile gut (1,5 Tage Ausfall haben wir schon einmal ohne sichtbare Folgen gehabt). Erst wenn auch die Strömung im Aquarium ausgefallen ist, dann siehe Hans-Werner: "geht es u. U. mit den Fischen relativ schnell abwärts." Haben wir auch einmal gehabt. :weinen: Nach geschätzten 12 Stunden waren bereits Verluste zu beklagen.


    Was wie schnell bei einem abgedeckten Aquarium mit Technikkreislaufausfall aber laufender Strömung passiert, weiß ich nicht, will ich aber auch nicht ausprobieren.

  • Hallo Burkhard und Hans-Werner!


    Ich habe meine Frage anscheinend zu allgemein formuliert.
    Das war die Fragestellung:
    Zitat: Wo findet der Gasaustausch im Meerwasseraquarium statt?


    Bei den ganzen derzeit üblichen Aquarienanlagen ist mir kein belegter Fall bekannt das es Probleme wegen zu wenig Sauerstoff im Becken gab.
    Mit Schäumer oder ohne, mit Abdeckung oder ohne, mit Technikbecken oder ohne.
    Wird hier über ein Problem diskutiert das es in der modernen Riffaquaristik gar gibt?


    Der Sauerstoffgehalt als Problem ist mir nur bei den Koi Leuten bekannt.
    Bei denen sind entsprechende Messgeräte auch fast Standard.


    PS: Ausfall der Technik ist eine andere Baustelle.

  • Ja, das Problem ist mehr als theoretischer Natur. Ich hatte während einiger Umbaumaßnahmen im laufenden Betrieb das Technikbecken abgekoppelt und die Abdeckung noch draufgelassen, da es teilweise recht kalt wurde.


    Am nächsten Morgen war mein Chelmon tot und die anden Fische sehr träge. Mit dem Entfernen der Abdeckung hat sich das schnell gegeben, da eine Pumpe gegen die Wasseroberfläche gerichtet war und diese gut in Bewegung hielt.


    Nur hatte die Abdeckung eben den Gasaustausch mit der Umgebung so stark behindert, dass es nicht mehr reichte für die Fische im Becken. Dabei war die Abdeckung nicht unbedingt absolut dicht. Aber der Austausch ist deutlich geringer, wenn ein Lüfter dies forciert als ich angenommen hatte.


    Seitdem weiss ich, dass Abdeckung ohne laufenden Abschäumer ein absolutes No-Go ist.

  • Hallo Reinhard,


    ich sehe da keine ganz klare Grenze. Zum einen kann man den Gasaustausch immer mehr verringern, z. B. kein Abschäumer, keine Technikbecken, nur Wasserumwälzung in nur einem Becken und dann auch noch die Abdeckung drauf. Würde das alles ohne Folgen bleiben?


    Zum anderen ist es auch bei den Fischen nicht so, dass sie putzmunter oder tot sind. Es kann zu Sauerstoffdefiziten mit verringerter Gesundheit bei Fischen und verringertem Wachstum bei Korallen kommen.


    Insofern sehe ich den Sinn des Threads eher darin, aufzuzeigen, wo es zu Gasaustausch kommt und wie man sicherstellen kann, dass man diesen nicht unnötig und über das zuträgliche Maß hinaus einschränkt.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Im Prinzip kann man sehr klar sagen, dass ein großer Teil des Gasaustausches im Abschäumer stattfindet und die zweite für das Becken ausreichende Option der Austausch über die Oberfläche des Beckens ist.


    Eines von beiden sollte gegeben sein, sonst ist ein normales Becken schnell von Sauerstoffarmut betroffen.

  • Hallo zusammen,


    Ich kann euch beruhigen.
    Ein biologisch gut funktionierendes Meerwasseraquarium (Korallen und einige kleinere Fische) kann auch ohne AS eine Sauerstoffsaettigung von ca. 6 mg/l aufweisen (elektr. Messung).
    Allerdings mit guter Oberflächenbewegung und ohne Abdeckung!


    Gruss
    Hajo

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  • Hai


    Wer ein DSB betreibt, kann ohne Abschäumer leider sehr schnell Probleme bekommen.
    Mir ist vor einigen Jahren der Fehler passiert, dass ich Nachts nach dem Larvenfang vergessen hatte die Rückförderpumpe vom Technikbecken wieder einzustecken.
    Da hat die Wasserbewegung durch die Strömungspumpen allein leider nicht ausgereicht um einen Sauerstoffmangel zu verhindern.
    Das Zeitfenster betrug gerade mal sechs Stunden und hat dazu geführt das fast alle Fische gestorben sind.


    Es kommt also auch immer auf die Art und Weise an welches System man fährt, dementsprechend kann sich der Ort des zwi gend erforderlichen Gasaustausches auch durchaus mal von der Wasseroberfläche auf den Abschäumer im Technikbecken verlagern.


    Mfg Torsten

  • Es kommt also auch immer auf die Art und Weise an welches System man fährt, dementsprechend kann sich der Ort des zwi gend erforderlichen Gasaustausches auch durchaus mal von der Wasseroberfläche auf den Abschäumer im Technikbecken verlagern.

    Korrekt!
    Der AS ist im besonderen wegen des Gasaustausches unverzichtbar.
    Der Verzicht auf dieses Hilfsmittel ist in die Rubrik "Experimente" zu stecken
    Allerdings bin ich gekniffen, wenn unter Umstaenden der Strom ausfällt und die Sauerstoffsaettigung von der Wasseroberfläche übernommen werden soll.
    Ohne Überbrückung irgendeiner Art wird's eng.
    Aus diesem Grund möchte ich an die Notstromversorgung unserer Aquarien erinnern. Letzte Woche hatten wir einen Stromausfall von 90 Minuten.......
    Abschaeumerlose Aquarien funktionieren nur unter besonderen, engmaschigen Kontrollen. Und mit haeufigem Wasserwechsel.



    Gruss
    Hajo

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  • Mir fehlt allerdings ein zweiter Abschäumer für den Fall, dass es einen Defekt gibt und es Wochenende ist.

    Es ist weitaus sinnvoller, ein Auge auf die Wasserbewegung im Becken zu haben. Stehendes Wasser ist bald totes Wasser.
    Der kurzfristige Ausfall eines Abschäumer wuerde nur Reaktionen hervorrufen, wenn das Becken mit Fischen und Naehrstoffen überfrachtet ist. Ein sich daraus entwickelndes Absterben hoher Keimdichte waere ein solcher Vorgang.


    Gruss
    Hajo

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  • Mir scheint es aber relativ unwahrscheinlich, daß alle 4 Strömungspumpen gleichzeitig ausfallen.


    Gruß Robert

    Schon mal was von Stromausfall gehört?


    Gruss
    Hajo

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  • Hey,
    Mein Becken ist abgedeckt und hat keinen abschäumer. Gab noch nie Probleme.


    Habe zwei überläufe mit kamm. Über dem einen ist keine Abdeckung. Außerdem habe ich während der dunkelphase im Becken die meiste Zeit ein Algenrefugium beleuchtet.


    Es gibt einige Systeme die auch ohne Abschäumer gut funktionieren (Dsb, miracle mud, refugien...). Halte das nicht für experimentell.


    Kenne auch 25-50l nanos die abgeckt ohne abschäumer und nur mit Licht und geringer Strömung super liefen. Allerdings ohne Fischbesatz.


    Es gibt immer mehrere Wege zum Ziel...

  • Habe leider schon den Gau erleben müssen, als ein Bagger vor meinem Haus ein Stromkabel gekappt hat. 12 Std ohne Wasserbewegung hatte zur Folge, dass ich nur noch zwei Fische hatte. Im Süßwasser gehen sie an die Oberfläche, im Meerwasser glauben sie es wird Nacht und verstecken sich im Riff, wo der Sauerstoff Ruck Zuck weg ist. Ohne Abschäumer habe ich das Becken auch schon eine Woche betrieben. Ich sehe daher, dass die Oberflächenbewegung wesentlich effektiver ist.


    Rolf

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