Biologische Flächen vs. Beckenperformance

  • Hallo Hans-Werner,


    was Du schreibst, klingt logisch. Einen Mangel an Spurenelementen konnte ich zwar ausschließen, da ich damals jede Woche 10 % Wasserwechsel mit Tropic Marin Pro Reef machte, und laut Labortest war alles im grünen Bereich. Aber ich hab permanent über Aktivkohle gefiltert, die vermutlich neben Gelbstoffen auch permanent nützliche organische Stoffe entfernt hat. Dazu noch der Wasserwechsel und der Verbrauch durch die Korallen, so dass ein Mangel an organischen Stoffen durchaus die Ursache gewesen sein könnte.


    Du hättest in meinem Fall also Aminosäuren dosiert?


    Gruß, Thomas

  • Hallo Thomas,


    da bin ich mir nicht so sicher, dass Wasserwechsel immer den Spurenelemente-Verbrauch oder den Spurenelemente-Bedarf abdecken. Die ICP-OES-Analysen geben auch ein sehr unvollständiges Bild, insbesondere von den Spurenmetallen. In der Regel wird bei Kupfer, Nickel, Zink und Kobalt unterhalb der Nachweisgrenze grünes Licht gegeben.


    Zink ist aber z. B. zur Aktivierung der Alkalischen Phosphatase notwendig, Nickel zur Aktivierung der Urease, die aus Glutamin und Harnstoff Ammoniak freisetzt. Letzterer Prozess ist es übrigens, der nachweislich an der Kalkbildung beteiligt ist. Wie schon geschrieben, wird das auch von der Alkalischen Phosphatase angenommen.


    Außerdem scheinen unter natürlichen oder naturnahen chemischen Bedingungen die Spurenmetalle zur Aktivierung der Enzyme eine größere Rolle zu spielen als die Substrate. Einfach ausgedrückt, zunächst bringt mal die Erhöhung der Glutamin- oder Harnstoff-Konzentration so gut wie nichts, erst wenn Ni erhöht wird, bringt auch die Zugabe der Substrate Harnstoff oder Glutamin etwas.


    Wenn die Korallen ausbleichen, dann sind Aminosäuren also ein Mittel, um dies zu stoppen. Gewisse Spurenmetalle können das aber genauso gut und noch mehr.


    Ich habe mich vor rund 15 Jahren immer gewundert, dass, teilweise im Blaue-Fläschchen-Hype, in Foren immer wieder geschrieben wurde, von unseren K+ und A- Elements würde die Korallen braun oder dunkler. Das zeigt vielleicht ganz gut, dass in vielen Aquarien kein Mangel an Substrat, sondern an Ni, besteht.


    Gleichzeitig wird aber natürlich von den Spurenmetallen über die Verfügbarkeit von Nährstoffen auch das N-P-Gleichgewicht beeinflusst, darauf muss man dann auch wieder achten. Auch ein starkes Absenken der Phosphat-Konzentration kann einen Stillstand beim Korallenwachstum bewirken, ist glaube ich auch in wissenschaftlichen Versuchen nachgewiesen, sogar schon in älteren. Nicht der Anstieg der Phosphat-Konzentration führt zu Wachstumsstillstand bei den Korallen, das anschließende Absinken und die "Erholungsphase" führen zum Wachstumsstillstand.


    Gruß


    Hans-Werner


    P. S.: Die Aussage "jedes Becken ist anders" ist bei einem so komplexen System banal, eine Binsenweisheit. Nur wenn man die wichtigsten Prozesse und Indikatoren versteht, kann man das komplexe Gesamtsystem einigermaßen verstehen. Ohne Theorie geht das aber nicht, weil die Summe der Gesamtprozesse und Gesamtbeobachtungen keine Aussage über das System und die darin ablaufenden Einzelprozesse ermöglicht. Deswegen bleiben Berichte aus der Praxis, ohne die theoretische Untermauerung aus der Wissenschaft, immer anekdotisch und enden in der Aussage, " jedes Becken ist anders". :grinning_face_with_smiling_eyes:


  • Deswegen bleiben Berichte aus der Praxis, ohne die theoretische Untermauerung aus der Wissenschaft, immer anekdotisch und enden in der Aussage, " jedes Becken ist anders". :grinning_face_with_smiling_eyes:


    Das kann schon sein, denn kaum jemand verfügt über so ein umfangreiches chemisch-biologisches Wissen wie du, deswegen wird sehr oft probieren ist besser als studieren angewendet. Ich kenne Becken die laufen mit 98 % ICP schlecht und andere mit 75 % sehr gut. Für den Durchschnittsaquarianer ist es dadurch faktisch unmöglich anhand einer ICP Analyse die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen, denn selbst das anheben auf 100 % klammert immer noch die biolofischen Aspekte aus. Somit ist mehr oder weniger doch jedes Becken anders.


    Grüße ... Klaus

  • Hallo Hans-Werner,
    kann man in der Koralle trotzdem einen po4 Mangel oder Limitierung haben auch wenn po4 im Wasser messbar ist mit z.b. 0,05-0,08 wenn gleichzeitig der Nährstoffkreislauf in der Koralle gestört ist durch ein Mangel an Spurenmetallen wie z.b. Nickel oder Zink?


    Wird der po4 Umsatz in der Koralle auch durch eine zu hohe Dichte an Zooxanthellen gestört und so ein Mangel erzeugt?

  • Hallo Spooner,


    bei Phosphat spielen nach meinen Beobachtungen drei Faktoren eine Rolle, die alle mit der Skelettbildung zu tun haben, speziell bei Acropora, Seriatopora und anderen SPS:


    1) Die Wachstumsgeschichte der Koralle. Starke und schnelle Absenkung der Phosphatkonzentration führt fast immer zu Problemen, zumindest wenn Konzentrationen <0,1 mg/l erreicht werden.
    2) Karbonathärte. Eine hohe KH verlangt auch höhere Phosphatkonzentrationen.
    3) Möglicherweise der Anteil von blauem Licht bei 450 nm in der Beleuchtung. Dieses Licht soll den Calcium-Transport über den Korallenpolypen (also nicht die Zooxanthellen) verstärken, was, wie die KH, zu einer verstärkten Kalkbildung und somit Phosphatbindung führt.


    Ähnlich wie bei den meisten Übergangsmetalle wird wohl das meiste Phosphat bei SPS im Skelett gebunden. Phosphat verhält sich somit ähnlich wie die Übergangsmetalle unter den Spurenelementen und nicht direkt wie die Stickstoffverbindungen, die nicht oder sehr wenig im Skelett gebunden werden.


    Gruß


    Hans-Werner

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