Wenn Fische die Wahl haben ...

  • … beim Design ihres Heims.


    Hallo zusammen,


    in der Karibik wurde untersucht, wie drei unterschiedliche Designs von "künstlichen Riffen" von den Fischen angenommen wurden.


    Für mich etwas erstaunlich war, dass das Design "Schichttorte" am besten angenommen wurde, danach das Design "Steinhaufen" und am schlechtesten die "Riffkugel". Liegt es an der äußeren Form? Rund mit relativ glatter Oberfläche sieht für Rifffische nicht gut aus? :yiih


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo Hans-Werner!


    Danke für diese interressante Information. :thup
    Die Verfügbarkeit von Schutzraeumen, wie kleineren Unterstaenden oder groesseren Spalten (so wie sie im Konzept "Schichttorte" zu finden sind) sind nicht nur der springende Punkt in dieser Untersuchung, sondern auch gültig für unsere fischdominanten Riffbecken.
    Geeignete Rueckzugsgebiete sind das A und O in der "Harmonielehre"
    der Vergesellschaftung unterschiedlicher Arten.
    Dort, wo die Strukturen Schutz gewähren, gibt es keine ängstlichen Fische! Reduziere die Stressfaktoren!
    Primaer war das nicht das Hauptziel dieser Untersuchung.
    Man kann aber einiges davon ableiten und in unser persönliches Riff Management übernehmen.
    Die Fische werden es danken!


    Ad redigendum accentus!


    Gruß
    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Die modernen, und so sehr beliebten, luftigen Aufbauten aus dünnen Riffästen findet man in der Studie nicht. Zu Recht, wie ich finde. Die armen Fische, die in sowas leben müssen. Für Korallenbecken sicher gut, aber für die Bedürfnisse der Fische (Rückzug, Schlaf- oder Bruthöhle) sind die schlecht. Leider steht heute Design zu sehr im Vordergrund.

  • ... naja Äste oder Ästchen. Gott sei dank hatte ich einen guten Kontakt wo ich sogeanntes Totgestein als richtig dicke Äste bekommen habe. In Kombination mit den Korallen ergeben sich schöne Unterstände, Höhlen und bei fortschreitendem Wuchs auch genügend Versteckmöglichkeiten. Ich glaube aber das wir hier das Thema Korallenbecken (mit Fischen zur Wasserbelastung) contra Mischbecken (mit Fischen und Korallen) haben. Beim Fokus auf Letzteres sind Versteckmöglichkeiten, Sichtschutz das A und O.

  • Hallo zusammen,


    gerne!


    Was ich aber etwas überraschend fand, war das gegensätzliche Abschneiden von Riffkugeln und Schichttorten. Was war da der Unterschied?


    Vielleicht war es die Rückendeckung, die die Fische gebraucht haben? Die Schichttorten haben ja nicht viel Rückzugsraum, vom Volumen her weniger als die Hälfte der Riffkugeln. Die Riffkugeln haben eine große innere Höhlung und auch gegenüberliegend Öffnungen, die Fressfeinden Zugang ermöglichen. Hat das den Fischen nicht so gefallen? Also statt Brücken eher Säulen mit Auslegern und Platten und auch schmaleren Spalten dazwischen?


    Grüße


    Hans-Werner

  • Der Fisch hätte in der Mitte der reef balls zwar eine Höhle, aber er selber hat natürlich keinen großen Überblick über die Umgebung, wenn er sich darin befindet.


    Außerdem ist er mehr oder weniger im Dauerstress, da er ja andauernd alle Öffnungen im Blick behalten muss, um potentielle Fressfeinde zu entdecken. Das wäre mir auch zu anstrengend und aufregend. :grinning_squinting_face:


    Bei den Schichttorten hat der Fisch den Rücken frei und verschiedene Spalten und Deckungen zur Verfügung, um einem (größeren) Fressfeind schnell und sicher auszuweichen. Außerdem hat er eine gute Übersicht über das Riff, das sich vor ihm befindet.


    Auf jeden Fall eine interessante Studie, die auch mehr Beachtung bei unseren Beckengestaltungen finden könnte und sollte. :smiling_face:


    Viele Grüße,
    Ina

  • Hallo Hans-Werner, Hallo zusammen,


    die Antwort ist weiter oben zu finden:
    Der Unterschied ist auf die Verfügbarkeit kleiner Unterstände im Schichtkuchen-Design zurückzuführen!
    Es ist zwar logischerweise eine geringere Gesamtoberfläche vorhanden, aber dafür mehr Nischen und Spalten.
    Die Alternative zur Riffkugel war das Schichtkuchen-Design, welches eine höhere Verfügbarkeit an Schutzräumen aufweist.
    Die Designs der Riffkugeln und Schichtkuchen haben ein ähnliches Bruttovolumen, unterscheiden sich jedoch in der Verfügbarkeit von Schutzräumen erheblich.
    Riffkugeln haben nur einen zentralen Hohlraum mit mehreren Öffnungen, während Schichtkuchen unterschiedliche Schichten mit mehreren niedrigen, aber zusammenhängenden Schutzräumen dazwischen haben.
    Ist im Aquarium auch gut zu beobachten. Wo verpieseln sich die meisten Fische bei Gefahr?
    Nicht in grossen Höhlen mit Durchzug, sondern in enge Spalten und Nischen.
    Ich musste immer höllisch aufpassen, wenn eine Auslagerung von Riffteilen in andere Becken anstand.
    Die meisten Fische klemmten sich dann bei Gefahr in enge Spalten des Gesteins.
    Manch einen übersah man.... :frowning_face:


    Gruß
    Hajo

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  • … der Körperkontakt ist also für den Fisch vielleicht wichtiger als die Optik (Dunkelheit). Da wo er nach hinten Kontakt halten kann und sich notfalls dazwischenklemmen kann, da fühlt er sich am wohlsten, selbst wenn es oberflächlich betrachtet hell und relativ ungeschützt erscheint.


    Das entspricht nicht unbedingt den menschlichen Vorstellungen. Die meisten von uns würden für sich wohl die Riffkugel bevorzugen, kommt sie doch unseren Vorstellungen von einer wohnlichen Höhle (Heim/Haus) viel näher.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hallo Das entspricht nicht unbedingt den menschlichen Vorstellungen. Die meisten von uns würden für sich wohl die Riffkugel bevorzugen, kommt sie doch unseren Vorstellungen von einer wohnlichen Höhle (Heim/Haus) viel näher.

    Die Sicht auf "menscheln" im Verhalten von Fischen sollten wir uns fuer andere Dinge aufheben.
    Der Fisch kann mit "heimelig" nichts anfangen. :grinning_squinting_face:
    Im Korallenriff kennen sehr viele Fische ihren Zufluchtsort.
    Es flüchtet jeder in ein bestimmtes Loch im Riff, wenn Gefahr droht.
    Viele Riffbarsche sind so stark an ihren Zufluchtsort gebunden, dass man ohne weiteres den Korallen-Stock mitsamt Inhalt aus dem Wasser nehmen kann. So fest sind sie an ihren Zufluchtsort gebunden.
    Manche entwickeln besondere Verspreiztechniken, mit deren Hilfe sie sich in ihrem Schlupfwinkel festhalten.
    Sie alle haben eines gemeinsam: Keine geräumige Höhle, die man sich bei Gefahr oder in der Nacht eventuell mit anderen (unliebsamen) Arten teilen muss, sondern eher ein maßgeschneidertes Versteck, dass auf die eigene Koerpergroesse abgestimmt ist.
    Unterstaende sind eher "Ruheraeume" oder der "Anstand des Jägers" als gewisse artbezogene Fluchtpunkte.
    Gruss
    Hajo

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    aber aufhören zu leben.
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  • hi,


    beim palettendoch ist sogar zu beobachten, dass die sich in waagerechte spalten quetschen.


    es muss nur eng genug sein.

    Genau so ist es. Gutes Beispiel!


    Gruss
    Hajo

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  • Die Sicht auf "menscheln" im Verhalten von Fischen sollten wir uns fuer andere Dinge aufheben.

    Ist ja klar, Hajo, ohne besseres Wissen ist das aber immer der erste (naheliegendste) Ansatz. Und nicht ganz wenige, die ein Aquarium gerade erst zum ersten mal einrichten, verfügen noch nicht über besseres Wissen.

    beim palettendoch ist sogar zu beobachten, dass die sich in waagerechte spalten quetschen.

    Habe ich auch schon überlegt. Vielleicht sogar vorzugsweise? Werden waagrechte Spalten den senkrechten vielleicht sogar vorgezogen? Vielleicht wegen schlechterer Einsehbarkeit/Zugänglichkeit?


    Ich habe so U-Stein-Brücken, und in einige "Us" habe ich teils fast senkrecht, teils waagrecht, Riffplatten hineingestapelt. Teilweise sind die "Us" auch liegend, also nach drei Seiten geschlossen, mit Riffgestein gefüllt und mit einer Riffplatte abgedeckt. Ich frage mich, gibt es da Unterschiede?


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo zusammen!


    Normalerweise versteckt sich der Hepatus bei Angst hinter Gestein oder in verzweigten Korallen.
    Im Aquarium lässt sich das gut beobachten.
    Der Hepatus sichert seine Position in der Koralle oder in einer Spalte, indem er sich dort mit den Schwanzdornen festkeilt.
    Dies verhindert, wenn er gefunden wird, dass ein Predator den Fisch aus seinem Versteck ziehen kann.
    Wenn der Fisch sich von einem Predator entdeckt fühlt, "spielt er tot" und liegt auf der Seite, ohne sich zu bewegen. Sie werden dann oft für tot gehalten und von den Predatoren übergangen.
    Das "auf der Seite liegen" ist reine Überlebenstaktik und ist sicherlich bei dieser Art genetisch festgelegt.
    Eine waagerechte Fluchtspalte verbindet das Praktische mit dem Nützlichen. :smiling_face:


    Gruß
    Hajo

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