Statik für Aquarien in Mehrfamilienhaus (Neubau) - kennt sich jmd aus?

  • Hallo, vorab: wir haben bereits ein Ingenieursbüro gefragt, die Infos die wir bekommen haben verwirren uns :confused_face:


    Also es geht um die Aufstellung eines Aquariums in einem Mehrfamilienhaus (nicht Erdgeschoss), Neubau.
    Maße Becken 1 : 110x30x30 (aktuelles Becken, keinerlei Mängel am Fußboden ersichtlich. Gesamtgewicht von uns geschätzt: 150kg
    Becken 2 : 400x40x40 - für uns klingen die Maße identisch, es handelt sich quasi nur um eine Verlängerung.
    Ingenier sagte erst das nur 150kg/qm gingen, er meinte das Becken rauscht durch die Decke durch. Nach der Rechnung die er ausgemacht hat würde aber auch das Becken 1 die Deckentraglast überschreiten. Rechnung war: Gewicht Aquarium /Länge/Breite
    Für uns geht die Rechnung nicht auf. Als wir diesbezüglich nachfragten und Becken 1 erwähnten sagte er das doch ginge ?! Wir wollen aber auch keinen Statiker für 1000€ beauftragen.
    Das Becken soll an der Wand stehen. Das Haus ist von 2014. Ist jemand von euch Statiker, Bauingenieur?
    Wie macht ihr das denn mit euren großen Becken?


    VG, Tina

  • Ist jemand von euch Bauingenieur?

    Ja, ich. :grinning_face_with_smiling_eyes:


    Allerdings keine Statikerin. Aber ein bisschen was ist ja vom Studium auch hängengeblieben. :grinning_squinting_face:

    ich glaube nicht, dass sich hier ein Ing.o.ä. sein Maul verrennen wird

    Och, ich mache das jetzt mal. :winking_face:


    Also, vom statischen Grundgedanken zählt zunächst einmal die Last, die auf ein Bauteil wirkt.
    Das kann eine flächige Last sein oder eine punktuelle.


    Als Beispiel: Eine Stütze, die z.B. die Last einer darüber liegenden Decke abträgt, ist eine Punktlast. Ein Aquarium ist aber als flächige Last zu berücksichtigen.


    Wenn ich nun euer jetziges Becken betrachte, dann hat es mit allem Drum und Dran wahrscheinlich ungefähr die 150 kg, die ihr auch geschätzt habt.


    Auf einer Fläche von 1,10 x 0,30 m betrachtet, macht das eine Flächenpressung von 455 kg/m².


    Das zweite Becken mit 4,00 x 0,40 x 0,40 m hat ungefähr einen Wasserinhalt von 640 Litern. Mit Steinen, Deko insgesamt, Bodengrund, Unterkonstruktion (Schrank, Sockel...) wird es in Summe irgendwas um 800 - 1.000 kg wiegen.


    Das macht dann eine Flächenpressung von 625 kg/m².


    Wenn ich jetzt mal von einem Mann ausgehe, der 100 kg wiegt und mit beiden Füßen (Fläche ca. 0,20 x 0,30 m) auf der Decke steht, dann ergibt das eine Flächenpressung von ungefähr 1.667 kg/m². :winking_face:


    Soll heißen, je größer die Fläche ist, über die ich eine Last abtrage, desto besser wirkt sich das statisch aus.


    Das ist jetzt natürlich eine sehr vereinfachte Betrachtung.


    Da es sich bei dem Haus um einen Neubau von 2014 handelt, gehe ich jetzt mal davon aus, dass es sich um eine massive Bauweise mit Stahlbeton-Decken handelt.


    Wenn ihr nun z.B. einen Geburtstag feiert und mit 10 Leuten um den Esstisch sitzt, dann wirkt dort statisch ebenfalls eine Flächenlast aller Personen + Esstisch + Stühle + Geschirr + Essen. Mal rechnerisch davon ausgegangen, dass sich 5 Männer und 5 Frauen am Tisch befinden, dann beträgt das Gesamtgewicht auch um die 850 - 1.000 kg (kommt natürlich auf die Menge des Essens an... :grinning_squinting_face: ). Und die Fläche beträgt vielleicht 2,50 x 1,50 m. Außerdem kommt statisch erschwerend noch hinzu, dass der Esstisch eher mittig auf der Decke platziert ist und somit noch ein zusätzliches statisches Moment erzeugt. Das fällt bei der Platzierung des Aquariums direkt an der Wand schon mal rein rechnerisch (fast) weg.


    Wie gesagt, alles recht einfach gehalten.


    Um es kurz zu machen: Bei mir stehen beide Aquarien im Wohnzimmer.


    1. 2,00 x 0,65 x 0,60 m (seit 2010)
    2. 1,50 x 0,60 x 0,60 m (seit 2013)


    Und keines davon ist (bis jetzt... :smiling_face_with_sunglasses: ) durch die Decke in den darunter befindlichen Keller gerauscht.


    Lediglich beim großen Becken habe ich beim Bau des Hauses auf schwimmenden Estrich verzichtet, die Fußbodenheizung ausgespart und einen Verbundestrich eingebaut.


    Ich hoffe, dass euch das schon ein bisschen weiterhilft.


    Viele Grüße,
    Ina

  • Wenn man sich einmal die fertigen Aquariumunterschränke im Bereich Süßwasser betrachtet und sieht was darauf mitunter
    für eine Beckenlast von mehreren 100kg draufsteht,da müsste erst der Schrank zusammenbrechen,bevor eine Stahlbetondecke durch bricht.
    Mir ist diesbezgl. noch nichts zu Ohren gekommen.
    Mein Vater hatte damals in seinen alten Haus von 19und mehrere Becken stehen auf einer alten Holzbalkendecke ,da ist auch nix passiert,da gab es den Beruf "Statiker" wahrscheinlich so noch nicht.
    Grüße

    Schuran Acrylglasbecken 110x50x50
    AI Nero 5 , ledaquaristik powerbeam vollspektrum 125 Watt, Eheim ECO 300 Aussenfilter


  • Lediglich beim großen Becken habe ich beim Bau des Hauses auf schwimmenden Estrich verzichtet, die Fußbodenheizung ausgespart und einen Verbundestrich eingebaut.
    Viele Grüße,
    Ina

    Jetzt wärs noch interessant, wie Leute, die nicht so clever waren (OK es geht um mich :grinning_squinting_face: ) ein großes Becken (so 1000 Liter) in die Bude bekommen

    Beleuchtung: ATI Sunpower 8x80 Watt T5,Strömung: 2x Tunze 6105, Abschäumer: RE Double Cone 180 mit RD3 speedy, Balling Zeo und blaue Flaschen nach Gusto
    Extra bavariam non est vita et si est vita non es ita




    Viele Grüße
    Stefan

  • Ja im ganzen EG. Mit der 540er Kiste klappt das noch gut und die nächsten 10 Jahre muss das sowieso so bleiben rein finanziell aber träume muss man ja haben will aber den Thread hier nicht crashen

    Beleuchtung: ATI Sunpower 8x80 Watt T5,Strömung: 2x Tunze 6105, Abschäumer: RE Double Cone 180 mit RD3 speedy, Balling Zeo und blaue Flaschen nach Gusto
    Extra bavariam non est vita et si est vita non es ita




    Viele Grüße
    Stefan

  • Guten Abend !!


    Erfahrung sagt " no Problem " !!


    Becken mit 65er oder 70er Höhe rauschen nicht durch und dann schon niemals welche mit 40er Höhe ...


    Viel interessanter finde ich die Frage in welche Etage es mit den 4 Metern gehen soll und wie ?!
    Erster Stock durch´s Fenster ist wohl die einfachste Variante ...





    Viele Grüße
    Tomas M.

  • Guten Abend, vielen Dank für eure großartigen Antworten ! Besonderen Dank an Ina für die Klasse Beschreibung, das hilft uns sehr weiter!


    Das Becken ist in Planung, Angebot liegt bereits vor. Wird aber dieses Jahr nicht mehr umgesetzt. Wie es in den ersten Stock kommt ist noch fraglich. Es passt aber durchs Treppenhaus in Einzelteilen u wird in der Wohnung gebaut. Alternative ist ein Kran durchs Fenster.


    VG Tina

  • Wenn das Becken an der Wand steht sollte das wirklcih kein Problem sein. Ich frage mich nur, warum man so einen Schlauch bauen möchte und wie das Strömungskonzept dafür aussieht.
    Möchtest Du das als Closed Loop bauen mit vielen Ausgängen?

  • Einbrechen wird so schnell nichts, aber es wird Biegungen im Bereich der Decke ( auch Stahlbeton) geben und eventuell Risse.
    Die Biegungen können sogar zum Schiefstand des Beckens führen und eine Belastung der Silikonnähte nach sich ziehen.
    Deshalb beim Beckenspülen auf Schiefstand achten und eventuell etwas Unterbauen.

  • moin, warum so ein Schlauch ist einfach zu beantworten: hat keiner und da wir das ganze schon in Klein haben und es echt toll aussieht wird die Vergrößerung geplant.Wir verlängern quasi nur die stellfläche der Korallen. Das strömungskonzept wird eine Herausforderung aber ist nicht unmöglich.


    Zum durchbiegen: der Unterbau wird gerade werden (wasserwaage). Was soll dann da durchbiegen? Das Becken ist doch gleichmäßig befüllt.


    VG Tina

  • Also Durchbiegung wird statisch bei Bauteilen mit berechnet. Da jede kleinste sichtbare Durchbiegung sofort Panik beim Betrachter auslöst (auch wenn statisch noch keinerlei Gefahr besteht), gibt es einen gesonderten Nachweis, der Durchbiegung bei horizontalen Bauteilen quasi gegen Null laufen lässt.


    Es stimmt aber, dass ich auch versuchen würde, das Becken komplett in Waage auszurichten. Statische Imperfektionen (Schiefstellung, Außermittigkeit usw.) wirken sich immer negativ auf das gesamte System aus.


    Durch eine entsprechende Unterkonstruktion lässt sich das aber gut lösen.


    Nur bitte bei der geplanten Beckenlänge nicht mit einer winzigen 60 cm-Wasserwaage die Schiefstellung messen, sondern mit einem ausreichend langen Richtscheit beispielsweise.


    Spannungen in einem spröden Material wie Glas sollten unbedingt vermieden werden. Ansonsten funktioniert der Ausgleich über die Nähte. Und das ist auf Dauer wahrscheinlich auch eher nicht optimal.


    Ich freue mich auf jeden Fall jetzt schon auf die Bilder von dem Becken, wenn es soweit ist. :smiling_face:


    Viele Grüße,
    Ina

  • Auf so lange Entfernung tut's auch die gute alte Schlauchwasserwaage. Einen passenden Schlauch hat jeder Aquarianer parat.

  • Moin,
    Zum Thema Fußbodenheizung und Aquarien: Zu Süßwasserzeiten hatte ich ein Tanganjikabecken mit 1000 Litern, ca. 100 kg Sand und 50 kg Steinen. Dieses stand auf einem Schwerlastregal, welches 6 ca. handtellergroße Füße hatte. Weder während des Betriebes noch nach dem Abbau waren an den Fliesen oder der Fußbodenheizung irgendwelche Schäden aufgetreten. Das Becken stand allerdings im EG ohne Keller.

    " Und der Haifisch, der hat Tränen und die laufen vom Gesicht
    Doch der Haifisch lebt im Wasser so die Tränen sieht man nicht
    In der Tiefe ist es einsam und so manche Zähre fliesst
    Und so kommt es , dass das Wasser in den Meeren salzig ist "


    Beste Grüße


    Stefan

  • Ich habe mir auch Sorgen gemacht über die Statik als ich das neue Becken mit 1000 Liter aufgestellt habe. In Summe kommen hier mindestens 1200 Kg auf 1,6 m2 zusammen.
    Ergibt 750 Kg pro m2 gerechnet.


    Ich habe mit einigen Baumeistern gesprochen (die natürlich nichts garantieren konnten - das macht ein Statiker gegen Einwurf von Münzen).


    Die haben das absolut problemlos gesehen im Neubau (Altbau sieht definitiv anders aus - vor allem wenn es keine Unterlagen zu den verwendeten Materialien und Bewehrungen gibt).
    Einhellige Meinung war, dass die Decke das letzte ist um das man sich Sorgen machen muss. Gefährlich ist wenn, dann der Estrich mit der Fußbodenheizung wenn die Mindeststärken nicht eingehalten wurden .Bzw. sollte man Belastungen in der Ecke bzw. am Rand vermeiden und die Last flächig mit Hilfe von dicken untergelegten Platten besser verteilen.


    Einer hat das Beispiel gebracht, man sollte mal nachrechnen was an Kilogramm im Bücherregal steht - meist auf vier kleinen Punktbelastungen.


    lg
    Andreas

  • Gefährlich ist wenn, dann der Estrich mit der Fußbodenheizung wenn die Mindeststärken nicht eingehalten wurden .Bzw. sollte man Belastungen in der Ecke bzw. am Rand vermeiden und die Last flächig mit Hilfe von dicken untergelegten Platten besser verteilen.

    :thumbs_up:


    Viele Grüße,
    Ina

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