Wildfänge oder Nachzuchten?

  • moin,


    hab mal gesagt: egal was wir machen, es belastet immer die umwelt.


    wenn der fischer für sich, seine familie und seine anderen kunden fische zum verzehr fängt, scheint das ein schonender umgang mit dem riff zu sein.


    nun wächst aber die familie des fischers und auch die kunden vermehren sich fleissig.


    da hilft nur noch der dynamitfang, um auch kleinste fischchen erwischen zu können.


    als folge favon ist das riff platt!


    andere möglichkeit:


    es kommt der aquarianer und bietet dem fischer geld für "aquarienfische" an.


    toll, jetzt kann er sich etwas leisten, muss aber auch andere nahrungsmittel kaufen, da er nur noch wenig zeit hat für das eigene fischmittagessen.


    also kauft er die guten sojabohnen - lecker!


    kriegt er günstig, sein kumpel hat gerade n stück regenwald gerodet und soja angebaut.


    :face_with_open_mouth:

  • Also Hans- Werner ich danke dir für diese positiven Worte am Ende des letzten Posts. Ich war schon etwas am verzweifeln... :aeh: . Dass wir nicht alleine die Welt retten können, dass ist absolut wahr und das es da keine einfachen Lösungen gibt, auch...


    Aber ich kann doch anfangen! Und da darf es keine Ausrede werden, dass ich sowieso nie alles richtig mache und sowieso nur einen kleinen Beitrag leiste.


    Und auch wenn ich mit meiner bestimmt sehr beschränkten Sicht ein Verbot von Wildfängen sinnvoll fände, finde ich es noch viel besser, wenn wir alle einfach damit anfangen Nachzuchten zu kaufen und so jeder etwas Kleines beiträgt...
    Und ja das Soja Thema beschäftigt uns auch gerade... :winking_face: .

  • Hallo zusammen,


    es wird - wie fast immer - nie die eine Lösung geben. So komplexe Systeme wie Riffe und davon lebende Menschen kann man nicht an einer Schraube regulieren.


    Den Weg zwischen gnadenloser Reglementierung und freiem, unkontrolliertem Markt zu finden ist nicht einfach. Aber es gibt einige Beispiele: auf einer Südseeinsel (den Namen habe ich leider vergessen) gab es massive Probleme zwischen einheimischen Fischern, nicht einheimischen Fangflotten und Tauchtourismus. Natürlich waren immer die anderen für das Gesamtproblem schuld. Der Häuptling hatte durchgesetzt, dass die Fanglizenzen für ausländische Fangflotten nicht mehr verlängert wurden und das Riff wurde in drei unterschiedliche Zonen eingeteilt: 1. verbotene Zonen, in denen nicht gefischt und nicht getaucht werden durfte, 2. Fischereizonen, 3. Tauchzonen. Der Aufschreit war auf allen Seiten groß - der Häuptling blieb aber dabei. Und siehe da, nach kurzer Zeit (ich meine 2-3 Jahre) hatten sich das Riff und die Fischbestände in der verbotenen Zone sichtbar erholt. Die wachsenden Fischbestände verbreiteten sich auch in die bewirtschafteten Zonen. Nach wenigen Jahren konnten die Fischer von ihrem Fang wieder leben, die Taucher hatten etwas zu tauchen und die Gesamtbilanz der Insel war positiv. Es kamen zwar keine Einnahmen durch die Fanglizenzen herein aber es musste auch erheblich weniger an Nahrungsmittel eingeführt werden, weil der Fischmarkt wieder funktionierte. - Hörte sich alles ein wenig nach Märchen an, war aber eine Doku.
    Der freie Markt hätte das nicht hinbekommen, ein totales Verbot aber auch nicht.

  • Nach wenigen Jahren konnten die Fischer von ihrem Fang wieder leben,

    Und wovon haben die Fischer in den wenigen Jahren gelebt?

    " Und der Haifisch, der hat Tränen und die laufen vom Gesicht
    Doch der Haifisch lebt im Wasser so die Tränen sieht man nicht
    In der Tiefe ist es einsam und so manche Zähre fliesst
    Und so kommt es , dass das Wasser in den Meeren salzig ist "


    Beste Grüße


    Stefan

  • Hallo zusammen!


    Damit sich dort vor Ort die Lebenssituation der Fischer ändern kann, bedarf es national sozialpolitischer Anstrengungen, welche dazu führen können, die Einkommen der Fischer auf anderen Ebenen zu sichern.
    Andererseits sind Aquakulturen in einigen Gebieten, z. B. für die Korallenzucht, auf dem Vormarsch und zugleich ein wichtiger Arbeitgeber für die Leute in den Küstenregionen.
    Seit vielen Jahren ein Aushängeschild: Walt Smith, Fidji. Ein Beispiel von vielen....


    Als Stein des Anstoßes wird hauptsächlich die hohe Sterberate der Fische diskutiert.
    Das vorrangige Ziel bei allen Bemühungen sollte sein, die Mortalität der Tiere deutlich zu senken.
    Dazu gehört der absolute Verzicht auf Giftfang, Betäubungsmitteln und ein Konsens über Schutzmassnahmen zur Verhinderung von illegaler Entnahme und kriminellem Handel.
    Solange die Wirtschaftlichkeit mit den Tieren einen hohen Stellenwert in den ostasiatischen Regionen einnimmt, die Regierungen aus bestimmten Gründen dies auch noch fördern, solang wird uns dieser Zustand erhalten bleiben.
    Wir echauffieren uns heute über die Sterberate der Fische und übersehen dabei geflissentlich die im Laufe der Jahre verbesserten Transportbedingungen. Ja, die sind nicht zu verleugnen.
    Die heutige Sicht auf die Dinge ist unvollkommen, solange nicht die weitaus schlechteren Bedingungen früherer Jahre mit angesprochen werden.
    Zu damaliger Zeit waren die Becken der Händler voll mit den unterschiedlichsten Exoten.
    Dort tummelten sich Allesfresser wie auch Nahrungsspezialisten.
    Der Nachschub an Fisch schien unendlich.
    Die Logistik arbeitete zeitaufwendig, die Mortalität war entsprechend hoch.
    Das „Kellergeschäft“ war stellenweise verbreitet und jeder Zausel konnte ein Gewerbe anmelden und die empfindlichsten Tiere im privaten Keller verhökern. Ob qualifiziert oder nicht.
    Nun sind wir nicht mehr in den Anfängen der Meerwasseraquaristik.
    Das bedeutet aber nicht, dass sich auf diesem Gebiet großartig etwas geändert hat.
    Die Logistik hat sich verbessert, die Fische sollten eigentlich weniger Stress ausgesetzt sein.....


    Im Jahre 1998 wurde eine Organisation ins Leben gerufen, die eigentlich unsere heutigen Probleme
    vergessen lassen wollte:


    MAC
    „Die Marine Aquarium Council (MAC) ist (war) eine gemeinnützige Verwaltungsorganisation mit Sitz in Los Angeles, Kalifornien.
    MAC wurde gegründet, um den Fang von Meerwasseraquarienfische zu fördern und zu zertifizieren, den Großhändlern und Händlern den Verkauf und die Lieferung von Fischen, Korallen und Wirbellosen ökologisch nachhaltiger Importe zu erleichtern, und die Relevanz und Wirksamkeit mit lebenden Fischen im Handel zu optimieren.
    Der Marine Aquarium Council wurde 1998 gegründet, um ein universelles System von Standards im Handel mit Meerwassertieren zu schaffen.
    MAC arbeitet mit Naturschutzbeamten, Fischereien, Importeuren und Großhändlern zusammen, um Zertifizierungsprogramme für die Fischerei auf den Philippinen, Indonesien, Fidji, Hawai und Großbritannien zu entwickeln. Die Einhaltung der Standards ist freiwillig.
    MAC stellt Fischereibescheinigungen für Fischereien, Importeure, Exporteure und Einzelhändler in ganz Südostasien, Nordamerika und Europa aus. MAC-Zertifizierung ist derzeit das einzige Programm dieser Art, das Groß- und Einzelhändler einen Nachweis über die Umweltverantwortung und die ethische Behandlung von Meereslebewesen bietet.“


    In Deutschland machte sich im Jahre 2007 u. a. Claude Schuhmacher für diese Regelungen stark:
    „Da aber dieses Thema, hier in Deutschland bisher absolut vernachlässigt wurden, (oder kennen Sie lieber Leser schon ein Unternehmen das nach den Standards des MAC arbeitet? ) möchten wir nun die derzeit wohl einzig zertifizierte Firma nach dem MAC Standard hier auf Korallenriff.de vorstellen etc, etc.
    Es wäre zu wünschen das sich gerade in dieser Frage auch unsere Leser mehr engagieren würden. Liebe Leser, fragt bei Eurem Händler nach dem MAC Zeichen, es liegt an Euch ob es in Zukunft so wie bisher weitergeht, oder ob man nicht doch in Deutschland ein wenig mehr Interesse für dieses sehr lobenswerte Vorhaben der MAC zeigt.“
    Ein Wunsch, der leider nur ein Wunsch blieb.


    So die Historie.


    MAC hörte 2008 auf zu existieren :!:


    Man mag das Ende dieses Projektes bedauern oder gar begrüßen. Es entwickeln sich damals unterschiedliche Meinungen.
    Es hat schon immer einen anderen Blick auf die Dinge gegeben. Warum nicht auch hier?
    Der Fischer, der Händler und auch der Endabnehmer urteilen aus unterschiedlichen Gründen über Sinn oder Unsinn zertifizierter Handelsketten.
    Der springende Punkt für mich sind die Verluste!
    Seien wir doch einmal ehrlich. Wenn es keine Verluste geben würde, wo wäre dann die Kritik?
    Findet man Mittel und Wege, die Verluste zu minimieren, ist das Hauptproblem vom Tisch.
    Solange es auf diesem Gebiet immer noch ungelöste Interessenskonflikte in Sachen "Deutungshoheit" zwischen den jeweiligen Verbänden gibt, wird es kaum Einfluss auf den globalen Handel haben.
    Organisationen jeglicher Couleur gibt es genug. Man muss sie nur bündeln.


    Gruß
    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • moin hajo,


    globaler handel...


    in welchem vergleich steht der handel mit "aquarientauglichen" nahrungsmitteln zum handel mit dem fisch zum verzehr?


    wahrscheinlich im nullkommasonstwas prozent- oder promillbereich.


    das ist üblicherweise für die politik kein thema, allerdings werden randgruppen leichter mit gesetzlichen bestimmungen reglementiert.


    nunja, deine einlassung an "zahlen" aus den tagen der "frühaquaristik" hat was.


    solches hält sich hart in den köpfen der beteiligten und wenn es keine neueren erhebungen gibt, werden die herausgekrahmt und zitiert.


    kenne zwar keine verluste bei den fängern und in den töpfen der exporteure aber die verluste bei den großhändlern und auch hier liegen im unteren einstelligen prozentbereich.


    selbst die qualität von ls ist im vergleich zu früher mit stinkenden boxen bei der ankunft in frische meeresbrise verändert.

  • allerdings werden randgruppen leichter mit gesetzlichen bestimmungen reglementiert

    Das ist der springende Punkt. Wenn man der Politik auch noch anbietet, den Aquaristikhandel zu reglementieren, werden sie mit Freuden dieses Angebot annehmen, schon um zu zeigen, dass "etwas getan wird". Ob es am Ende etwas nutzt, ist völlig nebensächlich. Hauptsache, man hat mal wieder PETA, Greenpeace und ähnliche Klientel bedient. Deswegen wäre ich mit solchen Vorschlägen sehr vorsichtig. Diese Juristen schaffen es eher selten so, wie man es sich erhofft. Mit höchster Wahrscheinlichkeit schießen sie über das Ziel hinaus, man will ja eben auch die Tierschützer bedienen, wenn man schonmal dabei ist.


    Grüße


    Hans-Werner

  • moin hajo,


    globaler handel...


    kenne zwar keine verluste bei den fängern und in den töpfen der exporteure aber die verluste bei den großhändlern und auch hier liegen im unteren einstelligen prozentbereich.

    die unteren einstelligen Prozente sind wenig glaubhaft.
    Wenn die meisten Fische ihre Reise zu ihrem endgültigen Bestimmungsort ueberleben würden, würden auch weniger Exemplare gefangen.
    Es muss das Ziel sein, den erfolgreichen Transport von Meerwasserfischen aus der Wildnis und aus Aquakulturen zu fördern und so zur Erhaltung der Bestände beizutragen.
    Es gibt eine Vielzahl von Forschungsartikeln, die sich mit dieser Materie beschäftigen.
    Unter dem Strich wollen alle die Mortalität senken.
    Wäre es kein Problem, dann würde sich auch keiner damit beschäftigen wollen.
    Über eine Spätsterblichkeit ist noch gar nicht gesprochen worden.....
    Gruss
    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • die unteren einstelligen Prozente sind wenig glaubhaft.

    … hat mir ein Importeur bei Nürnberg schon vor ungefähr 30 Jahren (+/- 1 Jahr) versichert, dass ihre Verluste unter 10 % liegen ... :confused_face: Ich habe noch nicht bei/für einen Importeur gearbeitet.


    Grüße


    Hans-Werner

  • … hat mir ein Importeur bei Nürnberg schon vor ungefähr 30 Jahren (+/- 1 Jahr) versichert, dass ihre Verluste unter 10 % liegen ... :confused_face: Ich habe noch nicht bei/für einen Importeur gearbeitet.
    Grüße


    Hans-Werner

    Elvis lebt! Das Gerücht hält sich auch schon Dekaden. :grinning_squinting_face:


    Ich zweifele stark an den Werten.
    Erstens, weil die Realität, die ich sehe, eine andere ist.
    Zweitens ruft das Problem die Wissenschaft auf den Plan.
    Das ist für mich ein Indiz, dass die allgemeinen Diskussionen um die hohe Sterberate nicht aus der Luft gegriffen sind.
    Zum Beispiel wurden Untersuchungen getätigt, die sich auf die Verweildauer der Fische in der Tüte bezogen. In Abhängigkeit von der Groesse des Fisches und der Dauer des Transportes.
    Im Ergebnis lagen auch diese Zahlen eher bei über 20% Sterblichkeit.
    Die Sterblichkeit oder das Siechtum vor und nach dem Transport war nicht Ziel dieser Untersuchung. Das ist wieder eine andere Baustelle.
    Es zeigt mir aber, dass man versucht Mittel und Wege zu finden, um den Verlusten Herr zu werden.
    Das allein ist ein Grund optimistisch zu sein. Auch der Handel sollte es sein. Er kann nur von gesunden Tieren profitieren.
    Gruss
    Hajo

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    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


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  • die unteren einstelligen Prozente sind wenig glaubhaft.Wenn die meisten Fische ihre Reise zu ihrem endgültigen Bestimmungsort ueberleben würden, würden auch weniger Exemplare gefangen.

    Hallo Hajo,


    soweit ich dies überblicke, ist die Mortalität bei den Transporten zumindest bei den größeren Importeuren wirklich extrem gering. Die Verpackung, der Transport unter Sauerstoff und die schnellen Lieferwege werden recht professionell gestaltet. Schließlich sind die Transportkosten recht hoch und Verluste daher ziemlich unwirtschaftlich.
    Der große Teil der Verluste entsteht bei den Aquarianern selbst, denn dort tummeln sich inzwischen viel mehr unerfahrene Eintagsfliegen. Dabei ist es gleich, ob Wildfang oder Zuchttier. Exportbeschränkungen gleich welcher Art hätten darauf keinerlei Einfluss.


    Gruß


    Bernd

  • Hallo Hajo,
    soweit ich dies überblicke, ist die Mortalität bei den Transporten zumindest bei den größeren Importeuren wirklich extrem gering. Die Verpackung, der Transport unter Sauerstoff und die schnellen Lieferwege werden recht professionell gestaltet.

    Hallo Bernd,


    die Verbesserungen hatte ich weiter oben ebenfalls angesprochen. Wenn auch nur in einem Nebensatz.
    Was wir sehen oder zu glauben scheinen, ist die saubere Oberfläche, die stets bei kritischen Anmerkungen herangezogen wird.
    Darunter befinden sich Schäden durch Antibiotika, (Nitrofurazone, Tetracycline etc.)
    Unterschiedlich empfindliche Fischarten haben auch eine unterschiedlich hohe Sterberate.
    Das wiegt verbesserte Frachtzustände kaum auf.
    Eine Umfrage unter US-Händlern fand heraus, dass Sterblichkeitsraten von 30% und mehr aufgrund von Giften, die beim Fangen verwendet werden, zuzüglich Haltungsschäden vor und während des Transports, nicht selten sind.
    Diese Information ist erst wenige Jahre alt.
    Gruß
    Hajo

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  • Hallo Hajo,


    aus eigenem Augenschein weiß ich, dass in Australien und in Polynesien überhaupt nicht mit Gift gefangen wird, wohl auch früher nicht. Auch in Hawaii gab es nie eine Cyanidfischerei. Problematisch war die Situation auf den Philippinen und in Indonesien. Dies ist aber in weiten Teilen Schnee von gestern. Natürlich gibt es immer schwarze Schafe, aber in beiden Länder ist seit 1975 (Philippinen) und 1985 (Indonesien) der Giftfang, ja sogar das Mitführen von Cyanid auf den Booten verboten. Dies wird auch relativ gut überwacht.
    In den 90er Jahren hat sich dann viel getan, Cyanidfänge sind um über 90% zurückgegangen.
    Um schwarze Schafe ausschließen zu können, unterhalten die großen Exporteure heute eigene Laboratorien. Über heiße Säuren wird da aus Proben bei mit Cyanid gefangenen Fischen Blausäuregas gelöst und nach Natriumhydroxid-Filterung Cyanid-Ionen detektiert. So ermittelte Fischfänger scheiden dann auf Dauer als Lieferant aus.


    Viele negative Schlagzeilen sind inzwischen wirklich überholt. Man hat nicht immer nur aus Naturschutzgründen reagiert sondern oft auch rein wirtschaftlichen Überlegungen. Aber auch dies ist kein Schaden.
    Problematisch in diesen Ländern ist immer noch der illegale Fischfang mit Dynamit, der ganze Riffe schädigen kann. Aber da geht es um Speisefische, oftmals auch aus Hunger.


    Schädlich für unsere Fische ist die häufige Massenhaltung im Handel. Da wird auch gern das von dir angeführte Antibiotika eingesetzt. Aber auch da gibt es kaum Unterschiede zwischen dem Verkauf von Wildfängen und Zuchttieren. Gern übersehen wird auch, dass viele Zuchtfische aus tropischen Ländern kommen, mit den dann gleichen Transportbedingungen. Oftmals kommt es dabei auch zu Vermengungen mit Wildfängen, die eine separate Klassifizierung meist unmöglich machen.


    Natürlich ist nicht überall nur heile Welt, aber wo ist dies schon der Fall? Dem muss man auch weiterhin die nötige Aufmerksamkeit schenken, aber sicher nicht mit unrealistischen, oft auf purer Unkenntnis beruhenden Heilserwartungen, die manchmal eher missionarisch vertrieben werden . Auch Verbote sind oftmals zu kurz gedacht. Ich denke, dass wir dies beide ähnlich sehen.


    Viele Grüße


    Bernd

  • Guten Morgen, Bernd!


    Auch wenn es den fatalen Augenschein hat, mich bei den Fundamentalisten einzuordnen, ich bin doch eher ein Realo!
    Auch möchte ich nicht weiter in die Untiefen der Meerwasserlogistik einschliesslich ihrer negativen Aspekte eintauchen.
    Es hat sich einiges gebessert, das ist wahr.
    Einzelne Länder können vorbildliche Fangstationen und Handelsketten vorweisen. Da bin ich mir sicher.
    Die von dir erwähnten Länder sind nur kleiner Teil der Zunft. Bei der gewaltigen Menge der gehandelten Ware Fisch kommen mir eher keine positiven Gedanken.
    Bernd, wir sind im Grunde auf einer Wellenlänge. :smiling_face:
    Abschliessend noch etwas Information über die Größenordnung der Ware Fisch aus den jeweiligen Exportländern.


    Gruß
    Hajo



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    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


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  • Hallo Hajo,


    ich würde mal Joe und evtl. auch anderen Importeuren glauben, dass die Verluste bei ihnen relativ gering sind. Ich meine, Joe macht das beruflich, wenn er das sagt ...


    Ich halte das eigentlich auch für plausibel. Wie Bernd schon schreibt, richtig teuer wird der Fisch erst beim Export/Import, da entsteht ein nicht unerheblicher Aufwand an Arbeit und Transportkosten, bis dahin hat der Fisch eigentlich einen eher geringen finanziellen Wert, Verluste sind rein geschäftlich verkraftbar. Ich würde deshalb vermuten, dass man möglichst viel daran setzen wird, dass wenn, dann die Verluste vor dem Export/Import auftreten und nicht in den Boxen oder beim Importeur und Händler.


    Hohe Verluste in den ersten Wochen und Monaten beim Endabnehmer sind eigentlich ein eigenes Thema, da kommt so viel zusammen: Die Fische wurden meist mehrfach mit Antibiotika behandelt, haben keine vernünftige Darmflora mehr und eine geschwächte Abwehr, letzteres mitbedingt durch Hunger und Stress. Sie wurden teilweise in der Exportstation oder unterwegs mit resistenten Keimen, wie Vibrio spp., infiziert. Meiner Meinung nach sind das die Ursachen für viele der sog. "Giftfänge", die in Tagen oder Wochen nach dem Kauf sterben. Von den häufig geschilderten Symptomen der "Giftfänge" her könnte das durchaus passen.


    Für mich heißt das eigentlich, die Fische müssten vor allem vor dem Export besser "konditioniert" werden. Viele Fische kommen sehr mager hier an. Wenn man einem Fisch fettreiches Futter mit 20 - 25 % PUFA-Ölen verfüttert, bauen sie sehr schnell Fettreserven auf, die den Fisch über Wochen bringen, nicht nur über ein paar Tage. Außerdem ist die Resistenz von derart gefütterten (optimales Fett-Protein-Verhältnis) Fischen gegen bakterielle Infektionen erwiesenermaßen deutlich besser als bei fettarm ernährten Fischen. … und so gefütterte Fische verbrennen keine/wenig Proteine, d. h. sie scheiden weniger Ammoniak aus, wichtig für den Transport. Ein Fisch, egal ob gefüttert oder nicht, der Proteine verbrennt, auch die eigenen Muskel-Proteine, scheidet zwangsläufig viel Ammoniak aus.


    Nimmt man noch Probiotika hinzu, könnte man vielleicht auf Antibiotika ganz verzichten und würde somit auch keine resistenten Keime züchten und die wichtige Darmflora bleibt erhalten. Wenn man den Fisch im Zuge der optimierten Ernährung auch noch, soweit bei der jeweiligen Art möglich, auf Pellet- und Trockenfutter umstellen würde, würde der Unterschied Wildfänge - Nachzuchten deutlich schrumpfen. So würde ich mir persönlich, vom Schreibtisch in D aus, einen zertifizierten Fisch vorstellen. Der Ansatz von MAC sah da glaube ich etwas anders aus. Ich habe zwei Vorträge von MAC dazu gehört, mir persönlich kam das ziemlich bürokratisch (Protokolle des pH-Werts) und "von oben herab" vor, keine wirklich partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Leuten in der Exportstation. :frowning_face: Ich glaube, so einen Chef wie MAC damals möchte ich eher nicht haben. :schock:


    Wenn ich jemanden instruiere und in partnerschaftlicher Zusammenarbeit helfe, seine Qualität zu optimieren und Verluste zu minimieren, dann gehe ich davon aus, dass er das schon aus Eigeninteresse auch tut. Dann muss ich eigentlich nur noch den Zustand, die "Qualität" der Fische in der Station, beim Export, bei Ankunft und beim zertifizierten Händler (damit der nicht schummelt) kontrollieren. Ein paar unangemeldete Kontrollen wären sicher notwendig, wie beim Bio-Landbau auch, keine Antibiotika, kein minderwertiges Futter usw., aber viel Bürokratie wäre meiner Meinung nach nicht das Mittel der Wahl, die Hilft dem Fisch nämlich im Endeffekt nicht. :grinning_face_with_smiling_eyes:


    Grüße


    Hans-Werner

  • Sicher vertraue ich da auch Joe.
    Die Glaubhaftigkeit mache ich eigentlich bei jedem einzelnen Händler an den gezählten Verlusten fest. Von den Händlern kenn ich einige. Die Verluste auch.....
    Wie zählt man eigentlich was? Und wer zählt was?
    Ich will das Problem an einem leicht veränderten Ringelnatz-Zitat erklären:
    "Jeder zählt (spinnt) auf seine Weise, der eine laut, der andere leise."
    Wenn man sehenden Auges manche Zoohandlung betritt, werden die Abgründe sichtbar.....
    Einigen macht es auch nichts aus, wenn sich der "Verlust" während der Öffnungszeiten noch im Becken befindet. Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich diesen Zustand hier mit einem Foto dokumentiert.
    Was nun die Mortalität angeht, ist dieses Problem nur im Zusammenhang zu sehen.
    Wer bröselt schon die Verluste während des Fangs, vor und während des Transportes zu den bekannten Handelsketten auf? Allein sich beim Thema Mortalität auf die Verlustquote im Logistik-Bereich zu beziehen, ist mir nicht genug. Stichwort: Spätsterblichkeit!


    Gruß
    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
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    (Mark Twain)


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