Wildfänge oder Nachzuchten?

  • Hier noch der Rest der Quoten:

    Scleractinia450,000kgpieces of coral rock to which are attached live specimens of invertebrates species and corallinealgae not included in the CITES appendices and which are transported moist but not in water, in cratesII/NC19/05/172017
    Scleractinia900,000pcspieces of coral rock to which are attached invertebrates (of species not included in the CITES appendices and which are transported in water like live coralsII/NC19/05/172017
    Scolymia vitiensis4,500-liveII06/03/172017
    Symphyllia2,700-liveII06/03/172017
    Trachyphyllia geoffroyi10,000-live | Wellsophyllia radiata (PICHON)II06/03/172017
    Trachyphyllia geoffroyi40,000-live (AUDOUIN)II19/05/172017
    Tubastraea12,000-liveII06/03/172017
    Tubipora musica8,500-liveII06/03/172017
    Turbinaria15,000-liveII06/03/172017
    Turbinaria peltata12,000-liveII06/03/172017


    Edith sacht noch: Mich wundert die Zahl von 15.000 (!) Eguchipsammia fistula, einer azoo LPS, die in Tiefen zwischen 50 und 400 Metern vorkommt. Wer kauft sowas in diesen Mengen?

    " Und der Haifisch, der hat Tränen und die laufen vom Gesicht
    Doch der Haifisch lebt im Wasser so die Tränen sieht man nicht
    In der Tiefe ist es einsam und so manche Zähre fliesst
    Und so kommt es , dass das Wasser in den Meeren salzig ist "


    Beste Grüße


    Stefan

    2 Mal editiert, zuletzt von muschelschubser ()

  • es gibt negative Vergleichsbeispiel, die zeigen wie der gut gemeinte Schutz nach hinten losgehen kann:

    Hallo,


    zum Glück gibt es mittlerweile auch positive Beispiele, zumindest in Fernsehdokus, nach denen sich manche Regenwaldgebiete durch den Verkauf von frisch geschlüpften Schmetterlingen finanzieren. Es werden glaube ich die Raupen gesammelt und bis zu Verpuppung und Schlupf gepflegt. Das ist eigentlich ähnlich gelagert wie die Riffentnahmen.


    Was Bromelien angeht, wurde in Untersuchungen gezeigt, dass man an den Schattenbäumen der Kaffeeplantagen so viele Bromelien kultivieren (eigentlich nur wachsen lassen) könnte, dass diese ein ganz gutes Zusatzeinkommen wären, und die Arten hätten zusätzlichen Lebensraum (allerdings in ohnehin gerodeten Landschaften) gewonnen. Artenschutz kann eine Win-Win-Strategie sein, wenn Zerstörung und Übernutzung vermieden wird.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Gut das wir uns streiten über das wichtige Thema.
    Mich ärgert es wie man hier über die sicher nicht perfekten cites Regelungen schreibt und damit so tut, als wäre ohne Regelungen alles besser... @Bernd das kann doch nicht dein Ernst sein? Denkst du das es keine Regelungen geben sollte?


    Ich glaube: Wir brauchen in einer kapitalistischen Welt klare Regeln zum Schutz der Natur, vom deutschen Wald, bis hin zum bedrohten Riff. Wie gut dass es cites gibt, oder auch wwf und ja sogar Greenpeace. Der Aquarienindustrie traue ich, wie jeder Industrie nämlich hauptsächlich eines zu: Gewinnmaximierung um jeden Preis.


    Was ich genauso wichtig finde sind Konsumenten, die ihre Verantwortung wahrnehmen.


    Hier übrigens der angesprochene Artikel von WWF.
    https://mobil.wwf.de/2016/sept…ndet-dorie-noch-ein-riff/


    Da geht es auch um Cyanid Fang und die klare Empfehlung für Nachzuchten.

  • Moin,
    die Bilder aus dem WWF-Artikel ( vermutlich Philippinen ) kann ich leider aus Hongkong bestätigen. Dort habe ich mich ´mal auf dem Pet Market umgesehen. 10 Naso lituratus mittlerer Größe in einem 80 cm Becken sind dort leider an der Tagesordnung. Und auch die unsäglichen Glaszylinder mit Hunderten getrockneter Seepferdchen und - nadeln findet man an jeder Ecke in den traditionellen Apotheken. Allerdings werden wir diese Zustände nicht ändern können, dazu wäre ein Umdenken in der chinesischen Gesellschaft notwendig. Und da habe ich wenig Hoffnung. Immerhin war der WWF-Artikel ziemlich sachlich gehalten und auf die tatsächlichen Probleme fokussiert. Anders als zum Beispiel die meiner Meinung nach ideologisch völlig verblendeten Aktivisten von PETA. Die führen lediglich einen Feldzug gegen Hobbytierhaltung exotischer Tiere im Allgemeinen, ohne sich um die Habitatzerstörungen in den Heimatländern zu kümmern. Obwohl gerade bei verschiedenen bedrohten Arten engagierte Hobbyisten zum Teil Erhaltungszuchten betreiben von Arten, die aufgrund schrumpfender Lebensräume massiv bedroht sind. Natürlich ist das System CITES nicht fehlerfrei. Ich habe oft Tiere gesehen, die unter falschem Namen exportiert wurden, weil es eben noch eine Quote für eine andere Art gab, die eigentlich korrekte aber bereits für das Jahr erschöpft war. Natürlich ist das System CITES nicht gegen Missbrauch durch kriminelle Elemente gefeit, aber es gibt wenigstens einen Rahmen vor, in dem der Handel reguliert werden kann. Wenn mann sich allerdings die Quoten anschaut ( s.o. ) kann einem schon schwindelig werden.


    Hier z.B. Malaysia:

    Acropora128,500-live, wild-taken - Peninsular MalaysiaII06/03/172017
    Acropora250,000-live, wild-taken (not identifiable to species level) - SarawakII06/03/172017

    " Und der Haifisch, der hat Tränen und die laufen vom Gesicht
    Doch der Haifisch lebt im Wasser so die Tränen sieht man nicht
    In der Tiefe ist es einsam und so manche Zähre fliesst
    Und so kommt es , dass das Wasser in den Meeren salzig ist "


    Beste Grüße


    Stefan

    Einmal editiert, zuletzt von muschelschubser ()

  • Gut das wir uns streiten über das wichtige Thema.
    Mich ärgert es wie man hier über die sicher nicht perfekten cites Regelungen schreibt und damit so tut, als wäre ohne Regelungen alles besser... @Bernd das kann doch nicht dein Ernst sein? Denkst du das es keine Regelungen geben sollte?

    Nein, ich finde es nicht gut, wenn man sich hier offensichtlich nur um des Streites Willen streiten möchte.
    Auch habe ich nirgends geschrieben, dass es keine Cites-Regelung geben sollte. Da sollte man schon richtig lesen. Aufgezeigt habe ich, dass man auch genau das Gegenteil erreichen kann, wenn nicht alles richtig durchdacht wird. Aber dies scheint auch hier schwierig zu sein.

  • Hallo Johns,


    ich hatte mich selbst schon auf die Suche nach dem WWF-Artikel gemacht und ihn auch schon gefunden, die richtige Kombi von Suchworten halt. Wie Stefan schon schrieb, ein sehr sachlicher Artikel, der sich gegen die Auswüchse richtet und insgesamt die Riffaquaristik ziemlich ungeschoren lässt. Auch bei Greenpeace gab es da schon weit seltsamere Artikel.


    Cyanidfänge werden in der Tat erwähnt, die Frage ist wieder, wie verbreitet sind sie, wie gut belegt? Im Prinzip ist das ja ein Artikel, den jeder am Schreibtisch schreiben kann.


    Was ungeheuer interessant für uns wäre, wäre eine vergleichende Untersuchung, wie vergleichbar gelegene Riffe aussehen, die für die Riffaquaristik genutzt werden und solche, die z. B. wegen der Entfernung zu einer Exportstation, nicht für die Riffaquaristik genutzt werden.


    Anders als Stefan glaube ich, dass sich in China das Bild der Fischmärkte schnell ändern wird. Zum einen stellt sich mit Industrialisierung und Wohlstand ein anderes Bild vom Tier und ein anderes Verhältnis zum Tier ein. Zum anderen ist der chinesische Staat relativ rigoros, wenn er Gesetzte verletzt sieht. So gingen vor einiger Zeit Händler ins Gefängnis weil sie Steinkorallen verkauft haben.


    Was die Seepferdchen angeht, stellt sich die Frage, wo die herkommen. Wir wissen alle, dass Seepferdchen sogar relativ gut gezüchtet werden können. Viele kommerzielle Zuchteinrichtungen haben sich mittlerweile als Segen für den Artenschutz herausgestellt, Krokodilfarmen, Tridacna-Farmen etc.. Hier können schnell Reservoirs entstehen, die die natürliche Bestände mindestens unterstützen und abpuffern können, vielleicht sogar die natürlichen Bestände bei einigen seltenen Arten übersteigen. Krokoleder-Tasche oder -Schuhe, Tridacna-Sashimi oder getrocknete Seepferdchen müssen also kein Widerspruch zum Artenschutz sein.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hai


    Gerade bei Seepferdchen sind die Regelungen ein Witz.
    Drei tote Seepferdchen darf ich ohne Probleme besitzen, ein lebendes hingegen muss der zuständigen Behörde gemeldet werden. :confused_face:
    Ums mal überspitzt zu formulieren, um in die Legalität zu kommen, muss ich einen Mord begehen! :unamused_face:


    MfG Torsten

  • Also ich habe selbst live erlebt, wie der Zoll als "soft corals" deklarierte, extrem bunte, geschützte Steinkorallen am Frankfurter Flughafen einkassiert hat (der Importeur war ein bekannter deutscher Shop, welcher sich auf sehr farbige Steinkorallen spezialisiert hat) und dann bei meinem Kumpel an der Uni Gießen abgegeben hat.
    Das "tolle" daran ist, alle Arten standen auf der CITES Liste und dürfen demnach ohne Papiere nicht exportiert werden. Zurückschicken ging auch nicht, vernichten auch nicht, also bekam mein Kumpel die aufs Auge gedrückt.
    Die betreiben eine Forschungsanlage mit 9x 500L Becken + 2000 Liter Showbecken. Die Beschlagnahmung hat ein komplettes Becken vollgemacht, da waren unter anderem zwei Menschenkopfgroße Hirnkorallen dabei (Art weiß ich nicht mehr).
    Ein Teil der Korallen wurde ins Showbecken verfrachtet, der Rest muss solange gehälter werden bis die Korallen hinüber sind und dann müssen die Skelette an den Zoll übergeben werden.
    Die Korallen sind für die Forschung nicht zu gebrauchen, verbrauchen aber Strom, Nährstoffe und so weiter.
    Der Shop hat eine Strafe kassiert und macht genauso weiter wie vorher. Schon allein aus diesem Grunde ziehe ich Nachzuchten vor!
    (Mal abgesehen davon, dass ich aus moralischen Gründen keine Fische im Aquarium halte.)


    Viele Grüße,
    Rüdiger

  • Also offensichtlich alles in Ordnung.


    Gruß


    Bernd

    Moin,
    diese Aussage anhand eines Beispiels zu tätigen finde ich wiederum ziemlich blauäugig. Ich habe selbst mehrmals vorsätzlich falsch deklarierte Seepferdchen angeboten bekommen. Ich glaube auch, dass es hierbei eine nicht unerhebliche Dunkelziffer gibt. Auch die Herkunft der Importe lässt sich recht einfach verschleiern. Bei den Chamäleons hat der Exporteur eben eine pro forma Zuchtanlage, die im entsprechenden Land kein Mensch kontrolliert. Wenn doch, dann wechseln eben ein paar Dollar den Besitzer. Und schon können WF Tiere auf die NZ Quote gesetzt werden. Das merkt weder beim Export noch beim Import kein Mensch.

    " Und der Haifisch, der hat Tränen und die laufen vom Gesicht
    Doch der Haifisch lebt im Wasser so die Tränen sieht man nicht
    In der Tiefe ist es einsam und so manche Zähre fliesst
    Und so kommt es , dass das Wasser in den Meeren salzig ist "


    Beste Grüße


    Stefan

  • Hallo,


    im genannten Beispiel hat der Zoll jedenfalls die Falschdeklaration bemerkt, was für ein genaues Vorgehen spricht. Dass es auch immer wieder zu Verstößen und Betrügereien kommt, liegt in der Natur der Sache. Dies ist - leider - in allen Lebensbereichen so. Man kann aber nicht alles und jedes verhindern. Niemand wird das Autofahren verbieten, nur weil es ein paar Leute gibt, die ohne Führerschein fahren.
    Überzeugende Argumente gegen Wildfänge sehe ich darin jedenfalls nicht. Importe aus ausländischen Zuchtanlagen wird man wohl nicht auch verbieten wollen.


    Gruß


    Bernd

  • Hallo zusammen!


    Einfuhr und Handelsbeschränkungen sind eigentlich schon immer unterlaufen worden.
    Wenn auch nur partiell.
    Entweder von einzelnen Interessenverbaenden oder von ganzen Staaten bzw. Ländern.
    Ich kann mich noch gut an den damaligen Einfuhrstopp von Kaiserfischen erinnern.
    Deutschland verpflichtete sich streng. Ganz im Gegensatz zu Holland.
    Von dort wurden jene Aquarianer inoffiziell beliefert, die ihre Füsse nicht still halten konnten.
    Über die lokalen Händler lief nichts, doch die "fliegenden Holländer"
    versorgten unter dem Radar über Vorbestellung/Vorkasse ihre deutsche
    Klientel auf diversen deutschen Autobahnraststätten. Tauschgeschäft: Geld gegen Ware.
    Hunderte von Tüten wechselten jeden Monat auf diese Art und Weise den Besitzer.
    Die Szene war ausgetrocknet und jeder (Kaiser)fischliebhaber dürstete nach Nachschub.
    Die Einfuhr von Wildentnahmen ist zwar streng geregelt.
    Aber auch hier gibt es kriminelle Machenschaften, wie auch etliche verunfallte Einfuhren durch Lager- und Transportschäden (Flughafen, Hitze, Kaelte).
    Diese Art von Verlust bleibt in der Regel für den Endkunden unbemerkt.
    Absichtliche Betrügereien mit falscher Deklaration oder CITES kommen leider immer wieder vor.
    Weniger in den Geschäftsverbindungen des Grosshandels, als auf dem diffusen Gebiet des Direktimports.
    Geld setzt kriminelle Energie frei. Weder die Aquaristik noch die Terraristik ist davor gefeit.
    Eigentlich betrifft es den gesamten zoologischen Sektor mit Amphibien, Reptilien, Fische, Vögel etc.
    Beispiele von verdecktem Handel mit geschützten Tieren auf diversen Messen tauchen in den Medien in schöner Regelmässigkeit auf.
    Man kann diese Schwachstellen diskutieren, den Finger in die Wunde legen, oder Verstöße zur Anzeige bringen.
    Wir brauchen für dieses Thema einen nüchternen, normalen Blick.
    Allerdings wo Dreck liegt, muss gefegt werden!
    Sicherlich auch keine hysterische Bevormundung durch durchgeknallte Moralisten.
    Am wenigsten dient eine Blockwartmentalitaet.


    Gruß
    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Überzeugende Argumente gegen Wildfänge sehe ich darin jedenfalls nicht.

    … und die genannten Betrügereien werden damit auch nicht verhindert, eher noch gefördert. Wenn es ein gutes Motiv für die Umdeklaration von Wildfängen zu Nachzuchten gibt, dann doch wohl ein Verbot von Wildfängen.


    Viel eher kann man das Bewusstsein der Aquarianer verändern. Ich fand die Amphiprion-Auslesen anfangs ziemlich hässlich. Mittlerweile habe ich mich dran gewöhnt und ich finde einige Auslesen zumindest ganz interessant. Jedenfalls sind sie ein Beleg, dass da gezüchtete Fische im Aquarium schwimmen. Es gibt weitere Beispiele, gezielt gezüchtete Hybriden etc..


    Wenn man aber nur noch auf solche Züchtungen zurückgreift, geht sehr schnell der Hintergrund, der Kontakt zur Natur, verloren. Wen interessiert noch, wie die Stammform des Goldfisches oder des Koi aussah und wie sie lebte? Das Aquarium würde noch mehr zum einfachen, lebenden Bild und Vorzeigeobjekt. Biologisches Interesse würde kaum noch bedient.


    Außerdem, was bringt es?


    Grundlage für die "nur Nachzuchten"-Haltung ist ja der Glaube, wenn man keine Aquarientiere mehr den Riffen entnimmt, bricht in den Riffen das Paradies aus, und es kommt alles in Ordnung. Das wäre dann analog auch so, wenn man in der Landwirtschaft die Förderung von, sagen wir mal Energiemais, einstellt. Wenn also die eine Pflanze nicht mehr den finanziellen Ertrag bringt, bricht bei uns also die Natur los und alles wird gut?! Wohl kaum. Der Landwirt wird auf die nächst-ertragreichere Anbaufrucht umsteigen, was sonst? Exakt das würde auch in den Riffen kommen, und wenn sie als Steinbruch genutzt würden.


    Die Haltung "macht mit den Riffen, was ihr wollt, aber ohne mich" entspricht im Grunde der katholischen Schwangeren-Konfliktberatung: "Wir erteilen keinen Schein, lieber beraten wir überhaupt nicht." Wird die Welt dadurch besser? Nein, es wird nur weniger und vor allem weniger im Sinne der katholischen Kirche beraten. Das ist schlicht ein Sieg von Moralismus über Realismus und Pragmatismus. Mir persönlich ist diese Haltung fremd. Die Welt/die Menschheit ist wie sie ist, mach was draus!


    Grüße


    Hans-Werner

  • versorgten unter dem Radar über Vorbestellung/Vorkasse ihre deutsche
    Klientel auf diversen deutschen Autobahnraststätten. Tauschgeschäft: Geld gegen Ware.
    Hunderte von Tüten wechselten jeden Monat auf diese Art und Weise den Besitzer.
    Die Szene war ausgetrocknet und jeder (Kaiser)fischliebhaber dürstete nach Nachschub.

    Hallo Hajo,


    das ist damals bis nach Süddeutschland vorgedrungen, dass man so an Kaiserfische kommt.


    Mal ehrlich, es gibt immer diejenigen, die unbedingt das zum Vorzeigen oder auch nur für das Ego haben müssen, was selten und schwer zu bekommen ist. Wie groß ist heute noch der Markt für Pomacanthus-Arten, relativ, prozentual ...? Aber nicht, weil Gesetze irgend etwas bewirkt hätten.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Ja, Hans-Werner,
    die Jäger und Sammler gab es immer. Selten hat ein dickes Portemonne auch Sachverstand.
    In der Top Ten der damaligen Artenliste fanden sich die plakativen Arten, wie Kaiser- und Falter ganz weit oben. Das ist bedingt auch heute noch so.
    Fische der Liebe auf den zweiten Blick, ziemlich weit unten. :frowning_face:
    Die Fischhaltung in der Meeresaquaristik war nur solange populär, wie es keine haltbaren und vermehrungsfaehigen Korallen gab.
    Man kann jetzt weiter spekulieren, was das Verhalten der Leute geändert hat.
    Der Hype auf Korallen, hauptsächlich auf Acropora-Arten hatte den Run auf die Ware Fisch gedämpft.
    Ganz vorne dabei waren Kaiser- und Falterfische.
    Sie verschwanden eine zeitlang vollständig aus den Händlerbecken.
    Womöglich machte der Kunde den Kauf vom Fressverhalten der Arten abhängig.
    Man kann auch annehmen, dass die aufkommende Nano-Aquaristik mit den kleineren Beckengrößen der Pflege von z. B. Pomacanthus-Arten oder Doktorfischen im Weg stand.
    Das Interesse liess jedenfalls schlagartig nach.
    Wer mag schon angeknabberte Korallen?
    Leider war die Angst groesser, als der (Sach)Verstand. So ging auch das Angebot von weiteren Fischarten zurück, denen man zwar dieses Verhalten nachsagte, aber mangels Wissen nicht eindeutig zuordnen konnte.
    Vorsicht wurde zur Mutter der Porzellankiste.
    Vereinzelt sah man sie noch im Handel, jedoch nicht in der grossen Vielzahl vergangener Jahre.
    Bis auf die regelmäßig importierten Fische wurden auch sporadisch solche eingeführt, die manche nur vom Hörensagen kannten. Dann half eigentlich nur der Sachverstand des Haendlers weiter, denn die Informationen früherer Jahre waren versiegt.
    Woher sollten auch plötzlich die Informationen kommen?
    Schei..hausparolen verfestigen sich und trugen wahrlich nicht zur Aufklärung bei.


    In der Riffaquaristik haben aber beide Platz. Fisch, wie Koralle.
    Man muss in erster Linie den Fisch verstehen lernen, um dann die (passende) Koralle einsetzen.
    Nicht anders herum!
    Das klappt auch mit Kaiser- und einigen Falterfischen. Ausnahmen bestätigen die Regel.
    Solange man aber Doktorfische sieht, die aus Nahrungsmangel an Korallen knabbern, wird die Unvernunft Blüten treiben und falsche Schlussfolgerungen werden zu weiteren Missverstaendnissen führen.
    Zum Leid der Fische und letztendlich auch der Pfleger.
    Artenkenntnis führt mit Sicherheit zu einem besseren Verständnis des Zusammenlebens von Fisch und Koralle.
    Das sollte vorrangig unser aller Ziel sein.


    Gruß
    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Hallo Hajo,


    ein bisschen war es aber auch eine grundlegende Veränderung in der Ästhetik der Aquarien, oder? Ich erinnere mich da an "Fisch-Schaubecken" von Händlern, wo in 2500 l oder so eine ganze Reihe von Fischen von 20 bis 35 cm Länge von einer Ecke zur anderen und zurück schwamm, Korallenskelette als Deko. Die "Riffbecken" im Jura-Museum und anderen öffentlichen Aquarien sahen ja ursprünglich auch mal so aus.


    Im Endeffekt passte und passt ein Pomacanthus nicht gut in ein Riffaquarium zwischen 300 und 800 l mit eher filigranen Korallen, ob er die nun frisst oder nicht. :winking_face: :smiling_face: Ich glaube, so sehen aber die meisten Riffaquarien heute aus.


    Gruß


    Hans-Werner

  • hi,


    ja, gerade in hamm als in der hauptsache nachzuchtbörse wird immer auf den aufgriff weniger einzelfälle geschaut, dass unzählige nachzuchttiere ein neues zuhause finden ist da nicht einze zeile wert.


    so sind sie halt...


    bei dem kaiser- und falterverbot der 80er war m. e. der wohlklingende name und die grünen mit in der regierungsverantwortung das hüpfende komma.


    sie durften mal was in sachen "tierschutz" bestimmen.


    vielleicht war aber auch die überdurchschnittliche todesrate der oft futterspezialisten ausschlag gebend.


    weiss das nicht mehr im einzelnen.


    es wurde wieder gekippt, da nicht mit eu-recht vereinbar, meine ich.


    infolge der steinkorallenpflege liess die kaieserpflege stark nach, hajo erwähnte es schon.


    nicht nur wegen des fressverhaltens, sondern auch der produzierung von nährstoffen bei so nem kotlettgroßen tier.


    und ein wachsendes bewusstsein von "zu großer fisch in kleinen becken".


    leute wurden ja regelrecht gesteinigt, die den fehler begangen, ihren pygo in 400 liter zu zeigen.


    sozialer druck!


    ob prestigeobjekt - ?


    wer kohle hat kauft sich solche aus der portokasse - wer keine hat nennts protzen.


    in den 70gern hatte n kumpel ein plexiglsbecken 3,00 x 0,60 x 0,60 mit nem halben dutzend großkaisern oder mehr und anderen "beifischen" wie docs.


    der damalige zoodirektor des dortmunder tierparks war gast und bestaunte die "pracht" wohlwollend.


    hat sich doch seit dem viel positives getan, auch ohne verbote...

  • bei dem kaiser- und falterverbot der 80er war m. e. der wohlklingende name und die grünen mit in der regierungsverantwortung das hüpfende komma

    Hallo Joe,


    kann ja sein, dass Die Grünen für Dich an allem Schuld sind, aber was meinst Du mit "Regierungsverantwortung"? In Hessen? (1985 - 1987, Regierung Börner). :confused_face:


    Im Bund haben Die Grünen erst regiert, da war das Kaiserfischverbot längst durch den EU-Binnenmarkt gegenstandslos geworden. Was den Bund angeht, wirst Du Dir einen Konservativen (Regierung Kohl 1982 - 1998) suchen müssen, der den Fisch-Adel schützen wollte (auf die Bismarck-Heringe kam man scheinbar nicht). Kohl wurde im Bund erst 1998 von Rot-Grün abgelöst.


    Joe, Du bist ja wieder mal lustig!


    Gruß


    Hans-Werner

  • Im Bund haben Die Grünen erst regiert, da war das Kaiserfischverbot längst durch den EU-Binnenmarkt gegenstandslos geworden.

    Kann man davon ableiten, dass Kaiserfische etwas mit der Regierungsfähigkeit der Grünen zu tun haben? :grinning_squinting_face:


    Gruss
    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Hallo Joe,



    hätte fast geschworen, dass es aus der ecke kam.

    das Bewusstsein bestimmt die (Wahrnehmung der) Realität …! :grinning_squinting_face:


    Das Internet weiß vermutlich fast alles, man muss es nur finden.


    Das Bundesumweltministerium gibt es erst seit 1986 mit Walter Wallmann als erstem Bundesminister, bis er 1987 von Töpfer abgelöst wurde.


    Davor war der Artenschutz wohl beim Landwirtschaftsministerium mit Ignaz Kiechle als Minister ab 1983 bis 1993.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Die 80er sind ja nicht mehr der Maßstab..


    Herr Gott seid ihr alt :respekt: .. das ihr das noch wisst :rollen:

    Fast alle Kinder der 80er kennen noch Rosi's Telefonnummer! :aetsch:


    Gruss
    Hajo

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    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Die 80er sind lange vorbei......
    Nicht, dass die Community immer noch vergebens sucht:
    "Spider Murphy" ist nicht die neue Farbmorphe irgendeiner alten Spezies! :grinning_squinting_face:


    Gruss
    Hajo

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    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Ich denke eine Regelung möchte jeder, aber wer mag das sinnvoll ändern. Die Politik. Der Kunde. Der Großhandel ?

    Hoppla,


    Preußen marschiert wieder!


    Ich finde es immer kurios, wenn nach Reglementierung gerufen wird. :confused_face: Wir sind noch nicht genug reglementiert, also rufe man selbst nach mehr Fesselung und Knebelung. Sadomaso-Studio? :hose:


    Grüße


    Hans-Werner


  • also rufe man selbst nach mehr Fesselung und Knebelung. Sadomaso-Studio? :hose:

    Fifty Shades of Grey gibt es doch erst am Montag, an Fuehrer's Geburtstag! :loudly_crying_face:


    Gruss
    Hajo

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    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Ja, gute Regelungen will ich gerne! Ich glaube hier sind wir an einen Kern der Thematik gestoßen. Es ist für mich einfach zu 80er an sich selbst regulierende Märkte zu glauben! Wer will schon ernsthaft, dass ein ein entfesselter, kapitalistischer Markt den Umgang mit Fischen und Korallen aus absolut schützenswerten Riffen regelt?


    Come on...

  • Was macht den eigentlich das (ggf. Mit Cyanid gefangene) Riff Fischie in unserem Aquarium so viel schützenswerter als das gleiche (ggf. mit Dynamit Gefangene) Riff Fischie welches toterweise auf dem Markt vor Ort zum verspeisen verkauft wird?
    Warum ist das eine (oder auch mehrere ) Shrimp im Aquarium schützenswerter wie der Berg von Shrimps die noch immer zappelnd zum Verzehr auf den einheimischen Märkten angeboten werden?
    Was macht die paar Brocken Lebendgestein in unsren Aquarien um so viel schützenswerter wie die Haufen aus Riffgestein welche für den Hausbau vor Ort verwendet werden?
    Warum ist eine dem Riffdach entnommene Tridacna die ihre Restlebenszeit im Aquarium verbringt wertvoller wie die gleiche welche im einheimischen Kochtopf vor sich hinsimmert?
    Etc etc etc etc
    Das mit den Steinen hab ich schon weit vor meiner Aquarien Zeit in Sri Lanka gesehen und hatte darum auch noch (fast) nie Bedenken wegen Riffgestein im Aquarium.
    Das mit den anderen Tieren habe ich dann die letzten Jahre immer wieder mal gesehen und seither auch nur noch sehr wenig Bedenken bzgl. Riff Tieren im Aquarium. Eher im Gegenteil - den ich glaube nicht dass ein einzeln eingetütetes lebendes Fischie dem Fischer weniger Gewinn bringt wie ein totes Fischie auf dem Markt.
    Gemacht wird was Gewinn bringt. Und dann doch lieber lebende Viecher in unsren Aquarien als tote Viecher auf den Marktplätzen vor Ort. Lieber Tierentnahmen aus der Natur, welche nur Nachschub liefern kann wenn diese intakt ist.
    .
    Da kommt mir grad so ein Gedanke... wieviel mehr Brasilianischen Regenwald würde es noch mehr geben wenn eine Exoten Entnahme mehr Gewinn gebracht hätte wie der Sojabohnen Anbau.....

  • Da kommt mir grad so ein Gedanke... wieviel mehr Brasilianischen Regenwald würde es noch mehr geben wenn eine Exoten Entnahme mehr Gewinn gebracht hätte wie der Sojabohnen Anbau.....

    moin,


    ähnlich sehe ich das auch.


    wenn die "einheimischen" dafür von den staaten der "ersten" welt bezahlt werden, dass sie den regenwald "pflegen", ist das der beste schutz schlechthin.

  • moin,
    ähnlich sehe ich das auch.


    wenn die "einheimischen" dafür von den staaten der "ersten" welt bezahlt werden, dass sie den regenwald "pflegen", ist das der beste schutz schlechthin.

    Die größte Schwierigkeit der Welt besteht nicht darin, Leute zu bewegen, neue Ideen anzunehmen, sondern alte zu vergessen! (Lec)


    Gruss
    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • wenn die "einheimischen" dafür von den staaten der "ersten" welt bezahlt werden, dass sie den regenwald "pflegen", ist das der beste schutz schlechthin.

    :confused_face: Ohne Sojaimporte kommt die industrielle landwirtschaftliche Produktion in D praktisch zum Erliegen, egal ob Milch und Milchprodukte, Eier oder Fleisch. Diese Vorstellung ist Traumtänzerei und nicht von dieser Welt.


    Wenn ich mich gestern auf ZDF Info nicht verhört habe, plant China den Fleischkonsum zu halbieren, hierzulande echauffiert man sich über 1 (in Worten: einen!) Veggie-Day in Kantinen (und nur dort!). Dabei hält man sich hierzulande doch für sooo umweltfreundlich, Vorreiter und so, gell, Joe.


    Grüße


    Hans-Werner

  • :confused_face: Ohne Sojaimporte kommt die industrielle landwirtschaftliche Produktion in D praktisch zum Erliegen, egal ob Milch und Milchprodukte, Eier oder Fleisch. Diese Vorstellung ist Traumtänzerei und nicht von dieser Welt.

    moin hans-werner,


    nun, dann sind wir mit dir schon zwei traumtänzer.


    oder bist du doch eher der tänzer aus der fischbratküche :nauseated_face: ?


    wohl nicht!


    willst du jetzt das abholzen der regenwäder damit rechtfertigen, dass wir hier in d soja benötigen, um milch und fleisch produzieren zu können?


    hattest du nicht mal von systemwandel zur rettung des planeten gesprochen o. äh. getönt?


    träume ich jetzt wirklich, bin ich im richtigen film?


    weck mich bitte auf, lieber hans-werner :smiling_face_with_heart_eyes:


    mach meine heile welt kaputt :upside_down_face:


    :sleep:

  • Hallo,


    alles ist eine Frage von Angebot und Nachfrage. Würde das Angebot von billigem Soja sinken, dann würde sich die industrielle Landwirtschaft aus Kostengründen auch wieder anderweitig orientieren, die dann folgende Senkung der Nachfrage nach einiger Zeit auch das Angebot. Maßnahmen zur Beschränkung des Angebotes - beispielsweise höhere Einfuhrzölle - vielleicht aber auch verstärkter Sojaanbau im Inland - wären durchaus sinnvoll und möglich.
    Es sind immer wieder bestimmte Entwicklungen, die aus Kostengründen und Gewinnstreben problematische Entwicklungen in Gang setzen. Einen ähnlichen Verlauf haben wir ja auch beim Palmöl.


    Nun muss man allerdings eindeutig klar stellen, dass die Problematik der Vernichtung von Regenwäldern mit dem Fischfang für Aquarienzwecke absolut nicht vergleichbar ist. Wer behauptet, dieser würde zur Zerstörung der Riffe führen, der hat nun wirklich keine Ahnung von der Realität.


    Gruß


    Bernd

  • Ja und nein!


    Wenn man rechtzeitig eine nachhaltige Nutzung zulässt, hat man schonmal einen Nutzer und eine Nutzung und vielleicht sogar einen Besitzer.


    Es ist nun nicht anzunehmen, dass ein Schmetterlingszüchter seine Schmetterlingszucht aufgibt um auf gut Glück seine Lebensgrundlage zu roden und mit Soja anzufangen. Gegen eine Vernichtung seiner Lebensgrundlage und Nutzungsänderung wird er sich wehren. Soweit sollte man vielleicht Parallelen erkennen können.


    Beim Soja ist es leider so, dass Gen-Soja der wichtigste Exportartikel von Brasilien und Argentinien ist. Bei Brasilien kommt der derzeitige Präsident Bolsonaro noch erschwerend dazu. (Gen-)Soja ist ein Multi-Milliardengeschäft für Agro-Konzerne, für die Anbauländer und in Form der industriellen Landwirtschaft auch für Deutschland und andere Verbraucherländer. Das Geschäft ist so groß, dass keine private Organisation dagegen etwas unternehmen kann, nicht einmal gegen die weitere Expansion. D wird seine Landwirtschaft nicht aus dem Milliardengeschäft herausnehmen und noch weniger den Agro-Konzern Bayer, der Monsanto übernommen hat. Weitere Soja-Konzerne sitzen in den USA (Cargill), Niederlande (Louis Dreyfus Company) usw.. Wer sollte also die Entschädigung für den Schutz des Regenwaldes bezahlen? Die Sache ist so groß geworden, der Widerstand hinreichend schwach, dass es dafür zu spät ist. Die Aussichten auf ein Zurückfahren von Soja sind eher schwach bis bestenfalls mäßig.


    Ich sehe zwar derzeit nicht die unmittelbare Gefahr einer entsprechenden Nutzungsänderung bei den Riffen, aber weiß man's?


    Grüße


    Hans-Werner

  • Ja, was macht den Unterschied zwischen dem Fisch auf dem Teller des Einheimischen und dem Fisch in unserem Aquarium?


    Einiges würde ich sagen:
    1. Der erstere dient der Ernährung und damit den lebensnotwendigen Bedürfnissen von Menschen, der zweitere dient als Hobby und Sammelleidenschaft und damit dem Vergnügen.


    2. Der eine kommt vom Fischer, tot! auf den lokalen Markt und zum Kunden. Evtl. Vorher noch zum Zwischenhandel.
    Der andere kommt vom Fischer, zum Händler vor Ort, wird dort gehältert bis er im flugzeug um die halbe Welt fliegt, per lkw zum großhändler, dann zum Händler ins Becken und dann irgendwann zum Kunden. Alles lebend, wenn er es denn schafft. Ansonsten ab auf den Müll.


    3. Der erstere Fisch ist vielleicht "alternativlos" oder zumindest sehr schwierig zu ersetzen für die Menschen vor Ort. Der zweitere kann sehr häufig, lediglich für etwas mehr Geld (eines relativ reichen Menschen) und eine geringere Auswahl, durch einen nachgezüchteten Fisch ersetzt werden.


    Drei wie ich finde absolut gravierende Unterschiede. Hinzu kommt noch, dass wir mit dem Fisch auf dem Teller nichts zu tun haben, für den Fisch in unserem Aquarium und seine Herkunft aber verantwortlich sind.


    Und ich halte es für absurd zu glauben, dass durch den Kauf von Wildfängen Riffe geschützt werden. Die Riffe haben die Jahrhunderte ohne Aquaristik sehr gut überlebt. Die Einheimischen scheinen im Gegenteil gut mit ihnen umgegangen zu sein.


    Allerdings ist auch klar, dass der Fang von Aquarientieren jetzt nicht das größte Problem der Riffe ist. Aber man muss ja auch kein "kleineres" Problem ohne Not in einem angeschlagenen Lebensraum fördern.

  • Hallo Hans-Werner,


    ich bin da voll bei dir. Mein Ansatz (Zölle) war auch nur als theoretischer Denkansatz gemeint. Es ginge, wenn man wollte, aber das will in unserer Wirtschaft natürlich niemand ernsthaft.
    Ein kleiner Lichtblick, wenn auch bisher nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, ist das Aufkommen des Sojaanbaus auch bei uns, besonders hier in Baden-Württemberg. Der Ertrag soll recht gut sein, passt als Antwort auf die Klimaerwärmung, und als Leguminose wertet Soja sogar noch die Bodenqualität auf.


    Gruß


    Bernd

  • Folge: Das Interesse an der Erhaltung und dem Schutz der Gebiete ging verloren, weil damit kein wirtschaftlicher Ertrag mehr zu erzielen war. Die Kooperationen wurden geschlossen, der Schutz der Waldregionen nicht mehr überwacht, weite Gebiete inzwischen vollständig abgerodet und in Viehweiden verwandelt.


    zum Glück gibt es mittlerweile auch positive Beispiele, zumindest in Fernsehdokus, nach denen sich manche Regenwaldgebiete durch den Verkauf von frisch geschlüpften Schmetterlingen finanzieren. Es werden glaube ich die Raupen gesammelt und bis zu Verpuppung und Schlupf gepflegt. Das ist eigentlich ähnlich gelagert wie die Riffentnahmen.


    Was macht den eigentlich das (ggf. Mit Cyanid gefangene) Riff Fischie in unserem Aquarium so viel schützenswerter als das gleiche (ggf. mit Dynamit Gefangene) Riff Fischie welches toterweise auf dem Markt vor Ort zum verspeisen verkauft wird?


    ich glaube nicht dass ein einzeln eingetütetes lebendes Fischie dem Fischer weniger Gewinn bringt wie ein totes Fischie auf dem Markt.
    Gemacht wird was Gewinn bringt. Und dann doch lieber lebende Viecher in unsren Aquarien als tote Viecher auf den Marktplätzen vor Ort. Lieber Tierentnahmen aus der Natur, welche nur Nachschub liefern kann wenn diese intakt ist.

    Ich denke, in diesen Aussagen steckt ganz viel Wahrheit drin. Wenn es für die Leute vor Ort lohnenswert ist, intakte Riffe zu haben und sie vom Export gut leben können, dann haben viele etwas davon.


    Aktuell sind viele der Länder viel mehr von den Beschränkungen durch COVID19 betroffen als wir. Ich möchte aber einfach mal nur einen Satz zitieren:
    "Ein 5kg Sack Reis kostet € 2, mit einem Sack Reis kann sich eine Familie durchschnittlicher Größe 5 bis 7 Tage ernähren. Mit den bisher gespendeten € 1.000 können somit 500 Familien vor Ort fast eine Woche lang versorgt werden"


    Wenn ein großer Teil des Geldes für importierte Wildfänge wenigstens bei den Fischern ankommen würde, wäre vielen geholfen.
    Meine 5Ct.


    LG
    Daniel

  • Hallo,


    eigentlich waren diese Punkte schon in der Diskussion

    Ja, was macht den Unterschied zwischen dem Fisch auf dem Teller des Einheimischen und dem Fisch in unserem Aquarium?


    Einiges würde ich sagen:
    1. Der erstere dient der Ernährung und damit den lebensnotwendigen Bedürfnissen von Menschen, der zweitere dient als Hobby und Sammelleidenschaft und damit dem Vergnügen.

    Was Daniel über den Sack Reis schreibt: Die Fischer müssen den Fisch verkaufen, um sich überhaupt davon ernähren zu können. Sie können sich oft den Fisch, den sie selbst fangen, nicht leisten, ist übrigens teilweise auch in höher entwickelten Ländern bei gewissen Lebensmitteln so. Größere Fische kommen auf den internationalen Markt, nicht auf den Teller der Einheimischen.

    2. Der eine kommt vom Fischer, tot! auf den lokalen Markt und zum Kunden. Evtl. Vorher noch zum Zwischenhandel.
    Der andere kommt vom Fischer, zum Händler vor Ort, wird dort gehältert bis er im flugzeug um die halbe Welt fliegt, per lkw zum großhändler, dann zum Händler ins Becken und dann irgendwann zum Kunden. Alles lebend, wenn er es denn schafft. Ansonsten ab auf den Müll.

    Hatten wir auch schon, das ist eben Tierschutz, der ist von diese Diskussion weniger berührt. Allerdings kommen gezüchtete Süßwasser-Aquarienfische heutzutage nicht mehr überwiegend aus Tschechien oder anderen europäischen Ländern sondern aus SO-asiatischen Teichen, also ungefähr daher, wo unsere Meerwasserfische auch gefangen werden. Auch Amphiprion-Nachzuchten kommen aus Indonesien, wie oben schon angemerkt, allesamt wohl mit den gleichen Importsendungen, mit denen auch die Wildfänge kommen. Der Importeur fährt einmal zum Flughafen und hat dann Mw-Wildfänge, Mw-Nachzuchten und Sw-Nachzuchten im Transporter.

    3. Der erstere Fisch ist vielleicht "alternativlos" oder zumindest sehr schwierig zu ersetzen für die Menschen vor Ort. Der zweitere kann sehr häufig, lediglich für etwas mehr Geld (eines relativ reichen Menschen) und eine geringere Auswahl, durch einen nachgezüchteten Fisch ersetzt werden.

    Siehe oben, der Einheimische isst gebratenen Reis mit Ei, einmal oder zweimal die Woche mit Hühnchen oder vielleicht kleineren Fischen. Der erstere Fisch kostet dem Riff viel mehr an Biomasse und bringt dem Einheimischen relativ weniger Geld.

    Drei wie ich finde absolut gravierende Unterschiede. Hinzu kommt noch, dass wir mit dem Fisch auf dem Teller nichts zu tun haben, für den Fisch in unserem Aquarium und seine Herkunft aber verantwortlich sind.

    Siehe "Haltung katholische Kirche zur Schwangeren-Konfliktberatung", "Hauptsache, wir haben nichts damit zu tun", bequeme, moralistische Haltung, braucht man sich keine Gedanken mehr zu machen.

    Und ich halte es für absurd zu glauben, dass durch den Kauf von Wildfängen Riffe geschützt werden. Die Riffe haben die Jahrhunderte ohne Aquaristik sehr gut überlebt. Die Einheimischen scheinen im Gegenteil gut mit ihnen umgegangen zu sein.

    Die Regenwälder haben auch die Jahrtausende überlebt, der besonders artenreiche Atlantische Regenwald in Brasilien, der "Mata Atlantica", ist schon zu über 90 % weg, wenn man über den südlichen Amazonas-Regenwald fliegt, sieht man es immer und überall rauchen. Das sind die Gebiete, wo sich Soja in den Regenwald hineinfrisst. Hat es ihnen also genutzt?


    Die Welt ändert sich. Jeder will/braucht Geld, das Leben wird teurer, die Möglichkeiten Geld auszugeben vielfältiger, erst das Moped, dann das kleine Transportgefährt, dann der Pickup … Die Menschen wollen auch in Indonesien so leben wie wir, unser schlechtes Vorbild ...


    Wir diskutieren das Thema Riffe und Riffschutz nicht zum allerersten Mal. Es gibt keine einfache Lösung. Insbesondere sind die naheliegendsten Gedanken und Ideen nicht immer die besten weil oft nicht zu Ende gedacht.


    Gruß


    Hans-Werner


    P. S.: Etwas Positives möchte ich aber doch stark hervorheben: Es macht absolut Sinn, bei sich selbst anzufangen, "ich kaufe vermehrt oder nur noch Nachzuchten", beim Soja ist es genau das Gleiche, "ich esse weniger tierische Lebensmittel", "ich kaufe weniger/keine Produkte der industriellen Landwirtschaft mehr". Nur so macht man einen Anfang. Nicht auf andere oder die Politik verlassen! Das ist genau richtig, das ist wirklich gut! Man sollte sich keine zu großen Illusionen über das Erreichbare machen, einfach anfangen ... :thumbs_up:

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